Literaturgefluester

2015-05-26

Entladende Familiengeheimnisse

Jetzt gehts nach zwei Wochen  Pause wieder mit den Veranstaltungen los, denn vor zwei Wochen, hatte ich um sechs eine Stunde und wäre dann zu spät in die „Alte Schmiede“ gekommen und am vorigen Donnerstag, wo ich ebenfalls eine  hatte, bin ich zwar hin, weil dort um zwanzig Uhr Helmuth Schönauer lesen hätte sollen. Leider war aber er oder Markus Köhle, der Moderator erkrankt und am Mittwoch, als wir um neun Uhr Abends in Meidling ausgestiegen sind, gab es sowohl im Literaturmuseum das Schreibgespräch zwischen Marie Therese Kerschbaumer und Clemens Berger und dann noch den Tag der „Freiheit des Wortes“, für beides war es aber schon zuspät, so ging es heute zur der Präsentation der Literaturzeitschrift „Entladungen“, die die „AGA – Arbeitsgemeinschaft Autorinnen“, die Elfriede Haslehner vor zig Jahren in der VHS Ottakring gründete und dann an Barbara Neuwirth weitergegeben hat, herausgibt. Das letzte Jahr war ich schon bei den „Entladungen der Sterne“ im Dachgeschoß der Urania, diesmal ging es um die Familiengeheimnisse, ich habe die Hilde Langthaler getroffen und die Frau, die den Tagebuchtag organisiert und Barbara Neuwirth hat wieder eingeleitet und ein bißchen was zu dem Heft erzählt. Das Thema wird offenbar gemeinsam ausgewählt und dann schreiben die Autorinnen, die sich monatlich, glaube ich in der VHS treffen, um ihre Texte zu besprechen, keine Schreibübungen zu machen, wie Barbara Neuwirth betonte und die Veranstaltung Schreibsalon nannte, ihre Prosa oder Lyrik dazu und bei Familiengeheimnisse kann es um Kuckuckskinder, die schiefe Bahn eines Familienmitglied oder auch über die Nazi-Vergangenheit gehen und dann begann sie, den Text der zweiundneunzigjährigen Maria Kohlbeck, die sich krankheitshalber entschuldigen ließ und deren Texte, wie Barbara Neuwirth betonte, so anders, wie die der anderen wären. Ich habe ihn sehr interessant gefunden, die Geschichte von der Frau, die sich bei ihrer Hochzeit kurz nach dem Krieg ärgert, daß ihr die  Schwiegermutter die Hochzeitsfotos verbietet. Ihre anderen Kinder hätten auch keine gehabt. Lange danach kommt sie bei einer anderen Hochzeit darauf, daß der Grund dafür der Stahlhelm war, der neben der damiligen Braut anstelle des Bräutigams auf dem Sessel saß.2 Dann begann die Autorinnenrunde mit der Ärztin, der „Lise-Meitner-Preisträgerin und GAV-Mitglied Monika Vasik. Sie las Gedichte und Radegund Hains Geheimnisse bewegten sich um die „Altlasten“ einer arisierten Villa, während Josefa Mayer-Proidl, die immer weit angereist zu den Arbeitsgemeinschaftstreffen kommt und  sehr gutes Käsegebäck mitbrachte, schloß sich in ihrer stark verkürzten Geschichte dem Thema an, in dem sie von einem Cezanne erzählte, der einmal im Elternhaus der Protagonistin hing, aber eigentlich der Großmutter ihres inzwischen nach Amerika emigrierten oder auch schon dort geborenen Liebsten gehörte. Julia Lajta-Novak las. wenn ich mich nicht irrte, etwas von den Mendelschen Gesetzen und Eva Holzmairs Geschichte war sehr interessant. Da traf sich die Familie nach dem Tod der Großmutter, um sich die Verlassenschaft der Großmutter zu teilen, während Ilse Krüger-Skelenika in ihrer Geschichte ihren Vater sucht, denn den hat die Mutter der Tochter nicht verraten. Sascha Wittmann, die, glaube ich, selbe Schreibtrainerin ist, begann dann damit, daß es in ihrem Leben keine Geheimnisse mehr gäbe, denn die wären alle schon durch einen Prozeß veröffentlicht worden und begann von der trinkenden Mutter, der Supermarktverkäuferin und dem arbeitslosen „Onkel“ zu erzählen, der bei der Mutter wohnt und von ihrer Armut, so daß sie sich das Geld für das „Bravo“, das sie sich in ihrer Clique immer kaufen, klauen muß, der „Onkel“ erwischt sie dabei, vergewaltigt sie dafür, sie wird schwanger, kommt ins Heim, weil sie erst zwölf ist, die Mutter später in ein Altenheim und dann erbt sie noch eine Wohnung von einem Großvater, den sie eigentlich schon lange für tot gehalten hat. Brutal, wie das  Leben heute sein kann oder es auch in der Zeit war, als Egon Erwin Kisch in seinem „Jahrmarkt der Sensationen“ von den Vergewaltigten Dienstmädchen schrieb. Damals waren es die Dienstherren, heute die Liebhaber der Mutter und die Geheimnisse werden oft auch noch öffentlich gemacht. Die pensionierte Ärztin Inga Wißgott, die bei den Ärzten ohne Grenzen gearbeitet hat und die ich schon einmal bei „Rund um die Burg“ und bei den vorigen Entladungen, wie auch die meisten der anderen Autorinnen hörte, erzählte von dem Geheimnis einer Jugendfreundin, die ihren Großmüttern eine Matura vorgaukelte, während sie die Klasse wiederholen mußte. Sie wollte sie zwar nachholen, aber da war sie schon schwanger und nach ihrem Tod, kommen die Kinder zu ihr und sind empört, weil sie nichts davon wußten. Dazwischen kamen noch Gedichte von Monika Vasik  und Christa  Kortners „Kränkung“, die Geschichte einer Gerti, die nie geheiratet hat, weil ihr ihre Schwester erzählte, daß sie mit offenen Augen schlafen würde. Als alte Frau wird sie aufgeklärt, daß das nicht stimmt und fängt zu weinen an und Barbara Neuwirth fügte noch die kleinen Geheimnisse der Maria Kohlbeck an, wo Vater und Tochter, der Mutter, wenn sie verreist sind, nicht erzählen, daß sie nicht täglich Staub gewischt und Geschirr abgewaschen haben. Ja so kann es sein mit den kleinen und den großen Familiengeschichten, die heute bloß gelegt wurden, das Heft gabs nachher zu kaufen, Christa Kern, die heuer nicht gelesen hat, stand am Büchertisch, es gab Saft und, wie schon erwähnt Käse und anderes Knabbergebäck, interessante Gespräche und eine Menge interessanter Texte von interessanten Autorinnen. JuSophie, die ich das letzte Jahr getroffen habe, war heuer auch nicht dabei.

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