Der Alfred schenkt mir ja immer vor den Reisen literarische Reiseführer und so ist schon länger „Die Gebrauchsanweisung für Kroatien“ von Jagoda Marinic zu mir gekommen, die ich aber, wie ich das immer tue, erst auf der Reisen gelesen habe und diesmal war das auch ein bißchen komplizierter.
Denn wir sind am ersten Reisetag nur bis Leibnitz gekommen und dort ein Buch über Kroatien lesen, wenn man noch keine Ahnung vom wie, wo und warum hat, ist vielleicht ein bißchen schiweirig, habe ich mir gedacht und hatte auch gleich eine Alternative im Gepäck beziehunsweise ins Hotelzimmer mitgenommen, denn den Namen Jagoda Marinic, kenne ich, hat doch, die 1977 in Waiblingen geborene Autorin, 2007 beim Bachmannpreis gelesen und ihr erstes Buch, den Geschichtenband „Eigentlich ein Heiratsantrag“ habe ich mir einmal bei einem „Buchlandungs-Abverkauf“ um einen Euro gekauft.
So habe ich die ersten drei Geschichten daraus in Leibnitz gelesen und mit dem Lesen der „Gebrauchsanweisung“, einen Tag später begonnen. Dann aber, als ich gerade bei der Bechreibung von Zagreb war, an dem wir an der Autobahn oder Autoput, wie Jagoda Marinic schreibt, nur vorübergefahren sind, waren wir schon in Montenegro und da erschien mir eine Beschreibungvon Zagreb durch das ich gar nicht gekommen bin, nicht sehr passend, so habe ich unterbrochen, Bora Cosic und dann ein Stücken in dem „Mimikry-Buch“ weitergelesen und erst wieder in Dubrovnic nach dem Buch gegriffen.
Jagoda Marinic, die die Tochter von dalmatinischen Eltern ist, die aus einem kleinen Dorf an der Küste kommen und ihre Sommer, wie in dem Buch steht, als Kind jedes Jahr dort verbrachte, hat eine frische, fast schnippische Sprache und mit der zappt sie durch das Buch und erzählt Geschichten über das Land und gibt Gebrauchsanweisungen für den Urlaub, beziehungsweise erzählt sie auch sehr viel von dem, was ein normaler, nicht kroatisch sprechender Tourist, wahrscheinlich nicht erfahren und sehen wird.
Und so habe ich das Buch, als Touristin auf dem Campingplatz, die in Englisch oder Deutsch, ihren Fisch oder ihre Cevapcici, die in kroatien, wie Jagoda Marninic erzählt, Cevape heißen, bestellt, auch als sehr interessant gefunden, die etwas schnippische Art ist mir zwar manchmal auf die Nerven gegangen, aber jetzt weiß ich mit Sicherheit mehr über das Land, als ich ohne die „Gebrauchsanweisung“ wüßte.
Das Buch beginnt, wie auch die Reise, mit der Autobahn, hier erzählt Jagoda Marinic, deren Vorname auf Kroatisch Erdbeere heißt, von ihrer Kinheit, beziehungsweise den Eltern ihrer deutschen Freunde, die sich durch sie immer an das Erdbeereis erinnerten, das sie auf ihren meist frisch verliebten Kroatienreisen verzehrten und die „Svabo-Jugo-Jugendliche“ ist mit ihren Eltern jedes Jahr mit einem vollbepackten Auto in das dalmatinische Dorf zu den Verwandten gefahren, wo es dann meistens Streit gab, denn in das Auot passte nur eine Packung „Pampers“, die sehr begehrt waren, gab es in dem Dorf damals noch keine Wegwerfwindeln. So war immer eine der Tanten beleidgt. Die Kinder, die dicker, als die dalatinischen Verwandten waren, hat das aber nicht gestört, auch nicht, daß sie „Dickerchen“ gerfufen wurden. Sie spielten miteinander und Jagoda wurde ausgebessert, wenn sie das altmodische Kroatisch ihrer Eltern sprach. Verwndete sie dann die neuen Wörter in deutschland, besserten sie wieder die Gastarbeiter aus.
Ja so ist das mit den Veränderungen, das hat mir schon einmal Illir Ferrir bei einem „Dialekt Poetry Workshop“ erzählt und Jagoda, die als Kind Jaga gerufen wurde, was Hexe oder alte Frau, Baba Jaga, bedeutet, studierte später in Zagreb. So erzählt sie auch sehr ausführlich von der Stadt, die ich auf dieser Reise nicht gesehen habe und gibt dann den Küsten-Reisenden Rat, nicht nur die „Autoput“ entlangzufahren, sondern auch auf der Küstenstraße, weil dort die zahnlosen alten Frauen, mit den schwarzen Kleidern am Straßenrand sitzen und irgendetwas verkaufen, die man unbedingt kennenlernen sollte.
Der Kroatien-Tourist macht dann meistens Bekanntschaft mit den Zimmervermittern und die Kroaten an der Küsten leben von ihren Appartmanis. So gibt Jagoda Marinic auch gleich eine Einführung in die Typologie der Zimmervermieter, erzählt weiter von der kroatischen Seele und der Herzlichkeit der Kroaten, die natürlich nicht der Balkan sind und auch nicht dort wohnen, denn der Balkan beginnt immer erst ein Land später, als dort, wo man wohnt und ich hätte gedacht, das wäre der Name eines Gebirges?
Oder nein, stimmt nicht, denn als ich Schülerin der Straßergasse war, machten wir eine Excursion in die Firma Henkel und dort erklärte uns eine freundliche Dame, daß wenn man nicht „Persil“ verwendet, die Leute glauben würden, daß der Balkan auf der Simmeringer Hauptstraße begänne und die Kroaten, schreibt Jagoda Marinic, sind sehr freundlich und sehr herzlich, was ich bestätigen kann und erzählt dann von einem Problem, das der Alfred in Pula tatsächlich hatte.
Nämlich kein Geld für den Parkautomaten, wenn man dann den Fehler macht, in einem Geschäft wechseln zu wollen, wird das nicht gehen, denn die Kroaten sind kein Wechselinstitut, wenn man aber einen Kaffee bestellt oder eine Zeitung kauft, bekommt man das benötigte Kleingeld und die Leute sind wieder sehr freundlich zu dir.
Etwas gibt es aber, was Jagoda Marinic nicht leiden kann und das ist das Camping. Sie hat zwar ein paarmal mit ihrer Familie und einmal mit einer Freundin einen solchen Urlaub gemacht, aber das war ein Reinfall, denn einmal lag das Zelt zu nahe an der Disco, das zweite Mal fing es, als es endlich aufgestellt war, zu regnen an und dann machte sie noch ihre Erfahrungen mit den deutschen Urlaubern, die einen Stoß Chitlits oder Krimis, also keine hochwertige Literatur, wie die, die beispielsweise Hexchen Erdbeere schreibt, lesen und so ihre Tage am Strand ohne miteinander zu reden, verbringen, was Jagoda Marinic nicht verstehen kann und da sie keinen Campingurlaub mehr macht, hat sie mich mit ihrer „Gebrauchsanweisung“ und ihren Geschichten dort nicht sehen können, aber das ist schon eine andere Geschichte, über die ich eigentlich eine eigene Glosse schreiben, bziehungsweise in meinem neuen Roman verwenden wollte.
Also zurück nach Kroatien und da springt Jagoda Marinic auch von Kapitel zu Kapitel oder von Ort zu Ort, nachdem sie eine allgemeine Einführung in das Wesen der Kroaten gegeben hat.
Sie erzählt, was die Krawatte mit Koratien zu tun hat und warum alle Zagreber Männer angeblich immer eine solche tragen, erzählt dann von Motovun, dem Zauberberg, von dem sie ihren Lesern eigentlich nichts erzählen wollte, schreibt von der istrischen Toskana und gibt den Rat sich in Opatija auf eine der Hotelterassen zu setzen und dort Kaffee und Kuchen zu bestellen.
Von der Meeresorgel in Zadar, der „morske orgulje“ erzählt sie und von Porec und Rovinji, Orte an denen wir gewesen sind und tut das oft in sehr kurzen Kapiteln, was wieder die Frage aufwirft, wann man das Buch jetzt lesen soll? Vor, während oder nach der Reise?
Eine eindeutige Antwort wird es wohl nicht geben. Liest man es stattdessen hat man wahrscheinlich einen ungefähren Eindruck von dem Land am Meer, das einmal ein Teil Jugoslawiens war, bekommen.
Liest man es während der Reise, tut man sich wahrscheinlich schwer, weil Jagoda Marinic nicht wirklich viel von Split, Dubrovnic, etcetera erzählt und dann der eine Ort am Anfang, der andere in der Mitte des Buches beeschrieben wird, so daß man wahrscheinlich, wie ich das Lesen unterbrechen muß oder wenn man in der bewußten Stadt angekommen ist, das Kapitel wiederholen sollte.
Aber spannend die Eindrücke von einer kroatisch sprechenden Kennerin serviert zu bekommen und „Eigentlich ein Heiratsantrag“ habe ich, als ich mit den „Gebrauchsanweisungen“ und den „Lesereisen“ fertig war, im Hotel Kastel in Motovun, zu Ende gelesen,denn das war ein Ort, den der Alfred ausgesucht und gebucht hat und weil er dort schon im September mit dem Karl gewese ist, hat ihn Jagoda Marinic nicht auf die Idee zu ihren Geheimtip gebracht.
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