Passend zu unserer Bodensee-Radumrundung und als Beitrag zur Vorarlberger Literatur, kommt jetzt Margit Heumanns „kurzer Krimi“, den sie mir freundlicherweise zuschickte, nachdem ich sie in der „Alten Schmieden“ beim „Lichterloh-Lyrikfestival“ getroffen habe, denn die 1949 geborene ist ja in Vorarlberg aufgewachsen, obwohl sie, glaube ich, in Wien lebt, denn da treffe ich sie gelegentlich bei Literaturveranstaltungen.
Bei den „Texthobeln“ hat sie glaube ich, auch einmal gelesen, Pferdebücher herausgegeben und jetzt in der „Schundheftreihe“ der „Unartproduktion“ einen Kurzkrimi herausgegeben.
Es ist schon der fünfzehnte, der in dieser Reihe erschienen ist.
Die „Schundhefte kurz klein billig aktuell kult.urig nachhaltig literarisch informativ“ steht auch auf den Heftchenrücken des A6 Kleinformats, in dem schon Krimis von Christian Futscher, Kurt Bracharz, Joe Gmeiner, Petra Nachbaur und anderer erschienen sind.
Die Reihe ist eben vorarberglastig, klein, aber trotz des Dünndrucks graphisch schön, wenn auch etwas verwirrend gestaltet, denn da gibt es immer wieder querliegende Textpassagen, auf denen Wohnwägen und anderes zu sehen sind und offenbar mit Margit Heumanns Text nicht soviel zu tun haben, obwohl dort ein Wohnwagen eine große Rolle spielt.
Denn Paul ist ein Vorarlberger Künstler, „kein notorischer Neinsager“, schreibt Margit Heumann in ihrem Anfangssatz, der mit seiner Kätzin Emma auf Campingurlaub in die Toskana fährt.
Sie will dorthin, er würde sich in seiner Vorarlberger-Künstlerwohnung viel wohler fühlen, da er aber nicht nein sagen kann oder sie alles organisiert, fahren sie hin und dann ist er unzufrieden.
Denn es regnet ständig, die ideale Campiingzeit scheint es auch nicht zu sein, so gibt es nur ein paar anderer Camper auf dem Platz, aber einen Nachbarn dicht an dicht. Der ist ein Rentner, steht um sieben auf, fängt an zu kochen, macht Lärm, während die Nachtmenschen Paul und Emma erst um vier schlafen gehen.
Das macht Mordgedanken und da kann ich bei der metaphernreichen Geschichte, Margit Heumann scheint eine Metaphernmeisterin zu sein, gleich anmerken, daß da die „Mordsstimmung gleich bildhaft erzeugt wird, obwohl in dem Schundheftel ja eigentlich gar nicht so viel passiert.
Aber „der See hat gleich ein dunkles Geheimnis“ und in der Enge des Wohnwagens haut Pauls sich gleich überall an. So treibt es ihn hinaus auf den Platz, wo der Nachbar fröhlich sitzt und von seinen Kloproblemen spricht. Er muß nämlich nachtsauf die Toilettenanlage und da kommen schon die Mordgelüste, denn der freundliche Nachbar, lädt den Paul auf ein Mittagessen mit Speckknödel ein und die kann der gute Mann so gar nicht ausstehen, hat geradezu ein Speckknödeltrauma.
So flüchtet er mit seiner Emma in ein italienisches Restaurant und hat sogar das Glück, daß die Katzen den Speck aus den Knödel stehlen, aber die Mordgedanken sind schon geschmidet. Paul schlecht dem Nachbar nachts auf den Klogang nach, obwohl er den auch nicht ausstehen kann, sperrt die Klotür zu und dann ab ins schöne bequeme Bahnhofsklo der Stadt, denn das Schicksal rächt sich, die Gedärme winden sich und die Kätzin Emma ruft auch noch an, hat genug vom Campingurlaub und will in ein Hotel übersiedeln.
So weit, so kurz und viel mehr ist gar nicht passiert, aber wie gesagt, die drastischen Metaphern versetzen einen in die schönste Krimistimmung und so wird die Kloanlage auch entsprechend schaudrig beschrieben:
„Der Ort für grausame Schandtaten, brutale Morde, die Todesschreie vervielfacht dacht das Echo, Blutlachen, Blutflecken, Blutspritzer pbeall, schreicklich“.
Es kommen aber auch noch andere Metapher beziehungsweise Sprichwörter vor, die zum Teil schon ziemlich abgelustscht sind, wie das von dem „Teufel und dem Weihwasser“, zum Teil aber originell und immer deutlich gründlich und klar ausgedrückt, wie das titel gebende „Wo er recht hat hat er recht“.
Margit Heumann scheint da eine sehr pointierte Sprache zu haben und so kann ich die „Schundheft-Reihe“ eine Entdeckung für mich, nur empfehlen und darauf hinweisen, daß der Verlag noch andere Publikationen hat, auf die auch genau hingewiesen wird und auf eine „Schundheftparty“ gibt es am sechszehnten Juni um zwanzig Uhr im Gasthaus Lechner in der Wilhelm-Exner-Gasse achtundzwanzig, im neunten Bezirk auch, wo Margit Heumann lesen wird und man sich sicher mit den „Schundheften“, die man, glaube ich, auch im Abonnement zu beziehen sind, eindecken kann.