Literaturgefluester

Sie sagt, er sagt

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Jetzt kommt das letzte Buch aus der „Frauentag-Schwerpunktreihe“ und es ist eines, sehr passend über die „Liebe“, die  auch auf der Donnerstagsdemo am Valentinstag sehr gefeiert wurde.

„Gespräche über die Liebe“, die in Wien lebende Journalistin Yvonne  Widler, nennt es kein „Ratgeberbuch“ und Maxie Wander hat in der DDR vor Jahrzehnten mit „Guten Morgen du Schöne“, wohl etwas Ähnliches begonnen, Nadine Kegele es in „Lieben muß man unfrisiert“ fortgesetzt und Yvonne Widler hat sich auch mit Experten und Expertinnen, Beziehungscoaches, Therapeuten, Scheidungsanwälten und natürlich  Männern und Frauen über dieses Thema unterhalten und es in vier Expertenrunden  beschrieben, um herauszufinden, was das perfekte Rezept für ein länger anhaltendes Miteinander in Zeiten, wo jede zweite Ehe geschieden wird und man nicht sehr lange, weil die Ansprüche ja sehr sehr hoch geworden und man finanzieller auch unabhänger ist, um eine schlechte Ehe auszuhalten, zusammenbleiben muß, eigentlich ist.

Da gäbe es ja die schon bekannte Erkenntnisse, daß die Beziehungen halten, wo jeder unabhängig ist und seine eigene Interessen und Freundeskreis hat.

In Zeiten, wo ja schon unzählige Ratgeberbücher, die Regale und Bibliotheken füllen, muß das natürlich moderner und auch wieder in unverständlchen Englisch ausgedrückt werden, aber interessant ist natürlich, was die Paare dazu sagen und, wie sie ihr Leben und ihr Lieben miteinander beschreiben.

So erzählt ein Scheidungsanwalt warum er seinen Kindern raten würde, zu heiraten und ein sehr erfolgreicher, sehr selbstbewußter Beziehungscoach empfängt Yvonne Widler in seiner schmucken Villa am westlichen Strandrand und stellt ihr überraschende Fragen und zur Idee des Buches ist es in Madeira gekommen, wo in ihrem Hotels viele alten Paare Urlaub machten und sie ihr Umgehen miteinander beobachten konnte.

Im Kapitel „Von Höhen und Tiefen“ werden unter anderem sowohl ein lesbisches als auch ein schwules Paar interviewt. Dann teilt eine Paartherapeutin, die Viktor Frankl erwähnt, ihre Erfahrungen mit den Paarbeziehungen mit und erzählt am Schluß eine Anekdote, daß eine alte Frau, die fast ihr ganzes Leben mit einem Mann verheiratet war, nach dessen Tod, einen Achtzigjährigen kennenlernte, von dem sie dann sagte, daß er die „Große Liebe ihres Lebens war!“

Soetwas gibt es auch, obwohl ich mir das für mich nicht vorstellen kann und das nächste Kapitel ist auch dem „Gemeinsam alt werden“ gewidmet, wobei hier seltsamerweise, neben zwei älten Paaren, die schon das Pflegeheim berwohnen, auch jüngere Leute zu Wort kommen.

Dann geht es zu einer „Paarship-Psychologin“, die für ihre Bezahlplattform einen Test ausführt und darauf schaut, daß, die einander vorgestellt werdenden Paare zwar gut, aber nicht zu gut zusammenpassen, denn, „Wenn zwei Menschen in 100 Prozent ineinander verzahnt sind, gibt es nichts mehr zu verhandeln.“

Beispiele für Paare auf der Suche im Netz und per Kontaktanzeige, mit der ich über den „Falter“, ja vor fast vierzig Jahren auch den Alfred kennenlernte, gibt es auch und da wird von der „Dating-Oma“ berichtet, die sich mit ihren Herren zuerst mit langen blonden, später mit grauen Haaren immer in der Autobahnraststätte St. Pölten trifft und, daß die Damen und Herren im höheren Alter auch überspitzte Ansprüche haben, merkt man am achtundsiebzigjährigen Otto, der einmal zu einer Dame sagte: „Wir beide trinken den Kaffe noch aus und dann gehen wir. Ich finde das nämlich sehr unverschämt von Ihnen, dass Sie mit dem Rollator kommen.“

Das finde ich von dem lieben Otto eigentlich auch und das nicht nur, weil ich momenatan auch Krücken im Zimmer stehen habe, aber so sind die Menschen  und zum Schluß kommt noch einmal eine Expertin, nämlich die Evolutionsbiologin Elisabeth Oberzaucher, die  auch bei den „Science Busters“ tätig ist und  etwas über „Monogamie“, die Yvonne Widler, glaube ich, nicht für zwingend hält, „Polygynie“ und „Polyandrie“ erklärt.

Ein interessantes Buch, würde ich sagen, über die verschiedenen Formen der Paarbeziehungen, der Hoffnungen und Wünsche darum herum, zu lesen, obwohl auch hier jeder seine Erfahrungen selber machen muß und ich, wie schon erwähnt, inzwischen auch schon in einer recht stabilen Langzeitbeziehung lebe, also irgendwie wissen muß, wie das geht.

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