Die „Alte Schmiede“ hat ein neues Format „StreitBar“, wo Johanna Öttl mit Magdalena Stieb vom „Literaturforum Leselampe“ drei Autoren einladen zu einem Thema einen Essay zu schreiben, die dann immer paarweise in Wien und Salzburg miteinander darüber diskutieren oder wie der Titel sagt, sich zerstreiten sollen.
Der Lesetisch fehlte, dafür waren ein paar Hocker und ein ein paar runde Tische aufgestellt, offenbar, um die Barathmosphäre herzustellen und Magdalena Stieb hielt zu Beginn einen Einführungsvortrag in dem sie offenbar das Format erklärte.
Daniel Wissers, einer der Eingeladenen, der auch nach Salzburg fährt, um dort mit Tanja Paar zu diskutieren, -Essay ist schon im „Spektrum“ in der Presse erschienen , lag aber nicht auf, so daß die Zuhörer, was vielleicht ein wenig schwierig war, keine Ahnung hatten, was er dazu meinte.
Rosemarie Poiarkovs Essay, seine Wien Partners wird im „Hammer“ erscheinen, also auch noch keine ahnung, aber es gibt ja die Bücher der zwei Autoren, nämlich Daniel Wissers „Konigin der Berge“ mit dem er den letzten „österreichischen Buchpreis“ gewonnen hat und Rosemarie Poiarkovs „Aussichten sind überschätzt“ und Johanna Öttl dsikutierte dann mit den Autoren zu dem Thema von dem mir nach und nach klar wurde, was mit der „Empathie“ oder der „Einfühlung“ beim Schreiben gemeint sein konnte oder auch nicht, denn eigentlich ist es ja ganz klar, daß man beim Schreiben Einfühlung braucht, so waren vielleicht die Aspekte, die diskutiert wurden interessant.
Daniel Wisser begann mit seinem Helden, seinem herrn Turin, den er vor zwanzig Jahren als Zivildiener kennengelernt hatte, die Vorform seines Helden natürlich, er hat die Figur dann in sich wirken lassen oder in sich aufgezogen und damit zu seiner Romanfigur gemacht, dabei ist natürlich Empathie nötig und dann wurde diskutiert, ob man auch Empathie braucht, wenn man über sich selber schreibt, wie es beispielsweise Karl Ove Knausgard in seiner „Mein Kampf- Reihe getan hat. Daniel Wisser bestritt energisch, daß Empathie dabei wäre, wenn man Autobiografisch schreibt, geriet dabei in Widerspruch mit Rosemarie Poiarkov und ich meine, natürlich braucht man auch Einfühlung dabei, nur wird sie sicher anders aussehen, als wenn ich mich in eine Romanfigur hineinversetze oder eine solche nach einem Vorbild erfinde.
Da sind wir dann schon bei der Frage, wer über wen schreiben darf?
Der alte weiße Mann, dieses plötzlich aufgekommene Wort, nicht über eine Vergewaltigung oder die Me too-Debatte. Mareike Fallwickl hat in ihrem letzten Buch daruüber geschrieben und sich dabei in ihren Herrn Wenger wohl auch hineinversetzt, aber jetzt ist man ja bezüglich der weißen Männer sehr senisbel und darf sich angeblich ja auch nicht mehr im Fasching, als Indianer verkleiden, was natürlich Blödsinn ist, aber ich habe auch schon gehört, daß ich nicht über einen Joint schreiben darf, wenn ich noch nie einen geraucht habe und über das Transthema natürlich auch nicht, da hatte ich ja während des Schreibens von „Paul und Paula“ mit einem meiner Vorbilder eine heftige Debatte.
Aber über was darf man dann schreiben und wer bestimmt das und dann ist da das geflügelte Wort, daß der Autor, den Sprachlosen seine Stimme gibt, da habe ich mich immer gefragt, warum man das nicht selber darf und da hatte Daniel Wisser auch ein schönes Beispiel, nämlich, daß ein Verlag eine Ghostwriterin beauftragt hat, ein Buch über eine geniatalverstümmelte Frau aus dem Kongo zu schreiben, die hat ein Band mit ihrem Gefühlen geschickt, der Verlag wollte aber dramatische Szenen mit Landschaftsbeschreibungen, da fühlt sich die Beschriebene wahrscheinlich nicht verstanden und wenn man das Band abgetippt hätte, hätte man gar keinen Ghostwriter gebraucht und wäre authentischer gewesen, also ist das ganze eine Machtfrage.
Daniel Wisser führte dann noch das Beispiel von Ralf Rothmanns „Im Frühling sterben“ an , der seinem sprachlosen Vater eine Geschichte angedichte hat, die er von jemanden anderen erzählt bekommen hat
„Darf man das?“, könnte man fragen. Ich denke Literatur passiert immer so, ich habe für meinen Alfons Tratschke in der „Unsichtbaren Frau“ ein Vorbild gehabt und die Figur dabei natürlich verfremdet und zu einer ganz anderen gemacht und die Paula oder der Paul in „Paul und Paula“ sind auch Kunstfiguren, in die ich mich hineingefühlt oder mir vorgestellt habe, daß es so sein könnte und wenn ich über mich schreibe, dann fühle ich mich warhscheinlich so hienein, daß ich bestimme, was ich weglasse, während der Ghostwriter sich vorstellt, daß es so gewesen sein könnte.
Ein interessantes Thema, denke ich, obwohl ich sehr oft den Kopf geschüttelt und bedauert habe, daß ich da eine Stunde nur zuhören und nicht mitreden dürfte, denn es wurden nur Beispiele angeschnitten über die man wahrscheinlich viel länger diskutieren hätte können, aber sehr sehr interessant darüber nachzudenken und jetzt bin ich natürlich auf die Essays sehr gespannt und hoffe sie bald in Händen zu halten.
Daniels Wissers „Königin der Berge“ habe ich gelesen, Ralp Rothmanns „Frühling“ auch, Rosemarie Poiarkovs Buch nicht und das nächste „StreitBar“ wird, wie Johanna Öttl schon angekündigt hat, mit Andrea Winkler und Helmut Neudlinger sein, das Thema habe ich jetzt vergessen, beziehungseise kann ich meine Mitschrift nicht mehr lesen.
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