Literaturgefluester

Fritz Rosenfelds Feuilletonroman

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Die „Edition Atelier“ gibt ja vergessene Romane aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, wie beispielseweise Else Feldmanns „Travestie der Liebe“, Hilde Spiels „Kathi auf derBrücke“, Vicki Baums „Makkaroni der Erinnerung“, Oskar Jan Tauschinskis „Talmi“, Friederike Manners „Die dunklen Jahre“, Hans Weigels „Unvollendete Symphonie“ und jetzt auch Fritz Rosenfelds „Johanna“, heraus, das heute in der „Gesellschaft für Literatur“vorgestellt wurde und da gab es einen Livestream, hurrah und dort bin ich, obwohl ich zuerst in die „Alte Schmiede“ zur „Streit Bar- Literatur gegen Hilflosigkeit“ mit Margit Schreiner und Gertraud Klemm wollte, gelandet, denn der 1902 in Wien geborene und 1987 und nicht 1948, wie im Programmfolder steht, in Sussex verstorbene Fritz Rosenfeld war mir als Friedrich Feld ein Begriff, bin ich ja, wie ich schon öfter schrieb, in einen sozialistischen Arbeiter- oder Parteifunktionärhaushalt aufgewachsen und da lag Jahr für Jahr ein Buch der „Kinderfreunde“ unter dem Christbaum und von Friedrich Feld war die „Welt aus Marzipan“, „Nona und die 33 Drillinge“, „Der ungeduldige Ibrahim“ und noch einige andere dabei“

Die wurden in den Neunzehnhundertsechziger Jahren geschrieben und bei „Jungbrunnen“ herausgegeben.

Fritz Rosenfeld wie er ursprünglich hieß, war in den Neunzehnhundertzwanzigerjahren Film und Literaturkritiker in der „Arbeiterzeitung“.

Da habe ich, glaube ich, einen Artikel in einer Filmzeitschrift in Harland liegen.

1924 ist in der „Salzburger Wacht“ sein erster Roman für Erwachsene „Johanna“ in Fortsetzungen erschienen, der jetzt von Primus-Heinz Kucher im Frühjahr herausgegeben wurde und jetzt in der „Gesellschaft“ von ihm und dem „Falter-Filmkritiker“ Michael Omasta vorgestellt und verlesen worden und Bücher aus oder von den Neunzehnhundertzwanziger- oder überhaupt den Zwischenkriegsjahren interessieren mich ja sehr und habe in der letzten Zeit auch zwei gelesen und bei „Johanna““ hätte ich zuerst an ein anderes Buch gedacht, nämlich an das 1979 bei „Jugend und Volk“ erschienene Jugendbuch von Renate Welsch das, wie ich mich erinnern kann, das Leben ihrer Nachbarin in den Neunzehnhundertdreißigerjahren, die von der Fürsorge, weil verwaist, einem Bauern als Magd bzw. Pflegekind übergeben wurde, obwohl sie etwas anderes erlernen wollte, schildert.

Ich habe das Buch gelesen und auch einige Lesungen mit der Autorin erlebt und erwähne das deshalb, weil Fritz Rosenfelds „Johanna“ in dem er die ärmsten Schichten der Gesellschaft schildert, sehr ähnlich ist.

Hier wird die Johanna vom Bürgermeister zu einer trinkenden Alten in Pflege gegeben, bei ihm Magd wird, dann nachdem sie von seinem Sohn vergewaltigt wurde, in die Stadt geschickt wird, dort ein totes Kind auf dieWelt bringt, bei verschiedenen Leuten, als Dienstmädchen arbeitet, von einem Dichter ein Kind bekommt, wo sie sich dann, um es zu ernähren, prostiuierten muß und am Schluß aufs Land zurückgeht, wo sie vom Pfarrer eine Predigt zu hören bekommt und am Schluß, ganze siebzehn oder achtzehn Jahre alt, verhungert, trotzdem aber an das Gute im Menschen glaubt und es auch einen Traum gibt, wo Fritz Rosenfeld fordert, daß sich der Arme empören muß, was heute ein wenig pathetisch klingt, damals wohl, als expressionisch galt und, wie die Moderatoren erwähnten, weil als Fortsetzungsroman geschrieben, durch die besondere Schnitttechnik aufällt.

Ich erinnere an die Theaterstücke von Ödon von Horwarth, der zur gleichen Zeit immer noch sehr modern wirkende Stücke, wie die „Geschichten aus dem WienerWald“ oder „Glaube, Liebe, Hoffnung“ geschrieben hat, wo die Unterdrückung der armen Mädchen äußerst packend geschildert wird.

Die beiden Vortragenden haben sich durch das Buch gelesen, nachher gab es eine lange Diskussion, wo einer der Anwesenden, an die Kinderbücher erinnerte und auch daran, daß Fritz Rosenfeld oder Friedrich Feld inzwischen ziemlich vergessen ist und es war wieder ein spannender Abend, den ich mir durch den Livestream gegeben habe und jetzt mal sehen, ob ich mir das Buch zum Geburtstag wünsche, um es noch besser mit Renate Welschs „Johanna“ vergleichen zu können, wo die Namensgleichheit ja ein spannender Zufall ist.

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