Literaturgefluester

2021-07-27

Aberleben

Filed under: Bücher — jancak @ 11:14
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Wieder eine Neuerschenung und ein Buch, das sowohl auf der deutschen, als auch auf der Schweizer Buchpreisliste stehen könnte,

„Aberleben“, des 1934 in Zollikon geborenen Adolf Muschg, von dem ich „Heimkehr nach Fukuschima“ gelesen habe und ich muß sagen, es ist wieder ein sehr kompliziertes Buch, eine Altherrenphantasie könnte man munken, den die alten Herren schreiben offenbar öfter und lieber über sich selbst, als die Frauen oder haben Protagonisten, die vor oder nach dem siebzigjährigen Geburtstag vor ihren Krembsdiagnosen und ihren Frauen fliehen und ein neues Leben oder Liebe finden.

Philip Roth und Martin Walser sind Meister darin, Adolf Muschg ebenso, aber der geht nicht nur in die Vergangenheit, beispielsweise ins Mittelalter oder zu Schillers Urururenkel zurück, sondern nach vorn und bindet, wie Ulrich Woelk, die Genderdebatte aber auch, hört her das Corona-Virus ein.

„Und wasdasVirus betrifft, fuhr Wohllebe fort, Epidemien hat es in der Geschichte der Menschheit immer gegeben. Und wie sie gekommen sind, sind sie auch wieder gegangen. Leider hat man dafür erst mal Sündenböcke gebraucht. Damals waren es die Juden, heute der Kapitalismus. Es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis das passende Gegenmittel gefunden ist. Das Gewinnstreben, das Sie geißeln, wird für Tempo sorgen. Und dann ist der Impfstoff eine Goldmiene.“

Das steht auf Seite 349. Also zurück zum Anfang. Der Held ist ein PeterAlbisser, offenbar Held früherer Muschgs Romane. Der ist siebzg und verläßt Zürich und seine Frau Henny, um seiner Krebstherapie zu entfliehen und geht nach Berlin,wo er an einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften teilnehmen will. In seiner Jackentasche findet er eine Einladung im Osten eine Weihnachtspredigt zu halten und sich dort in einer Mühle in Aberleben einzuquartieren. Vorerst quartiert er sich aber im Gästetrakt der Akademie ein und triff eine Judith, das ist eine Filmemacherin, die er einmal zur Präsidentin derAkademie vorgeschlagen hat, wieder.

Später quartiert er sich in einem seltsamen Haus, das einer seltsamen Adeligen gehört, ein, der Hausmeister ist der schon erwähnte Schiller Urururenkel und redet alle in der dritten Person an. Welch Gelehrigkeit könnte man sagen, das typische Buch für die Mittelschicht-Muschg-Vereherin. Einen Vortrag über das ewige Leben eben hat es vorher auch schon gegeben und Albisser wollte eigentlich einen seiner früheren Romane umschreiben und die krebskranke Ruth darin wieder erleben. Die trifft er dann später in Marokko bei einer Theateraufführung, denn die Filmmacherin Judith ist dortin gegangen, um „Amphitryon“ neu zu inszenieren und da auch Männer Frauen spielen zu lassen und umgekehrt.

Aber vorher reist Albisser ja noch in die Ex-DDr zu seiner Weihnachtspredigt. Da hat er eine merkwürdige Begegnung mit einem altem Ritterfräulein oder Schloßgespenst, denn das gehört einem Verein an, der eine alten Burg renovierten, die ihnen jetzt an einen Investor wegverkauft wurde. Dieser Investor taucht immer wieder auf. Vorher war er in Berlin bei dem Vortrag, nachher in Marokko.

In der Mühle, die später abbrennt, erfährt Albisser, daß er Großvater geworden ist, seine Frau Henny taucht auch auf und spielt in Marokko beim Theater mit denn Albisser sagt den Vortrag ab und begibt sich zu der Aufführung. Dort begegnet er nicht nur Judith und seiner Tochter, von der vorher nichts wußte, sondern sogar seiner Romanfigur, die plötzlich zum Leben erwacht ist.

Sehr kompliziert? Absolut und ein Sprühregen von Einfällen, die der Dichter, der ja hübsch älter, als sein Protagonist ist, auf seine Leser niedermäßt und ich muß wieder schreiben, daß ich vieles nicht verstanden, beziehungsweise überlesen habe und wenn mich wer fragt, was das Neue an dem Roman ist-?

Die vielen Einfälle und der sprunghafte Wechsel vom Mittelalter, Schiller, der Holocaust und die Juden kommen auch noch vor, zu der Genderdebatte und dem Virus, denn einer stirbt bei der Aufführung daran. Das habe ich noch zu erwähnen vergessen. Das ist alles sehr gelehrt und kompliziert, aber mir würde wieder mal der strigente Handlungsfasen fehlen und schreibe daher, da passiert wieder so viel, daß man zehn Romane darüber schreiben könnte. Das ist mir auch chon mal vorgeworfen worden, ich weiß und die Idee mit den Romanfiguren, die plötzlich zum Leben geraten oder den umgeschriebenen Büchern, ist ja auch etwas was mir gefällt, aber hier denke ich, sehr kompliziert, daher unrealistich, aber eine sehr schöne Sprache und viel Gelehrsamkeit und jetzt bin ich gespannt, ob Adolf Muschg, wenn schon nicht den deutschen Buchpreis, den Schweizer gewinnt?

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