Anstiftung zur literarischen Geselligkeit
Mit dem Praxisbuch von Katrin Girgensohn und Ramon Jakob 66 Nächte vergnüglich schreiben
Von Ute Eisinger
Was in Amerika als Creative Writing Bestandteil einer literarischen, freilich auch jeder beruflichen Ausbildung ist, in deren Verlauf man um die Verfassung von Texten nicht herumkommt, gilt es hierzulande erst einzuführen. Vielerorts übernehmen Volkshochschulen diese Aufgabe, doch auch in verschiedenen Therapieeinrichtungen und Selbsterfahrungsseminaren wird das zweckfreie Schreiben als Reflexion oder einfach entspannende Spielerei eingeführt. Katrin Girgensohn und Ramona Jakob haben zehn Jahre lang solche Programme geleitet. 66 ihrer bewährtesten Rezepte für abendfüllende Schreibwerkstätten (oder Schreib- statt Spieleabende) liegen nun in ihrem Praxisbuch vor.
Mit einem Briefsteller oder einer Poetik haben diese Vorschläge nichts gemein. In der Regel sind es dreistündige Programme, die im Buch beschrieben werden und auf recht brauchbare Weise Kopiervorlagen und Checkliste für einen reibungslosen Ablauf enthalten. Im Anhang befindet sich eine kommentierte Literaturliste zu dem eher neuen Thema des Kreativen Schreibens.
Schreibabende, wie von Girgensohn und Jakob praktiziert, beginnen mit einem Impuls, das ein Gedicht oder ein mitgebrachter Gegenstand sein kann, Musik und bestimmte Themen, auf die sich die Veranstaltungsteilnehmer vorbereiten konnten. Das Buch enthält auch eine Reihe von Beispielen, wie die der ganzen Gruppe gestellten Aufgaben von verschiedenen Menschen gelöst worden sind.
Die Autorinnen haben ihr Buch für Erwachsene geschrieben, doch die meisten Ideen sind durchwegs für Lehrer aller Schulstufen brauchbar. Allerdings geht es nicht um literarisches Schreiben oder gar Aufsatz-Wettbewerbe: Persönlicher Ehrgeiz hat im Konzept der Geselligkeit keinen Platz, meinen die Kursleiterinnen. Ihr Anliegen ist die Erfahrung in der Gruppe und die Freude an der Artikulation bzw. am Zuhören und Verstehen des Anderen mittels Schreiben.