„It’s not particularly silly, is it?“

Andreas Pittler hat auch ein Buch über „Monty Python“ geschrieben

Von Mario HuberRSS-Newsfeed neuer Artikel von Mario Huber

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Im September 2019 jährt sich zum 50. Mal die Erstausstrahlung von Monty Python’s Flying Circus, einer damals kleinen Sketch-Show im Nachtprogramm der BBC. John Cleese, Graham Chapman, Eric Idle, Terry Jones, Michael Palin und Terry Gilliam als „Monty Python“ schrieben damit bekanntermaßen Geschichte und beeinflussen seitdem mit ihren surrealen, absurden und manchmal schlicht komischen Sketchen weit mehr als nur britische Comedians. Cleese, das wahrscheinlich erfolgreichste Mitglied der Pythons, befindet sich zudem gerade auf seiner Abschiedstournee mit dem durchsichtigen Titel Last Time To See Me Before I Die. Eine willkommene Gelegenheit für den Reclam Verlag und damit für die Leserinnen und Leser, sich mit der Truppe auseinanderzusetzen.

Eine (nicht mehr ganz) neue Reihe bei Reclam, die einen schnellen Überblick über aktuelle Themen liefern will, verspricht: „100 Seiten für 100 Minuten“. Andreas Pittler, ein geübter Biografienschreiber und Verfasser von Länderporträts, der mittlerweile hauptsächlich als Krimiautor in Erscheinung tritt, überarbeitete, aktualisierte und vor allem kürzte dafür sein 1997 erschienenes Buch Monty Python. Über den Sinn des Lebens.

Bei einem Überblicksbuch mit (im Titel versprochenen) 100 Seiten ist natürlich eine grundlegende Auswahl für den Inhalt zu treffen. Pittler konzentriert sich deshalb auch nachvollziehbarer Weise hauptsächlich auf die vier Staffeln der Fernsehserie Monty Python’s Flying Circus (1969–1974) sowie auf die Filme der Truppe von And Now for Something Completely Different (1971) bis Monty Python’s The Meaning of Life (1983). Zusätzlich liefert er zu den sechs hauptverantwortlichen Pythons jeweils einen kurzen Abriss ihres Wirkens nach dem Auseinandergehen der Truppe.

Viel mehr ist in diesem Rahmen wahrscheinlich tatsächlich nicht zu leisten. Nur stellt sich die Frage, wie grundsätzlich bei Einführungen und Sachbüchern, für wen dieses Buch eigentlich geschrieben wurde. So wirklich erschließt es sich nicht. Die Eckdaten zu den Pythons sind leicht durch (Online‑)Nachschlagewerke nachzuvollziehen, die Inhaltsangaben zu den unterschiedlichen Filmen und TV‑Episoden, aus denen das Buch hauptsächlich besteht – Pittler lässt es sich nicht nehmen, auch zu fast jeder der 45 Folgen des Flying Circus eine kurze Zusammenfassung zu liefern –, sind sowohl für Kenner als auch für Neulinge entbehrlich. Besondere historische oder biografische Einsichten in unterschiedliche Hintergründe zu den Arbeiten der Comedians, abgesehen von ein paar ausgewählten Sketches, liefert Pittler ebenfalls nicht. Außerdem bezieht er seine Ausführungen mal auf die auf Deutsch synchronisierte, mal auf die englische Original‑Fassung, was für die Beantwortung der Frage nach seinem Publikum keine Hilfestellung gibt.

Fragwürdig ist auch die Auswahl an Originaltexten. Pittler zitiert neben einem Ausschnitt aus einem Sketch von Rowan Atkinson, der auf Monty Python’s Life of Brian (1979) Bezug nimmt, und einem kurzen Absatz aus einer Rede von Margareth Thatcher, die den „Dead Parrot Sketch“ anklingen lässt, nur einen Text von einem Python-Mitglied, nämlich Cleese’ Trauerrede auf den früh verstorbenen Chapman. Eine Zusammenstellung, die ein interessantes pars pro toto darstellt, um nicht zu sagen ein „pythoneskes“. Versucht der Autor in diesem oft zusammengewürfelt wirkenden Text vereinzelt ein wenig über die deskriptive Wiedergabe von Plots und Sketchfolgen hinauszugehen, zum Beispiel bei Monty Python and the Holy Grail (1975), bekommt der Text eine unfreiwillig komische Note: „Eine zusätzliche Qualität des Streifens ergibt sich aus der Tatsache, dass er auf mehreren Ebenen witzig ist.“ Das hätte man vermuten können. Abrundend gesellen sich zu diesen Kritikpunkten einige inhaltliche Ungenauigkeiten, die leicht durch eine kurze Recherche vermeidbar gewesen wären.

Ein Wort noch zum abschließenden Abschnitt bezüglich Nachfolger und Epigonen von Monty Python. Pittlers Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum, Ladykracher (2002–2013) und Die dreisten Drei (2003–2012), haben, außer des Formats der Sketch-Comedy, relativ wenig mit dem Wirken der Pythons zu tun. Anders wäre dies beispielsweise bei den absurden Sketchen von Loriot, der mitunter die deutsche „Upper Class“ ähnlich lustvoll vorführt, wie dies die Pythons mit der englischen getan haben. Auch in der hyperaktiven Anarcho-Show Tohuwabohu (1990–1998) von Helmut Zenker, die die (vermeintlich) zufällige Folge von Szenen und von wiederkehrenden Gags auf die Spitze des Erträglichen getrieben hat, kann man, so man will, mehr von den Pythons entdecken. Vom englischsprachigen Raum gar nicht zu sprechen. Seit den Fernsehprogrammen Not the Nine O’Clock News (1979–1982) und Blackadder (1983–1989), die gerade noch so erwähnt werden, hat sich einiges getan. Man blicke nur, als ein Beispiel unter vielen möglichen, auf das Umfeld der (mittlerweile auch nicht mehr aktiven) Truppe „The Mighty Boosh“ um Noel Fielding und Julian Barratt.

Pittlers Buch fällt sicher, berücksichtigt man die enggesteckten Rahmenbedingen, in einen ungünstigen Zwischenbereich, in dem viele inhaltliche Abwägungen von der Form dominiert werden. Dennoch wäre auch diese Aufgabe besser zu lösen gewesen. Wer sich über die Pythons informieren und zugegeben viel mehr Geld als für das Reclam Buch ausgeben möchte, dem sei The Pythons Autobiography by the Pythons von 2003 empfohlen, bei dem der Titel Programm ist.

Titelbild

Andreas P. Pittler: Monty Python. 100 Seiten.
Reclam Verlag, Stuttgart 2019.
100 Seiten, 10,00 EUR.
ISBN-13: 9783150205266

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