Dr. Eckhard Ullrich schrieb uns am 10.12.2006
Thema: Daniel Kruzel: Alles nur ein Jammertal?
"Im ungarischen Kontext der Gegenwartsliteratur ist Darvasis Werk einzigartig. Er schreibt weder wie György Konrád, noch wie Péter Esterházy oder Péter Nádas. Vielmehr ist Darvasi einer der wichtigsten ungarischen Autoren, die nach der politischen Wende die literarische Bühne betraten."
Lieber Herr Kruzel,
was immer dieser ungewöhnlich lustige Abschnitt besagen soll, ich nehme zugunsten von Darvasi außerdem an, dass er auch nicht wie alle anderen, von Ihnen nicht genannten, ungarischen Gegenwartsautoren schreibt, ebenso nicht wie Zsigmond Moricz, nicht wie Sandor Petöfi, wie Imre Madach und wie wer auch immer, der je in ungarischer Sprache schrieb und im netten Westen der heutigen großen Bundesrepublik erst wahrgenommen wurde, als sich das schöne Budapest nachwendlich zum Billigbordell und Billigdrehort für Sex-Reportagen der Privatsender der 90er Jahre etablierte. Ungarn hat eine große Literatur und zu den wenigen wirklich dummen Entwicklungen nach dem Fall des "eisernen Vorhangs" gehört die, Ungarn auf drei bis fünf Autoren-Namen zu reduzieren, Ungarn im Gefolge der späten Entdeckung von Sandor Marai als Grabungsstätte für Entdeckungs-Trittbrettfahrer zu betrachten. Kürzlich entdeckten die "Entdecker", als sie Szekely entdeckten, nebenher sogar, dass diese vermeintliche Entdeckung in der DDR schon ein Bestseller war. Wie sieht es mit Kalman Mikszath aus, wie mt Gyula Krudy? Warum fehlt in Ihrer Drei-Namen-Aufzählung György Dalos, dem phasenweise von unserer schönen Öffentlichkeit fast 90 Prozent aller Ungarn-Deutungshoheit übertragen waren?
Nichts für ungut, ich wollte eigentlich nur sagen, dass manche scheinbar pfiffigen Aussagen sich bei näherem Nachdenken als eher fragwürdig erweisen
Mit freundlichen Grüßen
E. Ullrich
|