lars distelhorst schrieb uns am 11.02.2010
Thema: Rolf Löchel: Gefolgschaftsverweigerung
Wer Bücher schreibt muss damit leben, dass sie nicht bei allen Menschen den gleichen Anklang finden und im Zweifelsfall auch schlechte Kritiken einstreichen. Das kann sogar nützlich sein, da eine gut geschriebene, kritische Rezension schreibenden Menschen ein gutes Feedback für ihre Arbeit und Anknüpfungspunkte für die Zukunft bieten kann. Um dies zu erreichen sollten Rezensionen jedoch ein paar Punkte beachten. Sachlichkeit, Kenntnis des rezensierten Werkes und Fairness gehören dazu.
Sachlichkeit ist jedoch kaum gegeben, wenn ich als Autor in direkter Weise als Person angegriffen werde. Formulierungen wie “halbseiden“, “sinnloses Gestammel“, “grotesk“, von einer “Ahnung angeweht“ werden u.ä. zielen sämtlich darauf, mich als Autor zu diskreditieren und den Eindruck zu erwecken, ich hätte mich beim Schreiben in einem Zustand geistiger Umnachtung befunden. Da ich Herrn Löchel nicht kenne, frage ich mich, womit ich mir den hinter diesen Äußerungen verborgenen Zorn zugezogen haben könnte.
Ich kann nicht sagen, ob Herr Löchel mein Buch ganz gelesen hat oder nicht. Das er meinen Sprachstil kritisiert ist in Ordnung. Die betreffenden Zitate stammen jedoch sämtlich aus der Einleitung, abgesehen von zwei Ausnahmen – einer Formulierung aus dem ersten Kapitel und einer nebenbei erwähnten Zwischenüberschrift. Der Rest der Rezension erweckt einen ähnlichen Eindruck. Abgesehen von den polemischen Abschnitten und der Aufklärung über die Veröffentlichungsdaten der deutschen Übersetzungen Butlers geht die Rezension fachlich nur auf die Frage der Geschlechteridentität ein, die zu Anfang des besprochenen Buches behandelt wird. Anders als Rolf Löchel am Schluss seiner Rezension suggeriert, bildet dieses Thema jedoch keinesfalls den Schwerpunkt meines Buches. Von den acht Kapitel befassen sich mit diesem Thema gerade mal zwei. Die anderen sechs (!) widmen sich den vom Rezensenten beiläufig erwähnten Themen Krieg und Widerstand. Die Kapitel über das Subjekt, die Frage der Anerkennung, die Ethik sowie das Interview mit Judith Butler fallen in der Rezension komplett unter den Tisch. Im eigentlichen rezensiert wird also nur ein gutes Drittel des Buches.
Dies ist in meinen Augen ebenso wie der teilweise beleidigende Sprachstil der Rezension eine Verletzung des Gebots der Fairness, da mein Buch dadurch als etwas erscheint, was es in keiner Weise ist. Das die Zitate den Zusammenhang teilweise entstellen oder z.B. beim Verweis auf die Überschrift “Wie natürlich ist die Natur“ die präzisierende Unterüberschrift “ist sex nicht eigentlich gender?“ unterschlagen wird, um anschließend den Vorwurf mangelnder Deutlichkeit auszuspielen, weist in dieselbe Richtung.
Abschließend bleibt mit nur zu sagen, dass ich es schätze, wenn Rolf Löchel sich mit meinem Buch auseinandersetzt und es kritisiert, ich mir jedoch wünschen würde, dies geschähe in einer Weise, die es mir erlauben würde, mit eigenen Gedanken anzuschließen.
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