Leserbriefe zur Rezension

"Die feinste Liebeskunst"?

Wolf Biermanns Übersetzung von 40 Shakespeare-Sonetten

Von Jürgen Gutsch


Klaus Nothnagel schrieb uns am 22.09.2008
Thema: Jürgen Gutsch: "Die feinste Liebeskunst"?

Geschätzter Rezensent,

sicher alles richtig, was in Ihrer  – für meinen Geschmack leider etwas akademisch geschriebenen –   Rezensionen über Biermanns Herumgeschraube an den Shakespeare-Sonetten steht. Ich finde am penetrantesten an Biermanns Übersetzungen (und erst recht an seinen vollkommen unreflektierten und platten Vertonungen) seine Selbstüberschätzung, diese Haltung, als sei Shakespeare doch ein alter Kumpel von ihm, Biermann, als habe man schon zusammen auf dem Misthaufen gelegen, als sei doch auch William bloß ein weiterer kleiner Mann mit einem entsetzlichen Eitelkeitsproblem.

Und: habe ich in Ihrem Text wirklich gelesen, Biermann sei ein “geistreicher Essayist"? Wie kommen Sie denn darauf? Biermann war, bevor er die Gelegenheit erhielt, im SPIEGEL aufgeschäumtes
Geschwätz zu weltpolitischen Themen zu publizieren, ein wunderbarer Dichter, Komponist, Gitarrist und Sänger, längst Inhaber eines kleinen literaturgeschichtlichen Ewigkeits-Kämmerleins. Diesen Platz riskiert er jetzt durch seine Angebereien mit und ohne Shakespeare. Talent ohne Charakter, pure Wichtigtuerei.
Mit freundlichen Grüßen, K.N.