Das vorliegende Buch glänzt zuerst einmal durch den schlimmsten anzunehmenden Einband. Menschen, die wirklich gerne Klappentexte in Pink auf Dunkelblau lesen, werden damit keine Probleme haben, für alle anderen gibt es rein äußerlich erst einmal Kopfschmerzen. Und diese ziehen sich eine Weile durch das Vorwort, welches zwar ordentlich ausformuliert und gedruckt ist, brav schwarz auf weiß, aber klar macht: Hier wartet Fachstoff.
Corina Caduff, Sabine Gerhardt Fink, Florian Keller und Steffen Schmidt reflektieren in “Die Künste im Gespräch : Zum Verhältnis von Kunst, Literatur und Film” eben jene Aspekte der Kultur, die sie gegeneinander aufrechnen und kulturellhistorisch betrachtet beschreiben. Entstanden ist dieses Buch als Projekt an der Zürcher Hochschule der Künste, gefördert durch den Schweizer Nationalfond. So weit.
Worum geht es denn nun? Ach ja, richtig. Zuerst einmal wird der Leser an die Themen von high art und low culture heran geführt, also die frühere Unterscheidung zwischen Hoch- und Subkultur. In einzelnen Unterteilungen erfährt er, wie sich die Kunst in diesem Aspekt entwickelte, dann die Literatur, die Musik und schließlich das Kino. Was im ersten Teil leider nicht stattfindet ist das “Gespräch” zwischen den Nischen, aber dafür sind die Vergleiche fachlich gut aufgearbeitet und füttern auch das in diesem Fach unstudierte Köpfchen mit praktisch allem was man zum Thema wissen muss.
Im, nennen wir es zweiten Teil, des Buches wird anhand von Beispielen die ein oder andere Richtung, Strömung und Entwicklung in der Kultur seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erklärt. Hier geht es unter anderem um David Bowie, den Stummfilm, Popvideos. Einen großen Folgeteil nimmt das Gebiet “Sport in den Gegenwartskünsten” ein, dann tauchen wir wieder in den Film ab. Es geht um “Die Träne am Bildschirm”, zweifellos ein interessantes cineastisches Thema.
Zu vorletzt kommt das Buch endlich zum Dialog zwischen all dem, was es bereits angeschnitten hat: Der Intermedialität. Dieser Teil nimmt gut die Hälfte des Buches ein und der Leser wird nun auch im Ansatz begreifen, wieso nach diesem Teil der Titel gewählt wurde. Hier wird ausführlich an das Thema heran geführt, sozusagen ein “Intermedialität für Dummies” beschrieben – und das meine ich positiv. Niemand, der sich mit kulturellen Themen beschäftigt, ist mit Fachwissen rund um Alles was man wissen kann, geboren, darum mag ich gut beschriebene Fachtexte einfach lieber als fachliche Arbeiten, in die man sich erst nach einem Studium einarbeiten kann.
Zuletzt taucht das Buch in die Filmwelt von “Eyes wide shut” ein, zweifellos einem cineastischen Meilenstein, der so auch relativ einzigartig für sich steht seit er vor 12 Jahren erschien. Hier wird anhand der Informationen die das Buch an die Hand gegeben hat endgültig die Frage geklärt, in wie weit high und low culture zusammen finden, wenn es an die Praxis geht.
Sehr positiv zu erwähnen an diesem Buch sind neben der Aufbereitung der Themen, die wirklich gut ist, 1) die Bebilderung und 2) die Listen mit weiterführender Literatur. Beides ist, und das wird der ein oder andere auch schon leidvoll festgestellt haben, keineswegs Standard wenn es um tiefergehende Lektüre geht.
Es gibt Menschen, die glänzen mit fachlich wertvollen Büchern, die so winzelig eng gedruckt sind und ohne grafische Beispiele auskommen, dass man sie zum Herausschreiben (oder Doktorarbeiten plagieren – tschuldigung, konnt ich mir nicht verkneifen) wunderbar nutzen kann aber abends einen Schädel von zu viel Buchstabensuppe hat. Das ist hier anders, an Bildchen zu der beschriebenen Kultur mangelt es nicht. Natürlich nicht kunterbunt aber ein Bildband sollte es ja auch nicht werden, nehme ich an.
Die Listen hingegen sind wirklich nützlich, da sie sich auf größtenteils frische Fachliteratur beziehen und in der Weiterführung vermutlich wirklich gut zu gebrauchen sind. Bei der Intermedialität kommen die Verfasser auf gut drei Seiten dieser Weiterles-Hinweise, das dürfte Alles sein, was der Interessierte benötigt.
Abschließend lässt sich sagen: Das Buch ist sowohl für Studierende, als auch Studierte und absolute Anfänger geeignet weil es die Themen an der Wurzel besucht und sich zur Haarspitze vorarbeitet.
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Wilhelm Fink Verlag