Clemens Meyer ist zurück am Centraltheater Leipzig mit seinem neusten doppeltgeschichtigen Stück-Machwerk “Sirk the East” unter der Regie von Hausregisseur Sascha Hawemann.
Der Osten.Zwei Freunde in der Krise irgendwo in einer Kneipe in Leipzig. Ein Russlanddeutscher und sein Bester, die sich um eine Frau streiten – die Mutter des Zugereisten. Ein Kneipier dessen Lokalitäten immer und immer wieder pleite gehen, so sehr er sich bemüht. Ein Mädchen, in sich gekehrt durch Traumata. Die verzweifelte Mutter, die wieder ostwärts in die Heimat gehen möchte, weil sie nichts mehr hält. Angeln werden ausgeworfen und Intrigen geschmiedet. Der Westen. Mehr Intrigen und ein Familienclan, der sein Geld mit Öl macht und dabei die Bodenhaftung verliert zwischen Alkohol und Frauengeschichten.
Douglas Sirk, Bühnen- und Filmregisseur der Zwanziger und Dreißiger, inspiriert “Sirk the East”, das Stück im Stück in dem sich Vergangenheiten vermischen. Dem “Westteil” liegt “Written on the wind”, einer seiner bekanntesten Filme zugrunde, während der Ostteil wie so oft bei Clemens Meyer durch das Leben im Osten Leipzigs geprägt ist. Es geht um Spielsucht, Alkohol und Tragik, die Leben zerstört.
Dreieinhalb Stunden dauern die vielen aneinandergereihten Geschichten und sie leben durch großartige Besetzung – hierbei waren bei der gestrigen Premiere tatsächlich wirklich alle Rollen gleichwertig ergreifend gespielt – und schöne Stimmungen mit völlig unverwirrenden Schnitten zwischen den locker verbundenen Teilen der Welt. Vielleicht könnte man am überbenutzten Goldgeflimmer-Vorhang kritteln aber sonst keine Abstriche bei der Produktion. Alles stimmig, ein ausgewogener, kurzweiliger Abend nicht nur für Theater- sondern durchaus auch Filmfreunde.
mit Manolo Bertling, Martin Brauer, Edgar Eckert, Sarah Franke, Andreas Keller, Katharina Knap, Janine Kreß, Christian Kuchenbuch, Ingolf Müller-Beck, Emma Rönnebeck
Regie: Sascha Hawemann
Bühne: Wolf Gutjahr
Kostüme: Hildegard Altmeyer
Dramaturgie: Johannes Kirsten
Ab dem 20.05. zu sehen im Centraltheater Leipzig
“Alles stimmig, ein ausgewogener, kurzweiliger Abend nicht nur für Theater- sondern durchaus auch Filmfreunde.”
Das sehe ich anders, vollkommen sogar. Das Stück und die Inszenierung waren – mal wieder – nur Theater für Theaterwissenschaftler. Da ist alles formal stimmig, progressiv in der Realisierung, im Endeffekt aber so leer wie “Germanistenlyrik”.
Nun, ich bin kein Theaterwissenschaftler und habe mich auch nach der Premiere nicht mit dergleichen unterhalten – und der Großteil der Zuschauer mochte die Inszenierung trotz Länge und Textmasse. Was genau störte Sie denn?
Meine Kritik findet man hier:
http://www.flohbu.de/artikel/1158-Clemens-Meyer-Gruesse-aus-dem-Fuehrerbunker.html
Erstaunlicherweise stimme ich Ihrer Kritik zwar zu, fand das Stück dennoch positiv. Und was offen bleibt: Sind Sie denn nach der Pause zurück gekommen, oder haben Sie die letzten anderthalb Stunden daheim verbracht?
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Wir haben das Ende selbst gewählt, mein Begleiter und ich. Und nein, wir haben nicht “…die letzten anderthalb Stunden daheim verbracht”, dafür war unser Redebedarf ob des Gesehenen viel zu groß.