Go East : Saiten-Spiele

Bereits mit 13 Jahren, sagt das Programmheft, sei für Alondra de la Parra klar gewesen, was sie einmal werden würde – Dirigentin nämlich. Im gleichen Alter studierte Pianist Martin Stadtfeld bereits an der Musikhochschule Frankfurt und hatte so einige Konzerte erfolgreich hinter sich gebracht. Für “Saiten-Spiele”, das zweite Konzert der GoEast Reiheins stehen beiden gemeinsam auf der Bühne. Beide Anfang 30, beide weltberühmt und beide grandios in ihrem Fach.

Stadtfeld eröffnet am Flügel mit Bachs Konzert für Cembalo und Orchester D-Dur und es ist wohl einiges dran an der Aussage, er sei einer der besten Bach-Interpreten der Welt. Martin Stadtfeld spielt leidenschaftlich, gelassen und die meiste Zeit mit geschlossenen Augen. Er trägt das Orchester und fühlt sich in dem Stück zuhause. Darum lässt das Publikum, das Gewandhaus ist nur zur Hälfte gefüllt – wieso eigentlich?, ihn auch erst nach zehn Minuten Applaus und einer leicht wahnsinnigen Zugabe ( Sergej Prokofjew Toccata D-moll op. 11. ) gehen, bei der man nicht so richtig weiß, ob es angebracht wäre einen Arzt zu rufen, oder es Stadtfeld der auf die Tasten eindrischt noch gut geht. Spoiler: Es geht ihm bestens und er ist weltklasse.

Leider lässt diese Zugabe den darauf folgende “Musik für Saiteninstrumente” des ungarischen Komponisten Béla Bartók zu Beginn ein wenig fad wirken. Aber das Stück kommt in Fahrt und das Streicherorchester gibt sein Bestes. Alondra de la Parra als Dirigentin gibt dem Ganzen einen vespielten Anstrich. Sie wirkt wie ein Kind auf dem Spielplatz und das im besten Sinne gemeint. Sie hüpft und federt, tanzt und dirigiert verspielt und leichtfüßig.

Ein disharmonischer Schostakowitsch bildet mit seiner 5. Sinfonie den dritten Teil des Abends nach der Pause. Leider fehlt hier ein wenig die Strenge, das Stück zieht sich unnötig und wird zeitweise leise und schleppend genug, dass die Sorge berechtigt ist, dass sich ein Teil des Publikums in Schlafgefilde zurückzieht. Vielleicht ist es aber ohnehin schwer, mit Schostakowitsch einen Abend abzuschließen, der mit Bach begonnen hat. Das Publikum ist dennoch begeistert und hält sich mit Applaus für De La Parra und die Streicher des MDR Sinfonieorchesters nicht zurück.

Weiter geht es am 17.11. mit dem Konzert “Unglaubliches Indien” mit Anoushka Shankar an der Sitar, Stewart Goodyear am Klavier und der Uraufführung von Pyarelal Sharmas “Om Shivam”, der ersten Sinfonie des Bollywood-Soundtrackkomponiste, das Ganze unter der Direktion von Kristjan Järvi.

Anmerkung der Redaktion: Alle Hörbeispiele entsprechen völlig anderen Interpretationen der Stücke. Die Rechte an den Fotos liegen wie immer beim MDR.

Besprechungs-Übersicht:

Go East : Spielzeitauftakt mit Carmina Burana, Styx und Orawa
Go East : Saiten-Spiele und Wunderkinder
Go East : Unglaubliches Indien

3 Gedanken zu “Go East : Saiten-Spiele

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