GoEast : Heidnische Rituale

Heidnische Rituale MDRPünktlich zum – naaaaa fast – Frühling – ein gaaaanz klein wenig müssen wir noch an Temperaturen zulegen – hat uns Kristjan Järvi gestern in der ReihEins namens “Heidnische Rituale” mitgenommen durch Igor Strawinskys “Le sacre du pritemps”, “Das Frühlingsopfer”.

Das Stück war zu Beginn des 20ten Jahrhunderts eine absolute Neuerung, deren Uraufführung geradezu skandalös schien. Eingebüßt an Stimmung hat es seitdem wenig, gerade wenn Järvi, der “Le sacre du pritemps” bereits überall auf der Welt dirigierte, es im Gewandhaus auf die Bühne bringt. Der Skandal am Stück? Wie auch der Programmname rückte “Le sacre du pritemps” die heidnische Religion mit ihren Ritualen und Opfern in den Fokus und legte die Sinfonie entsprechend wild und schnell an. Mit dem MDR Sinfonieorchester tun sich hier ein großartiges Stück Klassik mit einem großartigen Orchester und einem weltklasse Dirigenten zusammen, um das Beste aus dem Abend heraus zu holen.

Den zweiten Teil des Abends bildete die “Skythische Suite” des Mitrussen Sergej Prokofjew. Inspiriert von “Le sacre du pritemps” schrieb Prokofjew 1915 ein kraftvolles Stück, welches nicht weniger “tanzbar” als das Frühlingsopfer daher kommt und im Ursprung für das russische Ballett “Ala und Lolly” geschrieben und letztlich zur Suite umfunktioniert wurde. Als relativ kurzes Stück von nur 20 Minuten Spielzeit beschreibt es den Sonnenkult und ein Opfer an Ala, der daraufhin mit einem bösen heidnischen Gott in einen Kampf verwickelt wird, in welchem ihm Mond und Sonne zur Seite stehen.


Video: Kristjan Järvi in der Probe zur Scythian Suite mit dem NYO in Großbritannien 2011

Einen Höhepunkt des Abends bildete zweifelsohne Alexander Skrjabins “Prometheus : Gedicht vom Feuer”. Etwas leiser als die vorherigen beiden Stücke kommt Prometheus mit einer Besonderheit daher: Der Darstellung der Musik in Farbe und Licht – im Gewandhaus durch einen Kronleuchter im Raum über dem Orchester gelöst. Skrjabins hatte zeitlebens versucht, das synästhetische Empfinden in Musik zu verpacken. Dazu bezog er ein clavier à lumières, ein Farbenklavier in die Sinfonie ein, ein geradezu revolutionärer Gedanke für ein 1910 komponiertes Stück. Heute bringt Skrajbins Arbeit immer wieder die großartigsten Lichtinstallationen rund um die Welt hervor, auch im Gewandhaus sehr schön gelöst. Am “normalen” Klavier saß am gestrigen Abend Pianist Alexander Toradze, ein international geschätzter Virtuose auf seinem Feld.

Beleuchtung zu Prometheus, Foto: S. Witschas, MDR

Beleuchtung zu Prometheus, Foto: S. Witschas, MDR

Dem Publikum hat es mehr als gut gefallen, minutenlange Standing Ovations drückten diesem Abend der MDR-Reihe ein Gütesiegel auf. Ein Facebooknutzer fasst zusammen “das war mit abstand das beste konzert dieser saison vom mdr!!! weiter so, kristian järvi! so werden sie immer einen schritt dem gewandhaus voraus sein, was das programmrepertoire betrifft!!” – Dem ist nichts hinzuzufügen.

Weitere Konzerttermine der Reihe:

11. Mai 2013 | Feuer und Seide
15. Juni 2013 | Blicke vom Olymp

Alle Konzertberichte der Go East – Reihe

Ein Gedanke zu “GoEast : Heidnische Rituale

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