Ja, Panik : Wo wir sind ist immer LIBERTATIA

“LIBERTATIA” ist eine Geschichte von Revolution, Anarchie und der Hippiegemeinschaft mitten im Herzen Europas. Das erste richtige Studioalbum von Ja, Panik bewegt sich zum Zwecke auf dem schmalen Grat zwischen Austropop und Romantisierung. Ist das gut, schlecht, oder Strategie?

Ja Panik Foto Gabriele Summen

Am Anfang der Platte stand die Legende von der Piratenkolonie bei Madagaskar, Libertatia genannt, in der für ein Vierteljahrhundert die Gesetzlosen aller Länder Einkehr fanden und in Freiheit ohne materielle Werte zusammen lebten. Und gleich darauf fanden sich die Jungs von Ja, Panik in den Studios von Produzent Tobias Levin in Berlin und Hamburg wieder, werkelten und texteten ein Jahr lang. Nun erscheint “LIBERTATIA” zum heutigen 31.01.2014, während die Single schon seit Wochen die Radiostationen erfolgreich rauf und runter zog.

Das Album knüpft dabei stilistisch eher an die Zeit vor “DMD KIU LIDT” an, setzt jedoch textlich noch einmal eine Schippe auf den Vorgänger auf. Damit taugt es sowohl für den nachdenklichen Abend daheim, als auch für die kommenden Konzerte.

Musikalisch versucht man sich im Spagat zwischen Pop und Synthie und dieser gelingt weniger gut, denn die inhaltliche Bandbreite zwischen anarchistischer Naivität und Spätjugendkultur. Es geht um Auszug ins Ungewisse, Suche nach Gleichgesinnten und eine Gesellschaft die auf der Suche nach sich selbst strauchelt.

Und dann gibt es da noch das kurze Manifest, das mit dem Album einher geht. Hier in voller Länge:

LIBERTATIA existiert nur in Übersetzungen, in abertausend Auflagen und eben so vielen Versionen. Ein Echo an den Polen, da wo sich die Kompasse im Kreis drehen.

Wenn wir von LIBERTATIA sprechen, sprechen wir von Europa. Alles andere wäre lächerlich.

LIBERTATIA ist eine neue Politik jenseits der erfundenen Gemeinschaften.

LIBERTATIA ist die verlorene Angst in unseren Augen, wenn wir uns nicht mehr wiedererkennen in dem hübschen Pärchen, das an der Bushaltestelle klebt. Wenn wir aufhören Touristen zu sein, zu Hause, im Harz, am Mittelmeer.

LIBERTATIA ist das Bewusstsein davon, dass eine andere Welt eben nicht möglich ist. Das Wiederzusichkommen nach der großen Independenthalluzination.

LIBERTATIA ist übers Geld reden.

LIBERTATIA ist das übermütige Geschenk. Ein Schuldenberg, den jeder bei jedem hat.

LIBERTATIA ist die eleganteste Art das Gesetz zu brechen. Im Supermarkt, am Arbeitsplatz, in der Schule, im Netz. LIBERTATIA ist immer mehr mitgehen zu lassen, als man alleine verbrauchen kann.

LIBERTATIA ist die Unmöglichkeit für andere zu sprechen.

LIBERTATIA versteht nichts, wo es nichts zu verstehen gibt. Denn jenseits des intellektuellen Verstehens bestehen die eigentlichen Verflechtungen, Überschneidungen und Übergänge zwischen den unterschiedlichen Lebensformen.

In gewissen Momenten in der Kunst des Krieges sind Orte und Freunde strategischer als Waffen und Schilder. LIBERTATIA ist dieser Moment.

Doch LIBERTATIA ist keine Enklave, keine Probebühne für die Starlets von morgen, keine schlauere Idee von den schlaueren Typen. Orte zu befreien, befreit uns hundertmal mehr, als es irgendein freier Ort tun kann. Man wird sich LIBERTATIA nicht ausdenken können.

LIBERTATIA ist Klassenbewusstsein.

LIBERTATIA ist die berechtigte Sorge um die Erziehung eurer Kinder, die schicke Wohnung mit Ausblick, die Unterwürfigkeit eurer Dienstmädchen, die Sicherheit eures Staates. Die begründete Angst um euer Erspartes, euer freies Wochenende, euer Weltbürgertum.

LIBERTATIA ist der Look of Love wenn die Nacht am tiefsten.

LIBERTATIA ist die Zärtlichkeit im Herbst Europas.

Und so bleibt am Ende nur wie bei jedem Album von Ja, Panik : Selber reinhören unvermeidbar!

LIBERTATIA Ja, Panik CoverJa, Panik
LIBERTATIA
erschienen auf Staatsakt
10 Tracks
Erhältlich als CD , Limited Edition, LP
Oder auf iTunes

Ja, Panik mal auf Tour abfangen?

04/02/14 DE Hamburg – Uebel & Gefährlich
05/02/14 DE Köln – Gebäude 9
06/02/14 DE Frankfurt – Zoom
07/02/14 DE Stuttgart – Keller Klub
08/02/14 CH Zürich – Stall 6
10/02/14 DE München – Strom
11/02/14 DE Erlangen – E-Werk
12/02/14 DE Leipzig – Conne Island
13/02/14 DE Berlin – Lido
20/04/14 DE Dresden – Beatpol
21/04/14 AT Wels Alter – Schlachthof
22/04/14 AT Graz – Bang Bang Club
23/04/14 AT Salzburg – ARGEkultur
24/04/14 AT Innsbruck – Weekender
25/04/14 CH St. Gallen – Palace
26/04/14 DE Heidelberg – Karlstorbahnhof
28/04/14 DE Düsseldorf – Zakk
29/04/14 DE Münster – Gleis 22
30/04/14 DE Bremen – Theater Bremen
02/05/14 DE Rostock – Helgas Stadtpalast

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