Wenn ich in meinen neuen Aufzeichnungen immer wieder ins letzte Jahr tauche, dann ist das freilich auch ein Experiment über meine eigene Stimmung. Ich habe das Schreiben wieder aufgenommen und habe durchaus die Absicht, endlich etwas von all den Schubladengespenstern fertig zu machen, die ich seit gefühlten Hundert Jahren mit mir herumschleppe. Der Hader galt dabei meinem Sonderweg, denn war ich früher davon überzeugt, dass ich der Literatur neue Impulse beibringen kann, indem ich mich in eine Tradition jener Setze, die vom Mainstream (ich nenne das gerne Torwächter-Literatur) ausgemerzt worden ist, bin ich mir jetzt sicher, dass Literatur überhaupt tot ist. Und wenn man das weiß, kann man so richtig loslegen.
Vor einem Jahr:
Wenn eine Szene nur lang genug existiert, ist sie abtastbar. Die in ihr enthaltenen Informationen sind gewaltig, das muss man sagen, aber das begreife ich stets erst während des Abtastvorgangs. Hyle ist ausreichend vorhanden, das Sandkorn also, das alles enthält. Wer sich mit dem Stil beschäftigt, ist natürlich ein Idiot ... oder weiß vielleicht nicht, dass es Stil nicht gibt. Es gibt nur die Szene, keinen anderen Anhaltspunkt als ein Glas Wasser anzuschauen. Natürlich überlege ich mir, wie das alles weitergehen soll. Da sitze ich in meiner Man Cave, herrlich perspektivlos, aber wieder schreibend. Noch einmal von vorn, Jahre, Jahrzehnte, bis ich irgendwann futsch bin. Ich könnte mir nichts besseres vorstellen, ich könnte mir alles andere vorstellen. Ich kann die Außenwelt kaum anders wahrnehmen als einen blanken, sinnlosen Horror. Nein, ich glaube nicht, dass ich überhaupt noch zurecht komme. All diese Versuche scheitern.
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