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10.10.17

Stehende Knospen


Albera Anders; Öl auf Papier, 2009

Fortan schlüpften unsere Blüten den Minnesängern gleich aus ihren durchsichtigen, einsichtigen Welten. Der bestäubte Garn vieler Stunden wies ihnen den Weg durch den Kräuterfarn am Teich der irritierenden Gespinste, die mit den Butterfliegen rangen. Von den sanften Teilen ein Teil : das war ihr Begehr; und so drängten sie sich um das Seeufer herum, öffneten ihre Menuette (selbstverständlich im Dreivierteltakt) und zeugten in den Lüften von sich selbst und ihrem artistischen Flappern, der nahen Spule verwandt, nicht aber zu verwechseln mit den Tropfen, die sich vom endlos brausenden Mühlrad trennen. Besagter See ist ein gewisses Heute; unsere Blüten aber sind zeitlos, ein Mantel aus Flügelschlägen sorgt hierfür, genährt von Wiesenträumen. Die Kapriolen der Zinnober-Bürsten erklimmen ihre Wandten, vertanzen mit den Blüten einen gewissen Sommernachmittag. Wir werden uns den Schirm etwas kosten lassen, der uns während des Schauspiels ermöglicht, geschützt und sahnig eingeölt, das Okular auf die richtige Schärfe einzustellen.

Darstellung No. 3 
Bild und Zauber: Albera Anders
Text und Traum: Michael Perkampus

06.10.17

Von der Lab zu Tale


Albera Anders; Mischtechnik, Acryl und Öl, 2009

So der schneeweiße Stier zu den Blättern aus Thule:

Ich sagte noch, ich singe nie die Lieder meiner Ahnen. Doch hören wollte keiner, und klamm in meiner Brust mein Donnerherz, ihr kennt es wohl - und flieht, wenn ihr es lauscht. Durch Berge breche, durch Täler ich, durch Steppen gleite, durch Weite ich, und hufe empor und stauche in Wut das Gebirg' zu einem Talisman. Es waren keine Tore mir verschlossen: ich rannte sie ein mit dem Lachen der Gespenster und eroberte mich selbst. Ich diktiere, in deine Kammer dringend, dir die Wege, die ich kam.

So die Handschrift aus Thule zu  dem schneeweißen Stier:

Du hast mich gefunden, nicht gesucht, du hast mich gerufen in feurigen Träumen. Ich nehme dein kostbares Blut in meine Seiten hinein, sickerst du in die ruhmvolle Reihe hinab, wird dich das Leben nie mehr durch die Welten jagen, verschwimmst du nur auf meiner Fläche, so fürchte meine Tiefe!

Darstellung No. 2
Bild und Zauber: Albera Anders
Text und Duktus: Michael Perkampus

23.07.17

Odeur einer waldgewordenen Stiefelvilla

Starten will ich heute das, was mir zu Ruhm und Ehre gereicht: Das real gesprochene Wort. Beginnen möchte ich mit dem ersten Stück zu den drei (noch) vorhandenen Gemälden, die Albera in Mischtechnik hergestellt - und nicht vernichtet hat.
 

Masten reckten sich über die Mauern ohne Zahl, ihre Augen harrten dem Licht, widersetzten sich den Antworten, die aus den tosenden Schläuchen auf der anderen Seite drängten. Die Schatten produzierten Längen, die nicht weiter trieben, als es die Hitzeschollen zuließen.

Wo blieben die Keimzellen? Wo bleibt der gestrige Blick?

Die Masten fahren fort, ihre Augen ins Unermessliche zu vergrößern. Der Blick, der ihnen gehört, deckt sich mit der Zahl all dessen, was sie sehen. Das Wasser bricht sich an Ausschnitten. Die Fertigkeiten in Laternen. Licht soll es werden, doch Licht im Innern einer Schliere.

Blicke sollen es werden, doch Blicke reichen nicht weiter als die Begrenzung der Schliere es zulässt.

Odeur einer waldgewordenen Stiefelvilla, oder:

Knaben rutschen von den Masseleibern,

fallen, dort wo es dräut, über Rückenbänke und Widerhaken, fahren jenseitigen Blickes fort, sich Gegenseitigkeiten anzutun ohne Zahl.

Der Forstherr aus Deinem Hause des erstiefelt sich gute Launen, bepeitscht, verpeitscht die Sohlen der Mooskuhlenüberläufer vor den Masten, die noch immer Licht geblieben sind, die noch immer über Hütten ranken, die zahllosen Mauern, die Knaben davor, bereits untergegangen wie der Dustermond, der die Streifen der Pechhörnchen anlockt.

Licht soll es werden, aber Licht nicht mehr. Blicke sollen es werden, aber (but) die Scheiben sind finster.

Albera Anders, Mischtechnik, Acryl und Öl, 2009