panAm productions
sator arepo tenet opera rotas | Fachtexte und -konzepte.
Mittwoch, 2. Dezember 2020
Dienstag, 1. Dezember 2020
Montag, 30. November 2020
Mittwoch, 11. November 2020
Ilse Aichinger: Nachruf (Martin)
Gib mir den Mantel, Martin,
aber geh erst vom Sattel
und lass dein Schwert, wo es ist,
gib mir den ganzen.
Aichinger decouvriert die von oben herab erteilte "milde Gabe" als Bestätigung und Festigung der ökonomischen und strukturellen Machtverhältnisse. Mit seinem jähen Perspektivwechsel zwingt uns dieses Gedicht, mit den Augen des Empfangenden zu sehen und "Mitmenschlichkeit" auf gleicher Ebene einzufordern.
Die Phrase des "auf Augenhöhe Kommunizierens" erscheint mit Aichingers Forderung, Mitleid müsse vom hohen Ross herabsteigen, in neuem Licht. Es geht um Hingabe, statt um Gabe. Es geht um Unmittelbarkeit ohne Kalkül. Es geht darum, auch den vermeintlich Schwachen als Seinesgleichen zu respektieren.
Dies ist nicht nur wider die Kultur der Betroffenheit und wider das Gutmenschentum, sondern auch wider die Spende als Steuervorteil und wider das "Gutsein" als Sprungbrett zum (persönlichen) Paradies.
Wir neigen dazu, uns in unserem Gutsein zu gefallen. Als Buchhalter unserer selbst rechnen wir uns unsere "milden Gaben" selbst am höchsten an. Dies zu erkennen, braucht nicht mehr als die Lektüre von vier Zeilen großer Literatur.
Montag, 2. November 2020
Curfew/Terror
02.11.2020, 22:36
Hubschrauber über dem sonst stillen Wien. Unterbrochen von Polizeisirenen. In den Nachrichten ist von den vergeblich eingelagerten Martini-Gänsen die Rede. Bedauert werden notabene die Wirte, nicht die Gänse.
03.11.2020, 07:14ff
Google lanciert eine Crisis Response des Wortlauts "Schüsse in Wien" mit automatischer Kartierung des Terrorgebiets. Dies selbstverständlich Social-Media-freundlich und per Mausklick auch als E-Mail verschickbar. Akutjournalismus ringt um Superlative, Meme wie "Pray for Vienna" gehen auch seitens bekennender Atheisten viral.
Die Besonderheiten der Wiener Topografie des islamistischen Terrors treten in den Blick: Die Ausgehmeile des "Bermudadreiecks" mit Achtzigerjahre-Szene-Profil und konsumistischer Realität situiert sich rund um den Wiener Stadttempel, die Hauptsynagoge der Israelitischen Kultusgemeinde. Seit der Tempel 1981 von zwei schwer bewaffnete Fatah-Terroristen attackiert worden war, stehen Tempel, Seitenstetten- und Judengasse unter polizeilichem Schutz. Ständig? – Aus Kostengründen soll dieser und-um-die-Uhr-Schutz auf die Betriebszeiten von Gemeindezentrum und Tempel beschränkt worden sein. Demnach geschah das Attentat kurz nachdem die Wachleute um 20 Uhr ihre Posten verlassen hatten.
1981 hatte es zwei Tote und von 21 teils Schwerverletzte gegeben. Am 2. November 2020 starben vier Zivilisten, einer der mutmaßlichen Täter wurde von der Polizei sogenannt "ausgeschaltet". Seither tönen die Polizeisirenen um unser Quartier.
Eine Schweigeminute wird anberaumt, Staatstrauer angeordnet. Gemeindebauten und Amtshäuser sind mit Trauer beflaggt, rotweiißrot auf Halbmast. Mehr als 20.000 Handy-Videos des Ereignisses sind binnen weniger Stunden auf das eigens dafür eingerichtete Polizeiportal hochgeladen worden.
Angesichts der Topografie kommt das Bild der kleinen Vilma Neuwirth in den Sinn, wie sie bei einem Fliegerangriff im zweiten Weltkrieg vor der zerbombten Marienbrücke steht: Ihre Familie war in einem Luftschutzbunker am anderen Ufer, bei der Ruprechtskirche, untergekommen. Nun gibt es kein Hinüberkommen mehr.
Dieses "kein Hinüberkommen" gilt für den Haß der Islamisten, gilt aber auch für eine Mentalität des "we shall NOT overcome", wie sie aus dem amerikanischen Wahlkampf herüber tönt. Gut, dass der Wiener Wahlkampf mit den hässlichen Anti-Islam-Parolen der FPÖ vorüber ist. Man möchte jetzt kein Moslem sein in Wien.
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Das meist via Social Media geteilte Mem lautet am Vormittag "Pray for Vienna". Am Abend ist man allgemein zu "Schleich di, du Oaschloch!" übergegangen: Man hält dies für eine gesunde Selbstbehauptung des Goldenen Wiener Herzens und schaltet sich – jeweils individuell, authentisch und freiwillig – mit dieser "Kulturkundgebung" gleich.
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Freitag, 30. Oktober 2020
Donnerstag, 29. Oktober 2020
Erschienen: Splitter im Fleisch der Mehrheit. Über zwei neue Publikationen der deutsch-jüdischen Autorin Esther Dischereit.
➾ Chris Zintzen: Splitter im Fleisch der Mehrheit.
Über zwei neue Publikationen der deutsch-jüdischen Autorin Esther Dischereit.(Text-Download, pdf)
wespennest 179/ November 2020, S. 99–101.
Montag, 19. Oktober 2020
Eben erschienen: Litblogs.net Lesezeichen, Ausgabe 03/2020
Lesezeichen, Ausgabe 03/2020 vom 19. Oktober 2020.
In dieser Ausgabe: Etwas ist ANDERS – Unvollendetes in Bäumen – Archäologie der „Fake News“ – BFBS und wilde Zeiten – So ein Dreck! – Götter und Insekten – Happy End, das besondere Papier – Ein Lied im Bild – Lesezeichen im schwarzen See – PKW-Pirouetten – Lungen- und andere Bäume – Ryôtas Glühwürmchen – maps for pataphysical inspections – uvam. …
INHALT:
- Anders
von Phyllis Kiehl
in: Tainted Talents - 15/20 – abandoned thread
von Marianne Büttiker
in: tempo fugato - Fake News…
von Barbara Denscher
in: Flaneurin - Da grinst der nur
von Andreas Glumm
in: Glumm - „Einem Dreck sein Dreck“ (Wort-Schatz 23) (Wut-Rede)
von J. S. Piveckova
in: Gleisbauarbeiten - Imkerei
von Lisa Spalt
in: psittacos - Happy End – Limited Edition
von Norbert W. Schlinkert
in: Nachrichten aus den Prenzlauer Bergen! - Fröhlich sein
von Rittiner & Gomez
in: isla volante
- Anders
- Du liest nichts
von Christian Lorenz Müller
in: der goldene fisch - Verliebte Autos im Wald
von Augusta Laar
in: der goldene fisch - von den lungenbäumen
von Andreas Louis Seyerlein
in: particles - Firefly / Nach einem Haiku von Ryôta
von Chris Zintzen
in: panAm productions - Soeben eingetroffen: asemic walks
von Hartmut Abendschein
in: taberna kritika
- Litblogs.net – Literarische und künstlerische Weblogs, hg. von Hartmut Abendschein, Markus Hediger und Chris Zintzen, Bern / Wien 2004-2020
Donnerstag, 17. September 2020
Zum Tage
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Update, 29.10.2020: Die heute im "Standard" publizierte Auswertung der PK-Protokolle der vergangenen Monate im Hinblick auf die jeweils quantitativen Anteile von "Eigenlob" / "nationalen Abgleich" / "Drohungen/Worst Case" und "rhetorische Stilmittel" gibt wertvolle Hinweise auf das Strickmuster der Regierungskommunikation. Insbesondere wären aber die grün markierten Parts "Metaphern, Floskeln, Plattitüden" wertvolles Rohmaterial für eine Diskursanalyse. Mich interessiert insbesondere die Normierung der Kommunikation und die Standardisierung ihrer Rituale. Es ist Lärm aus Kommunikationsfabriken. Das Medium "Sprache" als Verständigungs- und Erkenntnismittel wird von derlei getrübt. Als Spracharbeiter wehre ich mich dagegen wie der Tonsetzer gegen das Hirn- und Ohrenbetäubende des Krachs. |
Mittwoch, 9. September 2020
Montag, 31. August 2020
Sonntag, 30. August 2020
Freitag, 28. August 2020
Heute, 16 Uhr: Begehung/Buchpräsentation ZUKUNFT EINER VISION
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Foto © Iris Ranzinger/KÖR GmbH |
Am Freitag, den 28. August wird der vom Künstlerduo Krüger & Pardeller gestaltete Vorplatz der U-Bahn-Station „Seestadt“ in Wien-Aspern der Öffentlichkeit übergeben. Die Platzgestaltung Zukunft einer Vision vermittelt die historische Signatur des ehemaligen Flughafen-Areals mit dessen Neugestaltung als Stadtentwicklungszone und Wohngebiet im Nordosten Wiens.
Zur Eröffnung des prominent gelegenen Platzes erscheint eine Publikation in Form eines wissenschaftlich-
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Montag, 24. August 2020
OUT NOW: Zukunft einer Vision, hg. von Krüger & Pardeller/Zintzen
Krüger & Pardeller/Chris Zintzen (Hg.):
Krüger & Pardeller: Zukunft einer Vision.
Aspekte zu Kunst im öffentlichen Raum, Urbanistik, Lebenswelt und Geschichte der Seestadt auf dem Areal des Flugfelds Aspern.
Mit Beiträgen von Krüger & Pardeller, Hilke Berger, Andre Krammer, Vanessa Joan Müller, Iris Ranzinger, Kathrin Wildner, Chris Zintzen.
144 Seiten, zahlreiche Abbildungen, broschiert.
August 2020
Schlebrügge.Editor, Wien
ISBN 978-3-903172-67-8
€ 22,00 [A]
€ 21,40 [D]
Im Sommer 2020 wird der vom Künstlerduo Krüger & Pardeller gestaltete Vorplatz der U-Bahn-Station „Seestadt“ in Wien-Aspern der Öffentlichkeit übergeben. Die Platzgestaltung Zukunft einer Vision vermittelt die historische Signatur des ehemaligen Flughafen-Areals mit dessen Neugestaltung als Stadtentwicklungszone und Wohngebiet im Nordosten Wiens.
Zur Eröffnung des prominent gelegenen Platzes erscheint diese Publikation in Form eines wissenschaftlich-essayistischen Künstlerbuchs. Das Buch informiert über die ästhetischen Prämissen der Gestaltung und reflektiert dessen reale und symbolische Topographie in urbanistischen, kultur- und kunstwissenschaftlichen Essays. Eine reich mit historischen Fotografien bebilderte Dokumentation der Geschichte des Flugfelds Aspern erschließt das bis heute anhaltende Faszinosum des Areals.
Inhalt:
- Heimisch im Nirgendheim: Utopie, Vision und Kritik (Chris Zintzen)
- Vom Objekt zum Subjekt der Handlung. Der Öffentliche Raum und die Rolle der Kunst (Hilke Berger/Kathrin Wildner)
- Zukunft einer Vision: Bilddokumentation (Iris Ranzinger)
- Zukunft einer Vision. Gedanken zur Platzgestaltung von Krüger & Pardeller (Vanessa Joan Müller)
- Das Flugfeld und die Stadt. Historische Streifzüge dies- und jenseits der Donau (Andre Krammer)
- Neustadt als Neustart. Die Seestadt als Objekt der Wahrnehmung und Interpretation (Chris Zintzen)
- Die Geschichte des Flughafens Aspern (Krüger & Pardeller/Chris Zintzen)
Donnerstag, 20. August 2020
Dienstag, 18. August 2020
Montag, 17. August 2020
Ausstellung "Verdinglichung" - Last Week | Last Call
Die Ausstellung ➾"Verdinglichung" (Chris Zintzen: Fotografie, Gue Schmidt: Installation, Fritz Fro) geht in die letzte Woche:
Die Schau ist Dienstag bis Freitag, 17–20 Uhr im Projektraum MAG3, Schiffamtsgasse 17, 1020 Wien, zu sehen.
Schmidt/Zintzen freuen sich, Sie im Rahmen der informellen Finissage am Freitag, den 21.08.2020 begrüßen zu dürfen!
Walter Baier: Eine Wissenschaft vom gesellschaftlichen Menschen.
- Georg Lukács: Theorie des Romans Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik. Berlin 1963.
- Georg Lukács: Geschichte und Klassenbewusstsein. Studien über die marxistische Dialektik, Malik Verlag, Berlin 1923.
- Karl Marx: Das Kapital Bd.1. Marx-Engels-Werke (MEW) Dietz Verlag Berlin 1974
- Karl Marx: Ökonomisch-Philosophische Manuskripte, Pariser Manuskripte 1844. In: Texte zur Methode und Praxis, Rowohlt, 1966.