Sarah ist nicht nur Betreiberin des Literaturblogs Pinkfisch, wo sie kurze und knackige Notizen zu den von ihr gelesenen Büchern (und das sind nicht wenige!) veröffentlicht. Sie ist außerdem leidenschaftliche Buchhändlerin und sorgt in dem kleinen, inhabergeführten Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau für das Wohl ihrer Kunden. In einem Gespräch mit uns verrät sie, warum es sich lohnt, einmal bei ihr und ihren Kollegen vorbeizuschauen.
Der Buchladen am Freiheitsplatz liegt im Herzen des Rhein-Main-Gebietes, in Hanau. Auf 75 qm vereint er Belletristik, Krimi, Sach- und Fachbuch, die Büchergilde und eine große Kinder- und Jugendbuchabteilung. 2014 kann die Buchhandlung bereits 30 Jahre am Hanauer Freiheitsplatz feiern – gegründet wurde sie jedoch schon 1920 in Halle von Otto Dausien. Mit einem Schlenker über Frankfurt zog sie schließlich 1974 nach Hanau, wo der heutige Chef, Dieter Dausien, sie mit 18 Jahren, nach dem Tod seines Vaters und direkt nach der Ausbildung, im Jahre 1977 übernahm und bis heute führt.
Womit kann eine kleine Buchhandlung wie eure in Zeiten von Amazon und großen Filialisten, die es ja auch in Hanau gibt, punkten?
Wir meinen: mit Persönlichkeit, Kompetenz und Service. Wir beraten individuell und lesen so viel wie möglich, um unseren Kunden besondere Empfehlungen machen und ein ausgewähltes Sortiment anbieten zu können. Wir stellen vorsorglich schon Neuheiten zurück, die den jeweiligen Kunden interessieren könnten, oder schicken eine E-Mail, wenn wir in der Verlagsvorschau etwas für einen Kunden entdecken.
Wir beraten offline, online, versehen unsere Webseite mit Rezensionen, Veranstaltungstipps und Aktuellem und sind bei Facebook aktiv – uns kann man also auf jeglichen Kommunikationswegen erreichen. Auch unser Webshop wird gut angenommen: von Hanauer Kunden, die schnell am PC bestellen und abholen, aber auch von Kunden aus der ganzen Welt, die gerne eine kleine und unabhängige Buchhandlung unterstützen wollen und die persönliche Ansprache schätzen.
Woher kommt deiner Meinung nach diese starke Kundenbindung?
Wenn ich an meinen Arbeitsplatz denke, weiß ich, dass wir alle gerne hier arbeiten: Ich, als jüngste Buchhändlerin im Team kann dieses Jahr bereits mein 10-jähriges Dienstjubiläum feiern, andere Kolleginnen bereits 20, 17, 18 und 5 Jahre… und nicht zuletzt hat mein Chef ja quasi sein Leben mit diesem Laden verbracht. Dieses feste BuchhändlerInnen-Team garantiert unseren Kunden Kontinuität und eine persönliche Atmosphäre. Wir kennen die Lesevorlieben unsere Kunden, wissen, welche Autoren sie bevorzugen, merken uns die Namen ihrer Kinder und ihre Geburtstage und begleiten wichtige Ereignisse in ihrem Leben mit.
Wie äußert sich diese persönliche Atmosphäre bei der täglichen Arbeit?
An einem typischen Ladentag wird viel geredet, der Laden fungiert an Markttagen auch als lokaler Treffpunkt: Was wir hier schon an Begegnungen erleben durften, Wiedersehensfreude, der kleine Schnack am Buchregal – es ist immer wieder schön. Kunden, die sich spontan gegenseitig Bücher empfehlen, Beratungen, bei denen Kunden vom anderen Regal herübergeschlendert kommen und das gleiche Buch, das ich soeben einer anderen Kundin empfahl, auch haben wollen… Überhaupt: unsere Kunden. Nicht nur, dass sie trotz Stadtumbaus, mit vielen Baustellen, weiterhin treu zu uns kommen. Nein, unsere Kunden sind schon besonders: In der Weihnachtszeit werden wir mit Plätzchen und Schokolade gestärkt, spontan gibt es auch mal eine große Ladung Schokoküsse für die gesamte Belegschaft oder einen Kuchen als Dankeschön. Wer auf den Markt geht, bringt uns gerne mal etwas mit. Es viele Dinge und Taten, die uns davon überzeugen, dass wir die besten Kunden der Welt haben. Und damit das so bleibt, bieten wir auch einige besondere Veranstaltungen an.
Zum Beispiel?
Wir veranstalten Lesungen und Erzählnachmittage, beteiligen uns an Aktivitäten wie dem Welttag des Buches oder dem Deutschen Buchpreis, unterstützen Schulen und Bibliotheken und engagieren uns seit Beginn der Aktion »Hanau liest ein Buch« mit eigenen Aktionen und Lesungen.
Außerdem laden wir unsere Kunden ein, eine »Spätlese« zu buchen: ein Abend ganz allein in unserer Buchhandlung, bei Wein und Gebäck – dieses Angebot wird seit Jahren von unseren Kunden sehr gut angenommen. Ein Highlight ist seit vier Jahren unsere »Herbstlese« im November. An diesem Abend stellen wir unsere Lieblingstitel des Jahres vor und die 80 möglichen Plätze sind meist schon Wochen im Voraus ausgebucht. Damit jeder, der nicht dabei sein kann, trotzdem teilhaben kann, filmen wir mittlerweile den Abend und man kann sich unsere Empfehlungen bequem bei YouTube auf dem heimischen Sofa anschauen.
Fördert ihr bei solchen Veranstaltungen speziell auch Bücher aus Indie-Verlagen?
Auf jeden Fall! Unser letzter großer Erfolg mit einem Indie-Titel war mit Glückskind von Steven Uhly aus dem secession Verlag. Nicht nur, dass wir das Buch auf unserer Herbstlese begeistert vorgestellt haben und es zum internen Bestseller wurde: Es wurde auch von der Jury für die diesjährige Ausgabe von »Hanau liest ein Buch« ausgesucht. So kann manchmal ein kleiner Verlag und ein Buch seine ganz große Stunde haben: wenn nur der Funke überspringt und die Begeisterung zündet!
Gibt es sonst noch einen Indie-Titel oder gleich einen ganzen Indie-Verlag, der dir am Herzen liegt?
Jedes Jahr wieder bin ich begeistert von Kein & Aber: Wie schafft es dieser Verlag eigentlich, so ein facettenreiches und spannendes Programm zu machen? Bei dieser Verlagsvorschau kann ich eigentlich blind voraussagen, dass ich darin einen neuen Liebling finde. Und gestalterisch finde ich die edition fünf bei Nautilus einen ganz großen Wurf, da passt einfach rundherum alles: Design, Buchauswahl, der Fokus auf Frauen in der Literatur.
Schön, wie viel Leidenschaft du für deinen Beruf mitbringst. Klingt, als gäbe es viele hervorragende Gründe, um euch mal einen Besuch abzustatten.
Genau! Kommt einfach mal vorbei, dann bieten ich und meine Kollegen euch einen Kaffee und einen Platz auf unserem Buchladensofa an, erzählen euch begeistert von Büchern und tun alles, damit ihr mit dem richtigen Buch für den richtigen Moment wieder aus dem Laden geht.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Freude mit euren Kunden!