In der FAZ entdeckte ich die farbige Abbildung „Der Butt und die große Welle“ von Marcus Behmer. Sofort war klar, diese Ausstellung muss ich sehen. Voller Freude stellte ich sofort fest, diese Bilder werden im Klingspor-Museum in Offenbach gezeigt.
Untertitel Marcus Behmer (1879 in Weimar geboren-1958 in Berlin verstorben)
Der Butt war nicht leicht zu finden. In meiner Vorstellung musste es ein sehr großes Bild sein mit all diesen Details. Der Fischer im unteren Teil des Bildes ist wesentlich kleiner als der Kopf des Butt`s. Ich erfuhr in dieser Ausstellung, der Buchgestalter und Schriftkünstler war besonders bekannt für kleine Formate.
Marcus Behmer zählt zu den bedeutendsten Illustratoren der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Behmer lernte Karl Klingspor 1919 kennen, als die Schriftgießerei Gebr. Klingspor die „Behmer-Antiqua“ für die Berliner Druckerei Otto von Holten schnitt. Behmer war als Künster Autodidakt. Er wurde Mitarbeiter der Zeitschriften „Simplicissimus“ und „Die Insel“. 1903 wurde er mit seinen Illustrationen zu Oscar Wildes „Salome“zu einem gefragten Künstler des Jugendstils.
Neben Radierungen, Holzschnitten und Lithografien gibt es in der Ausstellung auch Originalzeichnungen zu Buchillustrationen zu bewundern.
Das Aquarell, mit der Darstellung eines nacktenjungen Vogelkopfes und dessen stark ausgeprägt gezeichnetem Schnabel, des etwa zehnjährigen Knaben Marcus Behmer nimmt bereits ein Motiv vorweg, das sich durch sein Lebenswerk ziehen wird: Verbildlichung eines Inbegriffs von Widernatürlichkeit – ein Begriff aus der Juristensprache den Behmer aus guten Gründen und tiefster Überzeugung keinen Augenblick akzeptieren konnte.
Behmer schaffte eine einzigartige Fortsetzung der langen Tradition von den apotropäischen Tierfiguren der Romantik über die Mischwesen der gotischen Drolerien, den Fabeltieren der Groteske, den Brechungen des Figürlichen, wie sie der Surrealismus vornimmt, greift er auf seine Art voraus. Mit dem Fortschreiten des Faschismus sehen wir bedrohliche, unheimliche Missgeschöpfe.
Marcus Behmer hatte seit frühen Jahren die Neigung mit ritualisierten Neujahrswünschen in Erinnerung zu bringen. Mit dem Fortschreiten des NS-Regimes nehmen sie immer bedrückenderen Charakter an.
Als Homosexueller wurde er verfolgt, musste 19 Monate in Haft. 1958 verstarb er völlig verarmt.
Das Klingspor-Museum ist mir aus den Tagen bekannt, als ich auf der damaligen Werkkunstschule in Offenbach freie und angewandte Malerei studierte. Großes Interesse weckten bei mir ebenso die Schriften, Typografie in reinster Form. So erinnere ich mich durchaus an das Grundsemester an der Kunsthochschule. Wir lernten zum Beispiel die Schrift Helvetica mit Tusche und Blattfeder zu zeichnen.