Jeden Winter suche ich Romane / Neuerscheinungen und mache eine erste Liste für die Bücher des Jahres:
Eine erste Auswahl der literarischen Neuerscheinungen, die ich bis Ende des Jahres u.a. für ZEIT Online und Deutschlandradio Kultur (an-)lesen, sichten, sortieren will.
Hier meine Auswahl für 2016. Ergänzungen sind willkommen: Besonders die Vorschauen/Programme kleinerer Verlage 2016 habe ich noch nicht durchgearbeitet.
2015 hat Freundin W. die wichtigsten auf Deutsch erscheinenden Bücher 2015 in einem Ranking bei Goodreads aufgelistet: Link. Die Liste für 2016 ist hier.
Buchtipps und Empfehlungen von mir: Link 1 | Link 2 | Link 3
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vier persönliche Empfehlungen – Bücher 2016, gelesen und gemocht:
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1: GERTRAUD KLEMM, “Muttergehäuse”, österreichische Memoir/literarisch-biografische Textcollage
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Ich habe “Herzmilch” und “Aberland”, zwei sehr gut besprochene Romane Gertraud Klemms über unzufriedene Frauen/Mütter, angelesen… und mir ein drittes Buch von ihr (erscheint im Februar 2016) im Blog vorgemerkt (Link). Kremayr & Scherlau schickte mir ungefragt ein Leseexemplar. Vielleicht das Beste, was mir die Post 2015 zustellte:
In “Mütter auf Papier” (2010) schrieb Klemm über den boshaften, herablassenden, sexistischen, gehässigen Quatsch, den sich eine Frau mit Mutterwunsch anhören muss, die immer wieder Kinder in der Schwangerschaft verliert. Eine autobiografische Textcollage: Kurzprosa, Fragmente, viel Wut, Intimität, kluger Furor. “Muttergehäuse” ist die überarbeitete Version dieses “Mütter auf Papier”-Berichts – ein kurzes, luzid formuliertes, wunderbar konkretes Buch über Frustrationen, schlechte Freunde, Angst, Druck… und Auswege.
Ich bin jetzt Klemm-Fan: feministisch, literarisch, spitz, ehrlich, reflektiert.
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2: SACHA BATTHYANY: „Und was hat das mit mir zu tun? Ein Verbrechen im März 1945. Die Geschichte meiner Familie“
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Ich habe den Titel Ende Februar bei Deutschlandradio Kultur empfohlen [Audio und Text]: „Kurz vor Kriegsende feierte Gräfin Margit von Batthyány-Thyssen im Burgenland ein Fest mit der örtlichen Waffen-SS. In derselben Nacht wurden 180 jüdische Zwangsarbeiter erschossen. „Und was hat das mit mir zu tun?“ fragt Sacha Batthyany, Schweizer Journalist und Enkel von Margits Schwester, in einem 250 Seiten langen, sehr persönlichen Report:
Er reist ins Burgenland, nach Südamerika und Russland, zitiert ausgiebig aus Tagebüchern, befragt Verwandte, beginnt eine Psychoanalyse. Erschoss Tante Margit, verstorben 1989, jüdische Zwangsarbeiter? Oder teilte sie bloß die Gewehre aus? Fallen solche Abstufungen ins Gewicht? Für wen: für die Nachkommen und ihre Familien? Für die Opfer? Für uns alle?“
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3: KEI SANBE, „Die Stadt, in der es mich nicht gibt“
[Manga-Reihe, bisher 7 Bände, Deutsch bei Tokyopop]
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…ebenfalls bei Deutschlandradio Kultur empfohlen:
„Jedes Mal, wenn der Alltag katastrophal entgleist, wird Satoru ein paar Minuten in die Vergangenheit versetzt: Die Szene wiederholt sich dann so oft, bis er das jeweilige Unglück verhindern kann. In seiner Kindheit wurden Klassenkameraden ermordet, und alle bemühten sich, den Kidnapper zu vergessen. Plötzlich ist Satoru zurück im Jahr 1988, elf Jahre alt. Er will die Kinder retten. Mit allen Mitteln. Ein Thriller, täuschend simpel gezeichnet, mit wunderbar komplizierten, schlagfertigen, witzigen Figuren und existenziellen Fragen: Rätseln, Fiebern, Lachen, Indizien suchen… keine Seite dieser Bände vergeht, ohne dass Herz und Hirn auf fünf verschiedene Arten gefordert sind.“ [mehr aktuelle Manga-Empfehlungen hier, Link]
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4: ISABEL BOGDAN, „Der Pfau“
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256 Seiten, Kiepenheuer & Witsch:
Eine – sehr ruhige – Komödie über eine Gruppe britischer Banker und ihre schnippische Chefin, die während einem Teambuilding-Workshop in einem schottischen Herrenhaus eingeschneit werden. Draußen läuft ein Pfau umher, der auf alles pickt, das blau-metallisch glänzt. Eine Satire – aber nicht grell, laut, überdreht. Ein Zwischendurch-Buch – aber ohne Kitsch. Die Figuren sind nicht allzu tief – doch ich nehme Bogdan das britische Setting ab (gute Arbeit!). Es gibt viele Passagen, die mir zu erklärend oder redudant sind: ein Middlebrow-Unterhaltungsroman, der an keiner Stelle weh tut und der vielleicht 20 Seiten kürzer sein könnte.
Aber: Das hier hat so viel Geist, Schmiss, Charme, eine so entspannte, angenehme Grundhaltung… Ich war für fünf, sechs Stunden gern mit diesen Leuten auf diesem Landsitz. Leicht – aber klug, und gut. Empfehlung!
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Übersetzungen, angelesen und gemocht:
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01: BJARTE BREITEIG, „Meine fünf Jahre als Vater“
- Hat Familienvater Martin die Tochter einer alten Jugendliebe missbraucht?
- Literarischer Thriller, Norwegen 2014.
- Luftschacht, 320 Seiten, 1. Januar 2016. Goodreads: 3.82 von 5
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02: JIM SHEPARD, „Aron und der König der Kinder“ / „The Book of Aron“
- Junge im Warschauer Ghetto (schon wieder)…
- simples, aber mitreißendes Kinder-/Jugendbuch, USA 2015.
- C.H. Beck, 270 Seiten, 21. Januar 2016. Goodreads: 3.79 von 5
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03: CASTLE FREEMAN, „Männer mit Erfahrung“ / „Go with me“
- 2008 gelesen und gemocht: sehr simpel, etwas dümmlich/schlicht gestrickt…
- …aber rasant, düster, unterhaltsam.
- junge Frau in einem Sägewerkstädtchen in den Bergen wird bedroht… und wehrt sich, mit allen Mitteln
- Hillbilly-Noir-Thrillerkomödie, USA 2008.
- Nagel & Kimche, 176 Seiten, 22. Februar 2016. Goodreads: 3.38 von 5
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04: TA-NEHISI COATES, „Zwischen mir und der Welt“ / „Between the World and me“
- politischer, aber persönlicher Essay über Rassismus, Polizeigewalt, schwarze Identity Politics in den USA
- ich habe das Original angelesen und fand es schwülstig und schleppend (besonders im Vergleich zum 60 Jahre alten Essay von James Baldwin, „The Fire Next Time“…
- …aber die Kritiken sind überragend, und ich bin gespannt, ob die deutsche Übersetzung für mich besser funktioniert.
- Hanser Berlin, 240 Seiten, 1. Februar 2016. Goodreads: 4.42 von 5
05: Update: gelesen – ich fand es recht oberflächlich, verdruckst, zu seicht. kurze Schmunzel-Texte, die ich nicht empfehlen kann.
ETGAR KERET, „Die sieben guten Jahre: Mein Leben als Vater und Sohn“ / „The Seven Good Years“
- Memoir: Israelischer Autor über 7 Jahre seines Lebens:
- die Zeit zwischen der Geburt seines Sohnes – und dem Tod seines Vaters.
- S. Fischer, 224 Seiten, 25. Februar 2016. Goodreads: 4.21 von 5
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06: JAKOB EJERSBO, „Liberty“
- Die 80er Jahre: Ein dänischer Schüler zieht mit seinen Eltern nach Tansania und findet einen schwarzen besten Freund.
- Band 3 einer Afrika-Trilogie, aber für sich allein lesbar.
- Dänemark 2009, Taschenbuch-Neuauflage bei btb, 864 Seiten, 8. März 2016. Goodreads: 4.30 von 5
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07: OWEN SHEARS, „I saw a Man“
- junger Witwer zieht zu befreundetem Ehepaar nach London…
- …und stolpert in ein häusliches Drama. Literarischer Thriller.
- UK 2014, dva, 304 Seiten, 8. März 2016. Goodreads: 3.65 von 5
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08: PATTI SMITH, „M Train: Erinnerungen“
- nach „Just Kids“ (2010) ein zweiter Band mit loseren persönlichen Texten.
- USA 2015, Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten, 10. März 2016. Goodreads: 3.93 von 5
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09: E.M. FORSTER, „Die Maschine steht still“ / „The Machine stops“
- Novelle: klassische Science-Fiction-Parabel über eine Welt, in der allen Bürgern fast alles via Knopfdruck geliefert wird. Für immer?
- UK 1909, Hoffmann und Campe, 96 Seiten, 10. März 2015. Goodreads: 4.01 von 5
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10: STEWART O’NAN, „Westlich des Sunset“ / „West of Sunset“
- Stewart O’Nan ist mein US-Lieblingsschriftsteller (Gegenwart). Empfehlungen: „Die Chance“, „Das Glück der anderen“, „Abschied von Chautauqua“, „Der Zirkusbrand“
- längerer Text von mir über die Stärken von O’Nan: Literaturkritik.de
- „West of Sunset“ erzählt die letzten drei Jahre im Leben von F. Scott Fitzgerald
- kein gutes Gefühl: betulich, Historienkitsch, overwritten.
- ich lese das auf jeden Fall – aber ich erwarte von O’Nan mehr/Besseres.
- USA 2015, Rowohlt, 448 Seiten, 26. März 2015. Goodreads: 3.56 von 5
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11: ALEXANDER MAKSIK, „Die Gestrandete“ / „A Marker to measure Drift“
- 23jährige traumatisierte Afrikanerin auf einer griechischen Insel: Sie braucht lange, um sich einer Griechin anzuvertrauen und von den Umständen ihrer Flucht und ihres Lebens zu erzählen.
- ich mochte Maksiks (autobiografisches, umstrittenes, recht simples) Debüt sehr, „You deserve nothing“/“Seinodernichtsein“, fand aber bei „Die Gestrandete“ Sprache/Stil zu simpel, um dem Thema gerecht zu werden. Ich lese nochmal länger und gründlicher, bald.
- USA 2013, Droemer, 288 Seiten, 1. April 2015. Goodreads: 3.76 von 5
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12: ANTHONY MARRA, „Letztes Lied einer vergangenen Welt. Stories.“ / „The Tsar of Love and Techno“
- junger US-Autor und Russland-/Tschetschenien-Experte erzählt Kurzgeschichten, oft historisch.
- USA 2015, Suhrkamp, 380 Seiten, 11. April 2016. Goodreads: 4.44 von 5
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13: KERRY HOWLEY, „Geworfen“ / „Thrown“
- Reportage/literarisches Essay, USA 2014:
- junge Philosophin beobachtet MMA-Kämpfe (Mixed Martial Arts)
- Ullstein, 380 Seiten, 11. April 2016. Goodreads: 3.82 von 5
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14: NICHOLAS CHRISTOPHER, „Eine Reise zu den Sternen“ / „A Trip to the Stars“
- märchenhafter Bildungs- und Familienroman über einen Jungen, der ab 1965 bei einem mysteriösen Millionär aufwächst.
- Neuauflage als Taschenbuch, USA 2000, dtv, 672 Seiten, 22. April 2016. Goodreads: 4.30 von 5
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15: KURT VONNEGUT: „Schlachthof 5“ / „Slaughterhouse-Five“
- ich habe die alte deutsche Übersetzung angelesen – ohne Gewinn.
- ich mag, schätze Gregor Hens (Link, Text von mir), den Übersetzer dieser Neuauflage.
- Science-Fiction- und Hipster-Klassiker von 1969:
- junger Amerikaner wird von Aliens entführt und erlebt sein ganzes Leben gleichzeitig, u.a. die Bombardierung Dresdens
- Neuübersetzung bei Hoffmann und Campe, 224 Seiten, 14. Mai 2016. Goodreads: 4.03 von 5
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16: MIRIAM TOEWS, „Das gläserne Klavier“ / „All my puny Sorrows“
- Unterhaltungsroman: Erfolgreiche Pianistin will sich umbringen – und ihre überforderte, chaotische Schwester versucht, ihr beizustehen.
- Ich mag Miriam Toews‘ (einfachen, launigen) Coming-of-Age-Roman „A complicated Kindness“, und ich liebe „Swing Low“, ein Buch über den Selbstmord ihres Vaters. Alle Romane aber sind oft zu drollig, kitschig, zu „Little Miss Sunshine“, nicht HALB so verrückt und unkonventionell, wie Toews glaubt.
- Kanada 2014, Berlin Verlag, 368 Seiten, 2. Mai 2016. Goodreads: 3.95 von 5
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17: ROBIN BLACK, „Portrait einer Ehe“ / „Life Drawing“
- Ein junges Ehepaar zieht von der Stadt aufs Land. Eine junge Nachbarin sucht Kontakt. Kurz darauf ist der Mann tot:
- mir schien es überkanditelt, prätenziös… aber ich lese nochmal länger.
- USA 2014, Luchterhand, 320 Seiten, 24. Mai 2016. Goodreads: 3.67 von 5
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18: PATRICK DeWITT, „Der Diener, die Dame, das Dorf und die Diebe“ / „Undermajordomo Minor“
- Kanada, 2015: DeWitt schrieb eine überspannte, eitle, gewollt schrullige Western-Parodie, „The Sisters Brothers“, die mich nicht überzeugte.
- Der neue Roman ist ähnlich grell und verspielt, aber handelt von einem einfachen Dorfjungen, der als Kammerdiener in eine Verschwörung auf einem Schloss verwickelt wird.
- Wenn die Übersetzung gut ist (Ü: Jörn Ingwersen), kann das toll werden.
- Goldmann Manhattan, 352 Seiten, 13. Juni 2016. Goodreads: 3.78 von 5
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19: CHINUA ACHEBE, „Einer von uns“ / „A Man of the People“
- ein Staat in Afrika: junger Mann trifft auf einen korrupten Minister – und gerät in die Mühlen eines Staatsstreichs
- Nigeria 1966, zum ersten Mal auf Deutsch (Ü: Uda Strätling)
- S. Fischer, 224 Seiten, 25. August 2016. Goodreads: 3.85 von 5
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neue deutsche / deutschsprachige Titel:
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- Sarah Kuttner: „180 Grad Meer“, Familienroman: junge Sängerin reist nach England, um ihren sterbenden Vater zu pflegen. (S. Fischer, 272 Seiten, 31. Dezember 2015.)
- Dietmar Dath: „Leider bin ich tot“: „Ein deutscher Filmregisseur flieht vor einer anstrengenden Liebe. Seine Schwester wird vom Staat verdächtigt, als radikale Islamistin einen Anschlag zu planen. Sein bester Freund aus Kindertagen kämpft als Pfarrer mit dem Teufel. Und eine Frau, die alle drei kennt, aber mehr ist als ein Mensch, öffnet die Tür zum Schlimmsten, was Menschen sich vorstellen können.“ (Suhrkamp, 463 Seiten, 10. Januar 2016)
- Markus Flohr: „Alte Sachen“, Enkelin von Nazis (?) lernt in Berlin einen jungen israelischen Änderungsschneider kennen, dessen Familie enteignet wurde. (Rowohlt, 370 Seiten, 22. Januar 2016.)
- Norbert Gstrein: „In der freien Welt“, ein amerikanischer Jude wird in San Francisco erstochen. Hugo, ein Freund aus Österreich, reist nach Kalifornien und Israel, um die Hintergründe zu erfahren. (Hanser, 496 Seiten, 1. Februar 2016)
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- Gertraud Klemm: „Muttergehäuse“, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen, will eine Frau ein Kind aus Afrika adoptieren. (Kremayr & Scheriau, 160 Seiten, 1. Februar 2016.)
- Michael Köhlmeier: „Das Mädchen mit dem Fingerhut“, kurzes und, fürchte ich, kitschig-märchenhaftes Buch über Waisenkinder „ohne Herkunft“, allein in einer europäischen Stadt. (Hanser, 144 Seiten, 1. Februar 2016.)
- Katharina Winkler: „Blauschmuck“, „Statt Jeans trägt Filiz jetzt Burka“ und wird von ihrem kurdischen Mann misshandelt, „beruht zur Gänze auf wahren Begebenheiten“. Hm. (Suhrkamp, 196 Seiten, 8. Februar 2016.)
- Isabel Bogdan: „Der Pfau“, britisch-absurde Satire über Banker, die bei einem Teambuilding-Weekend auf dem Landsitz eines exzentrischen Schotten festsitzen. (Kiepenheuer & Witsch, 256 Seiten, 18. Februar 2016.)
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- Karen Duve: „Macht“, Hamburg im Jahr 2030: Ein alter Mann hat seine Frau, Ex-Umweltministerin, im Keller angekettet. Doch die alles unterdrückenden Staatsfeministinnen sind ihm auf der Spur. Klingt wie eine zu dick aufgetragene, dumme Satire fürs „Unterwerfung“s-Publikum. (Galiani, 416 Seiten, 18. Februar 2016.)
- Shida Bazyar: „Nachts ist es leise in Teheran“, Eine iranische Familie flieht nach Deutschland: Roman aus den Jahren 1979, 1989, 1999 und 2009. Shida Bazyar hat in Hildesheim studiert – aber wir haben uns nie gesprochen oder gesehen. (Kiepenheuer & Witsch, 288 Seiten, 18. Februar 2016.)
- Dirk Brauns: „Wir müssen dann fort sein“, literarischer Thriller über einen deutschen Journalisten in Minsk/Weißrussland. (Galiani, 336 Seiten, 18. Februar 2016.)
- Johanna Adorján: „Geteiltes Vergnügen“, Frau trifft geheimnisvolles… Arschloch? “ Spielt er ein Spiel? Ist seine Unverbindlichkeit eine Art, Macht über sie zu erlangen? Oder bietet er ihr eine Liebe, die freier ist und ehrlicher?“ (Hanser, 208 Seiten, 22. Februar 2016.)
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- Reinhard Jirgl: „Oben das Feuer, unten der Berg“, Stasi-Agenten stellen eine Frau kalt, lange nach der Wende: 2012. (Hanser, 288 Seiten, 22. Februar 2016.)
- Roland Schimmelpfennig: „An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“, kitschiger (?) Episodenroman über einen Wolf kurz vor Berlin. „Sein Weg kreuzt sich immer wieder mit den Wegen und Schicksalen unterschiedlicher Menschen.“ (S. Fischer, 256 Seiten, 25. Februar 2016.)
- Antje Rávic Strubel: „In den Wäldern des menschlichen Herzens. Episodenroman“, überall auf der Welt treffen sich verschiedene Reisende, Paare, Backpacker (viele davon queer/LGBT?) und starten verschiedene Freundschaften und Beziehungen. Große Lieblingsautorin, große Vorfreude! (S. Fischer, 272 Seiten, 25. Februar 2016.)
- Peter Stamm: „Weit über das Land“, Familienvater steht vom Tisch auf und geht. Für immer? (S. Fischer, 224 Seiten, 25. Februar 2016.)
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- Antonia Baum: „Tony Soprano stirbt nicht“, Memoir/Bericht über Sterblichkeit. Der Klappentext spricht mich sehr an: ‚In Antonia Baums letzten Roman dreht sich alles um drei Kinder, die ständig um das Leben ihres risikoverliebten Vaters fürchten. Nur wenige Wochen vor Erscheinen des Buchs verunglückte ihr Vater schwer. Wie es sich anfühlt, wenn aus Fiktion plötzlich Realität wird, und was in einem vorgeht, wenn plötzlich alles stillsteht, die Welt aber weitermacht, davon erzählt Antonia Baum hier.‘ (Hoffmann und Campe, 144 Seiten, 27. Februar 2016.)
- Nellja Veremej: „Nach dem Sturm“, klingt wie „Verhängnis“: Vater Ivo verliebt sich in die Freundin seines Sohnes; Sohn hat dramatischen Autounfall. (Jung und Jung, 214 Seiten, 26. Februar 2016.)
- Thea Dorn: „Die Unglückseligen“, Faust trifft Bioethik: Molekularbiologin, die Zellen unsterblich machen will, lernt einen Mann kennen, der behauptet, er sei der Physiker Johann Wilhelm Ritter, geboren 1776. (Knaus, 540 Seiten, 29. Februar 2016.)
- Pierre Jarawan: „Am Ende bleiben die Zedern“. Samir, in Deutschland geboren, reist in den Libanon, um seinen verschwundenen Vater zu finden. (Berlin Verlag, 448 Seiten, 1. März 2016.)
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- Kristina Schilke: „Elefanten treffen. Erzählungen“, skurrile verknüpfte Geschichten aus Waldesreuth, einem niederbayerischen Kurort. (Piper, 224 Seiten, 1. März 2016.)
- Birgit Vanderbeke: „Ich freue mich, dass ich geboren bin“, gestrandet in der BRD/Westdeutschland (60er Jahre) findet ein unglückliches Mädchen (aus der DDR?) eine imaginäre Freundin: sich selbst, als Erwachsene. (Piper, 224 Seiten, 1. März 2016.)
- Anna Katharina Hahn: „Das Kleid meiner Mutter“, junge Spanierin ohne Perspektive merkt, dass alle Menschen sie für ihre plötzlich verstorbene Mutter halten – sobald sie eines ihrer Kleider trägt. (Suhrkamp, 312 Seiten, 7. März 2016.)
- Anna Mitgutsch: „Die Annäherung“, sterbender Mann verliebt sich in seine junge ukrainische Pflegerin. (Luchterhand, 300 Seiten, 8. März 2016.)
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- Benjamin von Stuckrad-Barre: „Panikherz“, Ist BvSB schon wieder abgestürzt… und erzählt – schon wieder – vom Zurückfinden, von Udo Lindenberg, vom großen Comeback? Ist das immer der selbe Zusammenbruch? Oder passiert ihm einfach alle fünf Jahre alles wieder von vorne? (Kiepenheuer & Witsch, 504 Seiten, 10. März 2016.)
- Senthuran Varatharajah: „Vor der Zunahme der Zeichen“, Berliner Doktorand und Marburger Kunstgeschichte-Studentin, beide als Kind nach Deutschland geflohen, chatten sieben Tage lang auf Facebook – Roman, kein Journalismus-Projekt. (S. Fischer, 256 Seiten, 10. März 2016.)
- Thomas von Steinaecker: „Die Verteidigung des Paradieses“, Survival-Horror in Deutschland: Heinz schreibt die Geschichte der letzten Menschen. (S. Fischer, 416 Seiten, 10. März 2016.)
- Michael Schneider: „Ein zweites Leben“, verwitweter und plötzlich arbeitsloser Professor verliebt sich in eine Tanztherapeutin. Könnte schlimm bieder, altmännerhaft, martinmosebachesk sein. Unsympathischer Klappentext. (Kiepenheuer & Witsch, 600 Seiten, 10. März 2016.)
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- Nils-Momme Stockmann: „Der Fuchs“, magischer Realismus/Science Fiction… oder doch nur etwas wie „Heavenly Creatures“? Provinzjunge stellt sich Zeitreisende vor. Später wird sein norddeutsches Dorf, Thule, von einer Flut ausgelöscht. (Rowohlt, 640 Seiten, 11. März 2016.)
- Stephan Reich: „Wenn’s brennt“, sechs Wochen noch, dann muss Erik eine Ausbildung bei der Post machen, Finn nach Hamburg ziehen: Die beiden Freunde in der Provinz… denken über Selbstmord nach? (dva, 240 Seiten, 14. März 2016.)
- Ronja von Rönne: „Wir kommen“, „Eine polyamouröse Clique, eine Schildkröte und ein schweigendes Kind fliehen aus der Stadt in ein Haus an der Küste. Denn jemand ist gestorben. […] Sex und Gewalt reichen bald nicht mehr aus, um sich lebendig zu fühlen. Anna, Leonie, Karl und Luke beschließen, mit polemischem Ingrimm, die Grausamkeiten zuzuspitzen. Sie veranstalten ein Fest.“ Hm. (Aufbau, 208 Seiten, 14. März 2016.)
- Charles Lewinsky: „Andersen“, Mann, der mehrmals wiedergeboren wird, will irrwitzige Pläne bereits als junges Kind umsetzen (…oder, ich habe den Klappentext falsch verstanden. Nagel & Kimche, 400 Seiten, 14. März 2016.)
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- Maxim Biller: „Biografie“, keine Biografie. Der Klappentext klingt ekelhaft selbstverliebt/großsprecherisch. „Maxim Biller hat den jüdischsten, amerikanischsten, komischsten Roman der deutschen Gegenwart geschrieben. Dies ist die verrückte Geschichte von Soli und Noah, beste Freunde und fast Brüder seit ihrer Bar-Mizwa in der Hamburger Synagoge im Jahr 1976, verbunden durch ihre Herkunft, ihren Humor und ihre bizarren sexuellen Fantasien – und gemeinsam verstrickt in eine groteske Erpressungs- und Entführungsstory globalen Ausmaßes.“ (Kiepenheuer & Witsch, 896 Seiten, 8. April 2016.)
- Hans-Ulrich Treichel: „Tagesanbruch“, Nachkriegsdeutschland: Als ihr erwachsener Sohn stirbt, findet eine Mutter zu sich selbst. (Suhrkamp, 120 Seiten, 8. Mai 2016.)
- Saša Stanišić: „Fallensteller“, Roman über „Streit und Krieg, Trug und Betrug, Ganoven und Liebende, Geflüchtete und Gealterte, Unternehmensberater und Hirten im Hochgebirge.“ (Luchterhand, 288 Seiten, 9. Mai 2016.)
- Tilman Rammstedt: „Morgen mehr“, Mann, gestrandet im Jahr 1972, wünscht sich, dass seine Zukunft endlich kommt und will zusammen mit anderen Ungeduldigen, eine Weltzeituhr vor-stellen. (Hanser, 160 Seiten, 9. Mai 2016… mehr zu Konzept und Entstehungsgeschichte hier)
- André Kubiczek: „Skizze eines Sommers“, 1985 in Potsdam: Halbwaise und drei Freunde in den Sommerferien, sturmfrei. (Rowohlt Berlin, 256 Seiten, 21. Mai 2016.)
[…Debüts 2016 auch bei ‚Das Debüt‘: 01-2016 | 02-2016]
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vielversprechende Übersetzungen – neu auf Deutsch:
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- Alexander Ilitschewski, „Der Perser“ („Pers“): Russischer Geologe, in die USA ausgewandert, trifft auf einer Dienstreise in den Irak einen persischen Vogelzüchter. (Suhrkamp, 750 Seiten, 10. Januar 2016. Russland 2009.)
- Dzevad Karahasan, „Der Trost des Nachthimmels“: Historienroman [mit Krimi-Elementen, wie „Der Name der Rose“?] über den Untergang des Seldschuken-Reiches. (Suhrkamp, 724 Seiten, 8. Februar 2016. Bosnischer Autor.)
- Chico Buarque, „Mein deutscher Bruder“ („O Irmao Alemao“): autobiografisches Buch eines brasilianischen Schriftstellers und Samba-Sängers, der nach Deutschland reist, um seinen Halbbruder, Sänger in der DDR, kennen zu lernen. (S. Fischer, 256 Seiten, 25. Februar 2016. Brasilien 2013, Goodreads: 3.69 von 5)
- Natalka Sniadanko, „Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen“: Zwei Frauen und ein Roadtrip von Lemberg – „Berlin der Ostukraine“ – nach Athen: Sie stranden in Berlin. Schäbiges Cover. (Haymon, 352 Seiten, 26. Februar 2016. Ukrainische Autorin.)
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- Filip David, „Das Haus des Erinnerns und des Vergessens“: Filip David ist österreichischer Botschafter in Serbien. Sein Roman erzählt von einem magischen Haus in New York, das einem alten Mann, der als Kind im zweiten Weltkrieg die Identität eines deutschen Jungen annahm, das Leben seiner Eltern zeigt. (Wieser Verlag, 150 Seiten, 1. März 2016. Serbien 2014. Goodreads: 3.91 von 5)
- Enrico Ianniello, „Das wundersame Leben des Isidoro Raggiola“/“La vita prodigiosa di Isidoro Sifflotin“: Junger Sizilianer kann mit Vögeln sprechen. Ein Erdbeben tötet seine Eltern. Dann entdeckt er die Liebe zu Büchern […für mich klingen 90 Prozent aller in Deutschland veröffentlichten italienischen Romane genau so: süßlich und auf kecke, kleine Jungs fixiert. Hm.] (Piper, 272 Seiten, 1. März 2016. Italien 2015. Goodreads: 3.92 von 5)
- Lluis Llach, „Die Frauen von La Principal“ / „Les dones de la Principal“: Historienroman über eine junge Spanierin, die von 1893 bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges ein Weingut verwaltet und dabei immer mächtiger wird. (Insel, 319 Seiten, 7. März 2016. Spanien 2014. Goodreads: 3.91 von 5)
- Joanna Bator, „Dunkel, fast Nacht“ / „Ciemno, prawie noc“: Drei Kinder verschwinden, und Bürger und Medien machen Roma dafür verantwortlich. Eine Journalistin reist in ihre alte Heimat und berichtet. (Suhrkamp, 480 Seiten, 7. März 2016. Polen 2012. Goodreads: 3.96 von 5)
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- Lars Mytting, „Die Birken wissen’s noch“ / „Svom med den som drukner“: Ein Junge wächst in Norwegen auf, bei seinem Großvater, und hört immer wieder, dass dessen Bruder als „Meistertischler“ nach Paris ging und starb. Nach dem Tod des Großvaters bricht er auf, um die Wahrheit zu erfahren. (Insel, 600 Seiten, 7. März 2016. Norwegen 2014. Goodreads: 4.06 von 5)
- Szczepan Twardoch, „Drach“: Eine schlesische Familie, ein Jahrhundert, zwei Soldat Josef im ersten Weltkrieg und sein Urenkel, Architekt Nikodem, im modernen Polen. (Rowohlt, 400 Seiten, 11. März 2016. Polen 2014. Goodreads: 4.16 von 5)
- Philippe Hayat, „Wie ein Licht im Wind“ / „Momo y Marie“: Ein jüdisches Geschwisterpaar versteckt sich 1941 in Paris bei einer jungen Prostituierten. Mainstream-Historien-Kitsch? (Thiele & Brandstätter, 360 Seiten, 14. März 2016. Frankreich 2014. Goodreads: 3.88 von 5)
- Sarit Yishai-Levi, „Die Schönheitskönigin von Jerusalem“: Kitsch-Cover, Kitsch-Klappentext. „Während das Delikatessengeschäft Rafael Ermoza & Söhne im Jerusalemer Machane-Jehuda-Markt floriert, scheint auf den Frauen der Familie ein Fluch zu lasten, der ihnen das Glück in der Liebe verwehrt und sie verbittern lässt. Meisterlich verwebt Sarit Yishai-Levi das Schicksal vierer Generationen der sephardischen Familie mit den bewegtesten Jahrzehnten israelischer Geschichte.“ Hm. (Aufbau, 576 Seiten, 14. März 2016. Israel 2013. Goodreads: 4.12 von 5)
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- Joel Dicker: „Die Geschichte der Baltimores“ / „Le Livre de Baltimore“: Ein Junge steht zwischen einem armen und einem reichen Zweig einer Familie in New Jersey und versucht später, als Schriftsteller, die wahre Geschichte der Großfamilie zu erzählen. (Piper, 504 Seiten, 2. Mai 2016. Frankreich 2015. Goodreads: 4.03 von 5)
- Julia Kissina: „Elephantinas Moskauer Jahre“ / „Elefantina ili Korablekrusccenija Dostoevceva“: Junge Künstlerin zieht in den 80er Jahren nach Moskau und verliebt sich in Kollegen. Vielleicht ein Schlüsselroman über Vladimir Sorokin und Pawel Pepperstein. (Suhrkamp, 200 Seiten, 8. Mai 2016.)
- Jon Fosse, „Trilogie“ / „Trilogien“: Junges Paar – die Frau ist schwanger – sucht eine Herberge, dringt in ein Haus ein… und begeht einen Mord? Drei verknüpfte Erzählungen. (Rowohlt, 192 Seiten, 21. Mai 2016. Norwegen 2014. Goodreads: 3.78 von 5)
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verwandte Links:
- Herbst 2014: Romane (Link)
- Frühling 2014: Romane (Link)
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