stefan mesch

Queeres Literaturfestival „Empfindlichkeiten“: das Publikum

 

Einlass-Stempel beim „Empfindlichkeiten“-Festival

 

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ohne, nachgezählt zu haben… rein nach Gefühl…

merke ich, im Literaturbetrieb:

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Vieles ist nur ein vages Gefühl:

Ich mag, wenn Menschen nachzählen – und dabei Vorurteile bestätigen oder umwerfen, z.B. über (anspruchsvolle? anspruchslose?) Buchblogs oder Frauen auf Experten-Panels oder das Geschlechterverhältnis im Feuilleton oder LGBTQI-Figuren im Fernsehen.

Mein flüchtiger Eindruck, nach einigen Besuchen am Literarischen Colloquium Berlin: Dafür, dass das LCB *sehr* schick, bürgerlich, herrschaftlich am Wannsee thront, ist das Publikum (immer) recht jung, gemischt, urban. Aber: Dafür, dass „Empfindlichkeiten“ ein explizit queeres Festival ist, sind die Besucher*innen… eigentlich die selben, die ich z.B. auch beim LCB-Sommerfest der kleinen Verlage sehe.

Oder?

Mandy Seiler vom LCB macht „Empfindlichkeiten“-Fotos – und gibt mir Kopien, für den Blog.

Ich sehe DIESES „Empfindlichkeiten“-Foto:

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…und merke auf den ersten Blick:

Etwas stimmt nicht. SO sah das Publikum aus? Wirklich?

Erst, als ich weiterscrolle, wird klar: Das Foto stammt vom Vortag – und einer Lesung von Judith Hermann. Das Publikum bei „Empfindlichkeiten“ sieht anders aus. Nicht SO anders, dass ich sofort denke „Wow: Alle hier sind garantiert queer!“ Aber eben doch: männlicher, punkiger, less gender-conforming.

Mich freut, dass das auffällt.

Doch mich freut auch, dass es mir zuerst eben nicht auffällt.

Ich sehe das „Empfindlichkeiten“-Publikum – und denke: ein schöner Querschnitt.

Nicht: Nische. Abseits. Schutzraum. Exoten. Minderheit. Sondern: Menschen, wie ich sie auf jeder Sorte Lesung sehen will. Oder in der Schlange im Supermarkt. #diversity #zwanglos

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Empfindlichkeiten-Festival, LCB, 15.07.2016, Berlin. Foto: Tobias Bohm.