stefan mesch

Stefan Mesch: gesichtsblind – bei RTL Extra (Birgit Schrowange)

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Am Montag (14. September 2015, ab 22.15 Uhr) spreche ich bei Extra – das RTL-Magazin mit Birgit Schrowange [Link: Wikipedia] über meine Gesichtsblindheit/Prosopagnosie.

Die Sendung ist danach auch in der RTL-Mediathek („RTL now“) sieben Tage abrufbar [Link: RTL now – Extra].

Mehr zu mir und der Störung hier im Eintrag und, u.a., hier.

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Die Dreharbeiten zum RTL-Beitrag, in der Berliner Buchhandlung „Ocelot“ (Link)

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Ich bin – wie etwa ein bis zwei Prozent aller Menschen – gesichtsblind: Wenn ich von einer Person NUR das Gesicht sehe (keine Frisur, keine Kleidung usw., die mir helfen können, die Person einzuordnen)…

…dann erkenne ich zwar, wie jeder sonst, Geschlecht, Alter, Stimmung, Gefühle der Person… aber ich habe sehr große Mühe, zu entscheiden, ob ich dieses Gesicht schon einmal gesehen habe.

Auch beim Gesicht von Verwandten, Freunden, Partnern.

Die Störung heißt „Prosopagnosie“. Brad Pitt ist betroffen. Der Neurologe Oliver Sacks war betroffen und hat viel darüber geforscht und geschrieben. Wenn ich im Freundeskreis oder bei neuen Bekannten darüber spreche, gibt es oft Leute, die sagen: „Oh! Das kenne ich auch.“ Ich glaube, ich kenne fünf, sechs gesichtsblinde Menschen persönlich. Auch Kathrin Passig, eine tolle Autorin und Journalistin, schreibt oft über ihre Probleme, z.B. hier.

Mit dem Cambridge Face Memory Test kann jeder herausfinden, ob er betroffen ist.

Der Test dauert weniger als 20 Minuten: Link

Zwei Thriller mit gesichtsblinden Hauptfiguren:

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15 Probleme:

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…viermal die selbe Person? oder vier verschiedene Leute? ich rätsle oft, bei solchen Fotos.

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Ich habe keine Probleme damit…

…mir Namen zu merken

…mir Frisuren, Haltung, Stimmen zu merken und Menschen daran wieder zu erkennen.

…ich habe in Toronto gelebt, wo es sehr viele Asiaten gibt: meinen Freund dort habe ich an Gang/Körperhaltung erkannt.

Gesichtsblindheit stört und beeinträchtigt, wenn ich Menschen auf der Straße oder in Gruppen finden und unterscheiden soll. Sie stört, weil ich oft grußlos an Freunden vorbeigehe oder, umgekehrt, Leute anlächle, die ich nicht kenne.

Aber echte Probleme, große Peinlichkeiten gibt es nur alle paar Monate: So lange Menschen nicht plötzlich ihre Frisuren und Kleidung ändern oder sich absichtlich verkleiden und tarnen, komme ich gut zurecht.

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Der Dreh für RTL…

hat Spaß gemacht! Ich gebe oft Workshops oder doziere an Unis zum Thema Kreatives Schreiben, Literaturkritik, Kulturjournalismus. Seit ein paar Monaten bin ich auch hin und wieder bei Deutschlandradio Kultur zu Gast und spreche dann live im Radio. Aber Kameras sind mir noch fremd – ich fange erst an, und lerne.

Das Kamerateam und der Produzent des Beitrags waren toll, ich fühlte mich nicht vorgeführt oder lächerlich gemacht. Trotzdem fühlt es sich komisch an, mehrere Stunden vor der Kamera darüber zu reden, was man NICHT kann, NICHT schafft. Ich hätte lieber Bücher vorgestellt, als Literaturkritiker. 🙂

Heute, kurz vor der Ausstrahlung, habe ich Angst, dass ich lachhaft, selbstverliebt, ungepflegt oder unfähig rüberkomme:

Vieles ist Übungssache. Ich sehe den Beitrag als Test: eine gute Möglichkeit, Erfahrungen zu machen. Gerne wieder! Aber dann über Bücher? Kultur? smesch@gmx.net

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Stefan Mesch. Foto Jacqueline Schulz, http://meistermaedchen.jacquelineschulz.de/

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mehr zu mir:

ich bin 32, habe in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studiert (2003 bis 2008) und war dann 2009, 10, 11, 12, 13 in Toronto oder New York, jeweils drei Monate am Stück. den Rest der Zeit lebe ich im Dorf, in dem ich aufgewachsen bin (bei Heidelberg) und schreibe im leerstehenden Haus meiner toten Großeltern.

für eine feste Wohnung fehlt mir das Geld – aber ich bin oft für einige Tage/Wochen in München, Karlsruhe, Hildesheim oder Berlin.

ich suche vergessene Bücher: Bücher, die noch fast keiner kennt – aber die möglichst viele Menschen mit Gewinn lesen könnten. Role Models? Oprah Winfrey, Elke Heidenreich: Leute, die Bücher und Begeisterung fürs Lesen vermitteln.

2012 gewann ich den Dietrich-Oppenberg-Preis der Stiftung Lesen für ein Essay in BELLA triste über das Entdecken von Büchern,

2013 bis 2015 habe ich für die ZEIT Bibliothek der verschwundenen Bücher nach vergriffener Literatur gesucht, die eine Neuauflage verdient.

ich stelle monatlich Bücher in meinem Blog vor, oft nach Themen oder Genres sortiert, z.B. Bücher aus und über Japan oder aktuelle Jugendbücher, und schreibe oft über Blogs und Literaturvermittlung im Netz, empfehle Buchblogs, Literaturkritik oder führe Interviews, z.B. hier zur Buchmesse.

als Literaturkritiker schreibe ich vor allem über US- und kanadische Literatur, junge deutschsprachige Literatur (im Studium war ich Redakteur bei BELLA triste), Superhelden, Graphic Novels und Mangas, Young Adult/Jugendbücher und Bücher über Tod und Verlust/domestic fiction.

seit 2009 schreibe ich für ZEIT Online (Literatur, manchmal Fernsehen/Netzkultur, Feminismus), den Tagesspiegel (Graphic Novels), seit 2015 auch für Der Freitag (Literatur/Politik) und Deutschlandradio Kultur (Netzliteratur, Videospiele).

ich gebe Creative-Writing-Kurse für Schüler und Pädagog*innen am freien Theater Tempus Fugit in Lörrach, und Workshops zu Literaturkritik und Kulturjournalismus, u.a. in Göttingen und Berlin.

ich übersetze aus dem Englischen, u.a. ein Marvel-Superhelden-Lexikon für DK (München) und, für Luxbooks (Wiesbaden) Amy Hempels „Was uns treibt“. gelegentlich bin ich Lektor, prüfe Bücher für Verlage oder beteilige mich an Social-Media-Projekten, z.B. die ‪#‎buchsprechstunde‬ der Büchergilde Gutenberg.

ich mag US-Serien und Seifenopern und habe 2015 ein Buch zu 20 Jahren „Verbotene Liebe“ zusammengestellt, mit/bei Nikola Richter im mikrotext verlag (Berlin) und Beiträgen von u.a. Elke Heidenreich und 40 Seifenopern-Fans und Schauspieler*innen, „Straight to your Heart“.

seit 2009 schreibe ich an meinem ersten Roman, „Zimmer voller Freunde“, und war damit u.a. Finalist beim Open Mike 2012 und Gast bei Kabeljau und Dorsch (Berlin) und 54stories/Literaturhaus Lettretage (Berlin).

Buchtipps von mir. für ZEIT Online: Link