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ohne, nachgezählt zu haben… rein nach Gefühl…
merke ich, im Literaturbetrieb:
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- In Verlagen arbeiten UNGLAUBLICH viele junge Frauen.
- In Presseabteilungen arbeiten fast NUR (unglaublich nette!) Frauen.
- Verleger sind fast immer männlich.
- Im Netz (besonder Twitter & Tumblr) sprechen queere Nordamerikaner*innen über ALLES.
- Deutlich weniger queere Deutsche machen sich online sichtbar/angreifbar/verletzlich.
- Deutsche lesbische Bekannte äußern sich online super-selten und sind oft super-zurückhaltend…
- …und damit leider: super-unsichtbar.
- Populäre Belletristik wird (fast nur) für Frauen vermarktet, gestaltet.
- Meine belesensten Netz- und Blog-Freunde sind (fast nur) Frauen.
- Die Menschen aber, die am lautesten kommentieren, auf ihrem Expertenstatus beharren, auf Facebook laut zetern, sich mit Verrissen profilieren… sind meist (eine Handvoll immergleiche) lesende Männer.
- Je kleiner die Stadt, desto mehr Enthusiasmus für/Interesse an Lesungen.
- Aber: Je kleiner die Stadt, desto grauer/älter das Publikum.
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Vieles ist nur ein vages Gefühl:
Ich mag, wenn Menschen nachzählen – und dabei Vorurteile bestätigen oder umwerfen, z.B. über (anspruchsvolle? anspruchslose?) Buchblogs oder Frauen auf Experten-Panels oder das Geschlechterverhältnis im Feuilleton oder LGBTQI-Figuren im Fernsehen.
Mein flüchtiger Eindruck, nach einigen Besuchen am Literarischen Colloquium Berlin: Dafür, dass das LCB *sehr* schick, bürgerlich, herrschaftlich am Wannsee thront, ist das Publikum (immer) recht jung, gemischt, urban. Aber: Dafür, dass „Empfindlichkeiten“ ein explizit queeres Festival ist, sind die Besucher*innen… eigentlich die selben, die ich z.B. auch beim LCB-Sommerfest der kleinen Verlage sehe.
Oder?
Mandy Seiler vom LCB macht „Empfindlichkeiten“-Fotos – und gibt mir Kopien, für den Blog.
Ich sehe DIESES „Empfindlichkeiten“-Foto:
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…und merke auf den ersten Blick:
Etwas stimmt nicht. SO sah das Publikum aus? Wirklich?
Erst, als ich weiterscrolle, wird klar: Das Foto stammt vom Vortag – und einer Lesung von Judith Hermann. Das Publikum bei „Empfindlichkeiten“ sieht anders aus. Nicht SO anders, dass ich sofort denke „Wow: Alle hier sind garantiert queer!“ Aber eben doch: männlicher, punkiger, less gender-conforming.
Mich freut, dass das auffällt.
Doch mich freut auch, dass es mir zuerst eben nicht auffällt.
Ich sehe das „Empfindlichkeiten“-Publikum – und denke: ein schöner Querschnitt.
Nicht: Nische. Abseits. Schutzraum. Exoten. Minderheit. Sondern: Menschen, wie ich sie auf jeder Sorte Lesung sehen will. Oder in der Schlange im Supermarkt. #diversity #zwanglos
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