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bereits gelesen. Empfehlung:
CIHAN ACAR: „Hawaii“. Hanser, 17. Februar
„Es sind die heißesten Tage im Jahr. Kemal Arslan läuft durch Heilbronn: ein Fußballstar, der nach einem Unfall seine Karriere beenden und von vorn anfangen muss. Unbeteiligt steht er auf einer türkischen Hochzeit herum, geht in ein Striplokal und ins Wettbüro, gerät mitten hinein in eine Straßenschlacht zwischen Rechten und Migranten, trifft seine Exfreundin Sina und besucht seine Eltern, die, wie die meisten Türken der Stadt, in Hawaii wohnen, einem Problembezirk mit heruntergekommenen Hochhäusern.“
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angelesen und gemocht:
OLIVIA WENZEL, „1000 Serpentinen Angst“ S. Fischer, 4. März
„Ich habe mehr Privilegien, als je eine Person in meiner Familie hatte. Und trotzdem bin ich am Arsch. Ich werde von mehr Leuten gehasst, als meine Großmutter es sich vorstellen kann. Am Tag der Bundestagswahl versuche ich ihr mit dieser Behauptung 20 Minuten lang auszureden, eine rechte Partei zu wählen. Eine junge Frau besucht ein Theaterstück über die Wende und ist die einzige schwarze Zuschauerin. Mit ihrem Freund sitzt sie an einem Badesee in Brandenburg und sieht vier Neonazis kommen. In New York erlebt sie den Wahlsieg Trumps in einem fremden Hotelzimmer – und erzählt dabei auch die Geschichte ihrer Familie: von ihrer Mutter, die Punkerin in der DDR war. Und von ihrem Zwillingsbruder, der mit siebzehn ums Leben kam.“
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TAYLOR JENKINS REID, „Daisy Jones & The Six“ (Ü: Conny Lösch) Ullstein, 29. Mai
„Daisy Jones, von ihren Eltern vernachlässigt, hat eine klare Stimme. Als sie zum ersten Mal gemeinsam mit THE SIX auftritt, ist das Publikum elektrisiert von ihr und Billy, dem Leadsänger. Der rasante Erfolg einer 70er-Rockband, das Geheimnis ihrer Trennung und eine Liebesgeschichte.“
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KENT HARUF, „Kostbare Tage“ (Ü: Roberto de Hollanda u.a.) Diogenes, 27. Mai
„Es ist der letzte Sommer für Lewis am Rand der Kleinstadt Holt. Zu seinem Sohn gibt es keinerlei Kontakt mehr. Die kleine Alice zieht im Nachbarhaus bei ihrer Großmutter ein, und der neue Reverend hat nicht nur mit eigenwilligen Anwohnern, sondern auch mit der eigenen Familie zu kämpfen.“
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ANNA KAVAN, „Eis“ (Ü: Silvia Morawetz, Werner Schmitz) Diaphanes, 20. Januar
„Die Wirklichkeit war für mich immer eine unbekannte Größe gewesen, konstatiert der männliche Erzähler zu Beginn des taumelnden Berichts, während er eine ihm gläsern erscheinende Frau in die unendliche Wüste einer postapokalyptischen Eislandschaft treibt. Ob endzeitliche Sci-Fi, Allegorie einer lebenslangen Heroinsucht oder Verarbeitung persönlicher Traumata: Mit dem 1967 kurz vor ihrem Tod publizierten Eis liegt nun erstmals das bekannteste und erfolgreichste Buch dieser Ausnahmeautorin auf Deutsch vor.“
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AUGUSTINA BAZTERRICA, „Wie die Schweine“ (Ü: Matthias Strobel) Suhrkamp, 20. Januar
„Marcos verantwortet die Produktion der Schlachterei, kontrolliert eingehende Stücke, verhandelt mit Zulieferern: Routine, Tagesgeschäft. Doch in Marcos Welt werden Menschen als Vieh zum Fleischverzehr gezüchtet.“
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ANN PETRY, „The Street“ (Ü: Uda Strätling) Nagel & Kimche, 27. Januar
„Eine junge schwarzen Frau im Harlem der 1940er Jahre; 1946 erstmals erschienen. Als alleinerziehende Mutter kämpft Lutie Johnson für ihre eigene Würde und darum, ihren kleinen Sohn Bubb inmitten aller Armut, Gewalt und rassistischen Verachtung, die sie umgibt, zu einem anständigen Menschen heranzuziehen. Schauplatz ist die 116th Street auf der Upper Westside in Manhattan.“
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JEAN STAFFORD, „Die Berglöwin“ (Ü: Adelheid und Jürgen Dormagen) Dörlemann, 28. Januar
„Molly (8) und ihr Bruder Ralph (10) setzen sie sich gegen die Routinen des Schulalltags zur Wehr, gegen die überkorrekte Mutter und die zimperlichen älteren Schwestern. Eines Sommers werden sie aus ihrem vornehmen Vorort von Los Angeles nach Colorado geschickt, wo ihr Onkel eine Ranch besitzt. Dort lernen die Kinder eine hinreißende neue Welt kennen – und stürzen auf ein verheerendes Ende zu.“
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MARINA FRANK, „Ewig her und gar nicht wahr“ Wagenbach, 30. Januar
„Die junge Künstlerin Kira lebt mit Marc und dem ohn Karl in Berlin, gibt Malkurse für Kinder, hat lange nicht ausgestellt oder gemalt. In den neunziger Jahren zog sie mit ihren Eltern aus Moldawien nach Deutschland, doch irgendwo angekommen ist keiner aus der russisch-jüdischen Familie. Kira reist nach New York, Israel und Moldawien.“
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ABDEL HAFED BENOTMAN, „Müllmann auf Schafott“ (Ü: Lena Müller) Matthes & Seitz, 31. Januar
„Ungezügelt, unverschämt, rebellisch: die Überlebensmethoden eines Sohnes arabischer Einwanderer in Paris. Faraht Bounouras Weg ist weder Aufstieg noch Fall, statt nach oben oder unten geht es immer seitwärts durch die Wand. Fafas Eltern kommen in der Nachkriegszeit aus Algerien nach Frankreich. Seine Geschichte ist nicht nur wütender Aufschrei gegen die Heuchelei der vermeintlich zivilisierten Welt, sondern auch humorvolles, sogar zärtliches Zeugnis eines jungen Freiheitskämpfers wider Willen.“
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QIAN ZHONGSHU, „Die umzingelte Festung“ (Ü: Monika Motsch) Matthes & Seitz, 31. Januar
„Der leichtsinnige Taugenichts Fang Hongjian kehrt 1937 nach mehrjährigem Europa-Aufenthalt über Hongkong zurück nach China, um dort die seit Langem verabredete Ehe zu schließen. Doch auch sein unter zweifelhaften Umständen gekaufter Doktortitel hilft nicht darüber hinweg, dass er keine praktischen Fähigkeiten vorweisen kann. Als seine Verlobte noch vor der Heirat stirbt, stürzt er sich in bunte erotische Abenteuer, durch die er in ein Netz von Abhängigkeiten, Intrigen und Verpflichtungen gerät: Ab 1980 auch in China ein Bestseller.“
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ALEXANDER CHEE, „Edinburgh“ (Ü: Nicola Heine, Tim Stafe) Albino, Februar
„Fee ist zwölf Jahre alt, schüchtern und singt im Knabenchor einer Kleinstadt in Maine. Als es während eines Sommercamps zu sexuellen Übergriffen durch den Chorleiter kommt, schweigt er aus Scham – selbst dann noch, als sein bester Freund das nächste Opfer zu werden droht. Der Chorleiter wird schließlich verhaftet, doch Fee kann sich sein Schweigen nicht verzeihen. Jahre später, inzwischen Schwimmlehrer an einem Internat, wird er erneut mit den schmerzhaften Erlebnissen seiner Vergangenheit konfrontiert.“
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ANNA HOPE, „Was wir sind“ (Ü: Eva Bonné) Hanser, 17. Februar
„London: Hannah liebt ihr Leben und das Leben mit Nathan, doch alles scheint wertlos ohne ein Kind. Cate zog nach der Geburt ihres Sohnes nach Canterbury und hat das Gefühl, sich selbst zu verlieren. Lissa steht nach einer schwierigen Beziehung auf der Schwelle zu ihrem Traum.“
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LUDWIG FELS, „Mondbeben“ Jung und Jung, 28. Februar
„Olaf Ostrander war Schuldeneintreiber. So hat er auch seine Frau kennengelernt, gerettet und erobert, um den Preis einer Strafe in Haft. Als sie kurz nach seiner Entlassung eine Erbschaft macht, wollen sie auf einer Insel leben, weit weg von allem. Doch trotz der hohen Zäune um ihr Haus sind sie dem Glück und anderen unberechenbaren Mächten ausgeliefert.“
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ALEXI ZENTNER, „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ (Ü: Werner Löcher-Lawrence) Suhrkamp, 8. März
„Seine Familie glaubt an die Überlegenheit der weißen Rasse, und damit scheint für den jungen Jessup alles entschieden: Alexi Zentner hat einen Anschlag von Neonazis auf sein Elternhaus in Literatur verwandelt. Ein Coming-of-Age-Roman über Loyalität, Zugehörigkeit und die Gefühle in den dunkelsten Ecken des heutigen Amerikas.“
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BENJAMIN QUADERER, „Für immer die Alpen“ Luchterhand, 9. März
„Staatsfeind Nummer 1 zu sein ist nicht leicht. Das gilt auch dann, wenn der Staat einer der kleinsten ist: das Fürstentum Liechtenstein. Johann Kaiser, Sohn eines Fotografen und Meister der Manipulation, lebt unter falschem Namen an einem unbekannten Ort. Mit dem Verkauf gestohlener Kundendaten einer großen Bank hat er so gut verdient, dass es sich unbesorgt leben ließe – wären da nicht die Verleumdungen aus seiner Heimat, die aus ihm einen Verräter machen wollen. Im Versuch, die Deutungshoheit über sein Leben zurückzuerlangen, greift Johann zu Stift und Papier.“
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ANKE STELLING, „Freddie und die Bändigung des Bösen“ CBJ, 9. März
„Freddie und Mattis sind zwölf und Freunde seit der Kita. Mattis die Erwachsene auf die Palme mit seiner großen Klappe und dummen Ideen. Im Gegensatz zu Mattis will Freddie eigentlich nicht im Mittelpunkt stehen. Er macht bei allem, was Mattis anzettelt, einfach mit – und sei es nur, um das Schlimmste zu verhindern. Am Ende hat Mattis es jedenfalls Freddie zu verdanken, dass er doch nicht von der Schule fliegt. Denn Freunde halten zusammen, immer. Findet Freddie. Oder?“
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JEREMY TIANG, „Das Gewicht der Zeit“ (Ü: Susann Urban) Residenz Verlag, 10. März
„Malaysia in den Fünfzigerjahren: Der Ausnahmezustand wird verhängt, die Regierung fürchtet ein Übergreifen des Kommunismus aus China. Die junge Siew Li verlässt ihre Familie, um im Dschungel für die Freiheit zu kämpfen. Ihre Kinder werden aufwachsen, ohne von ihr zu wissen, ihr Mann wird allein alt. Als sich jedoch die Londoner Journalistin Revathi auf die Spuren der damaligen Verbrechen begibt, wird daraus eine Suche nach der verschwundenen Siew Li: Revathi taucht tief ein in die verdrängte Geschichte Malaysias und Singapurs, von den 50er Jahren bis in die Gegenwart.“
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CORNELIA ACHENBACH, „Darüber reden wir später“, Wunderraum 16. März
„Einfamilienhaus mit Garten, die zwei Kinder längst ausgezogen: Den Lebenstraum, Bücher zu schreiben, hat Margret aufgegeben. Als ihr Mann ins Krankenhaus muss, bleibt sie allein zurück – ein Zustand, der ihr fast gefällt. Sie beginnt, sich Fragen zu stellen. Ist Gert der Richtige? Hätte sie sich damals auf Andreas einlassen sollen? Zur Ablenkung gibt Margrets Bruder ihr die Tagebücher der verstorbenen Mutter zu lesen. Auf einmal ist sie mit einer Liebe konfrontiert, die Krieg und Flucht überstand – und ein Ereignis, über das nie jemand sprach. Bis Ingrid, die ältere Schwester, die jahrelange Distanz durchbricht und endlich zu reden beginnt.“
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DINA NAYERI, „Der undankbare Flüchtling“ (Ü: Yamin von Rauch) Kein & Aber, 9. April
„Mit zehn Jahren kam Dina Nayeri aus dem Iran als Asylsuchende in die USA, sie studierte in Harvard. In einem Streit mit ihrem Bruder wurde ihr klar, welches Muster jeder Flüchtlingsbiografie zugrunde liegt. Egal, wo man herkommt, egal, wer man war, was man kann, die Erwartung von außen ist dieselbe: Schätze dich glücklich, dass wir dich aufgenommen haben. Nayeris Ziel: dass der Westen seine grundlegenden Prämissen zu Migration überdenkt.“
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CHARLOTTE WOOD, „Ein Wochenende“ (Ü: Brigitte Walitzek) Kein & Aber, 9. April
„Vier Frauen bleiben sich über Jahrzehnte als Freundinnen treu: Jude, kultivierte Gastronomin, seit vierzig Jahren in einer Liebesbeziehung mit einem verheirateten Mann; Adele, einst eine gefeierte Schauspielerin, die heute um jede Rolle kämpfen muss; die intellektuelle Wendy, die ihren Mann kürzlich verloren hat. Als Sylvie, der Kitt der Gruppe, stirbt, wird den drei übrigen klar, dass sie neu definieren müssen, was sie zusammenhält. An einem gemeinsamen Wochenende in Sylvies altem Strandhaus fördern ungebetene Gäste ein Geheimnis zutage.“
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KEI OHKUBO, „Arte“ (Manga; Ü: Yuki Kowalsky) Carlsen, 26. Mai
„Arte lebt im Florenz des 16. Jahrhunderts – der Geburtsstunde der Renaissance – und will Malerin werden. Doch Maler zu werden ist allein Männern erlaubt. Arte will das nicht akzeptieren und beginnt ihren Kampf gegen Diskriminierung – mit harter Arbeit und ihrer immer positiven Art!“
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ELIZABETH GILBERT, „City of Girls“ (Ü: Britt Somann-Jung) S. Fischer, 27. Mai
„Die Autorin des Weltbestsellers »Eat Pray Love«: Vivian wird aus der Provinz in die große Stadt geschickt – in die turbulente Vierziger mit Musicals, Bars, Jazz und Gangstern. Als ihr im Privaten ein Fehler unterläuft, kommt es zu einem öffentlichen Skandal. Tagsüber näht Vivian mit Hingabe und Phantasie die schönsten Brautkleider Manhattans, abends feiern sie gemeinsam Partys auf dem Dach.“
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STEPH CHA, „Brandsätze“ (Ü: Karen Witthuhn) ars vivendi, 30. Mai
„Als die Polizei einen unbewaffneten schwarzen Teenager erschießt, brechen in Los Angeles Unruhen aus, die Erinnerungen an den Fall Rodney King wachrufen. Grace Park, 27, arbeitet in der familieneigenen Apotheke, ihre aus Korea eingewanderten Eltern haben ihr immer ein behütetes Leben geboten. Doch dann erfährt Grace, dass ihre Mutter vor dreißig Jahren Ava Matthews erschoss – sie hatte die junge Schwarze fälschlicherweise für eine Ladendiebin gehalten und kam vor Gericht mit einem sehr milden Urteil davon. Shawn Matthews, Avas Bruder, hat Politik und Protest inzwischen abgeschworen, doch die aktuellen Ereignisse brechen alte Wunden auf.“
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ROSA MACAULAY, „Ein unerhörtes Alter“, (Ü: Irma Wehrli) Dumont, 16. Juni
„England 1920: An ihrem 43. Geburtstag gesteht sich Neville Hilary ein, dass sie unzufrieden ist. Ihr Mann ist Politiker und viel unterwegs, ihre Kinder verlassen das Nest. Neville hat vor Jahren für die Familie ihr Studium aufgegeben und beschließt, dass es höchste Zeit ist, einen gesunden Egoismus zu pflegen und vergangenen Ambitionen nachzustreben. Ihre 63-jährige Mutter fühlt sich unterdessen derart unbeachtet, dass sie sich der (zunächst argwöhnisch abgelehnten) Psychoanalyse zuwendet – mit dem Ziel, wenigstens beim Therapeuten endlich mal nur über sich selbst sprechen zu können. Auch die anderen Frauen der Familie schlagen ungewöhnliche Wege ein: Nan liebt zwar Barry, möchte aber vielleicht doch lieber ungebunden bleiben, Pamela findet ihr Glück in Arbeitsleben und Frauenwohngemeinschaft. Rose Macaulay erzählt in leichtem, ironischem Ton von vier Frauengenerationen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein frühfeministisches Werk.“
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COLUM McCANN, „Apeirogon“ (Ü: Volker Oldenburg) Rowohlt, 21. Juli
„Rami braucht fünfzehn Minuten für die Fahrt auf die West Bank. Bassam braucht für dieselbe Strecke anderthalb Stunden. Ramis Nummernschild ist gelb, Bassams grün. Ramis Tochter wurde 1997 im Alter von dreizehn Jahren von einem palästinensischen Selbstmordbomber vor einem Jerusalemer Buchladen getötet. Bassams Tochter starb 2007 zehnjährig vor ihrer Schule durch die Kugel eines israelischen Grenzpolizisten. Rami und Bassam sind Freunde.“
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CHRISTIAN GUAY-POLIQUIN, „Das Gewicht der Schnees“ (Ü: Sonja Finck, Andreas Jandl) Hoffmann und Campe, Herbst 2020
„A nationwide power failure. A village buried in snow. A desperate struggle for survival. After surviving a major accident, the book’s protagonist is entrusted to Matthias, a taciturn old man who agrees to heal his wounds in exchange for supplies and a chance of escape. The two men become prisoners of the elements. Surrounded by a nature both hostile and sublime, their relationship oscillates between commiseration, mistrust, and mutual aid.“
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JOSHUA WHITEHEAD, „Jonny Appleseed“ (Ü: Andreas Diesel) Albino Verlag, 2020
„Jonny Appleseed, a young Two-Spirit/Indigiqueer, lives off the reserve. Trying to find ways to live and love in the big city, Jonny becomes a cybersex worker who fetishizes himself in order to make a living. Now, he has to attend the funeral of his stepfather. The next seven days are like a fevered dream: stories of love, trauma, sex, kinship, ambition.“
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neu von deutschsprachigen Autor*innen; noch keine Leseprobe:
KATHRIN WESSLING, „Nix passiert“ Ullstein, 31. Januar
„Alex wurde verlassen. Ohne Jenny ist Berlin einfach nichts, also nimmt er sich eine Auszeit im Kaff seiner Kindheit. Statt Unterstützung gibt es Familienstreit, offene Rechnungen mit alten Freunden und vor allem Langeweile.“
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JANNA STEENFATT, „Die Überflüssigkeit der Dinge“ Hoffmann und Campe, 4. Februar
„Ina hat sich eingerichtet in einer Welt, in der niemand etwas von ihr erwartet. Als ihre Mutter bei einem Autounfall stirbt, wird Ina eingeholt von einer Kindheit im Theater. Ausgerechnet jetzt kehrt ihr Vater, den sie nie kennen gelernt hat, zurück nach Hamburg und inszeniert Shakespeares Sommernachtstraum. Ina nimmt einen Aushilfsjob in der Kantine an und verliebt sich in die Schauspielerin Paula.“
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LUCIA LEIDENFROST, „Wir verlassenen Kinder“ Kremayr & Scheriau, 4. Februar
„Ein abgeschiedenes Dorf. Leere Bauernhöfe. Die Erwachsenen haben nach und nach das Dorf verlassen. Zurückgeblieben sind die Kinder. Sie empfangen Pakete und Geld. Sie kochen, putzen und pflegen die Großeltern und kleinen Geschwister. Scheinbar soll Krieg herrschen rundherum. Als auch der einzige Lehrer das Dorf verlässt, beginnen die Kinder, ihre eigenen Gesetze und Regeln aufzustellen. Was harmlos beginnt, wird rasch zu einem System aus Gewalt und Macht, dem sich alle zu unterwerfen haben. Nur Mila will sich nicht beugen.“
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DAMIANO FEMFERT, „Rivenports Freund“ Schöffling, 4. Februar
„Argentinien, 1952. Wie aus dem Nichts taucht in der verschlafenen Kleinstadt S. ein junger Mann auf, schwer verletzt. Er scheint sein Gedächtnis verloren zu haben. Doktor Rivenport, der Direktor des örtlichen Krankenhauses, liebt das Fangen und Präparieren von Schmetterlingen. Langsam wächst seine Faszination und er beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Ist Kurt einer der vielen Deutschen, die ins Land gekommen sind? Ist er Opfer oder Täter?“
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JOHN VON DÜFFEL, „Der brennende See“ Dumont, 18. Februar
„Hannah, Tochter eines Schriftstellers, kehrt nach dem Tod ihres Vaters in die Stadt ihrer Kindheit zurück. Als Hannah erste Schritte unternimmt, die Wohnung des Verstorbenen aufzulösen, findet sie in der Nachttischschublade das Foto einer jungen Frau: Julia kämpft als Fridays-for-Future-Aktivistin um den Erhalt des Sees, in dem Hannahs Vater täglich schwamm. Doch Julia tut dies nicht nur aus politischer Überzeugung. Sie behauptet, die wahre Tochter des Schriftstellers zu sein.“
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FELICITAS KORN, „Drei Leben lang“ Kampa, 27. Februar
„Sie wollen nach Spanien fahren. Wie jedes Jahr. Ein entgegenkommendes Auto. Eine Tunnelwand. Der Unfall macht Michi und Xandra zu Vollwaisen. Den Geschwistern droht die Unterbringung in verschiedenen Heimen. Michi ist zwar erst vierzehn, will die Sache aber selbst in die Hand nehmen, sich um seine kleine Schwester kümmern, ein gemeinsames Zuhause für sie beide finden. Seine größte Hoffnung: Aziz, Automechaniker und langjähriger Freund ihres Vaters. Nicht nur Michi sucht Hilfe bei Aziz. Auch der King, in illegale Geschäfte verstrickt, und Loosi, der gegen den Alkohol kämpft und die Liebe sucht, hoffen auf seine Unterstützung.“
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NORBERT KRÖLL, „Wer wir wären“ Edition Atelier, 2. März
„Student Albert ist fasziniert, als er den etwas verschrobenen Künstler Klaus kennenlernt. Bis sich Klaus zu verändern beginnt: Er fühlt sich von ominösen Menschen verfolgt und isoliert sich. Albert erkennt die Symptome der beginnenden Schizophrenie erst spät.“
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WILLI ACHTEN, „Die wir liebten“ Piper, 2. März
„Die Siebziger in der westdeutschen Provinz. Für Edgar und seinen Bruder Roman ist das Leben überschaubar und gut. Bis sich ihr Vater am Maifest in die Tierärztin verliebt und die Familie verlässt. Die Mutter zieht sich immer mehr in ihren Lotto-Laden zurück. Schließlich steht das Jugendamt vor der Tür, um Edgar und Roman in den Gnadenhof zu holen. Ein Heim, in dem die Methoden der Nazis fortbestehen.“
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PIERRE JARAWAN, „Ein Lied für die Vermissten“ Berlin Verlag, 2. März
„Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen, schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte und die Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar.“
LEIF RANDT, „Allegro Pastell“ Kiepenheuer & Witsch, 3. März
„Germany’s next Lovestory. Tanja Arnheim, deren Debütroman PanoptikumNeu Kultstatus genießt, wird 30. Mit Blick auf den Berliner Volkspark Hasenheide wartet sie auf eine explosive Idee fürs nächste Buch. Ihr fünf Jahre älterer Freund, der gefragte Webdesigner Jerome Daimler, bewohnt in Maintal den Bungalow seiner Eltern und versucht sein Leben als spirituelle Einkehr zu begreifen. Sie bleiben über Text und Bild eng miteinander verbunden und besuchen sich für lange Wochenenden in ihren jeweiligen Realitäten. Driftende Dauerkommunikation und sexpositives Ausgehen in Berlin – Jerome und Tanja sind füreinander da, jedoch nicht aneinander verloren. Eltern, Freund*innen und depressive Geschwister spiegeln ihnen ein Leid, gegen das Tanja und Jerome weitgehend immun bleiben.“
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INGO SCHULZE, „Die rechtschaffenen Mörder“ S. Fischer, 4. März
„Wie wird ein aufrechter Büchermensch zum Reaktionär – oder zum Revoluzzer? Norbert Paulini ist ein hoch geachteter Dresdner Antiquar. Über vierzig Jahre durchlebt er Höhen und Tiefen. Auch als sich die Zeiten ändern, die Kunden ausbleiben und das Internet Konkurrenz macht, versucht er, seine Position zu behaupten. Doch plötzlich steht ein aufbrausender, unversöhnlicher Mensch vor uns, der beschuldigt wird, an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Ist Paulini eine tragische Figur oder ein Mörder?“
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GERHARD SAWATZKY, „Wir selbst“ Galiani, 5. März
„Der von Stalin verbotene große Roman über die Russlanddeutschen, das Epos der autonomen deutschen Wolgarepublik (1918–1941), das für Jahrzehnte verschollene Lebenswerk von Gerhard Sawatzky. Sawatzky wurde verhaftet, zu Zwangsarbeit verurteilt und starb in einem Lager in Sibirien, das Buch wurde verboten und vernichtet. Doch Sawatzkys Witwe gelang es, bei der Deportation nach Sibirien unter dramatischen Umständen das Urmanuskript zu retten. In einer deutschsprachigen Zeitschrift in der Sowjetunion wurden – allerdings bearbeitet und zensiert – in den achtziger Jahren Teile des Buches abgedruckt. Carsten Gansel hat nun das Urmanuskript in Russland aufgespürt. Wir selbst erzählt in häufigen Szenenwechseln zwischen Land und Stadt aus der Zeit zwischen 1920 bis 1937 vor allem von einem jungen Liebespaar, Elly Kraus, der Tochter einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie, die als Kind auf der Flucht vor der Roten Armee allein in Russland zurückblieb, und von Heinrich Kempel, dessen Kindheit auf dem Land während des Krieges von Hunger und Entbehrung geprägt ist, und der schließlich Ingenieur wird.“
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BENJAMIN MAACK, „Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein“ Suhrkamp, 8. März
„Bin ich jetzt ein Leben müde?, fragt Benjamin Maack, als er mit seinem großen, schwarzen Rollkoffer vor der Psychiatrie steht. Vier Jahre zuvor hatte er sich schon einmal eingewiesen, nach einem Nervenzusammenbruch – die Diagnose: Depression. Jetzt ist er wieder hier und berichtet von den letzten Nächten, die er nicht mehr im Ehebett, sondern auf dem Sofa verbringt, und dem Alltag in der Klinik, wie er mit den Mitpatienten »Alarm für Cobra 11« schaut oder im großen Aufenthaltsraum Delfine im Mondlicht puzzelt. Wie ihm statt Frau und Kindern die Pfleger zum 40. Geburtstag gratulieren und wie er in der Kreativwerkstatt lernt, zu sticken.“
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NAVA EBRAHIMI, „Das Paradies meines Nachbarn“ btb, 9. März
„Ali Najjar aus Teheran kam als Jugendlicher allein nach Deutschland. Er hat als Kindersoldat das Grauen des Iran-Irak-Kriegs erlebt. Er wird Produktdesigner. Dann bittet ihn ein unbekannter Freund seiner verstorbenen Mutter um ein Treffen am Persischen Golf.“
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BIRGIT BIRNBACHER, „Ich an meiner Seite“ Hanser, 9. März
„Der Roman der Bachmann-Preisträgerin von 2019: Arthur, 22, still und intelligent, hat 26 Monate im Gefängnis verbracht. Gemeinsam mit seinem unkonventionellen Therapeuten Börd und seiner glamourösen Ersatzmutter Grazetta schmiedet er einen ausgefuchsten Plan.“
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PATRICK HOFMANN, „Nagel im Himmel“ Penguin, 9. März
„Zahlen sind Olivers Zuflucht. Kurz nach seiner Geburt im Sommer 1989 türmt seine Mutter aus der sächsischen Kleinstadt. Mit 17 erhält er bei der Mathematik-Olympiade in Montreal eine Auszeichnung. Danach ist alles anders – und doch nichts besser. Zwar werben die angesehensten Institutionen um ihn, doch das Geheimnis der Primzahlen treibt ihn in die Abgründe seiner Existenz. Bis ihn die Physikerin Ina aus der Einsamkeit rettet. Ein Bildungsroman über genialische Wissenschaft und menschliche Größe.“ (uff.)
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LUTZ SEILER, „Stern 111“ Suhrkamp, 9. März
„Zwei Tage nach dem Fall der Mauer verlassen Inge und Walter Bischoff, beide 50, ihr altes Leben – Wohnung, Garten, Arbeit und Land. Über Notaufnahmelager und Durchgangswohnheime folgen sie einem lange gehegten Traum, einem »Lebensgeheimnis«, von dem selbst Sohn Carl nichts weiß. Carl wiederum flieht nach Berlin und lebt auf der Straße, bis er in den Kreis des »klugen Rudels« aufgenommen wird, einer Gruppe junger Frauen und Männer, die dunkle Geschäfte, einen Guerillakampf um leerstehende Häuser und die Kellerkneipe Assel betreibt. Ein Roadtrip um den halben Erdball und ein Panorama der ersten Nachwendejahre in Ost und West.“
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NIKLAS MAAK, „Technophoria“ Hanser, 9. März
„Nicht nur für Fans von „Black Mirror“: In Berlin soll Cohn eine Smart City hochziehen. In Japan ist jener Mann verschwunden, bei dem Cohn eine Armee hilfsbereiter Roboter bestellen wollte. Die Spur führt nach Afrika, wo die Gorillas auf jenen Bergen sitzen, unter denen die Rohstoffe für Chips und Batterien lagern. Am Ende findet er sich gebrochen in einer amerikanischen Serverfarm wieder, die alle Botschaften und Gedanken unserer Gegenwart aufbewahrt. „Technophoria“ erzählt vom kaum vorstellbar Neuen, das bereits unsere Gegenwart bestimmt.“
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ULRIKE ULRICH, „Während wir feiern“ Berlin Verlag, 4. April
„Wie jedes Jahr feiert die deutsche Sängerin Alexa am Abend des Schweizer Nationalfeiertags ihren Geburtstag mit einer Dachparty. Kamal braucht eine sichere Bleibe. Wenn er nicht unverzüglich das Land verlässt, droht ihm die Abschiebung nach Tunesien. Weil dort aber Homosexuelle verfolgt werden, bittet er den Deutschlehrer Zoltan um Unterschlupf. Doch Alexas bester Freund sagt Nein aus Gründen, die er nicht mal vor sich selbst zugibt. Inspiriert von Virginia Woolfs Klassiker „Mrs Dalloway“ zeichnet Ulrike Ulrich ein Panoramabild unseres Lebens in Europa.“
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KAROSH TAHA, „Im Bauch der Königin“ Dumont, 4. April
„Shahira bricht die Regeln der kurdischen Community mehrfach: Sie ist alleinerziehend und lebt nicht monogam. Für Amal und Raffiq, die Freunde ihres Sohnes Younes, ist sie Faszination und Provokation zugleich. Shahiras Andersartigkeit konfrontiert alle mit ihren eigenen Sehnsüchten und Vorurteilen. Die alternativen Geschichten, die uns Amal und Raffiq erzählen, als Wendebuch.“
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ALENA SCHRÖDER, „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ Ullstein, 24. April
„Berlin, 2017. Die 27-jährige Hannah Borowski bekommt einen Brief, der sie als mögliche Erbin eines verschollenen jüdischen Kunstvermögens ausweist. Warum weiß sie nichts von ihrer jüdischen Familie? Warum will ihre Großmutter Evelyn — ihre einzige lebende Verwandte — nicht darüber sprechen? Rostock, 1924. Senta Köhler, 18 Jahre alt, ist ungewollt schwanger. Der Vater des Kindes, ein hochdekorierter Fliegerheld aus dem Ersten Weltkrieg, verspricht, sie zu heiraten. Erst fast hundert Jahre später schließt sich der Kreis.“
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ANNA KATHARINA HAHN, „Aus und davon“ Suhrkamp, 8. Mai
„Als ihr kleiner Enkel Bruno nicht zum Essen kommt, meint Elisabeth, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Ihre Tochter Cornelia hat sich von ihrem Mann getrennt und nimmt eine »Auszeit« in Pennsylvania. Stella, Brunos ältere Schwester, treibt sich mit ihren Peers irgendwo in der Stadt herum. Und Bruno ist einfach weg. Unerreichbar. Einmal noch wollte Elisabeth Verantwortung übernehmen. Stuttgart, dessen Überfluss nicht mehr zu den Nöten der Menschen in Elisabeths Umgebung zu passen scheint. Manhattan und die Weiten eines provinziellen Hinterlands. Durch Bilder und Textnachrichten, die um die halbe Welt geschickt werden, scheint das alles irgendwie zusammenzuhängen.“
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KAI WIELAND, „Zeit der Wildschweine“ Klett-Cotta, 23. Mai
„Reisejournalist Leon träumt von Selbstverwirklichung – für die Beständigkeit seiner Familie hat er wenig Verständnis. Als sich die Gelegenheit bietet, dem elterlichen Haus zu entfliehen und stattdessen mit dem faszinierenden Fotografen Janko französische Niemandsorte zu erkunden, greift er zu. Doch wie hoch ist der Preis für ein Leben ohne Verpflichtungen? Je länger die beiden Männer in Frankreich nach Niemandsorten suchen, desto stärker verwickeln sie sich in einen intellektuellen Machtkampf. Wer, so die alles entscheidende Frage, gewinnt mit seiner Kunst dieDeutungshoheit über die Realität – der Journalist oder der Fotograf?“
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LUKAS JÜLIGER, „Unfollow“ (Comic) Reprodukt, Juni
„Dass Earthboi, der so alt ist wie das Leben auf der Erde selbst, sich ausgerechnet zu unserer Zeit in menschlicher Form manifestiert, kann kein Zufall sein. Er entwickelt eine App, die UserInnen ein ökologisches Bewusstsein „einpflanzt“ und wird zu einem globalen Anführer, einer Art Messias, dessen Anhängerschar stetig wächst. Ist die Rettung des Planeten vereinbar mit der Rettung der Menschheit?“
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SEBASTIAN JANATA, „Die Ambassadorin“ Rowohlt, 16. Juni
„Der junge Hugo Navratil muss zurück in die österreichische Provinz. Sein Großvater ist gestorben. Das burgenländische Dorf, der Wald, Freund und Feind, alles scheint wie immer. Doch auf der Beerdigung fallen Hugo zwei Frauen auf. Sie sind auf der Suche nach einer antiken Flinte – und sie glauben, dass Hugo weiß, wo sie ist. Eine Ode an das Matriarchat.“
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WALID NAKSCHBANDI, „Du und ich – Die Geschichte einer Freundschaft“ S. Fischer, 24. Juni
„Eine Männerfreundschaft zwischen den Kulturen: Wann greift das Politische auf das Private über? Nadim und Christian begegnen sich 1981 zum ersten Mal in Deutschland. 35 Jahre später – die beiden haben sich lange nicht gesehen – liegt Christian im Krankenhaus. Nadim lässt alles stehen und liegen und fährt zu ihm. Es entspinnt sich ein Gespräch über das Leben: Sind sie heute noch echte Freunde? Oder haben gesellschaftliche und persönliche Veränderungen ihre Beziehung zerstört?“
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ORKUN ERTENER, „Was bisher geschah und was niemals geschehen darf“ S. Fischer, 24. Juni
„Finn und Paul sind seit Kindertagen unzertrennlich. Jetzt, kurz vor dem Abitur, ist nichts mehr wie früher. Dann ist da noch Khalil, der plötzlich zwischen ihnen steht. Khalil, der Unberechenbare, den Paul vergöttert, obwohl Finn ihm nicht über den Weg traut. Nachdem Paul einen schweren Unfall hat, muss er damit klarkommen, dass sein Gedächtnis nicht über einen Tag hinausreicht. In der Reha erhält Paul einen Brief von Khalil, der Entsetzliches befürchten lässt. Paul überzeugt Finn, dass sie Khalil aufhalten müssen. So beginnt ein Roadtrip, der sie von Köln über Berlin, London bis nach Hamburg zum G20-Gipfel führt.“
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drei Bücher über queere Männer – ich bin vorsichtig optimistisch:
JÖRG REHMANN, „Herr Wunderwelt“ Kommode Verlag, März
„Ich war einundzwanzig Jahre alt und wollte wunderschön sein. Ich war wunderschön. Niemand hier würde merken, dass ich eine Bluse trug, sächselte und noch nie einen alten Menschen gepflegt hatte. April 1989: Kurz nach seiner Ausreise nach Westberlin findet sich Dirk als Pfleger in der Residenz am Grunewald wieder. In alternativen Identitäten und erfundenen Biografien schummelt Jörg sich durch seine Wunderwelt: Mal spielt er für eine transsexuelle Prostituierte den bissigen Hund, mal tanzt er für Ceauşescu in New Yorks Straßen oder mimt im Ecstasy-Rausch den gelehrten Psychologen. Jörg Rehmanns Debütroman ist ein tragikomisches Panoptikum einer Kindheit in der DDR und der Schwulenszene im Berlin der Neunzigerjahre.“
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ERWIN BERNER, „Zu einer anderen Zeit, in einem anderen Land“ Aufbau, 10. März
„Mai 1975: Der junge Schauspieler Erwin Berner zieht in die Schreinerstraße in Berlin-Friedrichshain. Hier wird er sein Leben verbringen, Erfolge feiern, sein Coming Out erleben, aber auch die Brüche der Wende und Nachwendezeit erfahren.“
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ALEXANDER WACHTER, „Am Ende bin ich“ Diederichs, 23. März
„Seine Liebe zu Aurora und der Kummer, der damit seinen Anfang nimmt, ist für Luca unerträglich. Er tröstet sich mit unzähligen neuen Bekanntschaften und lernt dabei Frauen und Männer kennen und verletzt sie mit seiner Zurückweisung. Schließlich weiß er, was Glück für ihn bedeutet.“
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internationale Literatur, neu übersetzt:
PETER KRIšTUFEK, „Das Haus des tauben Mannes“ (Ü: Mirko Kraetsch) Braumüller, 2. Dezember 2019
„Die Auflösung seines Elternhauses ist für Adam Trnovský Anlass, sich an seine Kindheit, seine Eltern, sein Leben in der Slowakei zwischen den 1930er- und 1990er-Jahren zu erinnern. In umfangreichen Rückblenden wird so nicht nur eine Familiengeschichte erzählt, sondern auch vieles über den Alltag in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit, im faschistischen slowakischen Staat, in der realsozialistischen .SSR und während und nach der Samtenen Revolution vom November 1989. Im Zentrum steht Adams Vater: Alfonz ist Allgemeinmediziner und versucht sein ganzes Leben lang, den Eindruck zu wahren, ein glücklicher, erfolgreicher und zufriedener Mensch zu sein.“
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LIZ MOORE, „Long Bright River“ (Ü: Ulrike Wasel) C.H. Beck, 27. Januar
„Seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr miteinander, doch die eine wacht insgeheim über die andere. Mickey, Streifenpolizistin in Philadelphia, findet ihre drogenabhängige Schwester Kacey nicht mehr auf den Straßen der Blocks, die sie kontrolliert und auf denen Kacey für ihren Konsum anschaffen geht.“ [Moores Roman „Heft“ fand ich eindimensional und träge.]
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CATALINA AGUILAR MASTRETTA, „Alle Tage, die uns gehören“ (Ü: Anja Rüdiger) Thiele Verlag, 3. Februar
„Marias und Emilianos Beziehung begann in der Schulzeit. Als sie einen Tag nach Emilianos dreißigstem Geburtstag von einer Party mit Freunden kommen und Maria eine Diskussion um einen nicht richtig ausgedrückten Spülschwamm beginnt, rechnet niemand damit, dass die Auseinandersetzung damit enden wird, dass Emiliano seine Koffer packt und zurück zu seinen Eltern zieht. Frisch getrennt führt uns Maria die einzelnen Phasen des »Entliebens« vor Augen.“
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TINE HOEG, „Neue Reisende“ (Ü: Gerd Weinreich) Droschl, 7. Februar
„Ausgezeichnet als bester dänischer Debütroman: An ihrem ersten Arbeitstag trifft die junge Lehrerin im Pendlerzug auf einen verheirateten Mann. Sie beginnen eine Affäre, dazu kommt die Überforderung im Job: Routine und das nötige Selbstvertrauen fehlen ihr. Den Schüler*innen ist sie oft näher als den Kolleg*innen.“
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PETER BALKO, „Zusammen sind wir unbesiegbar“ (Ü: Zorka Ciklaminy) Zsolnay, 17. Februar
„Die Geschichte von Tom Sawyer und Huckleberry Finn an der ungarisch-slowakischen Grenze. Dank Kapia, dreist und unerbittlich gegenüber Mensch und Tier, traut sich auch der schüchterne und ängstliche Leviathan plötzlich Abenteuer zu, die er bisher nur in seiner Phantasie erlebt hat. Gemeinsam machen sie das Dorf unsicher, jagen das goldene Schwein und verfolgen die todbringende Hahnenwitwe. Sie erobern Mädchenherzen und setzen sich in der Schule gegen Rivalen zur Wehr.“
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ANTONIO SCURATI, „M. Der Sohn des Jahrhunderts.“ (Ü: Verena von Koskull) Klett-Cotta, 22. Februar
„Sechs Jahre braucht Benito Mussolini, um zum einflussreichsten Politiker im krisengeschüttelten Nachkriegsitalien zu werden. Sechs Jahre, um den Faschismus als Staatstheorie zu verankern und ein autoritäres Regime zu implementieren. Ein Roman wie ein Spiegel europäischer Geschichte. Dem Fünfunddreißigjährigen gelingt es ab 1919, sich in Zeiten politischer Unsicherheit Gehör zu verschossen: bis zum berühmten Marsch auf Rom 1922 und darüber hinaus.“
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PETER ZANTINGH, „Nach Mattias“ (Ü: Hanni Ehlers) Diogenes, 26. Februar
„Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft, um der Trauer zu entkommen, und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen. Diese Leben und das von fünf weiteren Menschen überkreuzen sich durch Mattias’ plötzlichen Tod.“
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DEEPA ANAPPARA, „Die Detektive vom Bhoot-Basar“ (Ü: Roberto de Hollanda) Rowohlt, 10. März
„Detektivarbeit ist kein Kinderspiel. Der neunjährige Jai schaut zu viele Polizei-Dokus, denkt, er sei klüger als seine Freundin Pari (obwohl sie immer die besten Noten bekommt) und hält sich für einen besseren Anführer als Faiz (obwohl Faiz derjenige mit zwei älteren Brüdern und einem echten Job ist). Als ein Junge aus ihrer Klasse verschwindet, beschließt Jai, sein Fernsehwissen zu nutzen, um ihn zu finden. Doch mehr und mehr Kinder verschwinden.“
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DELPHINE DE VIGAN, „Dankbarkeiten“ (Ü: Doris Heinemann) Dumont, 10. März
„Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter.“
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FERNANDA MELCHOR, „Saison der Wirbelstürme“ (Ü: Angelica Ammar) Wagenbach, 14. März
„Die Hexe ist tot, ermordet – aber hat sie’s nicht genau so gewollt? Sprachgewaltig, schmutzig und mit der Sogkraft eines Wirbelsturms schreibt Fernanda Melchor, eine der wichtigsten jungen Stimmen Lateinamerikas, über die viel zu alltägliche Gewalt gegen Frauen. La Matosa, eine gottverlassene Gegend in der mexikanischen Provinz: La Bruja, die Hexe, eine von den Dorfbewohnern so gefürchtete wie fasziniert umkreiste Heilerin. An Mordmotiven fehlt es nicht: Eifersucht, Drogenhandel, Leidenschaften – und hat die Hexe nicht doch einen Schatz versteckt?“
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MARIO VARGAS LLOSA, „Harte Jahre“ (Ü: Thomas Provot) Suhrkamp, 23. März
„Jacobo Árbenz, der Präsident Guatemalas, 1954: Ein Militärputsch bringt die Árbenz-Regierung zu Fall, mit freundlicher Unterstützung des CIA. Und zwar vermittels einer dreisten Lüge, die als Wahrheit durchgeht: US-Präsident Eisenhower hatte in Umlauf gebracht, Árbenz billige und unterstütze die Ausbreitung des sowjetischen Kommunismus auf dem Kontinent. Eine Lüge, die das Schicksal ganz Lateinamerikas verändern wird. Wer gründet welche Intrigen? Wer sind die Profiteure? Wer bleibt auf der Strecke?“
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MIKAEL NIEMI, „Wie man einen Bären kocht“ (Ü: Christel Hildebrandt) btb, 23. März
„Ein Dorf in Nordschweden 1852. Jussi entflieht seinem Elternhaus, wo Gewalt, Hunger und Alkohol regieren, zum protestantische Geistlichen Laestadius. Der vielseitig gebildete Erweckungsprediger lehrt den völlig vernachlässigten samischen Jungen nicht nur lesen und schreiben, er teilt mit ihm auch seine Begeisterung für die heimische Flora und Fauna. Als ein Mädchen tot im Wald gefunden wird – allem Anschein nach das Opfer eines Bären – geraten die Dorfbewohner in Aufruhr. Angestachelt von der Belohnung, die der Gendarm ausgelobt hat, locken sie das Tier in eine Falle und töten es. Nur Laestadius und Jussi glauben nicht, dass der Bär der Schuldige ist, denn die vermeintlichen Bärenspuren waren gefälscht. Als ein weiteres Mädchen verschwindet, ahnen die beiden nicht, in welcher Gefahr sie selbst schweben: Jemand sucht einen Sündenbock, und Laestadius hat sich mit seiner aufklärerischen Arbeit viele Feinde gemacht.“
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JONAS HASSEN KHEMIRI, „Die Vaterklausel“ (Ü: Ursel Allenstein) Rowohlt, 21. April
„Jonas Hassen Khemiri, 1978 in Stockholm geboren, erzählt von einem Vater, der nach Schweden zurückkehrt, um wieder in die Familie zu aufgenommen zu werden, die er einmal verlassen hat. Seine Tochter ist schwanger vom falschen Mann, sein neurotischer Sohn hat eigene Kinder und möchte, dass der Vater, der jetzt auch Großvater ist, endlich Verantwortung übernimmt. Die «Vaterklausel» muss neu ausgehandelt werden.“
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MARCO BALZANO, „Ich bleibe hier“ (Ü: Maja Pflug) Diogenes, 22. April
„Ein Bergdorf in Südtirol – die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele.“
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ODILE D’OULTREMONT, „Das Mädchen mit den meerblauen Augen“ (Ü: Marlene Frucht) List, 24. April
„Als Tochter eines Fischers verspürt Anka seit jeher eine tiefe Verbundenheit zum Meer. Umso schwerer wiegt der Verrat, als die Wellen vom Golfe de Gascogne eines Tages ihren Vater verschlucken und sein Boot ohne Kapitän an Land gespült wird. Marcus ist Kranführer. Fünfzig Meter über der Erde hat er seinen Platz in der Welt gefunden. Von seinem Sitz aus beobachtet er einen Trauerzug. Die Liebesgeschichte zweier Außenseiter vor der Küste der Bretagne.“
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ADELINA DIEUDONNÉ, „Das wirkliche Leben“ (Ü: Sina de Malafosse) dtv, 24. April
„Die geheime Macht der Beute: Eine Reihenhaussiedlung am Waldrand. Im hellsten der Häuser wohnt ein zehnjähriges Mädchen. Bis eines Abends vor ihren Augen eine Tragödie passiert. Mit der Energie und der Intelligenz einer mutigen Kämpferin setzt das Mädchen alles daran, sich und ihren Bruder vor dem väterlichen Einfluss zu retten.“
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SARA SLIGAR, „Alles, was zu ihr gehört“ (Ü: Ulrike Brauns) Hanser, 27. April
„Die junge Archivarin Kate soll den riesigen Nachlass der Künstlerin Miranda Brand sortieren. Auftraggeber ist Theo, Mirandas Sohn. Der Mittdreißiger übt eine gefährliche Anziehung auf Kate aus. Immer tiefer verstrickt sie sich in das Leben der Brands, liest heimlich das Tagebuch der Künstlerin. Die Beschäftigung mit Mirandas Tod wird ihr zur Obsession.“
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MARYSE CONDÉ, „Das ungeschminkte Leben“ (Ü: Beate Thill) Luchterhand, 11. Mai
„Sie wird als jüngstes von acht Kindern auf der französischen Karibikinsel Guadeloupe geboren und 2018 mit dem Alternativen Literaturnobelpreis ausgezeichnet: Maryse Condé, die »Weltbürgerin und Grande Dame der frankophonen Literatur«. In ihrer Autobiographie lässt sie ihre frühen Lebensjahre wiederaufleben. Die Zeit als junge Studentin in Paris, als Mutter von vier Kindern, als Lehrerin in Westafrika zu einer Zeit, als der Kontinent von politischen Auseinandersetzungen erschüttert wird. Offen und ohne Beschönigungen schildert sie ihren unkonventionellen Lebensweg und zeichnet das Bild einer unerschrockenen Frau, die ihren Traum vom Schreiben nicht aus den Augen verliert.“
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SUZANNE COLLINS, „The Ballad of Songbirds and Snakes“ Oetinger, 19. Mai
„The Ballad of Songbirds and Snakes will revisit the world of Panem sixty-four years before the events of The Hunger Games, starting on the morning of the reaping of the Tenth Hunger Games.“
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KARINE TUIL, „Menschliche Dinge“ (Ü: Maja Ueberle-Pfaff) Claassen, 29. Mai
„Jean Farel ist ein prominenter Fernsehjournalist, seine Frau Claire eine Intellektuelle, bekannt für ihr feministisches Engagement. Ihr Sohn Alexandre, gutaussehend, sportlich, eloquent, studiert an einer Elite-Uni. Doch eines Morgens steht die Polizei vor der Tür, eine junge Frau hat Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Inspiriert vom „Fall Stanford“ erzählt Karine Tuil von einer Gesellschaft, die auf Leistung und Selbstdarstellung getrimmt ist, in der sich jeder nimmt, was er haben will.“
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DAVID LOPEZ, „Aus der Deckung“ (Ü: Holger Fock, Sabine Müller) Hoffmann und Campe, 3. Juni
„Boxen, dealen, Karten spielen und ein bisschen Voltaire: In einer Kleinstadt mit endlosen Reihenhaussiedlungen irgendwo in der Provinz werden Jonas und seine Kumpel respektiert. Ab und zu landet einer von ihnen im Knast. Jonas hat das Zeug zum Profiboxer, aber nicht den Elan. In der Hipster-Bar in der nahen Großstadt oder auf der Studentenparty machen er und seine Kumpel Stress, verlieben sich in Frauen, die für sie nicht infrage kommen, versuchen erst gar nicht, akzeptiert zu werden. Sie reden zwar vom Ausbruch, doch wem er gelingt, der gehört nicht mehr dazu.“
Phantastik:
THERESA JEßBERGER, „Töchter der Freiheit“ S. Fischer, 24. Juni
„Die größten Liebesgeschichten werden mit Blut geschrieben! Schöne Kleider tragen und lächeln – das ist alles, was Elodeas Leben noch ausmacht. Denn sie war Teil einer Widerstandsgruppe aus Studentinnen, die sich gegen die Tyrannenherrschaft in Avendúr gewehrt hat und deren Mitglieder nun getrennt voneinander an den Adelshöfen des Landes auf Linie gebracht werden sollen. Avian, der von seinem Vater in das Amt des Vorsitzenden der Kirche gezwungen wurde, obwohl er als Atheist nichts vom Glauben hält, unterstützt aus Angst um seine Familie die Herrschenden und wird dafür von seiner Schwester verachtet. Lyonel, der verschollene Bruder der Königin, der aufgrund einer Behinderung von seiner Familie versteckt wurde, will sich mithilfe der Rebellen im Untergrund seinen Thron zurückerobern. Isobel, die als Gräfin in den Adelsstand geboren wurde, im Herzen aber eigentlich Demokratin ist, schmiedet heimlich Bündnisse für einen Umsturz. Während Avendúrs psychisch labile Königin unbeirrbar ihre Ideologie der Herrschaft des Stärkeren verfolgt und das Land in einen Krieg führen will, verstricken sich die Rebellen immer mehr in einem Netz aus Schuld, Lüge und Verrat.“
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ZOE BECK, „Paradise City“ Suhrkamp, 22. Juni
„Deutschland in der nahen Zukunft. Die Küsten sind überschwemmt, weite Teile des Landes sind entvölkert, die Natur erobert sich verlassene Ortschaften zurück. Berlin ist nur noch eine Kulisse für Touristen. Regierungssitz ist Frankfurt, das mit dem gesamten Rhein-Main-Gebiet zu einer einzigen Megacity verschmolzen ist. Dort, wo es eine Infrastruktur gibt, funktioniert sie einwandfrei. Nahezu das gesamte Leben wird von Algorithmen gesteuert. Allen geht es gut – solange sie keine Fragen stellen. Lina, Rechercheurin bei einem der letzten nichtstaatlichen Nachrichtenportale, wird in die Uckermark geschickt, um zu überprüfen, ob dort tatsächlich Schakale eine Frau angefallen haben. Jemand, der ihr sehr nahesteht, hat die Macht, über Leben und Tod fast aller Menschen im Land zu entscheiden. Und diese Macht gerät nun außer Kontrolle.“
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UNA McCORMACK, „Star Trek – Deep Space Nine: Mysterien“ Cross Cult, 11. März
„Elim Garak ist Kastellan der Cardassianischen Union, doch die Veröffentlichung eines Berichts, der die Kriegsverbrechen seines Volkes während der Besatzung von Bajor enthüllt, droht das Militär gegen ihn aufuzbringen. Katherine Pulaski reist nach Cardassia Prime.“
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Comics:
NINA BUNJEVAC, „Bezimena“ avant-verlag, April
„In einem namenlosen Ort, zu einer unbestimmten Zeit, wird Benny geboren. Als junger Mann arbeitet er im Zoo, wo er eines Tages Becky wiedersieht, das Objekt seiner Begierde aus Kindertagen. Scheinbar versehentlich lässt Becky ihr Skizzenbuch mit erotischen Zeichnungen im Zoo liegen, sodass Benny es findet. Doch Benny ist längst in seiner eigenen, wahnhaften Welt. Nina Bunjevac verarbeitet ihre eigenen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt, in den religiösen Mythos von Bezimena, der „Namenlosen”, und als Adaption der griechischen Sage von Artemis und Siproites.“
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SHINICHI ISHIZUKA, „Blue Giant Supreme“ (Manga, Ü: Luise Steggewentz) Carlsen, 28. April
„Nachdem Dai Miyamoto in seinem Heimatland Japan seinen großen Traum – ein Blue Giant des Jazz zu werden – erreicht hat, will er nun mit seiner Musik auch den Rest der Welt erobern. Allein bricht Dai nach Europa auf und landet zuerst in München. Er hat weder eine konkrete Anlaufstelle, noch spricht er Deutsch. Seine einzigen Begleiter sind sein Tenorsaxophon.“
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CAMILLE DE TOLEDO, ALEXANDER PAVLENKO „Herzl“ (Ü: Eva-Maria Thimme) Suhrkamp, 6. April
„Wie entstand das moderne Israel? 1882 bricht Ilya Brodsky mit seiner Schwester Olga auf der Flucht vor Pogromen vom Stetl in Russland auf. In Wien kreuzen sich ihre Wege mit denen des jungen Theodor Herzl, der inmitten der alten k. u. k.-Welt einen modernen jüdischen Staat entwirft. Ilya Brodsky erzählt von dieser für ihn wie das ganze 20. Jahrhundert folgenschweren Begegnung. Warum ergreift der mondäne, ganz Habsburgisch geprägte Herzl plötzlich Partei für seine Schwestern und Brüder im Osten Europas? Welche Träume, welche Gründe haben Herzl dazu geführt, ein »kommendes Land« zu entwerfen, wo schließlich alle vor der Verfolgung in ihren Heimatländern sicher sein sollten? In diesem grafischen Roman zeichnen ein französischer Autor und ein russischer Zeichner die Stationen von Theodor Herzls Leben und Wirken nach.“
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Sachbücher:
ZORA NEALE HURTSON, „Barracoon: Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven“ (Ü: Hans-Ulrich Möhring) Penguin, 24. Februar
„Barracoon“ ist der einmalige Zeitzeugenbericht des letzten Überlebenden des Sklavenhandels, der 2018 in den USA erstveröffentlicht wurde und erzählt die wahre Geschichte von Oluale Kossola, auch Cudjo Lewis genannt, der 1860 auf dem letzten Sklavenschiff nach Nordamerika verschleppt wurde. Die bekannte afroamerikanische Autorin Zora Neale Hurston befragte 1927 den damals 86-Jährigen über sein Leben: seine Jugend im heutigen Benin, die Gefangennahme und Unterbringung in den sogenannten „Barracoons“, den Baracken, in die zu verkaufende Sklaven eingesperrt wurden, über seine Zeit als Sklave in Alabama, seine Freilassung und seine anschließende Suche nach den eigenen Wurzeln und einer Identität in den rassistisch geprägten USA.“
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ROBIN DIANGELO, „Wir müssen über Rassismus sprechen“ (Ü: Ulrike Bischoff) Hoffmann und Campe, 6. Mai
„Rassismus ist kein Phänomn, das man lediglich am rechten Rand unserer Gesellschaft findet. Wir haben verlernt, ihn zu sehen und streiten ab, dass er in unserem Denken eine Rolle spielt (etwa, wenn Sigmar Gabriel Clemens Tönnies mit den Worten verteidigt: »Das ist Quatsch, wer ihn kennt, weiß, dass er kein Rassist ist. Vor allem aber verniedlicht dieser Vergleich die wirklichen Rassisten!«). Dieses Herunterspielen von Hetze und Vorurteilen und das Umdrehen eines solchen Vorwurfs als persönlichen Angriff gegen den Sprecher nennt Robin DiAngelo »Weiße Fragilität«. DiAngelo zeigt, wie wir ihn alle (oft unbewusst) nutzen. Dabei wissen wir aus jüngster Vergangenheit, wie schnell aus scheinbar harmlosen Worten Taten werden. Wie weit sich diese gefährliche Rhetorik vom rechten Rand bereits in die Mitte vorgefressen hat, zeigt DiAngelo anhand erschreckender alltäglicher Beispiele.“
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SUSAN NEIMAN, „Von den Deutschen lernen“ (Ü: Christiana Goldmann) Hanser, 9. März
„Susan Neiman vergleicht den deutschen und den amerikanischen Umgang mit dem Erbe der eigenen Geschichte: Wie können Gesellschaften mit dem Bösen der eigenen Geschichte umgehen? Als Susan Neiman, eine junge jüdische Amerikanerin, in den achtziger Jahren ausgerechnet nach Berlin zog, war das für viele in ihrem Umfeld nicht nachvollziehbar. Nach Donald Trumps Wahl beschloss sie, in die amerikanischen Südstaaten, wo das Erbe der Sklaverei noch immer die Gegenwart bestimmt, zurückzukehren. Neiman verknüpft persönliche Porträts mit philosophischer Reflexion.“
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KÜBRA GÜMÜşAY, „Sprache und Sein“ Hanser, 27. Januar
„Kübra Gümüşay setzt sich seit langem für Gleichberechtigung und Diskurse auf Augenhöhe ein. In ihrem ersten Buch geht sie der Frage nach, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer als Teil einer Gruppe gesehen werden – und sich nur als solche äußern dürfen.“
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CHRISTINA CLEMM, „AktenEinsicht: Geschichten von Frauen und Gewalt“ Kunstmann, 3. März
„»AktenEinsicht« erzählt Geschichten von Frauen, die körperlicher und sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren, und vermittelt überraschende, teils erschreckende Einsichten in die Arbeit von Justiz und Polizei. Nach den neuesten Zahlen des BKA ist jede dritte Frau in Deutschland von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Alina kam nach Deutschland, um Geld zu verdienen. Sie wusste, dass sie wahrscheinlich nur als Prostituierte wird arbeiten können, und kommt gut damit zurecht. Mit Vielem hat sie gerechnet, aber nicht damit, dass ein Bekannter ihres Bruders ihr nachstellt und – als sie ihn abweist – versucht, sie auf offener Straße zu töten. Eva verlässt ihren Freund, der sie in den Bauch tritt, als sie schwanger ist. Er verfolgt sie, schickt Morddrohungen. Siebzehn Mal hatte sie ihn vergeblich bei der Polizei angezeigt, als ihre Tochter sie tot in ihrer Wohnung findet. Wie geht man damit um, dass die Polizei einen angekündigten Mord nicht ernst nimmt? Dass man einem Richter gegenübersteht, der auf dem rechten Auge blind ist? Was macht es mit den Betroffenen, die Täter wiedersehen zu müssen und sich bohrenden Fragen zur Tat zu stellen?“
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JOSEF HASLINGER, „Mein Fall“ S. Fischer, 29. Januar
»Nie habe ich von Pater G. erzählt, aus Angst, man könne mir anmerken, dass ich sein Kind geblieben bin. […] Meine Eltern hatten mich der Gemeinschaft der Patres anvertraut, weil mich dort das Beste, das selbst sie mir nicht geben konnten, erwarten würde.« Als Zehnjähriger wurde Josef Haslinger Schüler des Sängerknabenkonvikts Stift Zwettl. Er war religiös, sogar davon überzeugt, Priester werden zu wollen. Ende Februar 2019 tritt Haslinger vor die Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Dreimal muss er seine Geschichte vor unterschiedlich besetzten Gremien erzählen. Bis der Protokollant ihn schließlich auffordert, die Geschichte doch bitte selbst aufzuschreiben.“
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JENNIFER BECK, FABIAN EBELING, STEFFEN GREINER, MADS PANKOW, „Liebe, Körper, Wut & Nazis“ Tropen, 23. Mai
„Vier Menschen einer Generation fragen sich aus über vier Themen. Welche Fragen wollten wir unseren Freunden schon immer stellen, durften es aber nicht, weil sie so persönlich waren, so gefährlich, dass nicht einmal die engste Freundschaft sie zugelassen hätte? Immer wieder und immer schriftlich. Ein Selbstversuch, der zeigt, dass Verständnis nicht sofort aus Verständigung resultiert.“
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ILKA PIEPGRAS (Hrsg.), „Schreibtisch mit Aussicht: Schriftstellerinnen über ihr Schreiben“ Kein & Aber, 12. Mai
„Vom Glück des Schreibens und von dessen Preis: Joan Didion schreibt, um herauszufinden, was sie denkt. Zadie Smith sieht Schreiben als »Flucht aus dem Ich«. Sheila Heti spricht mit Elena Ferrante über die Vor- und Nachteile von Mutterschaft. Anne Tyler berichtet von der ihr früher häufig gestellten Frage, ob sie inzwischen einen richtigen Job gefunden habe. Elif Shafak denkt darüber nach, welche Konsequenzen es hat, nicht in der Muttersprache zu schreiben und Sibylle Berg bezeichnet jedes fertige Buch als gescheiterten Versuch.“
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ZEINA NASSAR, „Dream Big“ Hanser, 27. April
„Kämpfe und Rückschläge: Zeina Nassar wollte schon als Dreizehnjährige unbedingt boxen. Doch lange durfte das Nachwuchstalent nicht an Wettkämpfen teilnehmen – weil Zeina ihr Kopftuch auch im Ring nicht ablegen will. 2019 wurden die internationalen Wettkampfregeln auf ihren Druck hin endlich geändert. Zeina ist ein Vorbild für Mädchen auf der ganzen Welt. Die Soziologiestudentin reist um die Welt und trainiert für Olympia.“
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LINUS GIESE, „Endlich Linus. Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war“ Rowohlt, 18. August
„Linus ist 31, als er das erste Mal laut ausspricht, ein Mann und trans zu sein. Dabei weiß er das seit seinem sechsten Lebensjahr. Die Sorge darüber, wie sein Umfeld reagieren könnte, ließ ihn lange schweigen. Mit dem Satz «Ich bin Linus» beginnt sein neues Leben, das nicht mehr von Scham, sondern von einem Gefühl der Befreiung geprägt ist. Obwohl er sich fast täglich aufs Neue erklären muss: beim Arzt, beim Friseur, beim Umgang mit Fremden. Offen erzählt Linus von seiner zweiten Pubertät, bürokratischen Hürden, positiven wie negativen Reaktionen – und dem unglaublichen Glücksgefühl, als er endlich einen Personalausweis mit seinem Namen in den Händen hält.“
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DONALD WINDHAM, „Verlorene Freunde“ (Ü: Alexander Konrad) Lilienfeld, 1. Oktober
„Windhams Erinnerungen an seine Freundschaften mit Truman Capote und Tennessee Williams: Zwischen Windham und Williams ist es eine Art Liebe auf den ersten Blick; die beiden leben und arbeiten zusammen und produzieren 1945 ein gemeinsames Stück am Broadway. Mit Capote wird 1948 eine Italienreise zum Schlüsselmoment für die Freundschaft. Aber der schnelle Ruhm katapultiert Capote und Williams in Umlaufbahnen, in die ihnen zu folgen für Windham immer schwerer wird, bis die drei Lebenswege Ende der siebziger Jahre zu einem katastrophalen Finale zusammenlaufen. Donald Windham beschreibt die Geschichte dieser Freundschaften reich an Details und abgründigen Anekdoten: sei es D.H. Lawrence als Nacktputzer, Gore Vidals Giftigkeit oder André Gides Knauserigkeit gegenüber Lustknaben.“
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HANNAH GADSBY, „Zehn Schritte Richtung Nanette“ (Ü: Tanja Handels, Jan Schönherr, Andrea O’Brien) Rowohlt, 10. März
„Was macht ein Comedian, wenn die Realität nicht mehr zum Lachen ist? Die australische Komikerin entschied, aufzuhören mit Comedy und stattdessen zu erzählen, was nach der Pointe wirklich passiert. Gadsby wuchs in Tasmanien auf, wo Homosexualität noch bis 1997 unter Strafe stand. Lange Zeit hat sie mit einigem Erfolg aus ihrer Außenseiterposition als lesbisches Landei Kapital geschlagen, dabei aber die eigene Verletzlichkeit aus dem Blick verloren. Sie rechnet ab mit den frauenfeindlichen Traditionen in Kunst, Gesellschaft und Politik.“
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SIBYLLE BERG, „Nerds retten die Welt. Gespräche mit denen, die es wissen“ Kiepenheuer & Witsch, 5. März
„Was soll man gegen den aufkommenden Faschismus tun? Gegen schmelzende Gletscher? Während der Arbeit an ihrem Roman »GRM« sprach Sibylle Berg mit Systembiolog*innen, Neuropsycholog*innen, Kognitionswissenschaftler*innen, Meeresökolog*innen, Konflikt- und Gewaltforscher*innen. Über den Zustand in ihren Fachgebieten. Und über Ideen für eine Zukunft, die sich nicht wie ein Albtraum ausnimmt. Gespräche mit Jürgen Schmidhuber – Lorenz Adlung – Jens Foell – Odile Fillod – Hedwig Richter – Matthias Schuler – Lynn Hersham Leeson – Dirk Helbing – Jutta Weber –Iddo Magen –Valerie M. Hudson – Avi Loeb – Carl Safina – Robert Riener – Wilhelm Heitmeyer – Anja Thierfelder.“
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KATHRIN PASSIG, ALEKS SCHOLZ, „Handbuch für Zeitreisende: Von den Dinosauriern bis zum Fall der Mauer“ Rowohlt, 19. Mai
„Was Sie bei den Volksfesten der Maya erwartet, wogegen Sie sich vor der Reise in die Renaissance impfen lassen und welche Kleidung Sie für die Weichsel-Eiszeit einpacken sollten: die schönsten Zielorte und -zeiten, nützliches Wissen über Parallelwelten, Umgangsformen für jede Epoche, praktische Tipps für mehrere Weltteile und das gesamte All. Und wenn Sie im Urlaub nicht nur an den Traumstränden der Vergangenheit herumliegen, sondern die Welt verbessern möchten, erfahren Sie hier, was dafür zu tun wäre. Schon jetzt der nützlichste Reiseführer aller Zeiten!“
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ANNA BIKONT, „Wir aus Jedwabne“ (Ü: Sven Sellmer) Suhrkamp, 18. Mai
„Am 10. Juli 1941 fiel die jüdische Bevölkerung der polnischen Kleinstadt Jedwabne einem Pogrom zum Opfer. Hunderte Männer, Frauen und Kinder wurden in einer Scheune verbrannt. Erst das Buch Nachbarn (2000) des Historikers Jan T. Gross legte dar, dass es Polen waren, geschützt von den deutschen Besatzern – ein Schock für die polnische Gesellschaft. Die Journalistin Anna Bikont spricht mit Überlebenden und mit Tätern und zeichnet das Porträt einer Stadt, die sich der Erinnerung bis heute verweigert.“