SteglitzMind

Ein bisschen balla balla ist das schon …

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Niederlande gegen Deutschland – eine Mitschrift

Da Fußball sozusagen gottgegeben ein Sport von Männern für Männer ist, sollte Frau das Schreiben darüber besser sein lassen. Anderenfalls läuft sie nämlich wissentlich in Gefahr, beinharte Klischees zu bedienen. Frauen verstehen nichts vom Fußball. Basta. Deshalb habe ich mich wohlweislich dafür entschieden, hier einen eingeführten Experten zu Wort kommen zu lassen. Einen, der Manns genug für Fußball ist! Einen, der seit Jahren beim Thema am Ball ist.

Und so nahm ich deshalb gestern nach den beiden Toren für Deutschland, die auch in Steglitz lautstark zu hören gewesen waren, ausnahmsweise vorm Fernseher Platz. Um Fußball zu gucken! Nicht mit einem Winkelement in der Hand. Sondern mit Papier und Stift bewappnet. Ich wollte protokollieren, wie Béla Réthy ab den beiden deutschen Treffern das Spiel gegen die Niederlande im ZDF kommentiert:

Schweinsteiger greift sich da rechts hinten an den Oberschenkel.

Die deutsche Mannschaft bleibt weiterhin konzentriert. Und gewinnt bisher.

Will er den Ball ins Tor tragen? – Ja, wenn sie ihn lassen.

Wer liegt jetzt hier eigentlich hinten? Fragt man sich jetzt.

Alle machen mit!

Elegant vom Ball getrennt. Aber: Der Ball kommt!

Und der Thomas Müller?

Der Vorsprung hört sich beruhigend an.

Fünf Jahre beim HSV und seine beiden Kinder sind in Hamburg geboren. Aber auch er muss irgendwann zurücktreten.

Die Niederländer drücken. Dadurch wird das Spiel natürlich viel offener.

Oh, das hat wehgetan. Das gibt Ecke für Deutschland.

Die deutsche Elf gönnt sich jetzt eine kleine Verschnaufpause.

Im Moment steht die deutsche Nationalmannschaft ein bisschen zu tief. Man kann sein Erholungsprogramm auch weiter vorne abwickeln.

Sneijder, der die Annahme vertritt, er habe gerade den Ball gespielt.

Robben allein gelassen.

Zur körperlichen Pause kommt auch eine mentale hinzu.

Oh, da ist ja auch noch Gomez! Lange nicht mehr gesehen.

Der wäre drin gewesen. Wenn nicht … Auf Kosten von wem auch immer.

Durcheinander im Strafraum.

Und: Klose wird kommen.

Ja. Eine Einzelaktion. Durch die Beine von Herrn Badstuber.

Die Ruhephase hat zu lange gedauert.

Zwei Mann zum Warmmachen.

Vorsicht Badstuber.

Große Probleme in der deutschen Abwehr im Moment. Da geht es drunter und drüber.

Neuer lässt den Ball durchrutschen.

Ein heilloses Durcheinander.

Noch ein Schluck Wasser.

Noch gut fünf Minuten. In dem Fall muss man sagen: Gilt es zu überstehen.

Van der Vaart. – Wieder gut gegangen.

Er ist erschöpft. Von den Zurufen, von den Kommandos. Jogi Löw sitzt erschöpft auf der Bank.

Nochmal den Ball zurechtlegen. Und jetzt bekommt er den Ball in die Ecke.

Jawohl. Da kommt der Doppelpass.

Hier zum ersten Mal am Ball.

Tja, es gibt Einwurf für Deutschland.

Am Ende muss der Sieg richtig hart erarbeitet werden.

15 Sekunden. Noch einmal ein Abstoß für die Niederlande.

Und jetzt ist das Spiel zu Ende. Deutschland hat sich zum Sieg gezittert.

Seit heute Morgen verstehe ich die Männerdomäne „Fußball“ tatsächlich nicht mehr. Zu meiner Beruhigung fragte ich mich zunächst natürlich, ob Béla Réthy womöglich doch nicht der ausgewiesene Experte ist, als der er mir empfohlen wurde. Von einem Fußball-Vollprofi, versteht sich. – Jedenfalls dachte ich mir: Irgendetwas stimmt da nicht, stimmt hierzulande nicht. Kein Wort heute in der Nachberichterstattung über eine deutsche Zitterpartie. Im Gegenteil. Allerorts berichten die Medien einstimmig begeistert von einer sensationellen Vorstellung, die die DFB-EM-Elf beim Sieg über die Niederlande gegeben hat. – Ob man mir diese Diskrepanz gelegentlich bitte auch erklärt?

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