SteglitzMind

Steglitz stellt Petra Gust-Kazakos mit „Philea‘s Blog“ vor

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Allen Unkenrufen zum Trotz: Im Netz sind Bücher, egal in welchem Format, quicklebendig! Zahllose Blogbetreiber beschäftigen sich mit Autoren, Büchern, der Literaturszene, dem Schreiben und den Auswirkungen der Digitalisierung. Doch wo findet man einen Kompass, der durch den literarischen Trubel im Netz führt? Wie gewinne ich einen Überblick, wo finde ich Geistesverwandte und Kleinode, wie vernetze ich mich mit dem buchaffinen Teil der Blogosphäre? Fragen, die sich inzwischen viele stellen …

Das Netzdickicht etwas lüften will die Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“. Gedacht ist das so: Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber ich wiederum einlade, die acht Fragen zu beantworten. –  Langfristig, könnte so ein bibliophiles Blog-Brevier entstehen, das von allgemeinerem Interesse ist. Und darüber hinaus profitieren wir von den Erfahrungen anderer Blogger für unsere eigenen Wege im Netz … (Wer noch genauer wissen will, was die lose Gesprächsreihe bezwecken soll, kann das hier nachlesen.)

Den Fragen stellt sich heute Petra Gust-Kazakos, die Philea‘s Blog seit 2010 betreibt. Für ein Gespräch auf SteglitzMind empfiehlt sie Christian Köllerer mit dem Blog Dr. Christian Köllerers Notizen.

Dein Steckbrief in wenigen Stichworten …

Femme de lettres, Autorin, virtuelle Salonière, Public Relations Managerin, stets lese- & reiselustig, liebt Bibliotope.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Philea’s Blog existiert seit Ende September 2010. Damals hatte ich gerade mein Buch „Ganz weit weg. Leselust und Reisefieber“ beendet. Doch Leselust und Reisefieber hatten mich damit natürlich keineswegs verlassen. So dachte ich, ein Blog könnte eine famose Möglichkeit sein, die Themen weiter zu verfolgen und dabei zugleich mit anderen in Kontakt zu treten, die sich ebenfalls dafür interessieren. Hat ja auch bisher sehr schön geklappt.

Für WordPress habe ich mich entschieden, weil einige der Blogger, die ich interessant fand und auch anderweitig kannte, selbst WordPress nutzten und mir das sehr ans Herz legten. Ich war ja ganz „frisch“ in der Blogosphäre und kannte mich nun wirklich nicht besonders gut aus. Aber ich habe nie bereut, dem Ratschlag gefolgt zu sein. Ein Tag intensives Überlegen, wie mein Blog aussehen soll, nebst Vertiefung in die WordPress-Welt haben vollkommen genügt, um mich mit der Sache vertraut zu machen. Und dann hab ich losgelegt. Ich kann WordPress nur empfehlen.

Deine Themenschwerpunkte …

Bücher und Reisen, natürlich. Insbesondere Buch-Tipps, Specials zu Autorinnen oder Autoren, die ich besonders mag, kleine Reiseberichte oder -anekdoten. Zuweilen Berichte über Lesungen oder Ausstellungen, aber auch Interviews und Serien wie Leseplätzchen, Bücherkoffer, Bücherparadiese weltweit oder die Sammelstückchen.

Bei den Serien sind die Bloggäste übrigens herzlich zum Mitmachen eingeladen. Diese Serien haben auch den wunderbaren Nebeneffekt, dass man Blogs und die Persönlichkeiten dahinter vorstellen kann.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Spannend finde ich die Entwicklung vom Autor in Richtung Selbstverleger und Selbstvermarkter. Immer wieder amüsant: Hausgemachte Skandälchen in den Feuilletons oder die Seitenhiebe, die bei unterschiedlichen Ansichten zu einem bestimmten Buch ausgeteilt werden. Und zwar nicht gegen den Autor, sondern gegen andere Print- oder Onlinemedien.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Indem ich bei Twitter und Facebook auf aktuelle Beiträge verweise.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Trolle füttern, auf unangemessene Kommentare unangemessen reagieren, glauben, dass der eigene Geschmack der einzig wahre sei und dann selbstherrlich über andere Geschmäcker herziehen. Das Schöne am Bloggen ist das Entdecken und Vernetzen, der Austausch. Ich genieße das sehr.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Hm, ehrlich gesagt habe ich bislang keine Hürden entdeckt. Sicher ist es sinnvoll, sich vorab ein paar Gedanken zu machen, was man der Welt dringend mitzuteilen meint, damit es nicht allzu diffus wird oder thematisch total zerfasert. Alles andere ergibt sich, so zumindest meine Erfahrung, ganz aus der jeweiligen Bloggerpersönlichkeit. Manche sind eher distanziert, manche emotionaler, persönlicher, manche legen besonderen Wert auf ihr Layout und Bilder, andere überhaupt nicht, manche bloggen ausführlich, andere knapp. Solange die Themen interessant sind, ist das alles okay.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Petra Gust-Kazakos – Foto (c) Petra Gust-Kazakos

Das war eigentlich noch, bevor ich mein eigenes Blog hatte: Über meinen allerersten Blogbeitrag als Gast auf dem Notizbuchblog habe ich einen Verleger gefunden – das fand ich großartig! Finde ich immer noch 🙂

Bei meinem eigenen Blog fand ich es toll zu sehen, dass immer mehr Leute daran interessiert sind, dass man darüber hochinteressante Menschen kennenlernt, mit denen man dann auch im „echten Leben“ Kontakt hält, wie mit der wunderbaren Karin Inderwisch von KAINe Kolumnen. Demnächst habe ich hoffentlich die Gelegenheit, dm & mb von Haushundhirsch auf einer auf einer Vernissage zu treffen. Auch sehr erfreulich: Wenn eine Autorin oder ein Autor mein Blog entdeckt und ich sie oder ihn für ein Interview gewinnen kann – wie zuletzt wieder bei Willy Puchner.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich weise freundlich darauf hin, dass ich nur Bücher empfehle (nicht gelesen wird ja schon genug), sprich: gefällt mir ein Buch nicht, schreibe ich auch nichts darüber. Ehrlich gesagt ziehe ich es aber vor, meine Entdeckungen selbst zu machen. Häufig sind das auch ältere Bücher, für die mir sowieso kein Verlag mehr ein Rezensionsexemplar senden würde oder könnte.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Über das Für und Wider von E-Books wurde ja eigentlich schon fast alles gesagt, aber eben: noch nicht von allen.Anfangs konnte ich mit E-Books gar nichts anfangen. Inzwischen habe ich einen Reader bei einem Freund ein bisschen ausprobiert und kann mir vorstellen, dass es auf Reisen sicher sehr bequem ist – und vor allem das Gepäck enorm erleichtert. Allerdings habe ich bislang noch keinen Reader gekauft, vielleicht weil ich noch immer das „komplette Bucherlebnis“ schätze: das Rascheln der Blätter, das Knarzen des Buchrückens, den Geruch … Ich will Notizen hineinschreiben und Stellen markieren können – und zwar auf Papier. Ich will ein Buch ohne Umstände mit in die Wanne nehmen, mein Ex Libris einkleben, es meinen Freunden leihen, wenn es mir besonders gut gefiel, ich möchte eine Widmung in ein geschenktes Buch schreiben etc. Ich schließe nicht aus, dass ich mir eines Tages doch einen Reader zulege, aber ich bin wohl noch nicht so weit.

Welche anderen Blog, und zwar maximal fünf, empfiehlst du? Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Puh, nur fünf? Es gibt so viele wunderbare Blogs von Leuten, die schon seit Jahren über Bücher und buchverwandte Themen bloggen, zum Beispiel die Klappentexterin. Sehr interessant finde ich auch Jüdische Lebenswelten, wo ich ebenfalls ab und an blogge. Ein etwas neueres, sehr schönes Blog ist DruckSchrift, wo es außer um Bücher auch um „Papier, Schreiben, Lesen“ geht, wie IngridW es selbst beschreibt. Wer ungewöhnliche Biographien mag, ist bei James Conways englischsprachigen Blog Strange Flowers bestens aufgehoben. Gut gefallen mir auch die Blogs von Petra van Cronenburg und den Seitenspinnerinnen, – hier haben sich vier Autorinnen zusammengetan, um ein Jahr lang zu bloggen. Oh, schon sechs. Dann muss ich wohl aufhören …

Interessante Gesprächspartnerinnen und -partner sind das sicher alle, aber ich nutze die Gelegenheit, um noch ein Blog unterzubringen und empfehle ein Interview mit Dr. Christian Köllerer, damit haben wir auch gleich die Grenze Richtung Österreich überschritten. Ich folge ihm schon eine ganze Weile auf Twitter und lese gern in seinem Blog Dr. Christians Köllerers Notizen, das mir thematisch sehr liegt: „Wiener Notizen über Klassiker, Kulturelles und Reisen“ – wie es im Untertitel heißt.

Da kommen gleich mehrere Sachen zusammen, die mich ansprechen: Wien finde ich herrlich und auf Klassiker, Kultur und Reisen stehe ich sowieso. Christian geht das in seinem Blog allerdings anders an als ich, so gibt es beispielsweise keinerlei Bilder, nur Text. Aber das macht gar nichts, sondern zeigt nur, dass es reicht, gute Texte zu interessanten Themen zu verfassen – alles andere ist Deko. Schön fürs Auge, aber fürs Blog nicht überlebenswichtig. Da ich ein Faible fürs Dekorative habe, würde ich bei mir jedoch nicht auf Bilder verzichten wollen. Ich mag das auch bei anderen. Aber wie gesagt, funktionieren tut ein gutes Blog auch ohne, sofern es nicht gerade ein Blog über Fotografie oder ähnliches ist.

Danke, Petra. Im Übrigen hast du es auch geschickt verstanden, weit mehr als fünf Blog-Empfehlungen auszusprechen. Ich will zusehen, Christan Köllerer für ein Kurz-Interview zu gewinnen. Vielleicht magst du ihn vorwarnen?

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Das Gespräch mit Christian Köllerer kann man inzwischen hier nachlesen.

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