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Steglitz stellt DieterWunderlich mit „Dieter Wunderlich: Buchtipps und Filmtipps“ vor

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Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Dieter Wunderlich vor, der seine Webseite Dieter Wunderlich: Buchtipps und Filmtipps seit zehn Jahren pflegt. Für ein Gespräch vorgeschlagen hatte ihn Klausbernd Vollmar, der kbvollmarblog derzeit nicht vorn Norfolk aus, sondern aus einem Berliner Gartenhäuschen heraus betreibt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Begeisterter Leser / Buchautor aus Freude am Schreiben.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

2002 startete ich meine Website über Bücher, die mich beeindrucken. Eigentlich wollte ich nur mal sehen, wie so etwas funktioniert und bastelte deshalb alles selbst. (Das ist bis heute so geblieben, und es schaut auch so aus.) Inzwischen habe ich um die 4000 »Buch- und Filmtipps« verfasst, und weil die meisten Inhaltsangaben recht ausführlich sind, bräuchte man etwa 20.000 Blatt Papier, um das alles auszudrucken. Dabei schreibe ich über ein Buch nur, wenn ich es bis zur letzten Seite gelesen habe. Verrisse gibt es keine, denn ich möchte meine Besucherinnen und Besucher zum Lesen anregen und sie nicht davon abhalten, nur weil mir etwas nicht gefiel.

Deine Themenschwerpunkte …

Die „graue Eminenz“ im buchaffinen Netz © Dieter Wunderlich

Thema und Genre eines Romans sind für mich nicht ausschlaggebend. Mehr als auf die Geschichte kommt es mir auf die Form an. Die Autorin bzw. der Autor sollte sich etwas Eigenständiges und zum Inhalt Passendes ausgedacht haben. Das muss nicht so extrem sein wie bei Mark Z. Danielewski (»Das Haus«, »Only Revolutions«) oder so meisterhaft wie in Max Frischs Roman »Mein Name sei Gantenbein«, aber eine faszinierende Architektur erwarte ich schon.

Zur Form gehört die Sprache. Die Haltung vieler Leserinnen und Leser, es komme nur darauf an, dass man verstanden werde, bringt mich ebenso auf die Palme wie schludrig oder gar nicht lektorierte Bücher, in denen es von Orthografie- und Grammatikfehlern, Stilblüten und Widersprüchen wimmelt. Eine elegante Sprache wie etwa die von John Banville oder von Javier Marías hält mich auch dann zum Lesen an, wenn ich mit dem Inhalt nicht besonders viel anfangen kann.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

1.) Die Frage, welche Bedeutung eBooks bekommen werden. 2.) Wie Verlage und Buchhandel auf die Herausforderung durch die neuen Medien reagieren.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Anfangs habe ich gar nichts dafür getan. Der Besucheransturm (zurzeit 5,5 Millionen Besucherinnen und Besucher pro Jahr) kam völlig überraschend. Seit einiger Zeit mache ich bei Facebook, Twitter & Co. auf neue Buchtipps aufmerksam – obwohl es nicht viel bringt.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Was ich persönlich sein lasse: Kommerzialisierung. Jemand sagte mir mal, dass ich viel Geld für Werbung bekommen könnte, aber meine Website soll unkommerziell bleiben, und deshalb lehne ich auch alle entsprechenden Angebote ab.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Neider scheint es auch hier zu geben. Jedenfalls machte sich offenbar vor einigen Jahren mal jemand die Mühe, bei Wikipedia in tagelanger Arbeit alle Hinweise auf meine Bücher, Buch- und Filmtipps zu entfernen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Weniger schön als amüsant: Ein Schüler bat mich per E-Mail, die Inhaltsangabe eines Romans vorübergehend vom Server zu nehmen, denn er habe aus Zeitnot AUSNAHMSWEISE eine Kopie davon als Hausarbeit abgegeben und der Lehrer sollte das nicht merken.

Noch ein Erlebnis beeindruckte mich: Zwei Wochen nachdem ich eine Mafia-Familie in New York erwähnt hatte, erhielt ich von einem der Mafiosi eine E-Mail. Sie bestand nur aus einem Satz, sinngemäß etwa: »Streichen Sie das!« Das habe ich dann auch gleich getan.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das lehne ich grundsätzlich ab, denn wenn ich auf alle diese Anfragen eingehen würde, müsste ich jeden zweiten, dritten Tag ein ZUSÄTZLICHES Buch lesen.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Bisher hänge ich noch immer am Buch aus Papier. Aber ich vermute, dass sich das bald ändert. Dann stehe ich erst einmal vor der schwierigen Doppelfrage: Reader oder Tablet, Kindle oder anderes System?

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Für die Gesprächsreihe schlage ich die engagierte Schweizer Buchhändlerin und leidenschaftliche Leserin Manuela Hofstätter mit ihrem Blog lesefieber.ch vor. Außerdem verweise ich auf Claudias Bücherregal, buchkritik.at, die Literatur- und Buchtipps von Bookinists und kbvollmarblog von Klausbernd Vollmar, der sich bei dir ja bereits vorgestellt hat.

Vielen Dank, Dieter, dass du den Ball von Klausbernd aufgegriffen hast, um uns an deinen langjährigen Erfahrungen im Netz teilhaben zu lassen. – Glückwunsch zum 10-jährigen Jubiläum deiner Webseite.

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Zuletzt vorgestellt hat sich in der losen Gesprächsreihe Jarg mit Jargs Blog. Seine Wunsch-Interviewpartnerin ist die Betreiberin von Durchleser’s Blog.

Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier

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