Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.
Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?
Dass wir mehr über Echo Bücher in Berlin/Wedding erfahren sollten, wo u.a. Bücher und Schallplatten präsentiert werden, hatte das Team der Berliner Buchhandlung Pro qm vorgeschlagen. Ich freue mich sehr, dass der gebürtige Spanier David Armengou, der seit geraumer Zeit in Berlin lebt, der Einladung gefolgt ist.
Eine Skizze vom Laden…
Echo Bücher ist ein Experiment. Es ist zwar ein Buchladen, aber zugleich auch ein Plattenladen, Eventspace, Ausstellungsraum, Shop und Kaffeebar. Echo Bücher wurde im Juli 2013 in Berlin-Wedding eröffnet und beschäftigt sich mit zeitgenössischer elektronische Musik und Clubkultur.
Warum sind Sie Buchhändler geworden?
Ich liebe Bücher, ich bin Übersetzer, Schriftsteller und betreibe einen kleinen Verlag in meiner Heimatstadt Barcelona. Der nächste logische Schritt war Buchhändler zu werden in der Stadt, in der ich seit 15 Jahren lebe.
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Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?
Ich kann diese Frage noch nicht beantworten, da ich gerade erst eröffnet habe.
Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?
In den vergangenen sechs Monaten hat sich vieles in meinem Alltag verändert, vor allem ein neues Zuhause, der Buchladen, ein Ort wo ich jeden Tag Menschen treffe, die etwas Gemeinsames mit mir teilen: die Leidenschaft zu elektronischer Musik.
Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?
Unsere Webseite wird bald bereit sein. Selbstverständlich kann man dort dann Bücher kaufen, aber mir persönlich wäre es viel lieber, wenn die Kunden zu uns kommen würden. Vor Ort kann man viel entdecken, Kunst, Musik, interessante Gespräche führen oder ganz einfach einen Kaffee trinken. – Bis unsere Webseite mit Programm, Archiv und Online-Shop fertig ist, sind wir hauptsächlich bei Facebook aktiv.
Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?
Thematische Buchhandlungen sind die Zukunft der Buchhandlung. Wichtig ist, eine kleine, gute Auswahl an Büchern zu bieten und einen Ort, an dem sich der Kunde wohl fühlt und vieles Interessantes findet.
Wie halten Sie es mit dem E-Book?
Ich habe noch nie ein digitales Buch gelesen. Es interessiert mich einfach nicht. Aber ich habe nichts dagegen, im Gegenteil, das E-Book bringt viele Menschen dazu, das Lesen wieder oder neu zu entdecken und hoffentlich Bücher zu kaufen und mehr zu lesen.
Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?
Auf jeden Fall. Bis jetzt haben wir keine derartigen Anfragen von Autoren bekommen, aber wir haben jede Menge Musik im Sortiment von Musikern, die ihre eigene Musik vertreiben. Meistens in CD oder Kassetten-Format.
Wie verkauft man heutzutage Bücher?
Man muss etwas anderes zum Buch dazu bieten. Die Möglichkeit zum Beispiel, andere Menschen mit gemeinsamen Interessen zu treffen. Wir haben auch viele Bücher im Regal, die mir gehören und unverkäuflich sind. Es sind Bücher die out of print sind, Bücher die man sehr selten kaufen kann. So gesehen ist Echo Bücher auch eine kleine Bibliothek für Technokultur. Einige Kunden kommen zu uns, einfach um die Bücher zu lesen und Kaffee zu trinken.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?
Bücher über elektronische Musik gibt es noch relativ wenige, aber die größeren Verlage wie Suhrkamp oder Bloomsbury haben gerade ein großes Potenzial entdeckt. Es wäre toll wenn die Kleinstverlage, Independents und Self Publisher mehr Produkte über dieses Fach veröffentlichen würden.
Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?
Der Börsenverein sollte die Kleinstverlage besser unterstützen und die Vertriebskanäle optimieren.
Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?
Unser Ziel ist es, eine neue Szene zu schaffen: Technokultur zum Lesen und Genießen.
Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?
Der Besuch in einer Buchhandlung erweitert Horizonte. Schon ganz einfach, um das zu finden, was die digitale Welt und das Netz uns nicht bringen kann: Kontakt mit Menschen, Ideen, Austausch, Freunde finden. Der Besuch einer Buchhandlung bringt uns einfach dazu, ein im Geist reicherer Mensch zu werden.
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Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?
La Central in Barcelona, L’écume des pages in Paris, Aoyama Book Center in Roppongi (Tokyo). Zu Wort kommen sollten Gudberg in Hamburg oder Motto in Berlin … Und Pro qm, aber die standen hier ja bereits Rede und Antwort.
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Eine Übersicht über die Empfehlungen, die im Rahmen der Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen seit Juli 2013 zusammengekommen sind, findet sich hier