SteglitzMind stellt Wolfgang Schiffer mit „Wortspiele – ein literarisches Blog“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Wolfgang Schiffer und dessen Blog Wortspiele etwas näher kennen. Vorgeschlagen hatte das Leo, der Leo’s Literarische Landkarten pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geboren am Niederrhein, in einem Dorf, das nach einigen Jahren zur Kleinstadt mutierte. Aus Mangelerfahrung frühes Interesse an Literatur – und eigenem Schreiben. Entsprechendes Studium, danach als Freiberufler erste Publikationen von Prosa, Hörspielen etc.; dann für annähernd 35 Jahre (parallel) als Dramaturg, später leitender Redakteur im öffentlich-rechtlichen Radio tätig.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Wolfgang Schiffers analoges Arbeitszimmer © privat

Wolfgang Schiffers analoges Arbeitszimmer © privat

Der erste Beitrag in den Wortspielen datiert auf den 13. April 2013, aber es wäre vermessen, hier bereits von einem eigenen Beitrag in „meinem“ Blog zu sprechen. Dass ich bei WordPress (und das erklärt auch, warum ich diese Plattform nutze) überhaupt aktiv geworden bin, ist eher einem Akt der Überrumpelung geschuldet.

Nach einer Lesung saß ich noch mit einigen Freunden bei mir zuhause, darunter auch mein heutiger Freund Gunnar Sohn, dessen Bekanntschaft ich erst kurz zuvor gemacht hatte… Man sprach u. a. über Alt-68er und Neu-68er, über die zunehmenden digitalen Herausforderungen (denen ich mich stets zu entziehen versucht hatte, denn ich bin in der „Tiefe meiner Seele“ ein „analoger“ Mensch…) und über den Nutzen einer persönlichen Webseite für einen Autor… Vielleicht lag es ein wenig am getrunkenen Malt-Whisky, dass ich vollmundig verkündete, eine solche Seite nicht zu brauchen!
Zwei Tage später rief besagter Freund mich an und sagte, jetzt habe ich eine Webseite – aber die sei aktiv! In anderen Worten: er hat die „Wortspiele“ für mich aufgesetzt und sogleich auch einige Beiträge, Aufzeichnungen von meinen eigenen Literatur-Veranstaltungen, eingestellt. Über einige Lernschritte (vor allem: wie ändere oder lösche ich gar?) habe ich dann Gefallen an diesem Tool gefunden und bin ich zum Erstellen eigener Beiträge gekommen.

Warum ich blogge? Schwer zu sagen… Ich denke, es ist nach der jahrelangen (hauptberuflichen) Beschäftigung mit Manuskripten und Büchern das Vergnügen, mich auch jetzt, im bereits höheren Alter, noch vermittelnd (und zumindest halb-öffentlich) mit Literatur beschäftigen können, ohne auf die Publikationsmöglichkeiten oder gar Wohlwollen von Feuilleton-Redakteurinnen und –Redakteuren angewiesen zu sein.

Deine Themenschwerpunkte …

Mein erster eigener Beitrag (30. Mai 2013) zum Tod eines Freundes, des Lyrikers Baldur Óskarsson, macht dies bereits deutlich: es ist vor allem die zeitgenössische Literatur Islands, und hier insbesondere die Dichtung, die auf dieser Insel entstanden ist und weiterhin geschrieben wird. Island fühle ich mich seit vielen Jahren, noch als seine moderne Literatur hierzulande weitgehend eine „terra inkognita“ war, verbunden. Inzwischen ist sie dies, nicht zuletzt nach dem literarischen Ehrengastauftritt „Sagenhaftes Island“ auf der Frankfurter Buchmesse 2011, natürlich längst nicht mehr – aber ich denke, es kann nicht schaden, das Bewusstsein hierfür weiterhin wach zu halten…
Darüber hinaus gilt mein Interesse natürlich auch anderen Literaturen (jenseits des Bestseller-Stroms), deutschsprachigen wie internationalen, literarischen Veranstaltungen und dem literarisch-akustischen Genre wie Hörspiel oder Hörbuch… Kurz, es gilt dem, was mir auf- und gefällt!

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Die zunehmende Abnahme guter Feuilletons und die Geschwindigkeit, mit der Bücher für den „Markt“ an Bedeutung verlieren. Ich zitiere gerne immer wieder Arno Schmidt: „Wenn ein neues Buch erscheint, lies Du ein altes!“

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Eigentlich mit wenig speziellen „Maßnahmen“… Natürlich versuche ich, durch halbwegs kontinuierlich veröffentlichte Beiträge das Interesse meiner Stamm-Leserinnen und –Leser aufrecht zu halten, und dank eines meiner Söhne sind die „Wortspiele“ seit Anfang dieses Jahres auch auf Facebook gespiegelt… Mehr geschieht nicht – es sei denn, dass Deine Einladung zu dieser Vorstellung mich plötzlich in die Blog-Charts hebt!

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Verrisse aussprechen! Jedes Buch verdient ein behutsames Handauflegen, das sowohl Stärken wie Schwächen auslotet… Und wenn man für sich erstere (und das gibt´s leider auch…) partout nicht finden kann, warum dies dann überhaupt kundtun? Das tun doch „offizielle“ Kritiker schon zur Genüge.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich weiß es nicht. Die stellen sich wohl jedem Blogger individuell – technisch: je nach Aufwand, den man betreibt – mental: je nach Zeit, die man bereit und in der Lage ist, in sein Blog zu „investieren“…

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Der Kommentar einer Leserin, durch meinen Beitrag auf einen bestimmten Autor überhaupt erst aufmerksam geworden zu sein und sein Werk nun mit Vergnügen zu lesen!

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das geschieht so gut wie nie! Ich wähle selbst. Und wenn es doch geschehen sollte – siehe oben: das Angebotene muss mich interessieren, muss mir gefallen!

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Dito! Und falls doch, erkundige ich mich nach den Gründen! Es gibt Autoren (wie zum Beispiel der verdiente Stefan Schütz, dessen selbstverlegten Roman „Beelzebub I – V“ ich in meinem Blog berücksichtig habe), die schlichtweg keinen Verlag mehr gefunden haben. Auch solche Fälle treiben mich im derzeitigen Literaturbetrieb um…

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Hier bietet sich eine Wiederholung an: ich bin in der „Tiefe meiner Seele“ ein „analoger“ Mensch… Nichts kann mir den Geruch von bedrucktem Papier und dessen Geräusch beim Blättern ersetzen!

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Da ich wohl selbst bei objektiver Betrachtung eher noch als Blog-Newcomer gelte und von daher auch noch nicht sehr weit vernetzt bin, fallen mir, offen gestanden, nur einige ein, die in Deiner Interview-Reihe natürlich längst vorgestellt wurden! Aber meine „Geschichte“ legt es natürlich nahe, dass ich den Blogger empfehle, dem ich mein eigenes Blog-Vergnügen verdanke: Gunnar Sohn. Als diplomierter Volkswirt gelten seine Beiträge zwar häufig Themen wie Umwelt, Informationstechnik, Telekommunikation, Wirtschaftspolitik, Medien usw., doch als „Themen-Kolibri, der keine ‚Meise‘ bekommen will“, wie er sich selber charakterisiert, finden sich unter seinen Posts dezidiert auch viele zu Kultur und Literatur. Sein Haupt-Blog ist Ich sag mal.

Ich freue mich, dass du dabei bist. Und, wie ich meine, eine überfällige Empfehlung. Danke sehr, auch dafür.

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Zuletzt stellte sich Leo mit Leo’s Literarische Landkarten vor. – Eine Übersicht über die 72 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

2 Kommentare zu “SteglitzMind stellt Wolfgang Schiffer mit „Wortspiele – ein literarisches Blog“ vor

  1. Pingback: Wortspiel-Radio: Islands Atomdichter, Schock der Moderne und der August 1914 | Ich sag mal

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