Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?
Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute steht Daniel Beskos vom mairisch Verlag Rede und Antwort. Vorgeschlagen haben das Zoë Beck und Jan Karsten, die CulturBooks verantworten, und Katharina Picandet von der Edition Nautilus. – Der Indiebookday, der seit 2013 alljährlich im März stattfindet, ist übrigens eine Erfindung von mairisch.
Eine Skizze vom Verlag…
mairisch ist ein Independent-Verlag mit Sitz in Hamburg. 1999 gegründet, ist der Verlag seit 2005 im Buchhandel vertreten. Ob Roman, Erzählband, Hörspiel oder Musik: Wir veröffentlichen nur, was uns am Herzen liegt – und legen dabei Wert auf hochwertige Gestaltung, gründliches Lektorat und eine langfristige, freundschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Autoren und Musikern. Dabei wird der „kleinen Form“ der Erzählung ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt wie dem Roman. Autoren wie Finn-Ole Heinrich, Michael Weins, Benjamin Maack, Donata Rigg, Dorian Steinhoff und Lisa Kreißler zählen zu den aufregenden Stimmen der jungen Gegenwartsliteratur. Weitere Schwerpunkte liegen in der freien Hörspielszene, aber wir veröffentlichen auch Musik (u.a. die Alben von Spaceman Spiff) und Sachbücher (z.B. „Die Philosophie des Radfahrens“). Wir veröffentlichen bewusst nur sehr wenige Titel pro Jahr, um diesen mehr Aufmerksamkeit und Energie widmen zu können. Unser Team besteht derzeit aus 6 Mitarbeitern, 2 davon Vollzeit, dazu kommen freie Gestalter, Fotografen, Musiker, Korrektoren und Vertreter.
Wo geht die Reise hin: analog oder digital?
Bei den meisten unserer Print-Ausgaben liegt inzwischen ein kostenloser Download-Code für die E-Book-Version bei.
Ihre Highlights im Bücherjahr?
Unsere Highlights aus den aktuellen Jahr sind sicher Florian Wacker „Albuquerque“, „Die Philosophie des Kletterns“ sowie das kommende großartige Buch von Michael Weins, „Sie träumt von Pferden“ – 12 Geschichten mit Tieren, illustriert von Katharina Gschwendtner.
Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?
Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?
Ich glaube, zu sehen, wie man selbstbestimmt mit der eigenen Kreativität großartige Dinge ins Leben rufen kann, und dann auch noch mit tollen Leuten daran zu arbeiten, motiviert uns am meisten. Und natürlich der Abwechslungsreichtum der Arbeit – wir versuchen auch, jedes Jahr etwas zu machen, was wir noch nie gemacht haben.
Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?
Die Kommunikation, intern wie nach außen, ist viel einfacher geworden. Und die Produkte selbst, also die Bücher, sind bei uns im Laufe der Zeit aber vor allem schöner geworden, was sicher auch mit der wachsenden Konkurrenz durch die digitalen Angebote zusammenhängt. Denn wenn schon gedruckte Bücher, dann ausgewählte und schöne. Und durch die E-Books hat sich uns ein weiterer Kanal eröffnet. Wobei wir da den Schwerpunkt weiterhin eher aufs Buch legen – reine E-Book-Veröffentlichungen gibt es bei uns bislang noch nicht.
Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?
Ich glaube, die Arbeit der meisten Printverlage ähnelt sich. Die Indies haben da vielleicht eher die Möglichkeit, hin und wieder etwas freier zu denken. Und etwas wilder zu sein.
So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?
Die Startphase überspringen, haha. Wir haben uns ja zunächst nur sehr allmählich vom Lesungsveranstalter zum Verlag entwickelt. Wobei ich die vielen netten Bekannschaften und die Nächte im Schlafsack auf diversen Wohnzimmerböden des Landes auch nicht missen möchte. Wir haben viel gelernt auf diesem Weg.
Wie gewinnen Sie Autoren?
Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?
Bücher verkaufen wir – nicht zuletzt durch die Hilfe unserer Vertreterinnen und der Presse – über den Buchhandel, außerdem über unsere Webseite und auf Veranstaltungen. Also ganz klassisch. Und unsere E-Books liefern die wirklich sehr empfehlenswerten Bookwire aus.
Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?
Es wird von Jahr zu Jahr besser UND schlechter. Besser, weil wir es doch schaffen, von mehr und mehr Buchhändlern wahrgenommen zu werden. Schlechter, weil deren wirtschaftliche Bedingungen oftmals schwieriger werden und sie viel weniger Bücher einkaufen.
Wie halten Sie es mit Amazon?
Wie unsere Kollegen von CulturBooks schon sagten: Dort findet man uns genauso wie sonst auch überall. Ansonsten überlassen wir es jedem selbst, wo er seine Bücher kauft. Zum Glück gibt es ja einige sehr schöne Möglichkeiten.
Was tun Sie für Ihr Marketing?
Wir kommen aus dem Punk, Marketing ist kein Wort, das wir benutzen. Wir pflegen Buchhandels- und Pressekontakte, schreiben Newsletter, haben Accounts bei Facebook und Twitter. Und ein paar gute Ideen, wie z.B. den Indiebookday.
Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?
Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?
Was ich an der unabhängigen Kulturszene allgemein schätze: Die Wandelbarkeit, den Optimismus, das Tempo und die Inhalte.
Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?
Es gibt mehr als genug Bücher. Es wäre also schön, wenn neue Verlage auch wirklich neue Inhalte bringen würden, anstatt den Berg der überflüssigen immer gleichen Titel nur zu vergrößern. Und z.B. als E-Book-Verlag kann man ja erstmal ausprobieren, wie sich das Ganze anfühlt und ob wirklich alles gedruckt werden muss.
Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?
Na, allen voran unsere Freunde von Binooki und Voland & Quist. Die sind einfach rundum toll. Die Hörcompany in Hamburg macht tolle Hörbücher. Reprodukt die besten Graphic Novels, und in der Boutique minimore.de gibt’s feine E-Books.
Herzlichen Dank für diesen Einblick!
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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier
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