SteglitzMind

„Liebhaberprojekt hin oder her, keiner möchte ein totales Minus einfahren.“ – SteglitzMind stellt Michael Preissl von Voodoo Press vor

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Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute steht Michael Preissl von Voodoo Press Rede und Antwort. Der Vorschlag kommt von Joachim Körber, der seine Edition Phantasia pflegt.

Eine Skizze vom Verlag …

Voodoo Press wurde 2009 in Niederösterreich gegründet. Seit 2014 ist der Verlagssitz in Malta und wird nun hauptberuflich von mir, Michael Preissl und meiner Frau, Evelyn Preissl, betrieben.

Die Programmschwerpunkte?

die Verleger © Voodoo Press

Programmschwerpunkt bilden Horror, Sci-Fi, Fantasy und Mystery Bücher, alle Genres rund um die Phantastik. Das Ziel: dem Leser werkgetreu übersetzte und ungekürzte Unterhaltungsliteratur in deutscher Erstveröffentlichung zu bieten. Wir verlegen jährlich 12 fixe Titel, Tendenz steigend, diese erscheinen als Paperback und e-Book. Plus 1 Limited Edition (limitiert auf 500, handsigniert, illustriert), die nur über den Verlag erhältlich ist. Dazwischen gibt es Zuckerln wie Liebhaberprojekte als e-Books oder e-Book Monatsangebote für 99 Cent.

Machen Sie alles alleine?

Wir arbeiten langjährig mit freien Mitarbeitern zusammen, die mit den Genres etwas anfangen können, und uns treu zur Seite stehen. Neben dem deutschsprachigen Verlagsstandbein planen wir zukünftig auch ein englischsprachiges.

Ihre Highlights im Bücherjahr?

2014 haben wir ein paar Liebhaber Projekte der Bizarro-Fiction fertiggestellt.

2015 haben wir Bücher in der Pipeline, auf die wir große Lust hatten. Toby Venables The Viking Dead zum Beispiel. Neben Jeff Strand mit Der unglaubliche Mr. Corpse, führen wir die The Dead Trilogie von Adam Millard fort, und die Timmy Quinn Reihe von K.P. Burke. Ein Highlight wird sicherlich unsere Limited Edition, die schon fertig übersetzt bei uns liegt. Autor ist Jeff Strand und wir freuen uns ganz besonders, dass es so viele Vorbesteller gab, die alle schon gespannt auf Dead Clown Barbecue warten.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Man kann es auch Bücherwerkstatt, oder hauptberuflicher Leser nennen … was wir immer schon gern taten, und nun das ist, wovon wir leben. Was Schöneres gibt es nicht. Natürlich haben wir Anfangs alles viel zu kreativ gesehen, die ganze Maschinerie … dieses konservative Wort Verlagshaus und die unzähligen Firmen, die um uns herum auch davon leben, das kam erst nach und nach.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Mir persönlich macht die Zusammenarbeit mit den Künstlern enormen Spaß, da entstehen immer wieder neue freundschaftliche Verhältnisse. Übersetzen ist ein großer Teil unseres Lebens geworden, man bildet sich stets weiter. Wir erhalten sehr viel positives Feedback von unseren treuen Lesern und Sammlern, und hoffen unseren fixen Leserstamm weiter aufzubauen.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Ich komme ja aus der IT Branche, ich kenne viele Programme, HP pimpen, Satz/Layout, ich habe mir fast alles von der Pike auf beigebracht. Unter der Woche arbeiten wir ganztägig online, Erholung am WE bedeutet ausgedruckte Manuskripte mit uns herumschleppen. – Ich selbst lese fast nur e-Books, was daran liegt, dass ich die Bücher per E-Mail geschickt bekomme. Manchmal lasse ich mir aber auch Printausgaben signieren.

E-Books sind für uns ein wichtiger Einnahmebestandteil geworden und sie ermöglichen es uns, unsere Titel nicht nur als Printausgabe und ortsgebunden anbieten zu können. Es gibt sicherlich viele deutschsprachige Landsleute die, so wie wir, im Ausland leben und keine deutsche Buchhandlung ums Eck haben. Ich kann mich an Urlaube erinnern, wo die ganze Familie mit einem Koffer voller Bücher ausrückte, da ist heutzutage ein Kindle schon was Feines. Meine Frau sagt gerade, in den Öffis, am Strand etc. sieht man verstärkt e-Books und keine Backpapier umwickelten Bücher mehr, damit man das vermeintlich peinliche Cover nicht sieht. 😉

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Unser Verlag ist inhabergeführt, letzte Entscheidungen treffe ich. – Es erscheint nichts, was wir nicht selbst gelesen haben. Titel werden nach unserem Geschmack ausgewählt. Wir werden auch immer wieder Titel verlegen, die nicht mit der Masse gehen. Bei Übersetzungen ist es für uns hilfreich in einem englischsprachigen Land zu leben. Wir achten sehr genau auf werkgetreue, ungekürzte Übersetzungen, die Covergestaltung (das Titelbild muss den Inhalt so weit es geht widerspiegeln, ohne dabei zu viel zu verraten.) und persönliche Kontakte (wenn gewünscht) mit den Autoren.

Konkurrenz klingt wieder so nach steifem Business. Sahen wir nicht immer so. Wir pflegen gern Kontakt, obwohl das manchmal nicht gut ausging. Man muss sich halt auf die gescheiten Leute beschränken, die sich selbst nicht so wichtig nehmen und auf der selben Welle schwimmen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Auf der ersten Buchmesse nicht mit Hörnern und buntem Paintbrush Gesicht stehen. Zwischen den ganzen Anzugsträgern, nicht die beste Wahl, um ernst genommen zu werden, auch wenn es noch so viel Spaß macht.

Es gab keine richtige Startphase, so mit: heute gründe ich einen Verlag. Es begann als Liebhaberprojekt mit der limitierten Anthologie Rose Noire und endete mit einem Berufswechsel zum Verleger. Aber ich würde die Auswahl der Freelancer nicht mehr so locker angehen. Meine Kontakte würde ich bedachter knüpfen. Mehr Dinge und Leute nur auf geschäftlicher Basis halten und ohne persönliches Engagement.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Ich lese mittlerweile nur noch englische Bücher. Wenn mich ein Titel interessiert und ich mir denke, dass dieser in unser Programm passen könnte, versuche ich Kontakt zum Autor oder seinem Agent herzustellen. Wir bekommen auch Bücher von Autoren und Verlagen angeboten, denen wir von unseren Autoren oder englischsprachigen Verlagen empfohlen wurden. Diese positive Grundlage ist der beste Start für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Wir bekommen von vielen Agenturen immer wieder einiges angeboten, das lehne ich aber eher ab. Nicht weil sie zu teuer sind oder uninteressante Titel anbieten, sondern weil mir da nicht die Zeit bleibt, um mir das Ganze genauer anzusehen, da Agenturen nicht nur uns, sondern zeitgleich mehrere Verlage anschreiben, oft mit Terminen, bis wann man sich zu entscheiden hat. Ich bin da etwas vorsichtiger geworden, denn es wird alles als internationaler Bestseller angeboten, obwohl sich der Titel, gerade mal in Amerika gut verkauft hat.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Wenn die Portokosten eines Buches von Österreich nach Deutschland fast so viel wie das Buch selbst kosten, braucht man nicht lange überlegen. So haben wir uns damals für eine Auslieferung in Deutschland entschieden, die bis heute sowohl die Auslieferung als auch die Abrechnung übernimmt. Auch unsere e-Books werden über einen sehr engagierten Vertriebspartner auf allen Onlineportalen angeboten. Bestellungen über unseren Verlag sind portofrei!

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Wir sind offen für alle Tipps und Tricks! Anfangs hatten wir Verlagsvertreter und sind mit konservativen Ansichten überhäuft worden. Als junger Verlag haben wir einiges durchprobiert. E-Mails, Werbung, Kataloge, Poster, Annoncen … Energieaufwand und Nachfrage steht in keiner Relation. Das Einzige was wir nicht versucht haben, aber nett klingt, wäre eine eigene Verlagsbuchhandlung/Verlagscafe/Künstlercafe. Ich sage deshalb nett klingt, weil man dafür wieder Startkapital bräuchte und im Endeffekt wieder nur noch Teilzeit Verleger wäre.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Bei Amazon bekommt man eben alles. Was die wenigstens Leser vermutlich wissen ist, dass ein Verlag am meisten verdient, wenn man direkt über die Verlagswebseite bestellt. Wenn man über Amazon bestellt verdient dieser mehr als alle anderen, das ärgert viele. Bei Amazon darf man sich auch von den Ranglisten nicht täuschen lassen, denn dort zählen nicht unbedingt die Verkaufszahlen. Amazon Eigenproduktionen – z.b.: Amazon Crossing, Createspace und Kindle Direct Publishing Titel – werden natürlich von Amazon bevorzugt in der Suche gelistet. Allerdings darf man Amazon als Vertriebsweg nicht unterschätzen.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Wir senden bei jeder Neuerscheinung oder anderen Neuigkeiten Newsletter aus und treiben uns auf allen gängigen Social Media Netzwerken herum. Wir buchen Annoncen in einschlägigen Magazinen, senden Rezensionsexemplare aus und wir halten unsere Webseite stets aktuell. Halbjährlich drucken wir unsere Verlagsvorschau für die Buchhandlungen. In einigen liegen wir bereits aus, wir würden uns freuen, wenn uns noch weitere in ihr Sortiment mitaufnehmen würden.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Kein Mitglied. Nächste Frage bitte.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Wir machen Bücher für begeisterte Leser der Phantastik. Diese erstreckt sich über viele verschiedene Genres. Marktnische wurde nicht strategisch gewählt, sondern sie ergab sich aus unseren Vorlieben.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Die größte Chance liegt in unseren Übersetzungen, die wir als deutsche Erstausgabe publizieren. Ich blicke positiv in die Zukunft und denke, die jungen Nachwuchsleser, wie auch unsere Kinder, wachsen heutzutage ganz natürlich mit unseren Genres auf und haben so mehr Interesse an außergewöhnlichen Geschichten. Literarische Übersetzung wird nie von Computern übernommen werden können. Wir sprechen alle Deutsch, Englisch. Mein Frau und meine Kinder noch jeweils eine andere Sprache dazu. Wir hoffen eines Tages unsere Bücher in viele Sprachen übersetzen zu können.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Wir finanzieren uns selbst. Kommende Bücher können wir nur mit dem Gewinn des Vorjahrs planen.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Alle leiden mit 😉 Harte Arbeit, gemeinsames Jammern, es ist halt immer wieder ein Spiel mit dem Feuer. Liebhaberprojekt hin oder her, keiner möchte ein totales Minus einfahren. Schon schlimm genug wenn ein Titel nur die Ausgaben, nicht aber die Arbeitszeit deckt, geschweige denn weitere Projekte finanziert. In Österreich gibt’s eine Verlagsförderung, die manchen ein sicheres Arbeiten ermöglicht. Wir gehörten leider nicht zu den Glücklichen. Man lebt trotz Zeiten des Internets von Mundpropaganda, persönlichen, integren Werten und zum großen Teil sicher auch von Sympathie. Hat man sich gefunden, ist es so, als hätte man einen Schatz entdeckt – wir einen neuen Stammkunden und der Leser frischen Lesestoff mit Herzblut verlegt.

Es sind meist die unbekannten Dinge, die noch angenehm überraschen.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Leute, die denken schnelles Geld zu machen, werden kläglich scheitern. Wenn man nix selber macht (Übersetzung, Lektorat, Layout, Buchhaltung, Vertrieb, etc.) sollte man ein kleines Vermögen startklar haben, und ein weiteres wenn das Erstlingswerk floppt. Man muss eine Menge Durchhaltevermögen besitzen, vieles an sich abprallen lassen und darf nicht erwarten, dass jeder so begeistert auf seine Bücher reagiert, wie man selbst. Die Hoffnung dämpfen, den ganzen Tag kreativ arbeiten zu können.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Viele wurden bereits erwähnt, einige gaben schon Antworten. Empfehlen würde ich alle Verlage die es aus Leidenschaft tun. Persönlich geschätzte Verlagskollegen sind der Edition Phantasia (Joachim Körber redete hier bereits Klartext), Golkonda Verlag (den Karlheinz Schlögl bereits vorstellte), Septime Verlag, Elysion Books sowie Feder und Schwert. Cross Cult ist mit Sicherheit interessant, wenn auch nicht mehr so klein.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Voodoo Press im Netz:

– Die Verlagswebseite mit Shop: http://www.voodoo-press.com

– Das verlagseigenes Forum http://forum.voodoo-press.com

– Facebookfanseite mit Gewinnspielen http://www.facebook.com/Voodoo.Press.Verlag

– Twitter http://twitter.com/voodoopress

– Tumblr: http://voodoopress.tumblr.com

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– Leserunden und Buchverlosungen: http://www.lovelybooks.de/mitglied/VOODOO_PRESS/

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