Oliver Laumann hat im Redaktionschat die BBC-Serie “Detectorists” empfohlen, die man bei arte.tv gucken kann. Ich war meines Wissens noch nie auch nur auf der arte-Website und probiere das gleich aus. Tatsächlich kann man die Serie dort einfach so sehen, auf Englisch mit wahlweise keinen, deutschen oder französischen Untertiteln. Sie ist auch wirklich sehr schön. Ich habe inzwischen eingesehen, dass ich indirekt bestimmt irgendwie von meinen öffentlich-rechtlichen Rundfunkgebühren profitiere, aber vielleicht geschieht es jetzt gerade zum ersten Mal ganz direkt.
Ich frage Aleks, ob er parallel mitgucken möchte, weil wir sowieso gerade auf der Suche nach einer neuen gemeinsam zu sehenden Serie sind. Es ist ja eine BBC-Serie, also wahrscheinlich auch für ihn kostenlos, stelle ich mir so vor.
Kathrin: kannst du mal nachschauen, ob du irgendwo eine Serie namens “Detectorists” (BBC) streamen kannst?
Aleks: man kann es auf youtube kaufen. aber das funktioniert bei mir nie
Kathrin: die BBC selber zeigt es dir nicht?
Aleks: dafuer muesste man zahlen
Kathrin: oh
Aleks: BBC-zeug ist fuer mich noch illegaler als fuer dich
Kathrin: aber
Kathrin: angeblich gibt es für dich noch andere Möglichkeiten: https://www.justwatch.com/uk/tv-series/detectorists
Aleks: ja, circa 2 pfund pro folge
Aleks: ah, oder britbox
Aleks: shit, 60 pfund im jahr. man kriegt einen monat frei, aber das vergesse ich dann wieder abzusagen
Kathrin: soll ich mal testen, ob es vielleicht 2 Pfund pro Folge wert ist? oder hast du vielleicht ein VPN? bei arte.tv ist es gratis
Kathrin: es fängt super an, wie von Magnus Mills geschrieben
Kathrin: ich möchte dich nur informieren, dass unsichtbare Hunde drin vorkommen
Ein oder zwei Tage später fällt mir dann wieder ein, dass wir ja auch schon gemeinsam Filme via Screensharing geguckt haben, 2017 über Skype und 2020 über Zoom. Also probieren wir das aus. Aleks muss die Zoom-Session starten, weil er durch seine Uni die kostenpflichtige Version mit unlimitiert langen Sessions hat, ich habe nur die Gratisversion mit 40 Minuten. Dann sehen wir die ersten Folgen. Ich höre aus Schottland keine Klagen über die Bild- oder Tonqualität, obwohl das alles über mein Berliner Handyinternet läuft (“LTE+”, was auch immer das bedeutet, bei Freenet FUNK, unlimitiert). Das Handyinternet reichte zwar auch 2014 schon fürs Filmegucken, aber damals musste der Film ja nur zu mir heruntergeladen und nicht außerdem auch noch zu Aleks nach Schottland befördert werden. Ich bin beeindruckt, dass das funktioniert.
(Kathrin Passig)
Aus einem zum Aufschreibezeitpunkt 2020 nicht mehr rekonstruierbaren Anlass bekomme ich Schecks von meiner Bank, zu diesem Zeitpunkt ist das noch die Berliner Sparkasse.
Anmerkungen 2020: Ich glaube nicht, dass man Schecks einfach grundlos bekam, ich muss wohl an einen Schalter gegangen sein und danach gefragt haben. Wahrscheinlich wollte ich ins europäische Ausland reisen. Das Einlösen von Schecks war zu diesem Zeitpunkt noch ein normales Verfahren, um im Ausland an die jeweilige einheimische Währung zu kommen. Ich glaube, das lag daran, dass man sich in kleineren Orten auf das Vorhandensein von Geldautomaten nicht verlassen konnte, und vielleicht auch daran, dass die deutsche Bankkarte im Ausland nur an den Automaten ganz bestimmten Partnerbanken akzeptiert wurde. Ich glaube, man ging zum Einlösen der Schecks in eine Bank, kann mich an die Details aber nicht erinnern.
Zu den Schecks gibt es gratis eine Plastikhülle für die sichere Aufbewahrung:
So sehen sie aus. Wie man Schecks ausfüllt, haben wir in der Schule gelernt.
Halbherzig ausgefüllter Vermerk über die Aushändigung:
Und das Wichtigste: Eine Ermahnung, im Urlaub gut auf die Schecks aufzupassen. Irgendwie lassen sie sich also vermutlich auch dann einlösen, wenn man gar nicht ich ist.
Der mit meiner Kontonummer überdruckte Teil des Textes lautet “t Diebe – ac”.
(Kathrin Passig)
Seit vorgestern habe ich ein iPhone der Modellreihe 12. Es ist die erste Generation mit einem Modul, das die Kommunikation mit dem schnellen 5G-Mobilinternet erlaubt.
Natürlich bin ich erst einmal angemessen beeindruckt von den zwei Zeichen rechts oben, die mich erst überraschen und dann doch wieder nicht; schließlich lebe ich in einer Stadt, in der der größte europäische Telekommunikationsdienstleister seinen Hauptsitz hat.
Ich mache als erstes einen Geschwindigkeitstest und stelle fest, dass 5G schneller ist als mein 100 MBit/s-Festnetzinternet.
Ich denke kurz über die Kündigung des Festnetzanschlusses nach, stelle dann aber fest, dass ich faul bin und außerdem nur in manchen Ecken der Wohnung 5G-Empfang habe. Und wahrscheinlich würde ich aus allen Wolken fallen, wenn ich den monatlich anfallenden Datenverbrauch in Mobilgold aufwiegen würde – trotz 100-Gigabyte-Datenweihnachtsgeschenk ebenjenes großen Telekommunikationskonzerns.
(Johannes Mirus)
Im vergangenen halben Jahr der Coronavirus-Pandemie haben wir uns - jedenfalls diejenigen, die sonst öfter auf Konferenzen und ähnliche Veranstaltungen gehen - schon an die Allgegenwart der Videokonferenzen gewöhnt. Zunehmend wird’s schwieriger, weil immer mehr Veranstalter diese Art des virtuellen Zusammentreffens in ihr Programm aufnehmen und inzwischen etliche Konferenzen zeitgleich online stattfinden. Oder, wie es ein befreundeter Professor ausdrückte: Es ist jetzt überall so wie früher nur in Berlin, wo 35 Veranstaltungen am Tag stattfanden und man nicht wusste, wo man hingehen sollte.
Mit der Videokonferenz als Standard sind auch, naja bei etlichen, die Ansprüche an die Technik gestiegen. Einfach nur den Laptop vor sich hinstellen in ungünstiger Perspektive, und dann schlecht ausgeleuchtet auf ein vielleicht großes und vielleicht unbekanntes Publikum zu treffen, mögen viele nicht.
Manche haben schon vor Monaten ihre Konsequenz daraus gezogen. Ich habe mich lange mit dem vorhandenen Material begnügt: zumindest bei Tageslicht reichte es, mich halbwegs präsentabel zu zeigen, und für eine günstigere Perspektive kann ich den Laptop mit seiner eingebauten Kamera ja auch auf einen Bücherstapel stellen.
Allerdings habe ich in jüngster Zeit dann doch aufgerüstet. Ein wesentlicher Grund dafür war, dass ich aus dem Wohnzimmer nicht nur bei Videokonferenzen dabei war – zunehmend sind Fernsehsender dazu übergangen, ganz selbstverständlich eine Live-Schalte via Internet als Ersatz für den Besuch im Studio zu akzeptieren. Und solche TV-Auftritte gehören zu meinem Beruf.
Also habe ich mich erstmal um anständiges Licht gekümmert. Zwei LED-Panels, als besonderer Luxus: mit regelbarer Farbtemperatur, sind zwar immer noch nicht billig, aber viel günstiger als früher. Und man sieht schon viel besser aus – zumal ja das Tageslicht in diesen Dezembertagen äußerst unzuverlässig ist und früh schwindet.
Allerdings: Die Nachteile der Laptop-Kamera bleiben. Sie ist recht weitwinkelig und zeigt das Gesicht aus sehr unvorteilhafter Perspektive – aber je weiter man sie wegschiebt, um so ungünstiger wird das Gesamtbild.
Also noch eine Investition: einen so genannten Camlink, der meine Systemkamera mit ihren Wechselobjektiven zu einer schlichten Webcam macht. Für das gleiche Geld (für Camlink plus passendes Kabel) bekäme ich natürlich auch schon eine ganz gute Webcam. Aber eben nicht eine mit der Qualität meiner Systemkamera, von den Wechselobjektiven ganz zu schweigen.
Jetzt sieht’s also aus wie im Foto ganz oben: links von mir der Laptop als Monitor, vor mir die Kamera, die mich aus entsprechender Entfernung und damit in günstigerer Perspektive aufnimmt. Das ganze ausgeleuchtet mit den LED-Panels und zusätzlich noch ein gutes USB-Mikrofon für den anständigen Ton.
Dieses Setup kann ich für lange Videokonferenzen zwar nicht nutzen: Die Kamera läuft nur über ihren Akku, dessen Laufzeit bei Videoaufnahmen wie hier doch vergleichsweise begrenzt ist. Aber für Live-Schalten im Fernsehen, die inklusive Wartezeit selten länger als eine Viertelstunde dauern, ist das schon ganz gut.
Der Nachteil ist natürlich, dass ich einen umfangreichen Kabelsalat aufbauen und im Zaum halten muss: Die Stromversorgung für die LED-Beleuchtung, das Kabel von der Kamera zum Laptop, die Stromversorgung für den Laptop (vorsorglich, nicht unbedingt nötig), das Mikrofon zum Laptop und noch einen Ohrhörer für die Fragen. Immerhin brauche ich bei dieser Konstellation keine externe Maus, weil ich den Laptop in diesem Fall nicht weit vor mich stellen muss.
Besser geht aber immer, das Ende ist noch nicht erreicht: Wenn ich mir überlege, einen virtuellen Hintergrund zu benutzen, hilft die so genannte Greenscreen-Technologie (eigentlich: Bluescreen). Ein grünes Stück Stoff, hinter mir aufgezogen, erleichtert den virtuellen Hintergrund und ist teilweise sogar erforderlich.
Denn während Skype problemlos ein Foto als virtuellen Hintergrund hinter mich legt, verlangt Zoom diesen grünen Stoff, damit es funktioniert. Und WebEx will weder mit noch ohne: Mein System, teilt mir das WebEx-Programm mit, sei für einen virtuellen Hintergrund nicht leistungsfähig genug.
Die nächste Ausbaustufe wäre dann also ein neuer Laptop. Aber das mag ich nicht mitmachen.
(Thomas Wiegold)
Ich bin spät dran. Während um mich herum praktisch alle nur noch ihre Rechnungen abfotografieren, um sie zu bezahlen, vermisse ich diese Funktion in der App der Bank immer noch, von der ich meistens Geld überweise. Die App des andere Kontos, das mehr für Daueraufträge herhalten muss, hat es aber. Jetzt will ich das auch ausprobieren, aber die Enttäuschung ist groß: Die IBAN der Arztpraxis muss ich trotzdem von Hand eintippen, weil sie einen Zeilenumbruch enthält. Bei anderen Rechnungen geht es dann besser.
Eben erhalte ich den Zuschlag zu einer eBay-Auktion und muss 8 Euro überweisen. Ich klicke mich durch die Kaufabwicklungsseiten, bis mir die Bankverbindung des Verkäufers eingeblendet wird. In einem anderen Tab will ich gerade die Webseite der Bank öffnen, bis mir die Idee kommt, mit der Banking-App auf dem Handy einfach den Bildschirm abzufotografieren. Funktioniert einwandfrei. Die IBAN und so muss gar nicht auf Papier stehen.
(Markus Winninghoff)
Die Mutter beschwert sich: es poppen nervige Fenster auf, wenn sie Websites besucht. Irgendwas mit Cookies, und sie weiß nicht, was sie klicken soll, fürchtet, etwas falsch zu machen und kommt deswegen nicht auf die Seite, die sie besuchen möchte. Sie liest mir vor, was drauf steht. Ich sage ihr, sie soll auf “Einstellungen” klicken, aber es passiert nichts. Hm. “Schick mal ein Foto” sag ich. Und sie “okay”. Sie macht ein scharfes Foto vom Bildschirm und schickt es mir per WhatsApp. Ganz schnell und ohne auch nur einmal nachzufragen, wie das geht. Ich freue mich, wie souverän sie das Smartphone mittlerweile, nach etwas mehr als einem Jahr, nutzt. Und schaue mir den Foto-Screenshot an.
Sie hat Recht, “Einstellungen” ist lediglich die Überschrift des Cookie-Pop-ups, da kann sie lange klicken. Aber jetzt seh ich ja, wie das Pop-up gestaltet ist und binnen Sekunden hat sie es nach meiner Anweisung weggeklickt. “Kommt des jetzt weiter immer wieder?” fragt sie. Ich “vermutlich nicht”. “Aber wenn doch, klick ich einfach wieder das Gleiche. Oder ich frag dich, wenn ich es wieder vergessen hab.” Genau, Mama, so machen wir’s.
(Mia Culpa)
Beim kontaktlosen Zahlen an der Supermarktkasse klappt etwas nicht. Die Kassiererin merkt an: „Sie decken ja auch das Zeichen ab“. Möglicherweise spielt da die Idee eine Rolle, dass der Transponder auf der Karte (wie beim Lesegerät) genau dort vermutet wird, wo das Symbol für die kontaktlose Bezahlfähigkeit angebracht ist.
Es erinnert mich an einen vergleichbaren Aberglauben, der Leute dazu bringt, kontaktlose Bezahlkarten für Einschiebe-Lesegeräte (z.B. in Mensen in Marburg seit 2007) immer so orientiert in den Schlitz zu schieben, wie das Symbolbild der Karte auf dem Gerät es zeigt, obwohl es keinen Unterschied macht.
(Matthias Warkus)
Abends auf dem Sofa sitzend, denke ich, ist mal wieder an der Zeit sicherzustellen, dass ich noch weiß, wo meine überschaubaren, aber doch nicht ganz unwesentlichen Bestände an Bitcoins und anderen Cryptowährungen lagern. Und wie ich auf sie zugreifen kann, falls nötig. Das habe ich seit mindestens einem Jahr nicht mehr gemacht.
Die Wallet auf dem Rechner ist noch der einfachere Teil – kein Benutzername, nur ein langes Passwort. Aber dann hatte ich ja noch ein Konto bei kraken.com, der vermutlich dienstältesten Bitcoin-Börse, die nicht zwischenzeitlich von fiesen Bundesagenten oder noch fieseren Hackern hochgenommen wurde.
Im Passwort-Manager finde ich den Account-Namen und eine lange, zufällige Zeichenfolge als Passwort. Die gebe ich bei kraken ein und erhalte den Hinweis, dass ich mich von diesem Gerät noch nicht eingeloggt hätte und sie mir deshalb einen Bestätigungscode per Mail geschickt hätten. Nun gut.
Ich gehe diverse Mailaccounts samt Spam-Ordnern durch, finde aber nichts. Ich sehe noch einmal im Passwortmanager nach, und finde dort den Hinweis auf ein Gmail-Konto, das ich extra für solche speziellen Zwecke eingerichtet hatte.
Ich versuche also, mich in dieses Konto einzuloggen, scheine mich aber an das Passwort nicht mehr richtig zu erinnern. Aus Sicherheitsgründen steht es nicht im Passwort-Manager. Das Passwort ist ein ganzer Satz. Ich probiere verschiedene Schreibweisen, aber keine ist die richtige.
Google bietet mir Wiederherstellung per SMS-Code auf mein Telefon an. Ich bekomme also den Code, tippe ihn ein und soll dann ein anderes Mailkonto für weitere Schritte eingeben. Ich nehme mein normales Gmail-Konto, erhalte dann aber eine wenig aussagekräftige Mitteilung, nein, so ginge es nicht.
Mittlerweile fällt mir wieder ein, dass ich dieses Passwort auf einem Zettel notiert hatte, und auch wo dieser Zettel sein könnte. Ich finde das Papier, kann das Passwort in der korrekten Schreibweise eingeben und so die Mail von kraken.com lesen. Der gesendete Code ist natürlich mittlerweile verfallen, aber ich kann mir einen neuen senden lassen und mich damit dann endlich einloggen.
Zwischendurch hatte ich mir schon weitere Sorgen gemacht, weil das kraken-Konto eigentlich mit 2FA gesichert war. Über Google Authenticator auf einem iPhone, das ich nicht mehr nutze. Aber offenbar wertet kraken das mit dem Code per Mail als zweiten Faktor. Trotzdem richte ich den Authenticator mal wieder ein, wofür ich einen QR-Code vom Bildschirm abfotografieren muss, dann auf dem Telefon einen Code angezeigt bekomme, den ich dann wieder auf der kraken-Website eingeben muss.
Angenehme Überraschung nach einer guten halben Stunde Wurschtelei: Ich stelle fest, dass ich insgesamt 0,2 Bitcoins mehr besitze, als ich mir notiert hatte. Wenn das hier so weiter geht, denke ich, kann ich vermutlich in 20 Jahren einem Kind eine Ausbildung davon bezahlen.
Anderntags dann Ernüchterung: Bei dem Gehampel mit kraken hatte ich leider übersehen, dass meine Wallet-Software irgendwie veraltet und nicht mit dem Bitcoin-Netzwerk verbunden war, und deshalb kommentarlos einen falschen “Kontostand” anzeigte.
Ich aktualisiere also zunächst die Electrum-Software, wodurch allerdings der Kontostand auf Null sinkt. Ich habe wohl Ende 2017 den kompletten Inhalt dieser Wallet an eine andere Bitcoin-Adresse überwiesen. Also ich kann nur hoffen, dass ich das war!
Ich stochere auf der Suche nach der aktuelleren Wallet-Datei eine Weile herum, dann erinnere ich mich der Nützlichkeit von Zetteln und krame die Wortliste hervor, die mir die Wiederherstellung der Wallet erlaubt. Und hoffe, dass die sich nicht auch auf die veraltete Version bezieht.
Damit lässt sich tatsächlich eine Wallet wiederherstellen, die genau so viel enthält, wie ich ursprünglich dachte. Später stelle ich dann per Blockchain-Explorer fest, dass ich die Differenz zwischen dem Inhalt der alten und der aktuellen Wallet wohl 2017 auf kraken verkauft (also in Euro getauscht) habe. Ich sollte wirklich mehr von diesen Dingen in so einer Art Technikblog aufschreiben.
(Virtualista)
Ich sitze in einem Prüfungsgremium einer IHK, in dem junge Sachverständige ihre besondere Sachkunde unter Beweis stellen sollen. Während normalerweise am ersten Tag eine Klausur geschrieben werden muss und am zweiten Tag dann mündliche Prüfungen folgen (dazwischen müssen die Prüfer die Klausuren durchsehen), ist in diesem Jahr alles anders. Einer Qualifizierungsinitiative ist es zu verdanken, dass besonders viele Prüflinge antreten (anfangs meldet sich rund die vier- bis fünffache Zahl im Vergleich zu einem normalen Prüfungszyklus an), und Corona ist es zu “verdanken”, dass alles viel komplizierter wird, als anfangs gedacht. Es ist keine gute Idee, Leute aus dem gesamten Bundesgebiet in einen relativ abgelegenen Winkel (Frankfurt/Oder) anreisen zu lassen und alle über Stunden in einen Raum zu pferchen. Es soll alles entzerrt werden. Darum werden die schriftlichen Prüfungen ein paar Wochen vor den mündlichen dezentral vorgezogen, aber zum Showdown müssen diejenigen, die es bis in die Endrunde geschafft haben, eben doch anreisen, da der persönliche Eindruck doch sehr, sehr wichtig ist und es unumgänglich ist, dass in der Prüfung etwas maßstäblich zu Papier gebracht werden muss. Damit die Prüfungen mit einigermaßen vertretbarem Infektionsrisiko abgehalten werden können, steht der größte Seminarraum zur Verfügung. Die Tische werden weit auseinander gezogen, es herrscht ständig Durchzug, und erst, wenn man am Platz angekommen ist, darf man die Maske ablegen. Hinzu kommen ein paar technische Einrichtungen:
- Ein CO2-Messgerät soll mittelbar über eventuelle Virenkonzentration Auskunft geben. Bei gutem Luftaustausch werden auch die von einer Person mutmaßlich in die Luft gebrachten Viren hinweg befördert. Der Wert pendelt immer um 600 ppm. Zum Abend hin wird es allen allerdings nach dem vielen Sitzen dann auch wirklich kalt um die Beine.
- Ein iPad wird an einem Stativ angebracht und mittels Lightning-HDMI-Adapter an einen Beamer angeschlossen. (Lightning heißt der Apple-eigene Stecker am iPad wie auch am iPhone) Im Kamera-Modus “schaut” das iPad senkrecht nach unten. So können die Prüfer beobachten, was der Prüfling zu Papier bringt. Da mein iPad sich alle 15 Minuten selbst sperrt und sich die Zeit auch nicht länger einstellen lässt, muss ich rund drei- bis viermal je Prüfung aufstehen und das iPad wieder entsperren.
- Eine Besprechungseule steht auf dem Tisch relativ zentral im Raum. Wenn die Augen leuchten, ist jemand online zugeschaltet, meistens eine Person aus einer Partner-IHK, die den Prüfling geschickt hat, und kann uns hören. Die Eule fungiert auch als Lautsprecher. Wir können die angeschlossenen Personen gut hören. Im Kopf der Eule sitzen außerdem Kameras, die sich zu der Person ausrichten, die gerade spricht.
Diesen Beitrag schreibe ich am 6. Dezember auf. Ich bin in der Zwischenzeit zum Glück nicht an COVID-19 erkrankt.
(Markus Winninghoff)
Die Smart Home-Funktionalität im neuen Haus war ja zuerst enttäuschend, mittlerweile bessert sie sich aber. Wenn man sich den Gegebenheiten anpasst.
Der Saugroboter hat sich bewährt, auch wenn die App des Herstellers zum Steuern des Gerätes vollkommen ausreicht, eine Anbindung an irgendein Smart Home System nicht möglich ist und sich ein automatisches Saugen nach Zeitplan auch nicht bewährt hat.
Vor dem Saugen ist schließlich immer ein Blick auf rumliegende Socken oder Stromkabel angebracht, die sich in den Seitenbürsten verheddern würden. Wenn man also eh ins Wohnzimmer muss, kann man auch schnell die Start-Taste am Robbi drücken.
Nun wollten wir ein Update. Der Granitboden im Erdgeschoss ist pflegeleicht und Schmutz eigentlich kaum zu erkennen, aber das Licht der tief stehenden Wintersonne spiegelt sich auf dem Boden und zeigt die Fußabdrücke der Hundedame und anderen nicht aufsaugbaren Dreck ziemlich deutlich.
An einem der vorweihnachtlichen Angebotstage kaufe ich einen Saug-und-Wisch-Roboter vom selben Hersteller des bei uns arbeitenden Modells. Neben einer LIDAR-basierten Kartographie des Raumes, freundlichen Sprachmeldungen wie “Ich beginne mit der Reinigung” und “Ich kehre zur Ladestation zurück” ist auch eine Anbindung an Sprachassistenten möglich.
Google Home kann den Robbi also steuern, jedenfalls die grundlegenden Funktionen wie “fang an” und “fahr zur Ladestation”.
Lustigerweise stelle ich fest, dass inzwischen auch der alte Roboter, der im Schlafzimmer seine neue Heimat gefunden hat, per Google Home aktiviert werden kann.
“DEEBOT Slim 2″ und “DEEBOT OZMO 920″ heißen die beiden Modelle und diese Bezeichnung hat Google auch in den Sprachassistenten übernommen.
“Ok Google, DEEBOT Slim 2 soll saugen” würde den alten Roboter starten.
Nein. Das ist mir zu doof. Ich sehe, dass ich ihn innerhalb von Google Home umbenennen kann.
Ich nenne ihn Marvin, nach dem jammernden Androiden bei Per Anhalter durch die Galaxis, weil er sich im Wohnzimmer an manchen Tagen immer wieder unter derselben Stelle des Sofas festgeklemmt und um Hilfe gepiepst hat. Leben. Erzähl mir nichts vom Leben.
“Ok Google, Marvin soll saugen.”
“Ok Google, lass Marvin andocken.”
Beide Kommandos funktionieren.
Wie nenne ich den neuen Wischroboter im Erdgeschoss?
Die Suche nach Roboternamen aus der Popkultur ist unergiebig. HAL 9000 fänd ich beängstigend. Vielleicht Ash? Ne. Wenn schon ein Android aus den Alien-Filmen, dann Annalee.
Probieren wir es.
“Ok Google, Annalee soll saugen.”
Googles Reaktion:
“Ich habe das hier im Web gefunden: ‘Anne Lee soll saugen’“
Egal, wie ich es ausspreche, Google macht aus Annalee immer zwei Worte und erkennt dadurch nicht, dass ich den Roboter meine.
Ich nenne ihn in “Wischi” um.
“Ok Google, Wischi soll saugen.”
“Ich habe das hier im Web gefunden: ‘Vichy soll saugen.’“
Nein.
Inzwischen heißt der Roboter Wischwasch und das funktioniert. Die Kartographie ist auch interessant, aber das ist eine andere Geschichte.
Neben dem morgendlichen “Ok Google, wie wird das Wetter” habe ich endlich einen weiterer Use Case für den Sprachassistenten.
(Volker König)
Ich muss ein Paket verschicken. Eine Versandmarke ausdrucken kann ich schon. Aber diesmal möchte ich das Paket statt im Postamt an der etwas näher gelegenen Packstation abgeben. Ich stelle mir die Packstation einsamer vor als ein Postamt am frühen Abend in der Vorweihnachtszeit.
Für die Versandmarke nutze ich die App „Post & DHL“ auf meinem Telefon. Am Ende des Bestellvorgangs bietet mir die App zusätzlich zur Versandmarke einen QR-Code an. Ich nehme an, dass ich diesen Code an der Packstation brauchen werde. Ich tapse auf das Info-Icon neben dem QR-Code und erfahre dort „Zeigen Sie den QR-Code in einer Filiale der deutschen Post, einem DHL Paketshop, an einer DHL-Packstation oder bei einem DHL Zusteller vor. Wir drucken Ihre Versandmarke kostenlos für Sie aus und verschicken Ihre Sendung.“
Na gut, die Versandmarke hab ich jetzt schon, aber ich kann ja noch was drüber kleben, falls ich einen neuen Aufkleber bekomme. Die Sendungsnummer sollte ja identisch sein.
Ich wandere zur Packstation. Ich suche den QR-Code heraus und möchte ihn einscannen. Es ist inzwischen dunkel und der Platz vor Packstation ist sehr begrenzt. Daher brauche ich ich eine Weile, bis ich das Scan-Fenster entdeckt habe. Es sitzt etwa in Höhe meines Oberschenkels. Ich halte den QR-Code hin – und nichts passiert.
Nach drei erfolglosen Versuchen gebe ich auf und wähle die Option „manuelle Eingabe“. Ich gebe den 13stelligen Code auf dem Display ein. Die Paketstation kündigt an, dass sie jetzt das Versandetikett ausdrucken wird und bedankt sich. Es passiert aber nichts. Die Station bleibt still.
Ich bin kurz davor, wieder zu gehen, da fällt mir ein, dass ich den Strichcode von der zu Hause ausgedruckten Versandmarke vor den Scanner halten könnte. Und siehe da – es kommt sofort eine Reaktion: Es piepst. Ich muss noch auswählen, wie groß mein Paket ungefähr ist und schon ploppt links neben mir eine Tür auf. Erleichtert lege ich mein Paket hinein. Die Packstation fragt noch, ob ich einen Beleg wünsche. Dann darf ich gehen.
Ich entschuldige mich bei dem Herrn hinter mir, der wahrscheinlich schon eine Weile gewartet hat. Und bin etwas peinlich berührt, weil ich wahrscheinlich die ganze Zeit leise vor mich hin geschimpft habe.
Welchen Zweck der QR-Code nun tatsächlich erfüllt, habe ich nicht herausgefunden. Ich werde nachforschen.
(Kirsten Schelper)
Am 28. Oktober gibt es in der Hälfte des schottischen Dorfs den ganzen Tag keinen Strom. Alle betroffenen Haushalte wurden vorher angerufen. Ab neun ist der Strom weg, und nachmittags um vier soll er zurück sein. Weil ohne Strom auch die Heizung (obwohl Gas) nicht funktioniert und vermutlich nicht mal das Mobilfunk-Internet, dessen Funkmast ja auch hier irgendwo stehen muss, wir aber beide arbeiten müssen, verbringen wir den Tag im Observatorium der Universität St Andrews. Dort muss ich mich zwar selbst mit mobilem Internet versorgen, weil es Aleks seit Jahren nicht gelingt, eins der WLAN-Systeme der Uni für mich universitätsfremde Person zugänglich zu machen, aber Strom und Heizung gibt es dort für alle.
Als wir zurückkommen, ist der Strom immer noch weg. In der Wohnung wird es immer dunkler, also gehen wir spazieren, draußen stört die Dunkelheit weniger. Bei erstaunlich vielen Nachbarn ist Licht, und nicht nur so ein kleines Ersatzlicht, sondern mehrere richtig hell erleuchtete Räume. Man konnte sich, wie Aleks jetzt berichtet, einen Leih-Generator liefern lassen, wenn man das wollte. Davon haben viele Nachbarn Gebrauch gemacht. Man hört die Generatoren brummen.
Kurz nach 18 Uhr begegnen wir den Stromtechnikern im Dorf, die ihre Gerätschaften zum Auto tragen und Feierabend machen. Als wir nach Hause kommen, werden bei den Nachbarn gerade die Generatoren abgeholt.
Vier Tage später will ich einen Kuchen herstellen, muss aber erst recherchieren, wie man Backpulver durch baking soda ersetzen kann. Das ist schwer zu recherchieren, weil es an den meisten Back-Orten nicht richtig erklärt wird. Niemand außer mir hat dieses Problem, weil niemand außer mir beim Einkaufen gedacht hat “wahrscheinlich heißt Backpulver hier einfach baking soda, was soll schon sein”. Außerdem sind alle Maßeinheiten abwegig und müssen ihrerseits erst mal erforscht werden (“Beutel Backpulver”, “Tasse Mehl”). Nur weil das so lange dauert, liegen alle Zutaten noch trocken in der Schüssel, der Backofen ist schon vorgeheizt, die Soda-Chemie aber noch nicht in Gang gesetzt, als der Strom schon wieder ausfällt.
Diesmal funktioniert zumindest das mobile Internet weiter und ich weiß vom letzten Mal noch die Adresse der Stromfirmenseite, auf der man seine Postleitzahl eingeben und nachsehen kann, wie lange der Ausfall voraussichtlich dauern wird. Ich mache mir Sorgen, weil Sonntag ist und ich mir vorstelle, dass die Zuständigen alle im Wochenende sind. Aber das Problem ist bereits bekannt und soll in ein, zwei Stunden behoben sein. Diese Prognose erweist sich als richtig.
Ein paar Tage lang denke ich, dass dieses brexitgeschüttelte und nachlässig regierte Land sicherlich eine sehr marode Infrastruktur hat, auf die man sich nicht verlassen kann. Aber eigentlich sind es die einzigen beiden Stromausfälle, die ich hier in dreieinhalb Monaten erlebt habe, also hat das nachlässig regierte Land vielleicht trotzdem eine normal funktionierende Infrastruktur. Zumindest was den Strom angeht.
(Kathrin Passig)
Ich habe per Post eine Einladung mit Terminvorschlag und umfangreichem Aufklärungsheftchen zum Mammographiescreening erhalten. Ich war aber gerade erst bei diversen Vorsorgeuntersuchungen, auch der Brust. Vor allem aber will ich angesichts der örtlichen Coronaviruspandemie-Zahlen nicht unbedingt per ÖPNV anreisen und dann im stickigen Wartebereich der zuständigen Klinik herumsitzen. Ich finde deshalb, das mit der Mammographie reicht auch noch im nächsten Jahr.
Man kann den Termin online verschieben. Was man dafür braucht, steht auf dem Einladungsbrief: die Webadresse für Eingeladene in meinem Bundesland und ein Einladungscode. Nach Eingabe des vielstelligen Codes komme ich zu einem Terminsystem, das bedienerInnenfreundlich wirkt. Leider kann ich dort nur bis in den Februar Termine buchen, und ich bin nicht sehr optimistisch, was die Februar-Infektionslage angeht. Also rufe ich doch bei der ebenfalls angegebenen Telefonnummer an. Es handelt sich um eine Festnetznummer mit Ortsvorwahl, offenbar in einer der größeren Städte des Bundeslandes.
Ich befürchte, in einem schlimmen, bürokratischen Brüsteverwaltungssystem mit endlosen Warteschleifenloops zu landen, aber das ist kein bisschen der Fall. Nach genau 8 Sekunden Wartezeit spreche ich mit einer sehr freundlichen Frau, die sofort versteht, was ich möchte und eine Lösung für mich parat hat. Sie könne noch keinen konkreten Termin im Mai anbieten, dafür aber einsteuern, dass ich dann wieder Einladungspost mit einem Terminvorschlag bekommen soll. Sollte dieser Terminvorschlag dann nicht passen, könne ich gerne online verschieben oder wieder bei ihr anrufen. Alles kein Problem.
(Alina Smithee)
Auf der Suche nach verschiedenen Erlebnissen auf meinem Virtual Reality Headset, also Dingen außer den gerade angesagten Spielen, stoße ich auf die App The Under Presents. Wenn man diese startet, landet man in einer virtuellen Welt, die zunächst ziemlich langweilig ist. Nach einer Einleitung dazu, wie man mit dieser Welt interagiert, kann man in ihr herumlaufen, aber ich finde keine spannenden Dinge zu tun oder zu sehen. Die App ist zwar kostenlos, die eigentlich interessanten Inhalte muss man aber dazukaufen. Da gibt es zum Einen ein Soloerlebnis, das ich noch nicht ausprobiert habe, das der Hersteller aber so beschreibt:
Think of it as a full single player timeloop based experience with multiplayer components as a layer on top of it. There’s exploration, puzzle and narrative elements. As you discover the Under you may encounter some of our live roving performers.
Mich interessiert viel mehr das von Shakespeares The Tempest inspirierte Theaterstück. Wie im richtigen Theater gibt es Spielzeiten, für die man ein Ticket kaufen muss. Es handelt sich nämlich um Live-Aufführungen für ein begrenztes Publikum. Als ich mir die App anschaue, läuft dieses Stück noch drei Tage lang, und ich kaufe ein Ticket für den letzten Spieltag.
Wie in der kurzen Anleitung, die man beim Ticketkauf bekommt, beschrieben, starte ich die App fünf Minuten vor dem Beginn des Stücks und warte in einer Theaterlobby mit vier weiteren Zuschauer_innen (laut Anleitung hätten es bis zu sieben sein können). Repräsentiert werden wir durch schwarze Figuren, deren Form an Mensch-ärgere-dich-nicht-Figuren erinnert, mit Masken. Wir können umherlaufen, Dinge in die Hand nehmen und mit den Fingern schnipsen.
Als das Stück losgehen soll, verwandelt sich die Hotellobby in einen Garten, wo wir von einem Schauspieler begrüßt werden. Anders als unsere sieht seine virtuelle Form aus wie ein Mensch, und wir können ihn reden hören. In dem Stück geht es dann darum, dass der Schauspieler eigentlich in einer Aufführung von The Tempest hätte auftreten sollen, was aber aus verschiedenen Gründen nicht geklappt hat. Also sollen wir, seine “spirits”, ihm jetzt helfen, das Stück in einer Dreiviertelstunde auf die Beine zu stellen. Dazu stellen wir ein paar Schlüsselszenen nach, begleitet von der Narration des Schauspielers. Es gibt nur den einen Schauspieler, die Rollen werden also von uns übernommen; wer keine Rolle abbekommt, hilft z.B. dabei, die Szene mit Taschenlampen auszuleuchten. Außerdem haben wir, im Gegensatz zum Schauspieler, magische Fähigkeiten und sollen durch verschiedene Handbewegungen Requisiten herbeizaubern oder die Szenerie um uns herum verwandeln. Begleitet wird das Ganze durch sehr viel Fingerschnipsen, da das die offensichtlichste Art der Beifallsbekundung ist.
Insgesamt finde ich das Stück leider eher mittelmäßig. Der Schauspieler ist mir zu hektisch (ich weiß nicht, ob es an ihm liegt oder ob das von der Regie so gewollt ist), und die Einbindung der virtuellen Welt haut mich nicht gerade vom Hocker. Bis auf die Anonymität des Publikums ist nichts dabei, was mit guter Bühnentechnik nicht auch in der realen Welt funktioniert hätte. OK, und man muss das Haus nicht verlassen. Ich denke aber, dass ich mir ein neues Stück, wenn es eins gibt, anschauen werden, einfach aus Interesse, ob vielleicht doch noch innovativere Ideen eingebaut werden.
(Mehmet Aydın)
Am bevorstehenden Wochenende plane ich eine Fahrradunternehmung. Vorausschauend habe ich mir bereits eine neue Fahrradkette bestellt. Leider stellt sich heraus, dass auch die Kassette – also der Satz Zahnräder am Hinterrad – ziemlich abgenutzt ist. Mit dem Ergebnis, dass die nagelneue Kette auf den mittleren Ritzeln über die Zähne springt, wenn ich fest genug in die Pedale trete.
Ich könnte nun die alte Kette wieder montieren, die aber wirklich schon sehr ausgeleiert ist. Dann doch lieber gleich auch die Kassette erneuern, auf dass sie gemeinsam mit der Kette verschleiße. Das Wochenende naht und so wird das Teil flugs bei Amazon bestellt.
Damit ich kostenlos in den Genuss einer raschen Lieferung komme, verwende ich das Prime-Konto meiner Frau. Dort ist auch die nächste Packstation samt meinem Packstation-Account bereits als Versandadresse hinterlegt. Die Zustellung soll am Freitag erfolgen, die Zeit sollte also noch vor dem Wochenende für den Einbau der Kassette reichen.
Im Verlauf des Freitagvormittags schaue ich gelegentlich in das Amazon-Konto meiner Frau, in meinen Email-Posteingang sowie in die DHL-App auf dem Telefon. Gegen 10 meldet die Amazon-Website, das Päckchen läge in der Packstation. Ich habe aber weder per App noch per Mail einen Abholcode erhalten.
Gegen 11 leitet mir meine Gattin eine Mail mit einem solchen Code weiter. Das wundert mich etwas, da das Päckchen ja an meinen Packstation-Account verschickt wurde. Bei früheren Sendungen, die über meine Frau bestellt, aber für mich an die Packstation geliefert wurden, hatte ich auch immer diese Codes per Mail an meine Adresse erhalten.
Ich begebe mich in der Mittagspause aus dem Home Office zur Packstation, melde mich an und gebe den Sendungscode ein. Ich erhalte eine Fehlermeldung, der Code sei nicht korrekt. Ich probiere es noch einmal, diesmal darauf achtend, mich auf dem Touch-Display der Packstation nicht zu vertippen. Ich bekomme dieselbe Meldung und nach einem dritten Versuch heißt es, mein Packstation-Account sei nun gesperrt und ich solle den Support kontaktieren.
Zurück nach Hause laufend prüfe ich zuerst einmal, dass ich auch die richtige Packstation aufgesucht habe. Das ist mir nämlich auch schon passiert, dass die Sendung in eine andere Packstation in unserem Viertel umgeleitet wurde, und ich das erst spät bemerkt habe. Das ist aber diesmal nicht der Fall.
Dann ergoogle ich die DHL-Support-Telefonnummer und rufe dort an. Relativ rasch werde ich zu einer Mitarbeiterin durchgestellt, die sich Daten von mir durchsagen lässt und etwas später verkündet, es läge ein Fehler vor, die Sendung sei noch gar nicht in der Packstation angekommen. Sie habe mein Konto entsperrt und ich solle es am Montag noch einmal probieren.
Ich suche also später am Tag ein traditionelles Fahrradgeschäft auf und erstehe dort umstandslos und nur wenig teurer als beim Versandgiganten die benötigte Kassette und kann sie rechtzeitig vor der Radtour montieren. Die bestellte werde ich dann wohl zurückschicken.
Am Samstag gilt es, ein Päckchen im zuständigen DHL-Paketshop abzuholen. Das Wetter ist gut und so macht es mir nichts aus, pandemiebedingt einige Minuten vor dem Laden zu warten. Immerhin habe ich dabei Gelegenheit, diese launigen Aushänge im Schaufenster des Shops zu fotografieren.
Als ich an der Reihe bin, erhalte ich im Laden umstandslos mein Päckchen.
Ich komme am Montag und Dienstag nicht dazu, erneut zur Packstation zu gehen. Es eilt ja nun auch nicht mehr. Am Mittwoch erhalte ich eine Mail, es läge dort eine Sendung für mich bereit. Diese kann ich auch abholen, es ist aber nicht die Kassette, sondern ein anderes Ding, das ich gleichzeitig mit dem Fahrradteil bestellt hatte. Ein weiteres Päckchen liegt nicht in der Packstation. Auch die DHL-App zeigt weiterhin keine Sendung für mich an. Dennoch leitet mir meine Gattin erneut eine Mail weiter, die behauptet, die Kassette läge seit Freitag dort und harre der Abholung.
Ich bin es aber leid und unternehme keine weiteren Versuche. Ich kann es mir nur so erklären, dass dieses Päckchen irgendwie an ein (vermeintliches) Packstation-Konto meiner Frau geschickt wurde. Sie bestreitet aber vehement, eines zu besitzen. Die Dinge nehmen also ihren Lauf, das Paket geht offenbar zurück und steht eine ganze Weile mit einem Vermerk wie “Zustellung fehlgeschlagen” in der Bestellliste, bevor Amazon letztendlich kommentarlos den Kaufpreis zurückbucht.
(Virtualista)