The Daily Frown

We are sufficiently impressed

Wie Arcade Fire auf Opium: Viet Cong zerlegen das noch junge Jahr mit nur sieben Tracks fein säuberlich in seine Einzelteile.

Brutalistischer Höhepunkt des selbstbetitelten Debütalbums der Band aus Calgary, Alberta, die sich aus den Trümmern der aufgelösten Women zusammengefunden haben, ist das ungefähr ab Minute 6:40 einsetzende, in Dauerschleife hämmernde Schlagzeugdonnern im Schlusstrack „Death“, der das Album in einem atonalen Gewitter zu beschließen scheint, bevor nach zwei Minuten Dauerbeschallung noch einmal der treibende Rhythmus und abgehackte Gesang vom Anfang einsetzt.

Dieses Vorgehen beschreibt schon ziemlich gut den dramaturgischen Aufbau dieses sehr klug komponierten Albums, das zwar durchweg harte Töne anschlägt, aber immer wieder durch spontane Wechsel zwischen purem Geräusch und gefühlvoller Melodie, exorzistischem Austoben und stupendem Innehalten, lustvoller Irritation und anbiedernder Gefälligkeit überrascht. So im in der Mitte des Albums positionierten „March of Progress“, der mit einem fast White-Noise-artigen Intro loslegt, dann in einen kinderliedhaften Gesang, unterlegt von einer übersteuerten Harfe, übergeht und schließlich in einen mitreißenden Sturzbach von Synthesizern mündet, bei dem tatsächlich nicht viel zur Arcade-Fire-Theatralik fehlt. Als weitere Referenzen, vor allem aus dem Post-Punk-Bereich, wurden bereits Bauhaus, Joy Division und Interpol benannt – nur dass hier von allem noch ein bisschen mehr noch ein bisschen dicker aufgetragen wird. Man sollte dieses Album laut hören und unbedingt verfolgen, wie es mit dieser Band weitergeht. Die ersten Deutschlandkonzerte sind bereits ausverkauft.

 

Viet Cong: Viet Cong, Jagjaguwar, 2015, 36:04 Min., ca. 10 €