Lyrik im E-Book – da trauen sich derzeit noch nicht so viele Verlage heran, zu orchideenhaft-winzig scheint der digitale Markt, um auch noch die Orchideenabteilung der Literatur dort heimisch zu machen.
Auch technisch steht der optimalen Präsentation des Genres, wie die New York Times weiß, noch einiges entgegen – auch wenn sich das langsam ändert: Line by Line, E-Books Turn Poet-Friendly, so hieß ein schöner Artikel im vergangenen Herbst.
Gerade der ehrwürdige Hanser Verlag, eine der letzten unabhängigen Bastionen der guten alten Verlagskultur, hat sich nun herangewagt an ein E-Book mit Gedichten: Die Hanser Box Emily Dickinson und der Wind präsentiert 33 Gedichte, eingeleitet und (schön!) einzeln kommentiert von Gunhild Kübler. Siehe da – geht doch! Und sieht sogar ganz gut aus (was man zu einem Teil aber auch Dickinsons elegantem Zeilenschwung zu verdanken hat).
Das 2,99 € billige Schmankerl fungiert gleichsam als Kostprobe und Appetitanreger für die prächtige Gesamtausgabe sämtlicher Dickinson-Gedichte, die der Verlag dieses Jahr voller stolz in Original und Übersetzung auftischt. Für den wirklichen Fan lohnen sich aber freilich beide Anschaffungen – der kenntnisreiche Küblersche Kommentar findet sich nämlich nur in the box!