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Für Spiegel Online las ich elf Bücher aus und über Georgien – ein Text von mir kommt Mitte Oktober, kurz vor der Frankfurter Buchmesse 2018.
Heute, hier im Blog:
Klappen- und Kurztexte, Links und Buchtipps zu fast 40 georgischen Büchern, die
- …ich las.
- …Autor Davit Gabunia am Goethe-Institut Tiflis vorstellte, Ende Mai.
- …Blogger*innen & Journalist*innen empfehlen.
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11 Titel, die ich las und empfehlen kann:
- Nana Ekvtimishvili: „Das Birnenfeld“ [Goodreads | NDR | VivaVostok]
- Zura Abashidze: „Wie tötet man Billy Elliot?“ [Goodreads | Lettretage.de]
- Shota Rustaveli (Original); Tilman Spreckelsen (Nacherzählung), Kat Menschik: „Der Held im Pardelfell“ [Lesen in vollen Zügen]
- Angela Steidele: „Zeitreisen. Vier Frauen, zwei Jahrhunderte, ein Weg“
- Kurban Said: „Ali & Nino“ [Goodreads | Perlentaucher | Frankfurter Rundschau …2016 auch verfilmt]
- Awtandil Kwaskhwadse: „Das Spiel des Todesengels. Georgien unter Stalin“ [Ostthüringer Zeitung]
- Giwi Margwelaschwili: „Bedeutungswelten“ [Fixpoetry | Frankfurter Rundschau | Faust-Kultur]
- Lasha Bugadze: „Der erste Russe“ [Goodreads]
- „Wartezimmer zum Glück“ [Bildband von Natela Grigalashvili, Anka Gujabidze und Daro Sulakauri]
- Tamar Tandaschwili: „Löwenzahnwirbelsturm in Orange“ [Börsenblatt | SWR2]
- Archil Kikodze: „Der Südelefant“ [Goodreads | Deutschlandfunk | Tyrolia]
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Teil meiner Vorauswahl – angelesen und gemocht:
- Guram Masthkonashvili: „Gldani“
- Ruska Jorjoliani: „Du bist in einer Luft mit mir“
- Zaza Burchuladze: „Touristenfrühstück“
- Arkadi Babtschenko: „Ein Tag wie ein Leben. Vom Krieg.“ [Reportagen über u.a. Georgien; russischer Autor]
- Davit Gabunia: „Farben der Nacht“ [Bücherkaffee | Literaturreich | Read-Ost | FAZ]
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Am Goethe-Institut Tbilisi stellte Davit Gabunia in einem 60+-Minuten-Vortrag 16 persönliche Favoriten vor:
- Dawit Kldiaschwili: „Samanischwilis Stiefmutter“
- Mikheil Javakhishvil: „Kvachi“ (dt.: „Das fürstliche Leben des Kwatschi“)
- Otar Childadze: „Awelum“ [taz] Edit: Davit empfahl nicht „Awelum“, sondern besonders „Der Garten der Dariatschangi“
- Naira Gelashvili: „Ich bin sie“ [Read-Ost]
- Guram Dotschanaschwili: „Das erste Gewand“ [Goodreads]
- Lewan Berdsenischwili: „Heiliges Dunkel“ [Perlentaucher | Read-Ost | Heiliges Dunkel]
- Aka Morchiladze: „Santa Esperanza“ [Goodreads | Perlentaucher]
- Kote Jandieri: „Globalisierung. Eine georgische Geschichte“
- Ana Kordazia-Samadashvili: „Wer hat die Tschaika getötet?“ [Perlentaucher]
- Tamta Melashvili: „Abzählen“ [Perlentaucher | Spiegel]
- Nana Ekvtimishvili: „Das Birnenfeld“ [Goodreads | NDR | VivaVostok]
- Diana Anphimiadi: „Sonntag der beleuchteten Fenster“ [Kulinarik & Autobiografie]
- Archil Kikodze: „Der Südelefant“ [Goodreads | Deutschlandfunk | Tyrolia]
- Aleko Sugoladze: „Versteckspiel“ [Goodreads]
- Lasha Bugadze: „Der erste Russe“ [Goodreads]
- Zura Abashidze: „Wie tötet man Billy Elliot?“ [Goodreads | Lettretage.de]
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Georgische Literatur, von Freund*innen empfohlen:
- Nino Haratischwili: „Das achte Leben (für Brilka)“ [Perlentaucher | Goodreads | Spiegel]
- Zurab Karumidze: „Dagny oder: Ein Fest der Liebe“ [Read-Ost | Goodreads | Perlentaucher | Fixpoetry | Lustauflesen.de | Sounds&Books]
- Beka Adamaschwili: „Bestseller“ [Das Debüt | Studierenichtdeinleben | Litaffin | Lovelymix]
- Reso Tscheischwili: „Die himmelblauen Berge“ [Read-Ost | Dieter Wunderlich | Literaturen | Leseschatz | Sätze & Schätze]
- Abo Iaschagaschwili: „Royal Mary“ [Read-Ost | Perlentaucher]
- Ekaterine Togonidze: „Einsame Schwestern“ [Read-Ost | Querleserin | Faust-Kultur]
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Titel & Stimmen, z.T. noch nicht übersetzt, die mir in Georgien empfohlen wurden:
- Tamar Tandaschwili: „Materikon“
- Nato Davitashvili
- Luka Bakanidze, „Wo bist du, Lazar“
- Iunona Guruli: „Die Diagnose“
- Giorgi Kekelidze: „Gurische Märchen“
- Giorgi Maisuradse: „The Closed Society and its Watchmen“
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- große Empfehlung, als Gratis-.pdf online, Georgisch und Englisch: die Oral-History-Protokolle georgischer Frauen (Taso Foundation, 2013): „Georgian Narratives. A Century & Beyond“ [Direkt-Link zum englischen .pdf]
- Angie Martiens über Literaturförderung in Georgien und Deutschland
- Angie Martiens über Frauen im georgischen Literaturbetrieb
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außerdem neu auf Deutsch:
- Bilderbuch: „Der König, der nicht lachen konnte“ [Nana – Der Bücherblog | FAZ]
- Bilderbuch: „Schlaf gut“ [Read-Ost | FAZ]
- Phantastik: Salomee Benidze, „Die Stadt aus dem Wasser“ [Read-Ost]
- Kochbuch: Olia Hercules, „Kaukasis. Eine kulinarische Reise durch Georgien und Aserbaidschan“ [Read-Ost]
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Anthologien & Gruppenprojekte:
- „Techno der Jaguare“ [Literaturkritik.de]
- „Georgien: Eine literarische Einladung“
- „Georgien: Eine literarische Reise“
- „Bittere Bonbons“ [Linienblock | StudierenichtdeinLeben]
- „Zwischen den Regalen. Neue georgische und deutsche Texte“
- „Ich bin viele. Frauenstimmen aus Georgien“ [Lyrik]
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Der Geschichtslehrer muss sterben, die Kinder sollen über das Birnenfeld in die Freiheit rennen – das ist Lelas Plan. Im Internat für geistig behinderte Kinder in Tbilisi, einem Relikt aus Sowjetzeiten, hat das zornige Mädchen die Rolle der Beschützerin übernommen. Die Lehrerinnen sind mit den „Debilen“ überfordert. Behindert sind die wenigsten ihrer Schützlinge, im Stich gelassen, abgehängt sind sie alle. Lela begleitet den neunjährigen Irakli in eine Hochhauswohnung in der Nachbarschaft, wo er einmal in der Woche mit seiner Mutter telefonieren darf. Irakli will nicht wahrhaben, was Lela längst weiß: Seine Mutter wird nie aus Griechenland zurückkehren, sie wird ihn auch nicht zu sich holen. Lela zwingt ihn, Englisch zu lernen, unterstützt seine Hoffnung, nach Amerika zu gehen. Ein Traum, der eines Tages, als ein Ehepaar aus den Südstaaten anreist, wahr zu werden droht…
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Alte Freunde, neue Nachbarn, trinkfeste Kindergärtnerinnen und Hippies in der Midlife-Crisis. Nacht für Nacht offenbaren sie ihre Geheimnisse. Über sexuelle Vorlieben, die auf Ablehnung stoßen. Lauert die Liebe oder gar der Tod hinter der nächsten Tür? Zura Abashidze, junger und charismatischer Schriftsteller, portraitiert ungeschminkt und realistisch seine Heimat. Helden des Alltags jonglieren zwischen postsowjetischer Tradition und westlicher Moderne. Ein Kampf gegen Homophobie und für mehr Toleranz.
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Über Jahrhunderte mündlich überliefert, prägend für das Selbstverständnis eines Landes und dabei eine zauberhafte Liebes- und Heldengeschichte: Tilman Spreckelsen und Kat Menschik machten aus dem georgischen Nationalepos ein modern erzähltes, fabelhaft illustriertes Buch. Tinatin und Awtandil, Nestan-Daredschan und Tariel. Zwei Liebespaare, deren Schicksale sich kreuzen und bedingen. Awtandil und Tariel müssen harte Prüfungen bestehen und Siege erringen, bevor sie ihre Geliebten wirklich erobert haben. Dichter Schota Rustaweli verfasste die Verse um das Jahr 1200, als Georgien unter der Herrschaft von Königin Tamar zur Großmacht wurde – bis die Mongolen dieser Blütezeit ein Ende bereiteten. Umso wichtiger wurde für die Georgier das Epos aus besseren Zeiten. Kat Menschik schwelgt in der mittelalterlichen, aber auch orientalischen Atmosphäre.
- Nana Ekvtimishvili: „Das Birnenfeld“ [Goodreads | NDR | VivaVostok]
- Zura Abashidze: „Wie tötet man Billy Elliot?“ [Goodreads | Lettretage.de]
- Shota Rustaveli (Original); Tilman Spreckelsen (Nacherzählung), Kat Menschik: „Der Held im Pardelfell“ [Lesen in vollen Zügen]
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1840 reisten die Engländerinnen Anne Lister und Ann Walker im Pferdeschlitten auf der zugefrorenen Wolga bis zum Kaspischen Meer und weiter über den Großen Kaukasus nach Tbilissi und Baku. Anne Lister starb völlig unerwartet auf einer Bergtour in Georgien. Ihre Gefährtin Ann Walker benötigte sieben Monate, um den Sarg mit der Leiche der Geliebten zurück nach Halifax zu bringen. 2017 erschien Angela Steideles Biografie über die freizügige Tagebuchautorin und verwegene Reisende Anne Lister. Jetzt begibt sich Steidele auf die Spuren des außergewöhnlichen Paars, begleitet von ihrer Frau. Hilft ihre Reise, die Abenteuer von Anne und Ann zu würdigen? Was erzählen die Orte, Landschaften und Menschen heute von fernen Zeiten? Kann man überhaupt in die Vergangenheit reisen?
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‚In der russischen Stadt Baku, auf der Grenze zwischen Orient und Okzident, verlieben sich am Vorabend der Russischen Revolution der temperamentvolle Muslim Ali und die schöne, georgische Christin Nino. Die Hochzeit rückt trotz aller Widerstände in greifbare Nähe – da wird Nino entführt.
Userin Kelly auf Goodreads, großartiger Text: „An oil-boom town where Georgians, Armenians, Westerners, Persians and Muslims all mix together. Everyone does have a place, but there are many factors which factor into deciding who matters, who is where on the social scale- schooling, family, money, and family history. How does one make a cross-cultural life in a world that is becoming ever more divided along every line possible- religion, politics, economics, and of course the powerful new god of Nationalism? This is, more than anything else, a meditation on definitions, explanations, lines and musings on Who I Am and Who I Am Not, and perhaps more importantly for geopolitics, Who We Are and Who We Are Not.
Ali visits many towns around his area and they all have some great story of their background, a legend that makes where they live the best place on earth, and no one seems to mind that the next town over also claims that they’re the best ever. Everything that everyone does seems to have to be attributed to some part of their background or heritage. In this charged atmosphere, every action is a statement, every minute one chooses sides in this meeting place of “Asia and Europe”. Everyone judges those actions to determine which side you are on. Ali is a man caught by this transformative moment in time- 1914. He is a man who is “Asiatic in his blood” and yet is in love with a woman who loves Europe. There are many quotes here where people try to philosophize their way to a solution to what makes people so different, and how this Asia and Europe is divided.“
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Ein dokumentarischer Roman, der einen großen Teil der Geschichte des Stalinismus in Georgien und der Sowjetunion behandelt. Der georgische Verfasser kennt die Zeit aus eigenem Erleben und entkam nur durch einen glücklichen Umstand der Todesmaschinerie. Die Demokratischen Republik Georgien bestand nur von 1918 bis 1921. Ihr wurde durch die Invasion der Streitkräfte Sowjetrußlands abrupt ein Ende gesetzt. Die gewaltsame Einführung der Sowjetordnung und die Brechung des Volkswiderstands durch unvorstellbaren Terror, Verhaftungen und Massenexekutionen: Der „Held“ des Romans wird schon in der Jugend voll in den Strudel der politischen Ereignisse gerissen. Obgleich er versucht, seinen Weg ins Leben unabhängig von den politischen Machenschaften der damaligen Zeit zu finden, wird er tief in das damalige Unrechtswesen verstrickt. So wird er mitschuldig an der politischen Entmündigung des Volkes.
Die beispiellosen Terrorakte der Tscheka, Berias raffinierte Intrigen, um Stalins Gunst zu gewinnen: Je höher Guri auf der Karriereleiter klettert, desto gewichtiger wird seine Beteiligung an den Machenschaften der Regierenden. Und als sich mit Stalins Tod und Berias Entmachtung ein Weg zu öffnen scheint, der ihn in die Menschlichkeit entläßt, verhindert das System, daß er seine Kenntnisse nach außen tragen kann. Wie veranlassen Zwang und Furcht die Menschen immer wieder, sie zu fügen? Eine Mahnung ans Gewissen des Einzelnen.
- Angela Steidele: „Zeitreisen. Vier Frauen, zwei Jahrhunderte, ein Weg“
- Kurban Said: „Ali & Nino“ [Goodreads | Perlentaucher | Frankfurter Rundschau …2016 auch verfilmt]
- Awtandil Kwaskhwadse: „Das Spiel des Todesengels. Georgien unter Stailin“ [Ostthüringer Zeitung]
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Giwi Margwelaschwili wurde 1927 als Sohn georgischer Emigranten in Berlin geboren, seine erste Sprache war Deutsch. Seine Mutter litt unter Depressionen und starb, als er klein war. Sein Vater lehrte Philosophie und Orientalistik und engagierte sich im georgischen Widerstand gegen die Sowjetunion. 1946 wurde er vom sowjetischen Geheimdienst NKWD entführt, gemeinsam mit seinem Sohn Giwi. Der Vater wurde ermordet. Giwi wurde in Sachsenhausen interniert und anschließend nach Georgien verschleppt.
Jörg Sundermeier hat Margwelaschwili im Frühjahr 2016 an fünf Tagen zu seinem Leben und Werk interviewt. Das Interview wird durchbrochen und ergänzt durch kleinere Auszüge aus dem Werk. Hier zeigt sich der Philosoph und Ontotextologe Margwelaschwili ganz offen. Er erklärt den Einfluss der Philosophie von Husserl, Heidegger und Deleuze, erzählt über sein Leben in der Sowjetunion und sein Leben zwischen den Welten nach dem Fall der Mauer. Ein intimes Porträt des deutsch-georgischen Denkers.
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Ende der 90er Jahre, nach dem verheerenden Bürgerkrieg, mit Mangelwirtschaft, Korruption und Gemauschel. Der Protagonist, ein junger Schriftsteller, hat soeben eine satirische Erzählung über die legendäre Königin Tamar aus dem 13. Jahrhundert veröffentlicht. Die Botschaft der Erzählung wird gründlich missverstanden. Der Patriarch, das Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche, verlangt einen öffentlichen Widerruf von ihm und als sogar seine Familie und Freunde bedroht werden, steht der Autor vor einer schwierigen Entscheidung.
Offenherzig und humorvoll verarbeitet Bugadze ein eigenes traumatisches Erlebnis als (23-jähriger) Schriftsteller bis hin zum Augustkrieg 2008. Ein Lehrstück zu religiösem Fundamentalismus, reaktionärem Nationalismus, Medienmacht und Meinungsfreiheit.
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In Tbilissi trifft man auf Künstler, Nachtschwärmer, selbstbewusste Frauen. Doch wer sich in die entlegenen Gegenden des Landes vorwagt, findet sich in einer anderen Welt wieder. Drei georgische Fotojournalistinnen haben dies getan: Daro Sulakauri etwa erfuhr zufällig von den sogenannten Kinderbräuten in den Regionen Kachetien und Adscharien und wollte mehr über die Ursprünge dieser Tradition erfahren. In abgelegenen Dörfern traf sie diese jungen Mädchen, die von ihren Eltern verheiratet werden und kurz darauf selbst Kinder bekommen. Natela Grigalashvili porträtierte u. a. Frauen, die in Dörfern in der Nähe der Pankisi-Schlucht leben; diese sind vom Rest der Welt förmlich isoliert und müssen für ihre Emanzipation erst noch kämpfen. Und Anka Gujabidze hat das alltägliche Leben im tristen Rustawi und Kazreti fotografisch festgehalten.
- Giwi Margelaschwili: „Bedeutungswelten“ [Fixpoetry | Frankfurter Rundschau | Faust-Kultur]
- Lasha Bugadze: „Der erste Russe“ [Goodreads]
- „Wartezimmer zum Glück“ [Bildband von Natela Grigalashvili, Anka Gujabidze und Daro Sulakauri]
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Frauen und Männer, die sich dem rücksichtslosen Bündnis zwischen Patriarchat, Kirche und Polizei verweigern: die lesbische Elene, die von ihrem frustrierten Verehrer Mzeroza öffentlich vergewaltigt wird, die halbwüchsigen Mädchen Nita und Teo, deren verbotenes Liebesglück grausam endet und nicht zuletzt das Nilpferdbaby Baggy, das aus dem Zoo entkommt und für ausgleichende Gerechtigkeit sorgt. Tandaschwili setzt eine verrückte, unwirkliche Schönheit gegen die Korruptheit des politischen Systems und sorgt damit in Georgien für Skandale und Diskussionen.
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Weil ein alter Freund die Wohnung des Erzählers braucht, um sich dort heimlich mit einer Frau zu treffen, wird dieser für einen Tag obdachlos. Er zieht durch die Straßen und Cafés seiner Heimatstadt Tiflis, lässt sich treiben, denkt an die Kindheit, die Zeit der Sowjetdiktatur und die überschwängliche Anarchie des noch jungen unabhängigen Staates.
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Gldani ist die größte Vorstadt von Tbilissi. Das sowjetische Ghetto, das Ende 60er-Jahre als Experimentalprojekt entstand und seitdem in der Zeit erstarrte. Das Zusammenleben von Lana und ihrem Sohn kippt, als er sich in einen Mann verliebt. Mit diesem Spalt beginnt der Umsturz der beiden ausgezeichnet funktionierenden Systeme – der Familie und der Kleinwelt Gldani. Mit einem Domino-Prinzip werden einzelne Teile des Systems zu Gegnern: Die Mutter kämpft gegen ihren geliebten Sohn, das System versucht, die Mutter zu neutralisieren. Parallel dazu erleben die Bewohner von Gldani merkwürdige, märchenhafte Ereignisse. Der mit stilistischen Spielen, einer meisterhaft vernetzten Struktur und vielen Farben beladene Roman bereitet dem Leser eine Menge von Überraschungen.
- Tamar Tandaschwili: „Löwenzahnwirbelsturm in Orange“ [Börsenblatt | SWR2]
- Archil Kikodze: „Der Südelefant“ [Goodreads | Deutschlandfunk | Tyrolia]
- Guram Masthkonashvili: „Gldani“
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Dimitri und Viktor wachsen in Miroslaw auf. Nach ihrer Studienzeit in Moskau hocken sie, nun Lehrer und Ingenieur und beide Nachwuchs erwartend, im Abstellraum des Schulhauses und gönnen sich täglich eine Partie Schach. Nur über die Revolution sind sie geteilter Meinung, und als Dimitri eines Tages das Leninporträt in hohem Bogen aus dem Fenster des Klassenzimmers wirft, wird sein Freund gegen ihn aussagen. Dieses Verhängnis können die Kinder, Kirill und Sascha, die später wie Brüder sind und reden und sich kleiden wie ihr Lieblingsdichter Puschkin, nur erahnen. Eine ironische wie geistreiche doppelte Familiensaga, die spielerisch zwischen der Zarenzeit, der russischen Revolution und dem »grauen Niedergang der großen Ideale« hin- und herspringt.
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Ein Mann, eine Frau und ein Neugeborenes auf der Suche nach einem Zuhause. Ein Flaneurroman im schwerelosen Raum zwischen Berlin und Tbilissi, Gegenwart und Erinnerung, Geborgenheit und Fremde.
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Ein Soldat der U.S. Army, der offen über die amerikanische Folterpraxis im Irak spricht. Ein Terroristenführer im Kaukasus, der seinen schwer verwundeten Gegner, einen Glaubensgenossen, rührend pflegt, aber bei dessen ungläubigen Kameraden keine Gnade kennt. Der Krieg zerstört oft auch die, die überleben. Texte, die zugleich Reportage wie große Literatur sind; Alltag in gegenwärtigen und ehemaligen Krisengebieten wie Tschetschenien oder Georgien, Vietnam, Afghanistan und Gegenden, die heute noch unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs leiden. Arkadi Babtschenko, der mit Remarque und Hemingway verglichen wird, zeigt, wie Krieg Gesellschaften zerstört – und jeden Einzelnen, den er berührt, mit schicksalhafter Wucht verändert.
- Ruska Jorjoliani: „Du bist in einer Luft mit mir“
- Zaza Burchuladze: „Touristenfrühstück“
- Arkadi Babtschenko: „Ein Tag wie ein Leben. Vom Krieg.“ [Reportagen über u.a. Georgien; russischer Autor]
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Sommer 2012: Sura, glücklicher Vater und weniger glücklicher Hausmann – er hat seine Arbeit verloren –, bekommt einen neuen Nachbarn. Gelangweilt beginnt er, den auffälligen jungen Mann mit dem roten Alfa Romeo zu beobachten – und gerät schnell in den Bann des fremden Lebens und die Besuche eines Liebhabers: eines hohen Beamten. Dann beobachtet Sura einen Streit mit furchtbaren Folgen – und sieht die Chance, wieder für seine Familie sorgen zu können. Er bemerkt nicht, dass seine Frau Tina sich in eine Amour fou gestürzt hat. Fünf Menschen suchen ihr Glück und setzen alles aufs Spiel – auch wegen der unversöhnlichen Ansprüche einer Gesellschaft, in der Vergangenheit und Zukunft sich feindlich gegenüberstehen. Zwischen Patricia Highsmith und Hitchcocks „Fenster zum Hof“.
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Ein rüstiger Alter will nach dem Tod seiner Frau erneut heiraten. Sohn Platon befürchtet, sein karges Erbe mit einem Halbbruder teilen zu müssen. Er beschließt, für den Vater eine Frau zu finden, die ihn gegen jedes Risiko absichert: Eine zweifach verwitwete kinderlose ältere Frau soll es sein. Doch dann wird die Stiefmutter Elene trotz allem schwanger, und das Unglück nimmt seinen Lauf.
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This is, in brief, the story of a swindler, a Georgian Felix Krull, or perhaps a cynical Don Quixote, named Kvachi Kvachantiradze: womanizer, cheat, perpetrator of insurance fraud, bank-robber, associate of Rasputin, filmmaker, revolutionary, and pimp. Though originally denounced as pornographic, Kvachi’s tale is one of the great classics of twentieth-century Georgian literature–and a hilarious romp to boot. [Update: auf Deutsch antiquarisch erhältlich, „Das fürstliche Leben des Kwatschi“]
- Davit Gabunia: „Farben der Nacht“ [Bücherkaffee | Literaturreich | Read-Ost | FAZ]
- Dawit Kldiaschwili: „Samanischwilis Stiefmutter“
- Mikheil Javakhishvil: „Kvachi“
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Awelum, rebellischer Grübler, unsteter Liebhaber mehrerer Frauen, Dichter und Familienvater, ist tief gekränkt, als er von seiner Moskauer Geliebten Sonja verlassen wird. Während ihm seine Frau Melania in Tbilissi duldsam den Rücken freihält, riskiert er die Aufdeckung der heimlichen Treffen mit seiner wahren Liebe, der Pariser Slawistin Françoise, durch den KGB. Und doch. Der im unentwegten Gedankenstrom mitreißende Roman spielt vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in Tbilissi in den Jahren 1991/92.
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Die junge Nia ist verliebt in einen älteren Jungen, der gegenüber ihrer Wohnung in Tiflis wohnt. Jahrzehnte später erhält sie erneut Kontakt und erinnert sie sich an den Gefühlssturm der ersten Liebe. So tritt die lebenserfahrene Nia mit ihrem jungen, ungestümen Ich in einen Dialog. Noch immer schenken sich georgische Liebespaare den Roman gegenseitig. 2013 wurde er als bester Roman des Jahres mit dem SABA-Preis ausgezeichnet.
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Ein Fremder kommt in Domenicos Dorf und weckt in dem jungen Mann den Wunsch, die Welt kennenzulernen. Zuerst kommt er nach Feinstadt, ein Ort der guten Sitten. Doch als er seine große Liebe auf tragische Weise verliert, will er fort, nach Kamora. Dort regieren Willkür und Verbrechen – bis eine Gruppe Hirten aufbegehrt. Sie errichten Canudos, eine Stadt der Freiheit. Das meistgelesene Buch in Georgien und – zur Zeit sowjetischer Herrschaft geschrieben – eine aufrüttelnde Parabel über das menschliche Dasein in Zeiten gesellschaftlicher und politischer Tyrannei.
- Otar Childadze: „Awelum“ [taz]
- Naira Gelashvili: „Ich bin sie“ [Read-Ost]
- Guram Dotschanaschwili: „Das erste Gewand“ [Goodreads]
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»Es ist kein Buch über mich, sondern über die Menschen, die ich kennen und lieben gelernt habe.« Berdsenischwili schreibt mit feinem Humor und Ironie, manchmal aber auch voller Sarkasmus und Wehmut über seine Mithäftlinge und ihre Bewacher. Er folgt den außergewöhnlichen, teils schrägen Charakteren, die – wegen absurdester »Verbrechen« inhaftiert – geplagt sind von Hunger, Haft, dem Mangel an Kommunikation mit der Außenwelt. Die vom KGB »auserlesenen« Inhaftierten bilden eine Art Ersatzfamilie füreinander und erleben Dinge, die sie ohne den Gulag nicht erfahren hätten.
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Aka Mortschiladses meisterhafte Persiflage auf seine Heimat Georgien entführt den Leser in die faszinierende Welt der imaginären Santa-Esperanza-Inseln im Schwarzen Meer. Der Archipel versinkt nach der Entlassung in die Unabhängigkeit durch die »Anglesen« im Bürgerkrieg. Die arroganten Wisramiani, die einflussreichen genuesischen Händler Da Costa und die barbarischen Sungalen kämpfen erbarmungslos um die Macht. Aus unzähligen Fragmenten – Mythen und Sagen, uralten Chroniken, Tagebucheinträgen, Liebesgeschichten, Flaschenpost, aber auch E-Mails, Zeitungsartikeln und Reiseberichten sowie mit allerlei literarischen Anspielungen entsteht ein Roman aus 36 Heften [organisiert wie ein Kartenspiel], die sich jedweder Reihenfolge lesen lassen..
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Ein betagter Mann aus der Region Kachetien fabuliert darüber, wie der Tumult der Welt – vom Beginn der Sowjetzeit bis in die 1990er Jahre – die Bewohner eines kleinen Dorfes im Kaukasus ereilte. Die Bewohner sind Überlebensjongleure, allen voran seine lebenspralle Schwester Anitschka, die am eigenen Leib erfährt, wie die Globalisierung neue Unfreiheit und Intoleranz generiert.
- Lewan Berdsenischwili: „Heiliges Dunkel“ [Perlentaucher | Read-Ost | Heiliges Dunkel]
- Aka Morchiladze: „Santa Esperanza“ [Goodreads | Perlentaucher]
- Kote Jandieri: „Globalisierung. Eine georgische Geschichte“
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Die Polizeiermittler sind überfordert: Denn die Freunde der Ermordeten wissen, wer sie umbrachte, geben aber nichts preis. Warum, erschließt sich nach und nach aus den vielen Geschichten, die sich die Freunde, eine bunte, unkonventionelle, ja grelle Schar, über die Tote und sich selbst erzählen.
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Drei aufregende Tage für Ninzo und Ketewan, an denen die 13-jährigen Freundinnen erfahren, was es heißt, in einer gottverlassenen Konfliktzone zu leben, in der sonst bloß noch Kinder, Alte und Krüppel verblieben sind. Gewitzt muss man sein. Sonst kommt man nirgendwohin, nicht an Kleider, nicht an Monatsbinden, nicht an Zigaretten und auch nicht an Milch für das Brüderchen.
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Ungemein sinnlich gewährt die Autorin im lockeren Plauderton Einblick in ihr Küchen-Universum, das irgendwo zwischen Griechenland, dem Kaukasus und dem Orient liegt. Genauer gesagt: in Georgien, wo man weiß, wie man aus Einfachem Großartiges machen kann. Die mit leichter Hand und subtilem Witz erzählten Küchen-Geschichten richten sich an lesende Gourmets ebenso wie an kochende Literaturfreunde.
- Ana Kordazia-Samadashvili: „Wer hat die Tschaika getötet?“ [Perlentaucher]
- Tamta Melashvili: „Abzählen“ [Perlentaucher | Spiegel]
- Diana Anphimiadi: „Personal Culinary“ [Kulinarik & Autobiografie], dt. „Sonntag der beleuchteten Fenster“
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An autobiographical novel: The main protagonist, Aleko Shughladze’s mother, has an incurable illness. Aleko also has a sister who has suffered from oligophrenic schizophrenia since she was a child. After their mother becomes bed-ridden, Aleko takes over the care of his sister. He has to have patience and not lose his humanity. Events from Soviet times intersect organically with today’s events. Together with all the difficulties of the Communist era, national traditions and rituals enter his mind. Aleko hides his mother away in a remote village and announces that she has died. He goes through with a fake funeral in great and plausible detail, thus doing his duty by his relatives. After the ‘funeral’ he hides his mother even further away, in India. where he settles down with her at the foot of a holy mountain.
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Ein wuchtiges Familienepos das am Beispiel von sechs Generationen außergewöhnlicher Frauen das ganze pralle 20. Jahrhundert mit all seinen Umbrüchen und Dramen, Katastrophen und Wundern erzählt, vom Georgien am Vorabend des Ersten Weltkriegs bis ins heutige Deutschland. Alles beginnt mit Stasia, Tochter eines Schokoladenfabrikanten. Eine Geschichte, die wie ein gewaltiger Strom mit unzähligen Nebenarmen und Verwirbelungen durch Europa zieht.
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Fast wäre es leichter aufzuzählen, was in Zurab Karumidzes großem, postmodernen Spiel nicht vorkommt. Dagny Juel gab es wirklich: Sie wurde am 4. Juni 1901 in Tiflis von einem nicht erhörten Liebhaber erschossen. Sich selbst erschoß er dann auch. Juel war Norwegerin, lernte früh Edvard Munch kennen, traf August Strindberg, der sie erst liebte und dann in einem Drama vernichtete. Schließlich aber heiratete sie den Bohemiensatanisten Stanislaw Przybyszewski, mit dem sie in dem Berliner Künstlerkreis um die Kneipe »Das Schwarze Ferkel« unterwegs war. Przybyszewski verkaufte sie dann an seinen Jünger Wladyslaw Emeryk, der sie nach Tiflis mitnahm. Dagny Juel hat selbst Gedichte und kurze Dramen geschrieben, die Karumidze immer wieder zitiert. Alle nehmen an einem »Fest der Liebe« teil, das gründlich schiefgeht, weil sich der junge Revolutionär Koba einmischt, der ein Auge auf Dagny geworfen hat. Er wird später als Josef Stalin in die Geschichte eingehen.
- Aleko Sugoladze: „Versteckspiel“ [Goodreads]
- Nino Haratischwili: „Das achte Leben (für Brilka)“ [Perlentaucher | Goodreads | Spiegel]
- Zurab Karumidze: „Dagny oder: Ein Fest der Liebe“ [Read-Ost | Goodreads | Perlentaucher | Fixpoetry | Lustauflesen.de | Sounds&Books]
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Pierre Sonnage, erfolgloser Schriftsteller, sieht seine einzige Chance auf Ruhm im Selbstmord und springt von einem Wolkenkratzer. Doch statt im Bestsellerhimmel landet er in der Literatenhölle. Hier trifft er nicht nur auf Dante, Kafka, Hemingway, sondern muss sich Rätseln stellen, so überfrachtet und verschlüsselt, wie er sie nur aus seinen eigenen Romanen kennt. Eine irrwitzige Reise beginnt.
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Schriftsteller Sosso liefert die dritte Fassung seines Manuskripts ab. Doch im absurden Apparat des Verlages haben alle anderes tun, als sich um Bücher zu kümmern. Das Manuskript geht verloren und wird schließlich aus verschiedenen Fassungen wieder zusammengekittet, während sich an den Wänden des hermetisch geschlossenen Gebäudes besorgniserregende Risse abzeichnen und unterirdische Beben zu spüren sind. Eine übermütige Karikatur auf das sowjetische System in seiner Endphase.
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Tiflis gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Märkte, Spelunke und Paläste, exzentrische Typen, fremde Mächte, ja fast die Gerüche einer vergangenen Zeit – mit Witz und Virtuosität erzählt Iaschaghaschwili von Mord und Totschlag. Alles dreht sich um ein Pferd – und den Schah von Persien… Dabei ist der Autor bescheiden genug, auch noch auf Puschkin und Kipling und Borges zu verweisen.
- Beka Adamaschwili: „Bestseller“ [Das Debüt | Studierenichtdeinleben | Litaffin | Lovelymix]
- Reso Tscheischwili: „Die himmelblauen Berge“ [Read-Ost | Dieter Wunderlich | Literaturen | Leseschatz | Sätze & Schätze]
- Abo Iaschagaschwili: „Royal Mary“ [Read-Ost | Perlentaucher]
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Die siamesischen Zwillinge Lina und Diana sterben unter mysteriösen Umständen. Erst danach erfährt ihr Vater Rostom von deren Existenz, und dann über deren unterschiedliche Persönlichkeiten in ihren ergreifenden Tagebucheinträgen. Bis ins Teenager-Alter werden die verletzlichen Zwillinge von der Außenwelt verborgen und von der Großmutter umsorgt, die darum kämpft, sie im verarmten postsowjetischen Georgien zu beschützen – einer Gesellschaft mit wenig Mitgefühl für Behinderte. Nachdem die Großmutter stirbt, sind Lina und Diana wehrlos und fallen jeder Art von Misshandlung zum Opfer. Von der Taille abwärts verbunden, bleibt den Schwestern als einziger Rückzugsort die Welt ihrer Tagebücher: Lina, unbeschwert und glücklich, ist fähig, sich zu verlieben. Diana, angespannt und bodenständig, kann ihre Situation nicht akzeptieren.
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Georgian Narratives: A Century and Beyond documents the lives of women and, to a lesser extent, men in Georgia since the Menshevik purges of pre-Soviet times through the Georgian, Ossetian, Russian conflict in August 2008. It paints a vivid portrait of the diverse backgrounds and experiences of women, Georgian citizens who are not exclusively ethnic Georgians who have experienced the life transforming developments and changes of the 20th and beginning of the 21st century. The first English publication of some of the oral histories that have been collected as part of a larger program recording the lives of women in Georgia.
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Auf Einladung von Nino Haratischwili und dem Goethe-Institut Georgien sind sechs deutsche und sechs georgische Autoren und Autorinnen durch Georgien gereist. Prometheus, Medea, Rustaweli und Stalin, sie alle gehören zu Georgien wie die fünfhundert Rebsorten und die unermessliche Gastfreundschaft. Entstanden sind literarische Reiseberichte und poetische Reflexionen.
- Ekaterine Togonidze: „Einsame Schwestern“ [Read-Ost | Querleserin | Faust-Kultur]
- die Oral-History-Protokolle georgischer Frauen (Taso Foundation, 2013): „Georgian Narratives. A Century & Beyond“ [Direkt-Link zum englischen .pdf]
- „Georgien: Eine literarische Reise“
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alle Klappentexte: gekürzt
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Maria-Christina Piwowarski, „Ocelot“ Berlin: „Bevor ich Nino Haratischwilis Roman „Das achte Leben. (Für Brilka)“ (Frankfurter Verlagsanstalt 2014) gelesen hatte, wusste ich nicht mal, wo Georgien genau ist. 1300 Seiten später wollte ich unbedingt selbst das Land am Kaukasus entdecken und habe meinen nächsten Jahresurlaub dort verbracht. Ich finde, Nino Haratischwili hat ihr Land auf die Landkarte des westeuropäischen Bewusstseins geschrieben. Das ist ein riesiger Verdienst. Außerdem ist „Das achte Leben“ aber auch einer der besten Romane, die in den letzten zehn Jahren in deutscher Sprache (ja, sie schreibt nicht in ihrer Muttersprache!) geschrieben wurde.
Vor einigen Tagen habe ich „Die Reise nach Karabach“ von Aka Morchiladze (Weidle Verlag 2018) gelesen, das ist wohl so etwas wie das Kaukasus-Gegenstück zu „Faserland“ von Christian Kracht – die nihilistische Reflexion einer orientierungslosen Generation. Das war sehr hart, aber auch echt gut.
Als ich in Georgien war, hat mir außerdem das „Georgisches Reisetagebuch“ von Jonathan Littell (Berlin Verlag 2008) sehr geholfen, den Georgisch-Russischen Krieg besser zu verstehen. Wenn man nach Georgien reist, stellen sich zwangsläufig Fragen nach der russischen Besetzung Abchasiens und Südossetiens. Littell bringt da auf wenigen Seiten Licht ins Dunkel.“
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Nobert Hummelt erklärt, warum es wenig übersetzte Lyrik aus Georgien gibt [Deutschlandfunk]: „Für ein kleines Land wie Georgien ist zur Aneignung der Weltliteratur das Übersetzen lebenswichtig. In umgekehrter Richtung ist der Prozess schwierig, da die georgische Sprache selbst von Menschen nicht beherrscht wird, die ihr Leben lang dieses schöne Land bereisen – sie verlassen sich auf die guten Deutschkenntnisse vieler Georgier.
Das hat zur Folge, dass es so gut wie keine direkten Übersetzungen georgischer Lyrik gibt. Stattdessen entstehen Nachdichtungen auf der Grundlage von Interlinearübersetzungen – sinngemäßen Wort-für-Wort-Wiedergaben, die von georgischen Übersetzern angefertigt werden; mit diesen Vorlagen arbeiten deutschsprachige Lyriker und entwerfen aus ihrem eigenen Sprachgefühl, wie dieser oder jener georgische Dichter auf Deutsch klingen könnte.“
Ich las und mochte die Lyrik-Anthologien:
- „Georgiens Herz“ (Größenwahn Verlag, 33 Lyriker*innen, 160 Seiten)
- „Ich bin viele. Frauenstimmen aus Georgien“ (Pop Verlag, 12 Lyrikerinnen, 108 Seiten)
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Filme:
- Das andere Ufer
- Meine glückliche Familie
- Die langen hellen Tage
- Dede
- The Guardian
- Die Maisinsel
- Die Sonne der Wachenden
- Street Days
- Moira
- Tea
- Teen Spirit
- When the Earth seems to be light
- The Machine wich makes everything disappear
- Namme
- Enemies
- Apocalypse will not happen
- A Trip to Karabakh
- Conflict Zone
- Mediator
- Line of Credit
- Tbilisi-Tbilisi
- Ekvtime: Man of God
- The Forgotten King
- Wurzeln (1987)
- Serien: Tiflisi, Artificial Breathing
- feministische Dokus der Regisseurin Lia Jakheli
- Rezo (Animations-Doku)
- Prisoner of Society (Kurzfilm über eine trans Frau, 2018)
- und (nicht georgisch, doch auf der Reise gelobt) Donbass, Ayka
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Links:
- meine Pressereise nach Tiflis, Mai 2017: Fotos & viele kurze Texte
- Blogpost: Fotos, Details zur Pressereise & den Mitreisenden
- Video zur Reise; und Video meiner Mitreisenden Anabelle Stehl
- mein Interview mit Nika Sulakauri, Buchhändler bei „Santa Esperanza“: Literaturtest.de
- Spiegel Online, Mitte Oktober 2018: Sammelrezension von mir zu ca. 11 Titeln
- 18. Oktober, Berlin: Ich moderiere die Lesung von Beka Adamaschwili und Lasha Bugadze: OstPost Berlin, 19.30 Uhr
- Fotos: „Löwenzahnwirbelsturm in Orange“. Tamar Tandaschwili liest in „Die Buchkönigin“, Berlin
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