Alle drei Jahre findet in Hildesheim PROSANOVA statt (Website), das Festival für junge deutschsprachige Literatur.
2011, als einen der ersten Beiträge in meinem Blogs, sammelte ich die Stimmen der Presse in einem Eintrag (Link).
2014 schrieb ich einen kurzen Text über die Festivals 2005, 2008, 2011 und das Immer-wieder-neu-nach-Hildesheim-Kommen für die PROSANOVA-Festivalzeitung (Link):
Hier gesammelt: die wichtigsten Pressestimmen zu PROSANOVA 2014 (29. Mai bis 1. Juni 2014, Hauptschule Alter Markt, Hildesheim).
1) „Hildesheim strotzt vor Selbstbewusstsein. Es hat dem deutschen Literaturinstitut in Leipzig den Ruf des etwas rebellischeren, angekratzten, dynamischeren voraus. Die Prosanova findet alle drei Jahre statt, weswegen die Veranstalter jede Menge Zeit haben, ein wundervolles Programm, eine wundervolle Atmosphäre zu erschaffen.“: Hannah Lühmann, ZEIT Online, „Wo sind hier die Germanistikhäschen?“
2) „Das Social Reading ist eindeutig einer der Höhepunkte des Festivals. Auch die Autoren scheinen sich in ihrer Doppelrolle als Autor und Lektor total wohl zu fühlen.“: Simone Schlosser, Deutschlandfunk, „Alles ist Literatur – oder eben auch nicht“
3) „Hier, im kleinen Biotop, wird nach allen Regeln der Kunst das literarische Feld beackert. „Der Literaturbetrieb ist auch irgendwie ein Schlangennest“, sagte Ina Hartwig, ihres Zeichens freie Literaturkritikerin. Ist hingegen das Festival, die Schreibschulen, das mit Watte ausstaffierte Versuchslabor, „die Simulation von Literaturbetrieb“ nur die kuschelige Komfortzone des giftigen Betriebs?“: Nadine Hemgesberg, Die Welt: „Ein Schlangennest, in dem man kuscheln kann“
4) PROSANOVA-Tagebuch auf litaffin.de, von Johannes Spengler u.a.:
5) „Im Innenhof der ehemaligen Hauptschule (Alter Markt 70), einem Schuklassen-Oberstufenraum-Party-Lounge-Traum – Sofas, Sessel, Stühle, Polster, Tischtennisplatten, überall was zum Sitzen, rumlungern, liegen eben – […] Zwanglosigkeit meets Literatur.“ Sylvia Kokot, Literatur und Feuilleton: „Prosanova also! Hildesheim also!“
6) Fotos „Später natürlich mehr darüber, wie Clemens Meyer eines Nachts eine Maus in seinem Bett fand, die somalische Piraterie und wie Jo Lendle, Annika Reich und Jan Brandt ihre Texte gegenseitig Korrektur lesen.“: „Erste Eindrücke aus Hildesheim“: Mara Giese im Buzzaldrin-Blog [noch weitere Beiträge kommen / folgen]
.
7) zu Florian Kessler, Ina Hartwig und Georg Dietz: „…weil es hier um etwas anderes geht als um die Würdigung zweier Kritiker: Nämlich um die Frage nicht nach der Notwendigkeit der Kritik, sondern nach idealtypischen Ausdrucksformen der Kritik. Wie soll Kritik sein? Bitte hören Sie hin & entscheiden Sie selbst.“ Oskar Piegsa auf achtmilliarden.com: „Wie soll Kritik sein?“
8) „Ein völlig größenwahnsinniges Unterfangen also, das überhaupt nur möglich ist, weil diese Studierenden dafür monatelang ihr Studium vernachlässigen oder ganz aussetzen, sich die Sache zu eigen machen, in ihr aufgehen. Wer die nötige Aufopferungsbereitschaft für den Größenwahn nicht schon mitbringt, wird vor Ort von den anderen angesteckt. Schon nach wenigen Monaten in Hildesheim konnte ich mir kaum noch vorstellen, dass dieser Ort und die Dinge, die wir dort taten, etwas anderes sein könnten als der glühende Mittelpunkt der Welt. Die Illusion ist perfekt: Weil die Stadt nichts hergibt, machen sich die Studierenden den kompletten Kulturbetrieb selbst. Eigenes Theater, eigene Filme, eigene Lesungen, eigene Kunst – und immer mit dem Blick nach vorn.“ grandioser Text von Viktor Kümel, Mitglied der künstlerischen Leitung von PROSANOVA 2011, auf dem Open-Mike-Blog: „Aus der Mitte meines Brustkorbs“
9) „Aber: Es gibt diesen Moment natürlich nicht, in dem eine Schule aufhört, eine Schule, oder ein Festivalgelände anfängt, ein Festivalgelände zu sein. Was wir machen, ist lediglich, die Lesart zu ändern, Dinge so zu verschieben, dass man darin neue Strukturen erkennen könnte […]. Eine Schule ist ein Ort, an dem man rechnet und heimlich raucht. Ein Festivalgelände ist ein Ort, an dem man sich volllaufen lässt und unbehelligt raucht.“ Juan Guse, Mitglied der künstlerischen Leitung von PROSANOVA 2014, im Logbuch Suhrkamp: „Gespräche mit Holz“
10) „Einige Zuschauer weinten während der Performance, andere, besonders Freunde von mir, ertrugen den Anblick nicht und verließen sie vorzeitig. Manche hatten Angst vor meiner Nacktheit. Manche kicherten. Manche flüsterten über meine Brüste, manche über meine Narben oder meine unrasierten Beine und andere über die Bekenntnisse an der Wäscheleine. Sie hatten alle Recht: Es ging sowohl um meine Brüste, als auch um meine Narben, meine unrasierten Beine und die Bekenntnisse an der Wäscheleine.“ Sirka Elspaß auf Tumblr über ihre Literatur-Performance „An Artist Should Not Lie To Himself Or Others“: „Kein Abstand, keine Umarmung. Rückblick: Performance“
Video von S. Fischer Hundertvierzehn / „Fragen wie Fichte“: „Auf dem PROSANOVA-Festival in Hildesheim haben wir sieben Autoren vor die Kamera gelockt und ihnen Fragen wie Fichte gestellt: Jan Brandt, Antje Rávic Strubel, Thomas Klupp, Benedict Wells, Martin Kordic, Annika Reich, Ferdinand Schmalz.“
11) „Der oberflächliche Blick auf das Soziotop, das sich zum vierten Hildesheimer Schreibschulliteraturfestival Prosanova versammelte […]: sehr weiß, sehr mittelschicht, sehr lässig postmaterialistisch gekleidet im Ulf-Poschardt-Herzkaschper-Stil. […] An der Festivalfrittenbude keine Fritten, sondern Chili sin carne. Umgangsformen: rempeliges Hier-komm-ich auf den Gängen, ansonsten gepflegt.“ Ekkehard Knörer im Merkur – deutsche Zeitschrift für europäisches Denken: „Et in Hildesheim ego: Prosanova 14“
12) „Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, wie nebensächlich es bei diesen Begegnungen wurde, ob jemand nun Romane, Gedichte oder Theaterstücke schreibt, Graphic Novels oder Songs, ob sie veröffentlicht sind oder nicht und in welcher Form, wie unhierarchisch das alles nebeneinander stand. Diese ganzen Kategorien und Eckdaten, sogar die biografischen, spielten kaum eine Rolle, in den seltensten Fällen wurde überhaupt anmoderiert, vorgestellt, eingeordnet, legitimiert. Das brauchte es gar nicht, die Autorinnen und Autoren waren einfach da: dort, wo sie sich selbst hingestellt hatten, ausgestattet mit den Waffen, die sie selbst frei gewählt hatten; sie sprachen für sich. Und man kann diese abenteuerliche Missachtung der Etikette nachlässig oder unhöflich finden, aber ich behaupte, dass sich gerade an solchen, vermeintlich unprofessionellen Stellen die ganze idealistische Radikalität zeigt, mit der dieses Festival seine eigenen Maßstäbe entwickelt […]“ Victor Kümels Festival-Fazit auf dem Open-Mike-Blog: „PROSANOVA 14: Literatur als Körperwissen“
13) „Die Ausstrahlung über die eigenen Kreise hinaus dürfte sehr gering geblieben sein. […] Bei den Eröffnungsreden fiel zwar immer wieder das Wort «Dringlichkeit». Dringlich wurde es jedoch nur, als Wolfram Lotz über Piraterie in Somalia und die Absurdität des Hamburger Piratenprozesses sprach. Im Übrigen drehte sich alles eher um die Frage, «wie wir leben wollen». Das Gespräch ging kaum über die privaten Lebensentwürfe hinaus. Gemeint waren mit dem «Wir» die Schreibenden selbst, vielleicht noch die Schreibschüler im Publikum. Es scheint, als sei es für angehende Autorinnen und Autoren wichtiger, herauszufinden, wie man als Schriftsteller leben muss, als was in der Welt gerade geschieht.“ Fabian Schwitter in der NZZ, „Das Literaturfestival Prosanova: Keine neuen Töne“
14) „PROSANOVA gehört für mich zu den Phänomenen, die man selbst erlebt haben muss. Zu den Phänomenen, die sich für Menschen, die nicht dabei gewesen sind, nur schwer beschreiben lassen. Als Literaturfestival lebt es natürlich vor allen Dingen von der Literatur, darüber hinaus hat es aber auch eine ganz besondere literarische Atmosphäre. Ich habe mich ein wenig gefühlt wie auf Klassenfahrt, überall traf ich auf Menschen, die eine ähnliche Begeisterung, Liebe, Obsession für Literatur haben, wie ich. Plötzlich habe ich mich nicht mehr wie ein seltsamer Literatur-Nerd gefühlt, sondern wie ein Teil eines Ganzen – aufgehoben, angekommen. Vielleicht war dieses Gefühl mein wahres PROSANOVA-Highlight“ Mara Giese in ihrem Blog, buzzaldrins.com, „PROSANOVA: Eine Feier der Literatur“
15) 14) „Letztes Wochenende war PROSANOVA. Mein erstes Mal. Man bekommt dort eine Autorentasche mit weissen Mäusen und Schaumerdbeeren. Und eine großartige Lesung nach der anderen. Jan Brandt, Jo Lendle und ich haben zusammen ein neues Lesungsformat ausprobiert: #brandtlendlereich Social Reading. Die Texte erschienen hinter uns auf einer Leinwand. Die Kommentare wurden eingeblendet und vorgelesen. Ich würde damit sofort auf Tour gehen […]“ Annika Reich in ihrem Blog, „Prosanova“
16) „Es ging in den letzten Monaten immer wieder um drängende Erfahrungen, Unzulänglichkeiten und Relevanzfragen der Gegenwartsliteratur. Nichts könnte nach diesem Festival der Wahrheit ferner liegen. Was hier zu sehen war, muss nicht gegen eine Wirklichkeit bestehen, die es zu übertrumpfen gilt. Die Gegenwartsliteratur muss sich nicht einmal zu etwas bekennen. Sie ist, soviel ist nach diesen vier Tagen klar, selbst schon längst ein Teil der Wirklichkeit, und es ist bereichernd ihr zuzuhören, wenn sie deklamiert, flüstert oder laut nachdenkt.“ Fabian Thomas und Ferdinand Schmalz [2 Texte], gemeinsam auf S. Fischer Hundertvierzehn: „PROSANOVA – was bleibt“
17) „Die Comic-Lesung Emotions can be expressed by the shape of a balloon ist sehr lustig und schön und ich will mir Aisha Franz‘ Comic über die Agenten-Hündin Brigitte kaufen. Wir kaufen 2 Flaschen Rotwein, nach der ersten merken wir noch gar nichts, wir sagen „Morgen kaufen wir 3 Flaschen, oder 4 oder 5!“. Später Drama, so ein Drama, das eben kommt, wenn man Rotwein trinkt. Ich hab das Gefühl, jeder, auf den ich zu tanzen, tanzt vor mir weg. Die Musik finden wir alle doof. Warum wir trotzdem erst um 5 im Zelt sind, kann ich mir nicht erklären.“ Sandra, Studentin am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, führte auf zersaugt.blogspot.de: „Prosanova: ein Festival-Tagebuch“
…über mein PROSANOVA-Gespräch mit Kathrin Passig schreibt Sandra:
„Wir sind viele, das Gespräch zwischen Stefan Mesch und Kathrin Passig ist sehr nett und interessant. Und Stefan Mesch sollte man wohl wirklich auf Facebook folgen.“
vielen Dank!
Ekkehard Knörer schreibt zu meinem Gespräch und meinen Texten:
„Einen schönen Stunt gab es am Freitag: Kathrin Passig und Dirk von Gehlen sprechen über das Digitale und die Literatur. So war das angekündigt. Auf der Bühne aber alles verkehrt. Kathrin Passig mit einem riesigen Namensschild “Dirk von Gehlen” um den Hals. Dirk von Gehlen trägt das Namensschild “Kathrin Passig”. Sie vertreten des jeweils anderen Positionen und ziehen das ziemlich souverän durch. Es kommt allerdings so erheiternd wie erschwerend hinzu, dass Kathrin Passig (als Dirk von Gehlen) zwar Kathrin Passig ist, aber Dirk von Gehlen (als Kathrin Passig) ist nicht Dirk von Gehlen. Dargestellt wird er nämlich von Stefan Mesch, einem Hildesheim-Absolventen. Er ist einer, der die Sache mit der Literatur außerordentlich ernst nimmt. Seit Jahren schreibt er an seinem ersten Roman, er soll im Sommer 2015 fertig sein. Es gibt auch ein Blog. Stefan Mesch liebt die Liste, das Durchnummerieren. Im Irgendwas mit Schreiben-Band hat er ein 100-Punkte-Manifest in eigener Sache verfasst. Ein ziemlich toller Text, schonungslos, nicht auf einen Nenner zu bringen, offen, peinlich, ehrlich, narzisstisch, nicht auszurechnen. In Paragraph 18 bringt er die Schreibschulsache in subjektiver Richtigkeit auf den Punkt:
„Ich will nicht wissen, ob viele Texte/Kurzgeschichten, die ich in Hildesheim diskutierte und verbessern half, die allerletzten Geschichten waren, die meine Freunde schrieben. ‘Höchstens drei von euch machen später mit Romanen Karriere’, klärte Hanns-Josef Ortheil schon in Woche 1. Wir waren 14 Anfänger – und schreiben heute, zehn Jahre später, fast alle noch in irgend einer Form. Doch ‘Roman-Autor(in), veröffentlicht’ dürfen sich tatsächlich nur Kai und Nora nennen, bisher. Für mich war Hildesheim eine Schreib- und Lebensverhinderungsanstalt. ‘Durchlässig wie Badeschaum’? ‘Offene Türen’?! Oft half über Monate nur grimmiges Weiterschreiben – während Freunde heulten und den Kübler-Ross-Phasen des Aufgebens folgten wie in jeder anderen Casting- und Reality-Show, ihre Romanversuche löschten, Nischen der Kultur-Vermittlung suchten, die schneller Lob oder besser Bezahlung brachten. (Dass bei diesem Ausharren, Weiterschreiben, Sich-Nicht-Beirren-Lassen auch reiche Eltern oder ein Arztsohn-Ego helfen – klar!)“
.
…more to come (Süddeutsche Zeitung bisher nur in der Printausgabe!)
- über 60 Fotos von mir (Link)
- über 120 Fotos von Veronika Kaiser, Johanna Baschke und Marco Müller (Link)
- fast alle Lesungen als Podcast / zum Nachhören bei Litradio.net (Link)
Mein Video zu Prosanova 2008 [ich war damals Teil der Künstlerischen Leitung]:
Ein Kommentar