Jeden Winter suche ich Romane / Neuerscheinungen und mache eine erste Liste für die Bücher des Jahres:
Eine erste Auswahl der literarischen Neuerscheinungen, die ich bis Ende des Jahres u.a. für ZEIT Online (an-)lesen, sichten, sortieren will.
Hier meine Auswahl für 2015. Ergänzungen / Empfehlungen sind willkommen – vielen Dank! Im Lauf der nächsten Wochen kommen noch ca. 200 weitere Titel.
Freundin W. hat die wichtigsten auf Deutsch erscheinenden Bücher 2015 hier aufgelistet – in einem Ranking bei Goodreads: Link.
Ich selbst habe im Dezember Buchcover 2015 gesammelt und nach Trends sortiert, hier.
- 2013 gelesen und geliebt:
M.
Maria Semple: „Wo steckst du, Bernadette?“ / „Where did you go, Bernadette?“, satrischer, überraschender, warmherziger und mutig konstruierter Familienroman zwischen David Foster Wallaces „Unendlicher Spaß“ und… „Gilmore Girls“. (btb, 384 Seiten, 12. Januar 2015. Goodreads: 3.92 von 5)
- Arthur Miller: „Fokus“ (alter deutscher Titel: „Brennpunkt“) / „Focus“, „Mad Men“-artiger Büro- und Kleinbürger-Roman über Rassismus und Antisemitismus in Manhattan und Brooklyn 1945. Eins meiner Lieblingsbücher 2014. (S. Fischer, 280 Seiten, 20. August 2015. Goodreads: 3.76 von 5)
- Jonathan Evison: „Umweg nach Hause“ / „The Revised Fundamentals of Caregiving“, sympathischer, aber erwartbarer, langsamer und gegen Ende flacher Mainstream-Roman über die Freundschaft eines depressiven häuslichen Pflegers zu seinem Klienten, einem Teenager im Rollstuhl. Für Fans von Jonathan Tropper oder „Shotgun Lovesongs“; Deutsch von Isabel Bogdan. Evisons erster Roman, „Alles über Lulu“, ist besser. (Kiepenheuer & Witsch, 384 Seiten, 9. Februar 2015.August 2015. Goodreads: 3.80 von 5)
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angelesen und gemocht:
Update, Frühling 2015. weitere Empfehlungen hier (Deutschlandradio Kultur, Link):
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01: CHIGOZIE OBIOMA, „Der dunkle Fluss“ / „The Fishermen“
- Nigeria: Als ihr Vater plötzlich verschwindet, wollen zwei Brüder vom Fischfang leben.
- Literarischer Thriller aus Sicht eines Neunjährigen.
- 313 Seiten, 13. Februar 2015, Aufbau Verlag [Amazon | Ocelot | Goodreads]
02: JAN HIMMELFARB, „Sterndeutung“
- Arthur Segal, Jude und Überlebender des Holocaust, lebt als Autohändler in der Ukraine: Anfang der 90er Jahre blickt er zurück auf sein Leben.
- 394 Seiten, 19. Januar 2015, C.H. Beck [Amazon | Ocelot | Goodreads]
03: MICHAEL FEHR, „Simeliberg“
- Literarische Adaption eines Grimm-Märchens als Schweizer Hinterwäldler-Noir-Thriller in Versen und Mundart. (Wow.)
- 144 Seiten, Februar 2015, Der gesunde Menschenverstand [Amazon | Leseprobe | Goodreads]
04: TERÉZIA MORA, „nicht sterben“
- Poetikvorlesungen einer meiner deutschsprachigen Lieblingsautorinnen.
- 160 Seiten, 23. Februar 2015, Luchthand [Amazon | Ocelot | Goodreads]
05: FAVEL PARRETT: „Der Himmel über uns“ / „When the Night Comes“
- Atmosphärischer Mainstream-Roman über ein junges Mädchen in Hobart, Tasmanien, das sich mit einem Seefahrer befreundet.
- (..die früheren Bücher Parretts haben noch bessere Kritiken.)
- 220 Seiten, 14. Februar 2015, Hoffmann und Campe [Amazon | Ocelot | Goodreads]
05: NICOLAS BREUEL, „Schlossplatz, Berlin“
- Ein nervöser, naiver (?) Bundestagsabgeordneter denkt während einer Zwangspause an der Nordsee neu über seine Ziele und Werte nach.
- 280 Seiten, 1. März 2015, dtv [Amazon | Ocelot | Goodreads]
06: MARC DEGENS, „Fuckin‘ Sushi“
- Coming of Age in Bonn: eine Schülerband schafft den Durchbruch. Zu welchem Preis?
- 320 Seiten, 18. Februar 2015, Galiani [Amazon | Ocelot | Goodreads]
07: LINUS REICHLIN, „In einem anderen Leben“
- Ein Kunstfälscher in Berlin trifft auf die Jahrzehnte alten Lebenslügen seiner Eltern und seiner Jugend. Dick aufgetragen – aber sympathisch.
- 384 Seiten, 29. Januar 2015, Galiani [Amazon | Ocelot | Goodreads]
08: DIETMAR SOUS, „Roxy“
- Außenseiter- und Schulversagerroman über die 70er Jahre.
- 144 Seiten, 13. Februar 2015, Transit [Amazon | Ocelot | Goodreads]
09: XIFAN YANG, „Als die Karpfen fliegen lernten: China am Beispiel meiner Familie“
- Xifan Yang, in Deutschland aufgewachsen, schreibt über ihre Eltern und Großeltern.
- 335 Seiten, 23. Februar 2015, Hanser Berlin [Amazon | Ocelot | Goodreads]
10: LÁSZLÓ KRASZNAHORKAI, „Die Welt voran“
- Kurzgeschichten, Sprachexperimente, Verwirrspiele: experimentelle Prosastücke des ungarischen Avantgarde-Erzählers.
- 416 Seiten, 19. Februar 2015, S. Fischer [Amazon | Ocelot | Goodreads]
11: SIFISO MZOBE, „Young Blood“
- Young-Adult-Literatur aus Südafrika: ein junger schwarzer Schulabbrecher wird zum Kriminellen.
- 274 Seiten, 16. Februar 2015, Peter Hammer [Amazon | Ocelot | Goodreads]
12: TOM DRURY, „Das stille Land“ / „The driftless Area“
- Eine Affäre in der Provinz, eine allein lebende Nachbarin und eine Kette aus Zufällen… oder geheimen Plänen?
- 216 Seiten, 31. Januar 2015, Klett-Cotta [Amazon | Ocelot | Goodreads]
13: ARNO GEIGER, „Selbstportrait mit Flusspferd“
- Nach einer Trennung verbringt ein Veterinärsstudent einen Sommer mit der Pflege eines Zwergflusspferdes. Schönes Sommerbuch? Oder Kitsch?
- 288 Seiten, 2. Februar 2015, Hanser [Amazon | Ocelot | Goodreads]
14: DAGNY GIOULAMI, „Alle Geschichten, die ich kenne“
- Schrulliger, leichter Südosteuropa-Roman über eine junge Frau aus Zürich, die spontan nach Griechenland reist.
- 160 Seiten, Februar 2015, weissbooks [Amazon | Ocelot | Goodreads]
15: SIBYLLE KNAUSS, „Das Liebesgedächtnis“
- Eine Schriftstellerin wird im Alter dement… und schreibt gegen den eigenen Verfall an.
- 192 Seiten, 9. Februar 2015, Verlag Klöpfer & Meyer [Amazon | Ocelot | Goodreads]
16: MICHÉLE BERNSTEIN, „Alle Pferde des Königs“
- Hipster-Literatur, im Original erschienen 1960:
- Bernstein, eine junge Situationistin, parodiert den psychologischen Roman Frankreichs so geschickt und erfolreich, dass ihr (ironisches?) Buch als großer Jugend- und Beziehungsroman gefeiert wird.
- 128 Seiten, 25. Februar 2015, Edition Nautilus [Amazon | Ocelot | Goodreads]
17: SEMJON VOLKOV, „Idiotenbus“
- der Alltag eines jungen Mannes mit geistiger Behinderung in einer Werkstatt.
- Rollenprosa, ein bisschen gewollt-drollig / lesebühnenhaft.
- 200 Seiten, 12. Januar 2015, Verlag tredition [Amazon | Ocelot | Goodreads]
18: FLORIAN GANTNER, „Trockenschwimmer“
- Ein junger, melancholischer Versager in Österreich blickt zurück auf seine Alltags-Niederlagen… und ein (kleines) Verbrechen.
- 192 Seiten, 12. Februar 2015, Edition Laurin [Amazon | Ocelot | Goodreads]
19: RICHARD McGUIRE, „Hier“ / „Here“
- der selbe Bildausschnitt, immer neu über ganze Epochen hinweg gezeigt:
- Graphic Novel über Zeit und Wandel.
- 300 Seiten, 10. Dezember 2014, Dumont [Amazon | Ocelot | Goodreads]
- J.G. Farrell: „Die Belagerung von Kriscnapur“ / „The Siege of Krishnapur“, historischer Roman über einen jungen Briten in Indien 1857, im Original schon 1973 erschienen und Teil zwei der „Empire Trilogy“. Band 1, der Irland-Roman „Troubles“, interessierte mich weniger. (Matthes & Seitz, 400 Seiten, Februar 2015. Goodreads: 3.88 von 5)
- John Williams: „Butcher’s Crossing“, melancholischer Western vom Autor von „Stoner“, im Original erschienen 1960. (dtv, 368 Seiten, 1. März 2015. Goodreads: 4.09 von 5)
- Siri Hustvedt: „Die gleißende Welt“ / „The Blazing World“, New-York-Roman über eine Künstlerin, die ihre Arbeit hinter drei Männernamen versteckt, um Sexismus zu entgehen. (Rowohlt, 512 Seiten, 24. April 2015. Goodreads: 3.65 von 5)
- Karen Joy Fowler: „Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke“ / „We are all completely beside ourselves“, überraschender Familienroman über ein altes Trauma… und Forschung an Menschenaffen. (Manhattan, 368 Seiten, 11. Mai 2015. Goodreads: 3.80 von 5)
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neue deutsche / deutschsprachige Titel:
- Daniel Kehlmann: „Kommt, Geister“, Poetik-Vorlesungen in Frankfurt 2014. (Rowohlt, 224 Seiten, 6. März 2015.)
- Judith Pinnow: „Läuft da was?“, Mutti- und Alltagskomödie für Dora-Heldt-Leser: Romandebüt einer Ex-„Tigerentenclub“-Moderatorin. (Fischer Krüger, 368 Seiten, 23. April 2015.)
- Stefan Gärtner: „Putins Weiber“, Werbetexter mit kriselnder Beziehung besucht alle Frauen seiner Vergangenheit: ‚the ones that got away‘. (Rowohlt Berlin, 256 Seiten, 24. April 2015.)
- Killen McNeill: „Am Fluss“, 1968 verbringen vier Jugendliche einen Sommer an der Donau. Jahrzehnte später treffen sich die Überlebenden: McNeill lebt in Deutschland und schrieb bisher meist Krimis. (ars vivendi, 288 Seiten, 30. April 2015.)
- Bettina Göring, Melissa Müller: „Der gute Onkel. Mein verdammtes deutsches Erbe“, Memoir der Großnichte Hermann Görings über ihre Selbstfindung in den 60ern und 70ern. Ko-Autorin Melissa Müller schrieb auch Traudl Junges Buch mit. (Droemer, 320 Seiten, 4. Mai 2015.)
- Volker Hage: „Die freie Liebe“, Student aus Lübeck verliebt sich im München der 70er Jahre in seine Mitbewohnerin: „‚Jules et Jim‘ in Schwabing“ (Luchterhand, 160 Seiten, 11. Mai 2015.)
- [Hildesheim-Absolventin / Freundin] Vea Kaiser: „Makarionissi, oder: Die Insel der Seligen“, episch-skurriler Familienroman „von Griechenland bis Niedersachsen, von den Fünfzigerjahren bis in die Gegenwart“ (Kiepenheuer & Witsch, noch keine Seitenzahl angekündigt, 11. Mai 2015.)
- Ralf Rothmann: „Im Frühling Sterben“, zwei siebzehnjährige Freunde aus Norddeutschland werden 1945 zur Waffen-SS zwangsrekrutiert und landen in Ungarn (Suhrkamp, 200 Seiten, 9. Mai 2015.)
- Ruth Schweikert: „Wie wir älter werden“, Familienroman über das Alter aus wechselnden Perspektiven dreier Generationen (S. Fischer, 256 Seiten, 21. Mai 2015.)
- Christiane Neudecker: „Sommernovelle“: An Pfingsten 1989 fahren zwei junge, idealistische Freundinnen an die Nordsee, um auf einer traurigen Beobachtungs-Station für Vögel auszuhelfen. (Luchterhand, 160 Seiten, 25. Mai 2015.)
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vielversprechende Übersetzungen – neu auf Deutsch:
- Margaret Mazzantini: „Herrlichkeit“ / „Splendore“, die lebenslange tragische Liebe zweier Italienern einer reich, verheiratet, in London; der andere aus einfachen Verhältnissen, in Rom. (Dumont, 500 Seiten, 24. Juni 2015. Goodreads: etwas maue 3.66 von 5)
- Sjón: „Der Junge, den es nicht gab“ / „Mánasteinn“, 1918: Island wird unabhängig, und ein junger Waise, Analphabet und Stummfilm-Fan verliebt sich in eine Motorradfahrerin. (S. Fischer, 160 Seiten, 23. April 2015. Goodreads: 3.87 von 5)
- Lena Andersson: „Widerrechtliche Inbesitznahme“ / „Egenmäktigt Förfarande“, eine Dichterin / Essayistin verfällt plötzlich einem Künsler und ruiniert dabei ihr Leben. (Luchterhand, 224 Seiten, 27. April 2015. Goodreads: 3.87 von 5)
- Joseph O’Connor: „Die wilde Ballade vom lauten Leben“ / „The Thrill of it all“, 25 Jahre im Leben von vier Briten und Iren, die in den 80er Jahren im College eine weltbekannte Rockband gründen. Passable Kritiken. Pathetische Klappentexte. (S. Fischer, 416 Seiten, 7. Mai 2015. Goodreads: 3.75 von 5)
- Haruki Murakami: „Wenn der Wind singt | Pinnball 1973“, die beiden ersten, zusammenhängenden Romane Murakamis, erschienen 1979 und 1980. Jetzt erstmals auf Deutsch (Dumont, 350 Seiten, 20. Mai 2015. Goodreads: 3.92 von 5)
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Übersetzungen – mit schlechten Kritiken:
- Davide Longo: „Der Fall Bramard“ / „Il Caso Bramand“, Lehrer und Ex-Kommissar jagt einen Frauenmörder in einem italienischen Bergdorf. (Rowohlt, 320 Seiten, 24. April 2015. Goodreads: 3.50 von 5)
- Marie Calloway: „Es hat echt überhaupt nichts mit dir zu tun“ / „what purpose did i serve in your life“, anonyme Blog-Texte / autobiografische Short Stories über den Sex und die Beziehungen einer New Yorkerin Anfang 20 (Ullstein, 320 Seiten, 8. Mai 2015. Goodreads: 3.55 von 5)
- Boris Razon: „Palladium“, junger Journalist in Paris „erkrankt am Guillain-Barré-Syndrom, einer lebensbedrohlichen Nervenentzündung, die zur vollkommenen Lähmung führen kann“ (Ullstein, 336 Seiten, 8. Mai 2015. Goodreads: 3.23 von 5)
- „Tiefe Wellen“ / „Inland“, Young-Adult-Horror-Fantasy über ein junges Mädchen, das nach dem Ertrinken ihrer Mutter ans Meer zieht… und Familiengeheimnisse aufdeckt. (Fischer FJB, 416 Seiten, 21. Mai 2015. Goodreads: 3.36 von 5)
- Elizabeth Kelly: „Die offizielle Verabschiedung meiner langjährigen Kindheit“ / „The Last Summer of the Camperdowns“, skurriler Young-Adult-Krimi über eine Zwölfjährige, die während eines letzten Sommers in Cape Cod einen Mord beobachtet. (Blessing, 450 Seiten, 25. Mai 2015. Goodreads: 3.48 von 5)
- Paul Harding: „Verlust“ / „Enon“, eine Familie in Neuengland nimmt Abschied: Familienchronik mit einigen Nachfahren der Figuren aus Hardings Pulitzer-Roman „Tinkers“ (Luchterhand, 256 Seiten, 15. Juni 2015. Goodreads: 3.36 von 5)
- Lisa O’Donnell: „Die Geheimnisse der Welt“ / „Closed Doors“, britischer Coming-of-Age-Roman über einen Elfjährigen, häusliche Gewalt und Geheimnisse in einem kleinen Dorf (Dumont, 256 Seiten, 22. Juli 2015. Goodreads: 3.54 von 5)
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angelesen – und nicht gemocht:
- Penelope Lively: „Wenn eins zum anderen kommt“ / „How it all began“, tantiger London-Roman über eine Kette von Zufällen, die sieben Menschen „das Leben durcheinanderwirbeln“ (C. Bertelsmann, 288 Seiten, 27. April 2014. Goodreads: 3.45 von 5)
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interessante Auslandstitel, noch ohne Wertung:
- Patrice Leconte: „Die Liebe ist ein guter Grund, den Ärmelkanal zu durchschwimmen“ / „Le garcon qui n’existait pas“, Mainstream-Underdog-Romantik über einen jungen Mann, der ständig übersehen wird. Piper, 448 Seiten, 31. März 2014. Goodreads: noch keine Wertungen)
- Michail Ossorgin: „Eine Straße in Moskau“, wiederentdeckter Montage-Roman über Moskau, 1914 bis 1920 (Die Andere Bibliothek, 500 Seiten, 20. Juli 2015.)
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verwandte Links:
- Herbst 2014: Romane (Link)
- Frühling 2014: Romane (Link)
- Herbst 2013: Romane (Link)
- Frühling 2013: Romane (Link)
- Bücher finden / entdecken: Tipps / Adressen (Link)
. - Lieblingsbücher 2012 (Link)
- Lieblingsbücher 2011 (Link)
- Geschenke / Buchtipps 2013 (Link)
- junge deutschsprachige Literatur: 50 Empfehlungen (Link)
und, jeden Monat neu:
Underdog Literature: 15 unbekanntere Bücher (Link; monatlich neu)
„neue Bücher 2015“-Listen anderer Blogs:
…gesammelt von Muromez (Link)
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