
Ein fallender Engel? Ikarus? Titelillustration zu „zimmerlautstärke“
Reiner Kunze, der in diesem Jahr den Memminger Freiheitspreis und den Thüringer Literaturpreis erhält, ist bekannt für sein Prosabuch „Die wunderbaren Jahre“ (1976), nach dessen Veröffentlichung er die DDR verlassen musste, und seine aufs Knappste verdichtete Lyrik, die er ausschließlich in Kleinschreibung („sensible wege“, „die mauer“) verfasst.
Der Gedichtband „zimmerlautstärke“, ursprünglich 1972 bei S. Fischer erschienen, fällt in der letzten Auflage von 2003 aber auch durch seine ungewöhnliche Umschlaggestaltung ins Auge: unterhalb von einem einfachen Holzschnitt erscheinen Autor, Titel und Verlag linksbündig in schwarzer Schrift auf einer reinen weißen Fläche. Das nur 67 Seiten starke Taschenbuch wirkt dadurch federleicht, was in einem paradoxen Verhältnis zu der politischen Tragweite von Kunzes DDR-kritischen Veröffentlichungen steht.
N.B.: Die oben gezeigte Umschlagabbildung mache mich mir nicht zu eigen. Alle Rechte verbleiben bei ihren jeweiligen Inhabern.
Übrigens: Einen ganzen Blog zum Thema „Schöne Bücher“, mit Schwerpunkt auf dem amerikanischen Buchmarkt, gibt es bei Joseph Sullivans Book Design Review (via goldmag und stefan-niggemeier.de).
Nicht alles was Serifen hat, ist Times, der fallende engel ist wohl eher Ikarus
Argument.