Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.
Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?
Dass wir heute Maria Glusgold-Drews mit ihrem Buchladen MaschaKascha – Schöne Bücher etwas näher kennenlernen, der in Hannover zu finden ist, haben wir Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim zu verdanken.
Eine Skizze vom Laden …
Den Laden gibt es seit Juni 2011, an die heutige Adresse umgezogen sind wir im Oktober vergangenen Jahres. Allgemeines Sortiment, Schwerpunkt auf Kinderbuch.
Warum sind Sie Buchhändler/in geworden?
Ich habe tatsächlich mit Anfang 20 gedacht, mach mal dein Hobby zum Beruf. So richtig Ahnung hatte ich nicht.
Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?
Nein. Und schon gar nicht, wenn es für mehr als einen selbst reichen muss (finanziell).
Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?
Ich habe jahrelang eine Pause vom Buchhandel gemacht, nach einigen Buchläden, in denen ich gearbeitet habe und einigen Stationen in Verlagen. Ich konnte mir lange Zeit nicht mehr vorstellen, als Buchhändlerin zu arbeiten, da die Arbeit bei meinen früheren Arbeitgebern reine Verkaufstätigkeiten waren ohne Möglichkeit zur Mitsprache. Das heißt, es hat sich gravierend etwas für mich geändert, da ich mich selbständig gemacht habe und nun genau das machen kann, was und wie ich es möchte.
Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?
Mein Internetauftritt wird momentan überarbeitet, um die Bestell-oder Nachfragewege möglichst unkompliziert zu machen. Viele Kunden bestellen aber sowieso schon per Mail bei mir oder schicken eine SMS.
Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?
Sollte eine Buchhandelskette in der Nähe aufmachen.
Wie halten Sie es mit dem E-Book?
Ich bin leider ein totaler Looser, was das angeht. Zu meinem Glück wird das in meinem Laden so gut wie gar nicht angefragt. Aber ich weiß, ich muss mich damit ernsthafter auseinandersetzen. Ich bin gar nicht prinzipiell gegen E-Books, ich habe nur überhaupt keine Beziehung zu ihnen und muss mich immer ein wenig zwingen. Aber ich werde es angehen! Jawohl!
Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?
Ich biete sowieso schon Titel von Self Publishern an. Ich finde es enorm wichtig, eine Plattform zu haben, auf der man ausprobieren kann. Ich habe einige Titel am Lager, die in Kleinstauflagen produziert wurden und die durchaus auch verkauft werden.
Wie verkauft man heutzutage Bücher?
Wir bieten eine gute Beratung. Bei uns arbeiten nur ausgebildete Buchhändler. Das ist mir wichtig. Bei so einem kleinen Laden, wie MaschaKascha es ist, wird man von einigen Kunden sowieso schon nicht für voll genommen. Da ist mir eine fundierte Beratung wichtig. Außerdem ist der Laden ein sozialer Treffpunkt. Man sitzt auf der Bank, trinkt Kaffee und lässt die Kinder in dem eigens dafür eingerichteten Spielzimmer spielen. So kommt für alle Ruhe und Gemütlichkeit rein und die Hetze des Alltags kann draußen bleiben. Ich gehe immer individuell auf Kundenwünsche ein. Sei es ein Lieferservice, Wunschlisten, die wir für Kunden anfertigen, besonders ausgewählte NonBooks, Lesungen…Wichtig ist immer, sich die Zeit zu nehmen und dem Kunden ernsthaft zuzuhören. Das ist oft schon die halbe Miete.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?
Bessere Rabatte, die zugeschnitten sind nicht nur auf Absatzzahlen sondern auch auf die Ladengröße. Keine Kleinstsendungen. Ansonsten bin ich eigentlich ganz glücklich mit den Verlagen, mit denen ich zusammenarbeite.
Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass der Landesverband aktiver auf die Mitglieder zuginge mit Aktionen und Ideen, und nicht nur Newsletter verschickte, die so unpersönlich aufgemacht sind. Die Staffeln der Mitgliedsbeiträge könnten mal angepasst werden an kleine Buchhandlungen.
Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?
Weil der persönliche, menschliche Kontakt und die dazugehörige Kommunikation durch nichts ersetzt werden können. Weil es Freude bereitet, wenn man „erkannt“ wird mit seinen Wünschen. Und zwar auf beiden Seiten. Es ist dieses Innehalten in dem meist so gehetzten Alltag. Es ist ein Stück weit Geborgenheit, die man dazukauft. Für mich zählen Bücher und Gespräche und noch Tee oder Kaffee zu den wirklich existenziellen Dingen. 🙂
Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?
Die Buchhandlung Bücherwurm in Hannover und die Bücherbutze in Nienburg. Buchladen meiner Kindheit – und es gibt ihn immer noch! Leider ohne Online-Präsenz.
Vielen Dank, dass Sie dabei sind. Mascha Kascha findet Ihr übrigens auch bei Facebook.
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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier
Zu Wort gekommen sind bislang:
Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen
Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt
Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm
Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg
Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen
Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen
Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau
Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde
Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental
Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg
Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz
Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen
Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher
Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim
Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung
Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg
Britta Beecken von der Berliner Buchkantine
Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist
Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg
Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden
Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber
Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien
Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist
Bettina Haenitsch mit der Buchhandlung der buchladen in Seligenstadt
Gustav Förster mit der Wein-Lese-Handlung Förster, die in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen zu finden ist
John Cohen von der Hamburger Buchhandlung cohen + dobernigg
Beate und Mischa Klemm mit der Buchhandlung lesen und lesen lassen, die ihren Sitz in Berlin/Friedrichhain hat