Dass lose Gespräche mit bibliophilen Bloggern ein brauchbarer Kompass sein könnten, um sich im Dickicht der buchaffinen Netzszene etwas besser zurechtzufinden, dies fand inzwischen viel positive Resonanz. Die Interviewreihe, die Petra Gust-Kazakos am 5. September an den Start brachte, nahm schnell Fahrt auf. Mit der Lesewelle, deren Urheberin sich gestern präsentiert hat, haben wir inzwischen 20 Blogs, deren Betreiber und Intentionen näher kennengelernt. Ein großes Dankschön gebührt allen Gesprächspartnern. Außerdem meine ich, dass man nun ein erstes Resümee versuchen könnte.
Mit einer Frankophilen, die in Paris lebt, einem Türken aus Istanbul, drei Schweizerinnen, einem deutschen Blogger, der in Norfolk wohnt, zwei Literaturbloggern aus Österreich und allerlei Empfehlungen, die über die deutschen Sprachgrenzen hinausführen, kann man guten Gewissens behaupten, dass das Projekt internationales Flair entwickelt. Angenehm ist auch, dass das ungleiche Verhältnis zwischen den Geschlechtern, das ich am 30. September noch konstatierte, sich im vergangenen Monat etwas zugunsten der weiblichen Anteile verschoben hat. Die Frauen haben zwar aufgeholt, überholt haben sie die männlichen Buchblogger allerdings noch nicht.
Mehr als das Gender-Ungleichgewicht, das aktuell bei 8 : 12 liegt, überrascht mich, dass das Bloggen über Bücher und den Literaturbetrieb offenbar ein Kinderspiel ist. Abgesehen von Selçuk, dessen Plattform in der Türkei zweitweilig verboten war, schilderte bislang kein einziger meiner 20 Gesprächspartner, dass dabei dezidierte Probleme oder Hindernisse auftreten. Dies wiederum steht im Widerspruch zu dem Erfahrungsbericht eines Bücherwurms, der vor wenigen Tagen im Social Web seine Runden machte. Und zwar berichtete die Bloggerin über Situationen, in denen sie es hasst, ein Blogger zu sein. Wie das? U.a. musste sie sich gegen Bashing zur Wehr setzen, weil sie sich weigerte, unaufgefordert zugestellte Titel zu besprechen. – Doch lest selbst …
Solch negative Erfahrungen spiegeln die Interviewbeiträge hier jedenfalls nicht. Zwar beklagen die Gesprächspartner durchgängig Zeitmangel oder gewisse technische Probleme, die sich im Anfangsstadium allerdings legen. Selten wird die Sinnfrage gestellt: „Wozu machst du das eigentlich? Das liest doch eh niemand, das braucht die Welt doch nicht, niemand wartet auf deine Texte“, fragt Sandra Matteotti sich in ihrem Beitrag.
Gelegentlich stößt man auf Selbstzweifel, ob man den eigenen bzw. den Ansprüchen anderer genügt und ob man Atem genug hat, um kontinuierlich zu bloggen. Bisweilen schimmert auch durch, dass ausbleibende Resonanz und magere Klickraten die Freude am Bloggen mindern. Ab und zu wird zudem bemängelt, dass die Debattier- bzw. Kommentarfreudigkeit in der bibliophilen Netzszene nur wenig ausgeprägt ist. Im Großen und Ganzen stimmt man jedoch unisono darin überein, dass bibliophile Blogger keine Hürden zu nehmen hätten.
An einem solchen Bild einer „schönen heilen Blogger-Welt“ kratzen vereinzelt allerdings die Kommentare. So wurden beispielsweise im Zusammenhang mit dem ungleichgewichtigen Genderverhältnis Überlegungen angestellt, warum Bloggerinnen (in der öffentlichen Wahrnehmung) eine Minderheit stellen. Klausbernd beklagte die Tendenz, dass auf Blogs „eine Kultur affirmativer Inhaltslosigkeit“ gepflegt wird. An anderer Stelle legte er wiederum dar, dass es keine Perspektive sein kann, Kultur im Netz auf Dauer kostenlos zur Verfügung zu stellen. Und Dieter Wunderlich berichtete in einem seiner Kommentare von Situationen, in denen er sich ausgebeutet fühlt. Flattersatz thematisierte eine Abhängigkeit von der Plattform, auf der gebloggt wird, und Mila wies in einer Randbemerkung darauf hin, dass eine öffentliche Selbstdarstellung auch der Tendenz Vorschub leisten kann, sich in einem möglichst positiven Licht zu präsentieren. Deutliche Kritik an der Bloggerkultur übte Martin alias emhaeu, der Rumgekritzelt betreibt, in einem seiner Kommentare zum Gespräch mit Klausbernd:
In viele Blogs und Communities ist eine seltsame Höflichkeit eingezogen, im ursprünglichen Sinne: Courtoisie – Leben nach der Etikette des Hofes. Und wie in der Kultur der adligen Höfe der vorbürgerlichen Zeit zieht sich ein Regelwerk durch die Blogsphäre, die sowohl den Austausch wahrer Empfindungen als auch eine ehrliche Diskussion verhindert. […]. Fein, wer von uns würde nicht gerne ständig gelobt? Aber sind wir tatsächlich alle so schwach, haben wir ein derart zerbrechliches Selbstbewusstsein, dass jeder Anflug von Kritik vermieden werden muss, dass das „Like it“ zum Pflichtprogramm degeneriert? Wäre sehr schade, weil das Medium doch eigentlich wie geschaffen ist für einen Austausch.
Und nun frage ich mich, warum dieser Kuschelkurs, beobachtet ihr das auch? Und: Ist das etwa eine Besonderheit der bibliophilen Szene, dass man sich die Welt im Netz lieber heil und schön bzw. rosa schreibt?
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Als ich vor zwei Tagen Deinen Denkanstoss gelesen habe, gab es noch nicht so viele Kommentare. Soll ich jetzt überhaupt noch etwas dazu sagen?
Ich lese Blogs mit und ohne Kommentarfunktion, kommentiere allerdings gerne, wenn ich etwas zu dem betreffenden Gegenstand zu sagen habe.
Auf meinem Blog ist kein Like-it-Stempelchen möglich. Vor wenigen Wochen habe ich mich bei WordPress registrieren müssen und kann jetzt selbst eine solche Spur hinterlassen, was ich bisher einmal eingesetzt habe, um mich danach sofort wieder zu hinterfragen.
Ich verstehe zwar das Argument, mit diesem schnell ein Zeichen zu setzten. Es erinnert mich allerdings auch an die Grundschullehrerin mit ihrem vielen bunten Stempelchen. Wurde eine Aufgabe besonders gut erledigt, erhält sie ein Blümchen. Kinder finden dies angeblich motivierender als ein Gespräch. Ein Gespräch macht Mühe und kostet Zeit, zeigt aber auch Respekt und wirkliches Interesse.
ob du noch etwas dazu sagen sollst? Na, aber sicher! Schließlich stellen wir hier doch unter Beweis, ob wir debattierlustig oder -unlustig sind …
Scherz beseite. Das „like it“-Stempelchen halte ich bei Blogs für sehr viel weniger problematisch als bei Facebook. Meine Kritik daran bezog sich in erster Linie auf dieses angesagte soziale Netzwerk. Da ist zum einen der dort grassiernde inflationäre Gebrauch des Button zu beanstanden, womit Beifallsbekundungen unweigerlich an Wert verlieren. Zum anderen unterstelle ich, dass vielen Gefällt-mir-Klicks keine eingehendere Beschäftigung mit dem Gegenstand vorausgegangen ist, die zu Gefallen scheinen. Womit dem Urheber das Gegenteil dessen erwiesen wird, was Sinn einer Beifallsbekundung sein sollte.
Ich befürchte sogar, dass die Unsitte, die ja inzwischen zur Gepflogenheit wurde (noch schlimmer: Es gehört mittlerweile sogar „zum guten Ton“ gefällt-mir zu klicken) weitreichende Folgen haben könnte: auf den zwischenmenschlichen Umgang, den gesellschaftlichen Diskurs etcpp. Das erschreckt mich und hält mich davon ab, den Button bei Facebook zu benutzen.
Hin und wieder sage ich mir: Gottlob führt das Netzwerk den vielfach eingeforderten Button „gefällt mir nicht“ nicht ein! Die wissen vermutlich, warum sie das nicht tun. Der würde ähnlich unreflektiert zum Einsatz kommen wie der „gefällt mir“-Knopf. Mit weit aus schlimmeren Folgen allerdings als der Beifallsbekundungsklick. Der tut nicht weh, nee der tut vermeintlich ja sogar gut …
Ich habe ja im Blog eine Taste für Buhrufe. Deren Verwendung ist höchst kurios: Meistens traut sich keiner, die zu klicken, obwohl das absolut anonym ist. Nur wenn ich mal wieder einen besonders provozierenden Beitrag geschrieben habe oder einen Artikel, der sich über Sachverhalte des Mainstream lustig macht, wird fleißig gebuht. Ich kann sagen, wenn sich Applaus und Buhen etwa die Waage halten, war der Artikel richtig gut und erreicht die größte Leserschaft.
Das ist wie bei Büchern – diejenigen, über die man am heftigsten streitet, die sind im Gespräch und werden gekauft, nicht diejenigen mit den Eierkuchen-Streicheleinheiten 😉 Insofern kann ich nur ermuntern, mehr „gegen den Strich“ zu wagen.
Übrigens habe ich manchmal schon drum gebeten, doch bitte nicht nur zu buhen, sondern mir den Widerspruch ins Gesicht zu blasen. Da kamen tolle Gespräche dabei heraus!
Für diejenigen, die in Punkto Definition des Wortes „Blog“ noch etwas unsicher sind, hier ein kleiner Hinweis: http://de.wikipedia.org/wiki/Blog ! Vielleicht hiflt dies etwas weiter, die unterschiedlichen Intentionen, Inhalte etc. von Blogs und auch den Umgang mit Blogs und Bloggern neu zu betrachten, zu analysieren und zu vergleichen…
Danke für den Link. Allerdings finde ich manche Thesen, die dort vorgestellt werden, nicht ganz nachvollziehbar. Beispielsweise: „Die Diskrepanz zwischen Zahl der weiblichen Blogger und Wirkungsgrad ihrer Blogs belegen auch Seiten wie die „Deutschen Blogcharts“, die eine laufend aktualisierte Auflistung der 100 reichweitestärksten deutschen Weblogs bieten.“ – die Blogcharts werden zwar nicht mehr aktualisiert, aber wenn ich mir die Liste vom November 2011 ansehe, finde ich jede Menge kommerzielle Blogs darunter – und dann ganz viele „Personal-Blogs“ von Frauen.
Ach, by the way: Es gibt sie auch, die Zwitterwesen zwischen den sogenannten A-Blogs (für Alpha-Blog) und Personal-Blogs (sind das dann P-Blogs? Vorher kannte ich nur H-Blocks). Ist zwar kein Buchblog, zeigt aber ziemlich prägnant, dass sich angebliche „Frauen“themen sehr wohl mit politischen Statements (angebliche „Männer“themen) vertragen… http://cat-und-kascha-rote-tupfen.blogspot.de/
Für die Vielfalt unter den Blogs – seien sie nun A, P, Non-P, L oder JF (just for fun)…
Da stelle ich die These in den Raum, dass die Debattier- und Kommentarlust in der bibliophilen Bloggerszene nur wenig ausgeprägt sei, und was macht ihr? Ihr demonstriert, dass das Gegenteil der Fall ist.
Das „gefällt mir gar arg sehr“ 😉 Über eure differenzierten Stellungnahmen und weiterführenden Überlegungen freue ich mich sehr. Nahe geht mir, dass die aufgeworfenen Fragen vielfach aus persönlichen Perspektiven beleuchtet werden. – Ein „Like-It“ meinerseits für jeden, der hier beitrug.
Mir führen die Kommentare nachdrücklich vor Auge, dass Probleme und Fragestellungen rund um die „Bloggerkultur“ umtreiben und bewegen. Aber: Offensichtlich tauschen wir uns miteinander darüber zu selten aus ..
Deshalb sehe ich vor, eure Beiträge gelegentlich zu resümieren. Ja, ich meine, wir sollten die hier aufgeworfenen Fragestellungen nicht aus dem Auge verlieren und diese, soweit es uns möglich ist, weiterhin hinterfragen . – Danke für euer aller Mittun!
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@ Gesine von Prittwitz:
„Mir führen die Kommentare nachdrücklich vor Auge, dass Probleme und Fragestellungen rund um die “Bloggerkultur” umtreiben und bewegen.Offensichtlich tauschen wir uns miteinander darüber zu selten aus“
Genau das ist eine, wenn nicht die zentrale Herausforderung…und es wird noch eine Weile dauern, bis sich zur Bloggerkultur auch eine qualitativ hochwertige Kommunikationskultur herausbildet, was meiner Einschätzung nach nie flächendeckend, sondern stets punktuell bleiben wird, also auf ein Blog, auf einen Post, auf einen überschaubaren Kreis von Menschen bezogen. Alle andere überfordert..
Well, well, die Wahrheit ist konkret. Läuft hier nicht gerade eine Auseinandersetzung ab, die zeigt, wie in höflicher Form Unterschiede und Kritiken formuliert werden können? Höflichkeit wurde augenscheinlich in „unseren Kreisen“ gelernt. Ich sehe das Bloggen, wie es auch einmal Petra formulierte, als digitale Version eines Salons an und so will ich meinen nicht nur literarischen Blog verstanden wissen – und zwar ganz klar als elitär und damit ist die Form vorgegeben. Der Like-it-Buttom … Auch ich find`s toll, viele Like-its zu bekommen und gebe – z.B. wenn ich unterwegs bin (wie gerade) – auch nur Like-its, das ist so wie eine Postkarte mit „wish you were here“ 😉 Es gibt doch hier kein Entweder-Oder, manchmal setzt man sein Like-it und dann wieder hat man Zeit für einen Kommentar. Wogegen ich war, sind, die allerdings hauptsächlich in Fotoblogs massenhaft auftretenden Kommentare wie thanks for sharing your great pics, das ist in der Tat inhaltslos, da täte es der Like-it-buttom auch.
Als quasi Ausländer mit meinen beiden deutschen Blogs (Norwegerin & Engländer) sehe ich hier nicht die deutsche Angst, sondern die deutsche Überproblematisierung am Werk. Wenn man nicht den Blog bekommt, den man haben will, sollte man fragen, ob man sich nicht falsch darstellt – boshaft gesagt: Jeder bekommt den Blog, den er verdient (ich glaube nicht, dass die Form buchblogimmanent ist, sie hängt von der Persönlichkeit der Bloggerin oder des Bloggers ab). Und ob mit oder ohne Like-its, well, so what?
Herzliche Grüße an euch alle, keep on blooging 😉
Klausbernd
„Und ob mit oder ohne Like-its, well, so what?“
Let the good times roll !
Ich glaube ja, dass die Bloggerwelt einfach sehr abgeschnitten ist und sich dessen kaum jemand noch wirklich bewusst ist.
Wenn ich blogge, dann spreche ich jemanden an, weil ich denke: „Mensch das ist ein Blog- ich bekomme im realen Leben den Mund nicht auf- aber schrebend kann ich kommunizieren, was ich denke und zeigen, was ich meine.“
Der Empfänger aber fühlt sich in erster Linie als Leser. Wenn ich die Zeitung lese, dann gibts da keinen Like-Button und die Zeitung wird so oder so gelesen- sie will ja nur informieren. Also wieso sollte ich dann in einem Blog mehr tun als nur Informationen zu konsumieren? …—> weil das Internet in erster Linie eine Kommunikationsoption- keine reine Informationsausgabestelle ist!
Eine in der die gleichen Regeln wie im echten Leben gelten könnten- es aber nicht tun, weil man dem „Sender“ zwar virtuell in einer Form nebeneinander- aber nicht real gegenüber sitzt.
Und ja- irgendwann kommt (war jetzt bei gerade aktuell so) das Gefühl auf: „Ich schreibe hier in einen luftleeren Raum- was treibe ich hier eigentlich? Ich hab doch ein Ziel- wieso kommt nix?“ Da sind mir Kommentare und „Likes“ (sogar unlikes haha) sehr sehr recht.
Wie jene dann aussehen… nun ja. Ich persönlich bin immer froh, wenn da überhaupt etwas kommt. Ob nun besonders nett oder besonders arschig… phh 😉 Das ist nicht Problem meines Blogs (oder meiner Bloggerwelt) sondern ein Problem in der Kommunikation.
Viele Grüße und : mir gefällt ihr Blog 🙂
Ich finde den Gedanken sehr interessant, dass die Bloggerwelt gar nicht bemerkt, wie abgeschnitten sie ist.
Das kann gut möglich sein.
Ich höre von meinem Hamburger Galeristen auch oft die Frage „Wer liest das denn alles?“
Das können wir Blogger vielleicht durch die Statistiken zeitnäher beantworten als die Zeitungshersteller.
Sind die Blogger wirklich schüchtern? Das glaube ich nicht. Um seine Gedanken aufzuschreiben, kostet es doch mehr Mut, als sie zu sagen. Denn mit der Schrift sind die Gedanken auf dokumentiert.
Ich spreche durchaus auch vor vielen Leuten bei Buchpräsentationen oder Kursen über die Kunst.
Der Blog aber, der ist mein Gedankensortierer.
Ich habe auch oft Kommentare erhalten, dass „der Esel voran geht“ und ich zuviel das „ich“ benutze, aber ist es nicht mein Blog? Da bleibt doch ein ich nicht aus. deshalb verwende ich das Ich weiter.
Ich finde die Diskussion hier sehr höflich und bin begeistert.
Hihi oh doch dieser Blogger hier, der hier schriebt ist super ober mega schüchtern haha
Ernsthaft- so wie ich im Blog schreibe- könnte ich nie und nimmer nicht im Realleben sprechen.
Und das ist, denke ich, auch wieder Teil des „Problems“- das wird vielen „unhöflichen Kommentatoren“ auch so gehen…
„Weil überall aus Rücksicht alles unterbleibt, was nicht unterbleiben dürfte, entsteht ein Bedürfnis nach Rücksichtslosigkeit.“ (Martin Walser: Das dreizehnte Kapitel, S. 53) Und zwei Seiten weiter heißt es lustigerweise: „Ab STEGLITZ darf er die Kontrolle lockern […]“
das passt ja vortrefflich! Danke sehr für dieses Fundstück
Wirklich sehr gut : )
GENAU! Super
Ja, ein tolles Zitat.
Wenn Kritik sachlich angebracht wird, dann ist sie immer viel inspirierender und förderlicher als ein „Hast du schön gemacht!“
Ich habe mal einen Bericht auf einem anderen Blog kritisiert. Die Antwort danach kam sehr bissig zurück und war ziemlich verletzend. Ich habe eine relativ dicke Haut, aber wenn jemand beleidigend wird, nur weil ich meine Meinung ehrlich sage, ohne selber verletzend zu sein, finde ich sehr unfair. Darauf habe ich nicht mehr dort kommentiert.
Kann ich verstehen. Beim Kommentieren ist es allerdings auch ein bisschen wie beim mailen: Es klingt manchmal „schlimmer“ oder harscher als bei einer persönlichen Unterhaltung und wenn dann ein freundlicher Gesichtsausdruck fehlt … Bei Blogs oder Mails helfen dann zuweilen Smileys, wobei die wiederum von einigen als albern empfunden und deshalb nicht benutzt werden. Schwierig.
Ich jedenfalls freue mich über einen höflichen Austausch, auch über ein Gefällt mir oder ein Lob. Mit Kuscheln hat das wenig zu tun, eher mit Höflichkeit, die ich auch im privaten Umgang für sehr wichtig halte, da sie Respekt zeigt. Und Respekt ist für mich eine wesentliche Voraussetzung für Kommunikation.
Da stellt sich mir dann die Frage, was genau denn unter „schlimm“ verstanden wird, wenn es bei nüchterner Betrachtung bzw. von Smileys eingerahmt, nicht mehr als schlimm/harsch erscheint?
Die schriftliche Kommunikation hat seine Tücken, da gebe ich Dir absolut Recht. Im Gespräch würde man nachhaken, wenn man glaubte, etwas falsch verstanden zu haben. Auf vielen Blogs ist mein Eindruck, dass man im Zweifel eher davon absieht, um eben keine Diskussion vom Zaun zu brechen oder niemandem auf die Füße zu treten. Das könnte man auch unter Kuschelkurs verstehen. Wie in einigen Kommentaren schon durchklang, wenn etwas gefällt, dann gibt’s ein „Gefällt mir“ oder einen Kommentar. Manchmal entsteht dadurch die schon angesprochene Beliebigkeit, da scheinbar alles gefällt. Sollte mal was nicht gefallen, fällt’s auch nicht auf.
Übrigens gibt es bei Cronenburg und ihren Artikelreaktionen einen kleinen aber doch ganz entscheidenden Unterschied zum bloßen Like-Button, nämlich daneben das Feld Buhrufe.
Ich glaube, dass sich jeder über einen respektvollen und höflichen Umgang freut und kann nicht erkennen, dass der bzw. das Bemühen darum, von wenigen Ausnahmen mal abgesehen, nicht vorhanden ist. Mein Eindruck ist eher der, dass es damit manchmal schon etwas übertrieben wird. Das mag ebenfalls der schriftlichen Kommunikation geschuldet sein, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass im täglichen Leben so gesprochen wird, es sei denn man lebt auf einem adligen Hof. Selbstverständlich ist es angenehmer, als im umgekehrten Fall.
Aber: Wenn sachliche Kommentare, ohne Zuckerguss und Sahnehäubchen, als persönlicher Angriff verstanden werden, dann läuft auch etwas schief, oder?
Das wäre dann schade, liebe Wortlandschaften, stimmt. Zu bedenken ist aber, dass bei Blogs, die schon eine Weile bestehen, auch Menschen kommentieren, die immer wieder kommen, bei denen man vielleicht auch selbst regelmäßig vorbeischaut, und die einem ans Herz gewachsen sind. Womöglich kennt und mag man sich sogar persönlich, nicht nur virtuell. Dass man mit diesen Menschen dann einen besonderen, ja schon liebevollen Austausch pflegt, kommt „Außenstehenden“ dann möglicherweise kuschlig vor, aber das kann und will ich nicht ändern. Muss auch jede und jeder für sich entscheiden, finde ich.
Ehrlich gesagt, habe ich nichts gegen „kuschelig“ – ich brauch`s sogar bisweilen, oft …
Der „gepflegte Umgangston bedeutet doch nicht, dass man nicht kritisieren und seine Meinung kundtun darf. Es würde doch das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, wenn jetzt die „neue Ruppigkeit“ in würde. Die ist doch auch nicht differenzierter. Es gibt auf Blogs, die mir gefallen, Auseinandersetzungen in höflicher Form, die sicher nicht weniger fundiert und echt sind, als wenn man sich fetzen würde. Ist es nicht eine Mode, Höflichkeit für out zu halten? Oder Höflichkeit für affirmativ, anpasserisch und was immer zu halten. Das erinnert mich fatal an einen Rückfall in die 68er-Zeit.
Aber hallo, ich bin dafür, höflich und humorvoll, bisweilen auch ironisch Kritik zu üben. Das geht doch – oder?
Liebe Grüße seit heute wieder aus dem Gartenhäuschen
Klausbernd
Ich weiß nicht, ob Du Dich auf einen bestimmten Kommentar beziehst. Dass es weniger um die Sprache und mehr um eine Haltung geht, habe ich zu erklären versucht. Das scheint aber nicht anzukommen oder missverstanden zu werden. Niemand fordert eine „neue Ruppigkeit“ oder hält Höflichkeit für aus der Mode. Woran machst Du das fest?
Ich sage eigentlich nichts anderes, als Du in Deinem zweiten Satz feststellst. Ich behaupte nur, dass man sich lieber zurückhält, worin mich einige Kommentare bestätigen. Wahrscheinlich haben wir nur unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Wer glaubt, der Kuschelkurs wäre in der Lit-Blog-Szene extrem, war noch nicht in Computerspieleblogs – und foren unterwegs. Dort geht es zwar hart und rau zur Sache, aber mit dem ausschließlichen Ziel, dass man mit seiner Meinung wieder unter sich ist, sich also mit dem Umfeld wieder auf Kuschelkurs befindet.
Aber genau deswegen reagiert die Lit-Blog-Szene ganz gerne über, wenn mal ein gerütteltes Maß an Kritik kommt: Die hat was gegen mich! Auf sie mit Gebrüll! Zensur und Sperrung sowieso.
Letztendlich wird aber trotzdem eher akzeptiert, dass Bücher Geschmackssache sind und jeder sie anders reflektiert, während in der Computerspielszene und – blogs die eigene Meinung das Maß aller Dinge ist. Und dementsprechend muss man Leute um sich versammeln, die die eigene Meinung stützen und die anderen Meinungen vertreiben, damit wieder Kuschelkurs herrscht.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu wirr.
Ich finde diese Fülle an unterschiedlichen, sehr qualifizierten und sehr sachlichen Kommentaren ganz großartig und sehr spannend! Wenn ich jetzt keinen eigenen Kommentar dazu abgebe, dann deshalb, weil ich aufgrund der vielen Denkanstöße meine Gedanken erst einmal neu sortieren muss. Ich bin gerade sehr froh darüber, dass ich diese Diskussion mitverfolgen konnte. Danke!
Da muss ich mich gleich anschliessen. Ich finde auch, dass es hier viel zu sortieren gibt und verfolge die Diskussion den ganzen Tag im geheimen, um jetzt ein paar hier laut auszusprechen!
Merci für den Überblick und die interessanten Fragen, die du aufwirfst.
Ich finde den Austausch mit anderen Literaturbloggern sehr anregend, kommentiere viel die Beiträge anderer und freue mich über jede Rückmeldungen auf meine eigenen. Klar, dass Kommentare wie „Danke für die Rezension“ nicht sonderlich bereichernd sind, aber es ist doch schön zu wissen, dass ein paar Leute deine Sachen lesen und sich bestenfalls auch davon inspirieren lassen. Noch schöner ist es natürlich, wenn es zu wirklichen Gesprächen kommt, wenn Fragen aufgeworfen werden, wenn Vergleiche gezogen werden, wenn auch mal unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Für mich hat das nichts mit einem Austausch von „Nettigkeiten“ zu tun. Schon häufig bin ich durch Kommentare auf ganz neue Gedanken und Interpretationsweisen gestoßen, hin und wieder kann es auch schon mal vorkommen, dass man ein und denselben Text völlig unterschiedlich bewertet.
Dass es dabei nicht zu wirklicher „Kritik“ oder gar zu Auseinandersetzungen kommt, liegt meiner Meinung nach am Gegenstand selbst – in ein paar Kommentaren wurde dieser Gedanke bereits geäußert. Wir reden nicht über politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Themen, sondern über Literatur – ein Gegenstand, der in der Regel nicht die Gemüter erhitzt. Über Literatur zu sprechen heißt, (auch) über den persönlichen Geschmack zu sprechen – natürlich kann man sich uneinig sein, denn Geschmäck sind, wie wir alle wissen, verschieden, aber streiten, richten, verurteilen? Nein, gerne diskutiere ich. Hin und wieder kritisiere ich auch, wenn ich eine Meinung für schlecht begründet halte. Aber im Großen und Ganzen schätze ich den inspirierenden Austausch mit Literaturbloggern. Mit Kuschelkurs hat das für mich nichts zu tun.
„Wir reden nicht über politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Themen, sondern über Literatur – ein Gegenstand, der in der Regel nicht die Gemüter erhitzt…“
Also wenn Literatur nicht mehr die Gemüter erhitzt,
befeuert, antreibt …
dann läuft aber auch was falsch „im Staate Dänemark“.
Die Formulierung ist vielleicht missverständlich. Ich wollte damit nicht ausdrücken, dass die Literatur nicht zum Nachdenken anstöße, dass sie nicht das Potential, die Macht hätte, den Menschen wachzurütteln, ihn zu verändern und somit auch die Welt – wenigstens ein bisschen – zu verändern, dass sie nicht in der Lage wäre, die Menschen zusammenzubringen und Emotionen (jeglicher Art) hervorzurufen. All das tut die Literatur (und die Kultur im Allgemeinen) sehr wohl, und es wäre schlimm, wenn ich – die ich nicht nur in der Branche tätig bin, sondern auch eine wahre Leidenschaft für das geschriebene Wort hege – nicht daran glauben würde. Und dennoch löst Literatur – zumindest die Art von Literatur, die wir auf unseren Blogs besprechen, aber dasselbe gilt meiner Meinung nach auch für die Feuilletons – selten Debatten aus, echte Kontroversen. Das kann hin und wieder geschehen, berühmtes Beispiel aus diesem Jahr: Krachts Imperium. Aber doch eher selten, oder ist das nur mein Eindruck? Auf jeden Fall beobachte ich, dass es auf den Blogs, die ich lese, selten zu Debatten oder gar Auseinandersetzungen kommt – und zwar nicht, weil wir alle auf dem sogenannten Kuschelkurs sind, sondern weil nicht jedes Buch bzw. nicht jede Buchsprechung das Potential hat, solch eine Debatte auszulösen. Noch dazu ist es schwierig zu diskutieren, wenn man die Bücher nicht selbst gelesen hat, was meistens der Fall ist (einige hatten dieses Problem hier schon angesprochen). Das bedeutet aber nicht (ich betone es nochmal), dass wir nicht ab und zu mal unterschiedlicher Meinung wären: Ich hatte schon das eine oder andere Mal eine spannende Diskussion, weil die Leseerfahrungen in vollkommen verschiedene Richtungen gingen. Aber selbst wenn die Meinungen nicht so krass auseinandergehen, können interessante Diskussionen entstehen – über andere mögliche Interpretationsansätze, über ähnliche oder aber gegensätzliche Leseerfahrungen, Vergleiche mit anderen Autoren und Büchern, über Erfahrungen mit anderen Medien, allen voran dem Film, usw. Daher noch einmal: Diese Art von Austausch, den zumindest ich sehr häufig erlebe (aber offenbar bin ich da eine der wenigen), hat für mich nichts mit Kuscheln zu tun und geht über reine Nettigkeiten hinaus. Es sind sachliche, mal mehr, mal weniger tiefgründige, manchmal auch amüsante, immer aber respektvolle Gespräche, selbst wenn die Meinungen auseinanderlaufen. Erhitzen tun wir uns wirklich selten. Aber das heißt nicht, dass wir kuscheln.
Da gebe ich dir, lieber cafegaenger, völlig recht!
Literatur und Bücher sollten unbedingt die Gemüter erhitzen! Wo kämen wir denn da hin, wenn dies nicht mehr der Fall wäre…
@ caterina
„…sondern auch eine wahre Leidenschaft für das geschriebene Wort hege – nicht daran glauben würde. Und dennoch löst Literatur – zumindest die Art von Literatur, die wir auf unseren Blogs besprechen, aber dasselbe gilt meiner Meinung nach auch für die Feuilletons – selten Debatten aus, echte Kontroversen…“
Ohne Debatte, ohne Kontroverse, ohne authentischen Austausch, keine
Entwicklung, keine Erneuerung, keine Erfrischung.
An der Stelle spiegelt sich Gesellschaft, ihr Zustand und auch ihr Versagen,
was den selbstgesetzten Anspruch betrifft, nämlich eine lebendige, demokratische Kommunikationsgesellschaft zu sein.
Wir sind alles andere als das. Wir sind eine Gesellschaft, die von vermeintlichen VIP’s gesteuert wird. Über die Folgen kann man lange nachdenken, könnte man ellenlang schreiben, aber heute ist Sonntag !
.
caterina gebe ich recht. Denn man kann sich nur über Bücher erhitzen, wenn man sie auch gelesen hat. Wenn ich Rezensionen lese, dann darum, weil ich die Bücher noch nicht kenne … Ich könnte natürlich nach der ein oder anderen Lektüre noch mal wiederkommen und debattieren, aber dann ist in der Regel der Beitrag im Gestern verschwunden 😉
Die Antwort gehört zum weiter untenstehenden Kommentar.
„Diese Art von Austausch, den zumindest ich sehr häufig erlebe (aber offenbar bin ich da eine der wenigen), hat für mich nichts mit Kuscheln zu tun und geht über reine Nettigkeiten hinaus.“
Da stimme ich Dir zu, allerdings gehört Dein Blog auch zu den wenigen, wo ich das Gefühl habe, dass man seine Meinung uneingeschränkt kundtun kann & wo Kommentieren auch erwünscht ist. Ich weiß nicht, ob sich die Fremdwahrnehmung von der Eigenwahrnehmung unterscheidet, aber ich würde von mir nicht behaupten, dass ich unhöflich oder gar beleidigend kommentiere. Auf einigen anderen Blogs habe ich sehr deutlich eine ablehnende Haltung gespürt, sobald ich eine andere Meinung hatte. Das gab mir schon zu denken.
Zudem habe ich öfter mal das Gefühl, dass mit der ehrlichen Meinung hinterm Berg gehalten wird, so wie das cosima weiter unten beschreibt, um des lieben Friedens willen.
Steht ja doch an der korrekten Stelle…
Es hat wohl beim Zurückhalten von negativen Meinungen auch damit zu tun, wie gut man den Blogbetreiber kennt und ob man weiss, ob der Kritik verträgt. Ich bin mit einigen Blogbetreibern in sehr kontroversem Austausch, was ich als wahre Bereicherung empfinde – sie auch. Die anderen Blogs lese ich – um ehrlich zu sein – kaum mehr. Wenn, dann nur, weil ich grad drauf stiess aus Zufall.
Das stimmt, wobei man manchmal eben dann erst merkt, dass man den Betreiber doch völlig falsch eingeschätzt hat und eigentlich überhaupt nicht kennt. Mir liegt die Betonung etwas zu sehr auf *negativen* Meinungen, ich würde das Wort vielleicht abschwächend mit „andere“ ersetzen. Wie hier schon bemerkt wurde, bringen verschiedene Blickwinkel oft neue Impulse und sind dadurch bereichernd.
So habe ich das noch gar nicht gesehen. Es stimmt schon, dieser Austausch kommt nur auf bestimmten Blogs zustande, ich kann mir aber nicht erklären, woran das liegt. Ich bekomme relativ regelmäßig Kommentare von dir, und nie hatte ich das Gefühl, kritisiert oder gar persönlich angegriffen zu werden. Daher verstehe ich nicht, woher die ablehnende Haltung gegenüber deinen Kommentaren kommt. Aber es freut mich, dass du dich auf meinem Blog wohl fühlst und gerne kommentierst 😉
Kritisieren und einfach nur eine andere Meinung äußern ist manchmal gar nicht so einfach, bisher habe ich aber keine schlechte Erfahrungen damit gemacht. Ich erinnere mich an eine Diskussion über ein Buch, das ich liebe und das von einer anderen Bloggerin völlig anders gelesen und bewertet wurde. Und obwohl wir nicht einer Meinung waren und uns auch gegenseitig in unseren Ansichten und Darstellungen kritisierten, habe ich das Gespräch letztlich als angenehm und bereichernd empfunden. Klar, bei einem virtuellen Austausch – zumal mit Personen, die ich nicht kenne und von denen ich nicht weiß, wie sie auf Kritik reagieren (Cosima spricht dieses Problem an) – bin ich sehr vorsichtig mit den Formulierungen, sodass ich bisher nie oder fast nie das Gefühl hatte, missverstanden zu werden. Aber solche Diskussionen, in der grundverschiedene Meinungen vertreten werden, finden ohnehin nicht sehr häufig statt.
Für den Kommentar “Danke für die Rezension“ könnte man auch gut den Like Button wählen, denke ich.
Ich habe manchmal ein „wohliges Gefühl“ nach dem Lesen von Blogbeiträgen aber keine passenden Worte dafür. Da finde ich dann diese Lesebestätigung ein tolles Mittel. Ich drücke auch nur like, wenn ich es mag.
Ich finde, Petra hat schon viele interessante und in meinen Augen richtige Punkte aufgegriffen. Zuallererst stimme ich zu, auch wenn es selbstverständlich sein sollte, dass man nicht verallgemeinern sollte. Es ist deshalb nicht so leicht, auf die einzelnen Punkte ohne größere Differenzierung einzugehen. An erster Stelle muss man vielleicht nochmals zwischen den Blogs, die hier unter „bibliophile Blogs“ subsumiert wurden, unterscheiden. Es ließe sich da bestimmt in unzählige Kategorien einteilen, ich greife als Beispiel einfach mal drei (sehr grobe) von ihnen auf: Autorenblogs (1), Blogs mit fundierten, literaturkritischen Betrachtungen (2) und Amateurblogs (3). Die Grenzen sind wahrscheinlich fließend und es finden sich sowohl hier und da Texte unterschiedlicher Qualität. Die Frage, welches Ziel das Blog verfolgt, stellt sich als nächste. Man sieht an den bisherigen Antworten doch sehr deutlich, dass die Richtungen weit auseinandergehen. Die Prioritäten liegen anscheinend nicht auf kritischen Diskussionen und gehen bis hin zum (fast) kommentarlosen Bloggen.
Ich kann Durchlesers Kommentar teilweise nachvollziehen, finde aber schon, dass sich ab und an durchaus interessante Diskussionen entwickeln oder zumindest neue Perspektiven auftun. Insgesamt leider viel zu selten. Ich nehme an, dass die Mehrzahl eine Kommunikation von Angesicht zu Angesicht bevorzugt und dass auch diejenigen, die Kommentare schreiben, nicht endlos Zeit haben. Die Beschäftigung mit Twitter und Facebook nimmt genauso Zeit in Anspruch, jeder setzt seine Prioritäten eben nach seinen Bedürfnissen. Persönlich nehme ich mir auch mal gerne Zeit, um Gelesenes (und dazu zählen auch gute Blogbeiträge) zu verdauen und mitunter zu kommentieren. Sicherlich hätte ich in der halben Stunde wieder ein neues Buch anfangen können, aber mir ist diese Selbstoptimierung, die nur darauf abzielt, jede freie Minute aufs Lesen (oder was auch immer) auszurichten, zu viel des Guten. Wenn das jemand als Verschwendung von Ressourcen bezeichnet (klingt für mich ehrlich gesagt ein wenig hohl), dann ist das auch okay.
Viele Blogs kann ich mir ohne Kommentare nicht vorstellen. Bei Online-Ausgaben von Zeitungen stellt diese Funktion für mich einen Mehrwert dar, auch wenn man sich manchmal durch einen Dschungel von wenig Erhellendem kämpfen muss. Mit dem Like-Button halte ich es mit Gesine, ich bin kein großer Freund davon. Ich weiß noch weniger, ob jemand einen Beitrag überhaupt gelesen hat. Wie Gesine schon anmerkte, fällt manchmal auf, wenn er nicht gelesen wurde. Ich muss aber auch zugeben, dass ich nichts von diesem Algorithmus wusste.
Für mich war das Bloggen auch ein Ausprobieren und deshalb habe ich schon Wert auf Feedback gelegt. Ebenso war ein Austausch für mich ein wichtiger Punkt. Natürlich kostet es Zeit, einen Kommentar zu schreiben, genauso wie es Zeit kostet, einen Kommentar zu beantworten. Wer darauf keine Lust hat, der sollte es meiner Meinung nach so handhaben, wie es der Durchleser macht. Ich denke, wie Durchleser vorher bemerkte, dass in gewisser Weise jeder für die Kommentare und Anmerkungen auf seinem Blog ein gutes Stück selbst verantwortlich ist, würde das allerdings noch ein wenig einschränken und Beleidigungen keineswegs dazuzählen (sofern man nicht selbst beleidigt), denn Spinner gibt es überall.
Das Zitat mit dem Vergleich der Blogs mit adligen Höfen finde ich sehr treffend. Ich habe mehrfach die Erfahrung gemacht, dass schon bloße Nachfragen anscheinend falsch aufgenommen und mit keiner Antwort bedacht wurden. Dafür ist mir dann die Zeit doch zu kostbar und ich habe deshalb, um Durchlesers Worte erneut aufzugreifen, mein Zeitmanagement dahingehend angepasst.
Die Blogger-Welt macht sich jeder selbst, in dem er seinen eigenen Blog kreiert. Somit „lebt“ jeder Blogger in seiner ganz persönlichen „Blog-Welt“.
Letztendlich ist somit auch jeder für seinen Blog, die Kommentare, Anmerkungen, Beleidigungen, ungewollte Rezensionsanfragen etc. irgendwie selbst verantwortlich. Ich finde das Gejammere eher langweilig, genauso wenig begeistern mich bei vielen Kommentaren in der sogenannten Buchblogwelt diese gegenseitigen Lobhudeleien („oh wie schön, danke für die tolle Rezension, …“). Was soll das eigentlich bringen, ausser dass man sich vielleicht darüber freuen kann? Natürlich nur, wenn man auch wirklich sicher gehen könnte, dass die Leser und Blogverfolger dies auch wirklich ehrlich meinen. Denn diesbezüglich bin ich eher etwas skeptisch!
Meine Zeit ist eher kostbar, deshalb schreibe ich selten Kommentare bei anderen Blogs, und habe auch ganz bewusst auf dem Durchleser die Kommentare quasi ausgeschaltet und um nicht zu sagen blockiert. Denn wir bereits in meinem Interview erläutert, handelt es sich bei Durchleser um einen Literatur-Empfehlungs-Blog. Allein die Vorstellung, ich müsste ständig auf irgendetwas antworten, würde mich nicht nur stören, sondern auch in meinem Zeitmanagement vollkommen aus dem Konzept bringen. Denn die wertvolle Zeit finde ich, sollte man eher mit neuer Literatur verbringen, als sich stundenlang mit Kommentaren zu beschäftigen. Durchleser sucht keine Diskussion, sondern möchte nur auf interessante Bücher aufmerksam machen. Und falls ein Artikel bzw. ein Buch wirklich (im ehrlichen Sinne!) gefällt, darf man jederzeit gerne den äusserst praktischen Like-Button betätigen.
Der Wert eines Textes liegt nicht unbedingt in der schwindelerregenden Anzahl an Kommentaren, sondern im Text an sich. Und sollte man wirklich die Diskussion darüber wünschen und einen Kommentar abgeben wollen, ziehe ich definitiv nicht die virtuelle, sondern die reale Welt, sozusagen von Angesicht zu Angesicht vor….!
„Durchleser sucht keine Diskussion, sondern möchte nur auf interessante Bücher aufmerksam machen. Und falls ein Artikel bzw. ein Buch wirklich (im ehrlichen Sinne!) gefällt, darf man jederzeit gerne den äusserst praktischen Like-Button betätigen.“
Das ist eine klare Positionierung und sie gefällt mir,
vielleicht vor allem deshalb, weil sie sich vom Streben
nach Klickerfolgen distanziert.
Die Frage der Motivation des Bloggens, sie gilt es differenziert anzuschauen.
“Durchleser sucht keine Diskussion, sondern möchte nur auf interessante Bücher aufmerksam machen. Und falls ein Artikel bzw. ein Buch wirklich (im ehrlichen Sinne!) gefällt, darf man jederzeit gerne den äusserst praktischen Like-Button betätigen.”
Für mich war es ein Grund, dass Blog aus der Blogroll zu entfernen. Gar nicht, weil ich kommentieren wollte, sondern weil ich es nicht konnte. Dann kann ich auch gleich eine Lit-Zeitschrift lesen.
dass = das
So ist es richtig 🙂 .
So ist es! Die Motivation des Bloggens sollte man wahrlich differenziert betrachten! Und trotz dem nicht bewussten Streben nach Klickerfolgen, wird ganz unbewusst diese Art von diskussionsfreiem Blog mehr geschätzt (auch im Sinne der Klicks) als man vielleicht zu glauben vermag!
Wenn es der einzige Grund ist, Nomadenseele, einen Blog aus seiner Blogroll zu nehmen, nur weil man keinen Kommentar hinterlassen kann, sollte man sich eigentlich fragen, wo hier die Prioritäten liegen. Ich nehme einen Blog in meiner Blogroll nur auf, weil er interessant ist, bereichernde Artikel bietet und im Falle eines Literaturblogs auf besondere Bücher bzw. Autoren aufmerksam macht. Ob man hier noch weitere Anmerkungen machen kann oder darf, scheint mir doch weniger hauptsächlich. Denn ohne Artikel, gäbe es nicht mal einen Anlass zu kommentieren. Also wäre es vielleicht noch zu überlegen einen besonderen Blog zu konzipieren ganz ohne Text und nur mit Kommentaren…
Für mich gehört zum Wesen eines Blogs die Kommunikation bzw. die Möglichkeit dazu. Nimmt man einem Blog diese Möglichkeit, dann hat man streng genommen kein Blog, sondern ein Schwarzes Brett. Das Ganze hat für mich dann den Charme einer Lit-Zeitschrift, die ich auch nur lesen.
Ich wollte nur anmerken, dass dies für mich der Grund war, das Blog rauszuwerfen und auch nie wieder zu besuchen.
Das hat durchaus was. Vor allem bei Bücherblogs sind Kommentare mitunter schwer, denn was will man sagen? Es sind in der Tat Leseanregungen oder aber Meinungen zu Büchern. Viel mehr als „find ich gut“ oder „gefällt mir nicht“ steht da nicht an, ausser jemand hat das Buch gelesen und bringt einen anderen Aspekt rein, was aber selten vorkommt. Da kann es schnell zu einer gegenseitigen Lobhudelei kommen, was auf den ersten Blick komisch erscheint.
Ich denke, wer Bücherblogs schreibt, steckt da meist auch viel Arbeit rein. Die Motivation dahinter ist, wie Cafégänger sagt, die eine Sache. Was aber dazu kommt, ist, dass es auch schön ist, zu sehen, dass der Text gelesen wurde, dass er gefallen hat. Nicht im Sinne von Sterne-Sammeln, sondern auch als Bestätigung, Rückmeldung.
Wir neigen ab und an zu einer Haltung, dass man gerne kritisieren darf, loben aber misstrauisch beäugt wird, abgewertet wird und der, der sich über Lob freut milde belächelt wird. Wieso so abgebrüht? Ich denke, die Welt nimmt keinen Schaden, wenn man auch mal sagt, dass etwas gut ist. Positives Feedback ist durchaus genauso angebracht wie auch negatives. Und wenn es nur schon ein Lächeln beim Schreiber auslöst, ist das doch was Wunderbares.
Ich habe den Text so verstanden, dass es eben nicht um eine pauschale Kritik an blumiger Sprache oder Lobhudelei geht, sondern dass da einfach eine andere, kritischere Seite oft einfach ausgeblendet wird. Dadurch entsteht zumindest für mich der Eindruck einer Selbstzensur, die alle kritischen Gedanken herausfiltert. Damit könnte man anecken, sich Feinde machen usw. Wie man es dreht und wendet, es läuft auf Stress hinaus, den man so leicht vermeiden kann, indem man sich seinen Teil denkt und darauf verzichtet, einen Kommentar abzugeben. Übrig bleiben nur noch die positiven Floskeln, die natürlich gut gemeint sind und über die auch ich mich gefreut habe.
Das mag jetzt vielleicht etwas überspitzt sein, denn es stimmt natürlich, dass man zu Büchern, die man nicht gelesen hat, nicht immer viel beisteuern kann, aber dem Autor eines Textes vielleicht trotzdem mitteilen möchte, dass man diesen für gelungen hält. Das handhabe ich genauso.
Wenn aber kritische Nachfragen oder andere Meinungen ignoriert werden, dann stellen sich diese Fragen, die der Artikel anspricht. Es gibt so viele Blogs (laut Wikipedia 173 Millionen weltweit), ein paar Ecken weiter, sieht es womöglich wieder ganz anders aus. Aus diesem Grund, kann ich nur meine Erfahrungen mitteilen.
Ab und an verbeisse ich mir einen kritischen Kommentar, weil ich nicht verletzen will. Das passiert umso mehr, wenn mir der Schreibende sympathisch ist. Ich weiss, dass das nicht immer gut ist, setzte mich aber mit kritischen Kommentaren auch schon in die Nesseln, dass sich jemand wirklich getroffen fühlte. Klar kann ich sagen, dass der damit rechnen musste, wenn er was öffentlich machte. Wenn aber nicht explizit nach einer Meinung gefragt wurde, halte ich mich bei kritischen Kommentaren eher zurück als mit positiven. Ich lobe aber nie etwas, das ich nicht gut fand, da versuche ich, es möglichst positiv anzumerken, dass ich etwas schwierig fand.
ich hadere da mit mir. Im Privaten bin ich sehr direkt, im direkten Austausch auch, bei einem Kommentar zu etwas, das jemand anders machte, mit Herzblut und ernsthaft, frage ich mich, ob es nötig ist.
In meinem Philosophieblog schätze ich kontroverse Ansichten und auch Kritik meiner Sicht. Ab und an schlucke ich erst, aber gerade solcher Austausch regt zum Denken an. Bei Bücherblogs ist das, wie ich finde, eher schwer. Vor allem bei Rezensionen. Für einen wirklichen Austausch bedürfte es einer Interaktionsmöglichkeit, die schon im Text anklingen müsste.
@ cosima1973
3. November 2012 um 13:37
„Wieso so abgebrüht?“
Das frage ich mich manchmal auch.
Stars und Sternchen gibt es überall, die ja schon längst abgekocht, verkocht sind, aus welchen Gründen auch immer.. Sie pflegen nur noch ihren Nimbus und taten wahrscheinlich auch nie etwas anderes. Solche Menschen finde ich zutiefst langweilig.
Sie kommunizieren nicht, sie monologisieren. Wäre es eine Art Meditation über ein Thema, dann würde ich sagen, gut: Mach weiter. Geh‘ ins Kämmerlein und schürfe, lass dir Zeit und komm‘ manchmal ans Tageslicht, um der Welt zu berichten, was du gefunden und erkannt hast.
Dann reden wir miteinander !
Ja, die Pflicht der Antwort ist auch zuweilen eine zeitliche Last!
Aber wie sollte sonst eine Diskussion entstehen?
Und wie soll ich meine Diskussion mit Lesewelle von Angesicht Berlin nach Angesicht Zürich führen?
Mich bereichert der Blog von Lesewelle (über den ich auch hier her gekommen bin). Wir scheinen einen ähnlichen Buchgeschmack zu haben und ich diskutiere gerne mit ihr.
Ich habe ja zwei Blogs. Der Bücherblog wird nächstens noch ausgebaut, vielleicht gibt es dann mehr Interaktion, der „Philosophieblog“ (denkzeiten.wordpress.com) erhält ab und an Feedback, auch gutes. Es ist kein Schönwetterblog, er ist auch eher persönlich, schneidet oft die dunkleren Seiten des Denkens und Fühlens an. Ich habe gemerkt, dass ich mehr öffentliches Feedback erhalte, wenn ich auf einer abstrakteren Ebene schreibe. Sobald es persönlich wird, höre ich nur noch hintenrum, per Mail, Twitterprivatnachricht oder FB-Nachricht, dass man sich wiedererkennt, dass der Blog toll sei, dass er einen zum Nachdenken brachte.
Das finde ich schade, aber es ist wohl auch ein Zeichen der Zeit, dass man nach aussen gerne glänzend auftritt, heile Welt spielt und Nettigkeiten austauscht. Die Menschen vereinsamen so immer mehr, weil sie die schlechten Dinge eher in sich hineinfressen. Damit sage ich nicht, das öffentliche Schreiben über das Hochprivate würde dem entgegenwirken, das zieht sich aber auch im Privatleben durch. Man versucht doch ständig, gut dazustehen, präsentiert sich in schillernden Farben und lässt zu Hause die Rolladen runter.
In Blogs wird das wohl nur gespiegelt. Auch da herrscht oft Friede Freude Eierkuchen. Kritik äussert man ungern und will auch keinen verletzen.
Blogs sind ein schwieriges Medium. Die Aussage Wunderliche, dass alles gratis daherkäme und man das überdenken müsse, hat was für sich. Durch das WWW ist eine Konsumkultur entstanden, die fast schon in eine Erwartungshaltung übergeht, dass alles frei Haus geliefert werden muss. Sobald ein Blog kosten würde, wären die Leser weg, es gibt ja noch genug andere. Dafür hat jeder die Möglichkeit, einen zu betreiben. Das ist die andere Seite dieser Medaille.
Und vermutlich hätte ich zuerst mal einen roten Faden finden müssen und dann schreiben, so bin ich nun kreuz und quer durch die Themen gehüpft, ich hoffe, ich habe den einen oder anderen Punkt getroffen, der wirklich Thema war. Ansonsten darf man nun gerne kritisieren 😉
Ich würde jetzt gern den Beitrag von Tinius liken, im Sinne von Applaus. Denn neben der inhaltlichen Funktion hat das Like schlicht eine Funktion im Algorithmus: Es holt Beiträge wieder nach oben, es bringt Beiträge überhaupt erst in Neuigkeiten und es entscheidet darüber, ob ich Neuigkeiten von Freunden überhaupt noch angezeigt bekomme. Viele liken so viel, weil sie das wissen! So war die Frau Prittwitz wegen ihrer Abstinenz z.B. mit ihren Beiträgen von meinem Schirm völlig verschwunden – und ich musste sie erst händisch in eine Liste stopfen.
Zum Thema zurück: Ich lobe oder motiviere lieber, als dass ich kritisiere. Bei letzterem muss ich schon arg Lust und Zeit haben. Ja, das ist eine Einstellung, die mit der Überfülle von Infos kommt: Warum wertvolle Lebenszeit mit Aufregern und Danebenbenehmern verschwenden, wenn ich konstruktiv mit anderen an etwas arbeiten kann? „dieseitenspinnerinnen“ haben das schön auf den Punkt gebracht, was man sich nicht geben muss. Mit heiler Welt hat das nichts zu tun, nur mit Prioritäten.
Brava : )
Genau!
Huch, bin ich heute wortkarg.
Das sind viele Fragen und nach dem Lesen habe ich viele Gedanken im Kopf.
Fange ich mit dem letzten an, dem Like Button. Ich sehe ihn einmal als Lesebstätigung. Ich denke dann oft „Oh, der hat sich meinen Beitrag angeschaut oder die und jene“ und freue mich darüber. Selbst wenn jemand die Beiträge infaltionär liked.
Nun zum Umgangston. WordPress hat einen sehr guten Spamfilter, der bei mir auch immer voll ist und den ich regelmäßig durchschaue und leere. Es ist sehr, sehr selten, dass ich eine andere Meinung als WordPress zu den Spameinträgen bin. Ansonsten hatte ich noch nie wirklich böse Kommentare; da ich seit März 2009 täglich blogge, habe ich insgesamt 4.917 Kommentare zu verzeichnen und da kann ich wirklich zufrieden sein.
Ich habe meinen Blog für mich persönlich und selber angefangen zu führen und schlage auch weiter diesen Weg ein. Mein Blog ist mein Werkverzeichnis und mein Gedankencontainer, mein Ausstellungsverzeichnis, meine Vita, mein persönlichstes Kunstwerk. Durch die Kategorien alles abrufbar.
Versteht mich nicht falsch, ich freue mich sehr über die Community und über die Kommentare und Likes und dadurch werde ich hier und da hingeführt, Kunst ist natürlich auch Kommunikation. Aber es ist nicht mein Hauptanliegen meinen Blog für die Welt zu führen.
Ich habe mich z.B. sehr gefreut über die Lesewelle diesen Blog hier zu entdecken. Ich mag es, dass ich durch eine Zürericherin eine Berlinerin, also eine Bloggerin meiner Heimatstadt, kennen gelernt habe.
In dem Sinne wünsche ich euch einen schönen Freitag Abend
Susanne
Die heile und die unheile Welt, spiegelt sich natürlich auch
unter Bloggern.
Von Rotz-Kommentaren bis Einschleimerei, das habe ich alles schon erlebt.
Rosa war es auch!
Self-PR gehört auch in diesen Reigen, im Klartext es geht häufig nicht
um eine konstruktive Auseinandersetzung mit einer Thematik,
sondern einem reduzierten Funktionalismus,
der in Klickunkultur und Passivität mündet.
Diese steht in krassem Widerspruch zu den Möglichkeit des Mediums,
mündet in mehr oder weniger getarntem Monolog, wo Dialog angesagt, ja notwendig wäre.
Dieses Versäumnis darf und kann keine Zeitfrage sein.
Dann stimmt das Zeitmanagement nicht, ist Sinn und Zweck des Bloggens
weitgehend verwirkt, weil es an authentischer und sachlicher Kommunikation mangelt.
Manche nennen das auch Bla Bla.
(Zum Glück, wie ich finde) … sieht sich die Bücherblogszene (wenn es die denn überhaupt gibt) offenbar nicht so heftigen Anfeindungen gegenüber wie andere Themenblogs. Zumindest haben wir noch nicht einen negativen Kommentar bekommen. Mit negativ meine ich nicht Kritik oder andere Standpunkte, sondern unsachliche, unter der Gürtellinie platzierte Unnettigkeiten. Gerade gab es bei Nähblogs eine heftige Diskussion über Nettikette, weil sich die Frauen dort mit ihren ganz normalen Körpern und Gesichtern meist ohne Modelanspruch auf Fotos mit ihrem Genähten in Szene setzen. Da wird oft über das Aussehen gelästert usw.
Wie es viele anführten: Es bleibt so wenig Zeit für das Bloggen, so viele Kampfschauplätze im Alltagsleben, da möchte ich mich persönlich einfach nicht noch mit Mist überhäufen lassen. Also lieber einen rosa Blog als einen, bei dem ich Magenschmerzen bekomme, wenn ich die Reaktionen lese…
Ich glaube nicht, dass man diesen Eindruck verallgemeinern sollte. Über Bücher lässt sich bekanntlich allenfalls in Sachen Geschmack streiten, schaut man sich dagegen Blogs über politische und tagesaktuelle Themen an, dann bin ich froh, wenn ich als Bloggerin solchen Kommentarabschaum (man kennt ihn auch von Online-Medien) nicht aushalten muss. Obwohl man mit Moderation und Präsenz einiges davon auffangen kann.
Bei meinem Blog, der nicht nur von Büchern handelt, sondern häufig von Autoren- und Branchenthemen, enstehen durchaus (gesittete) konträre Diskussionen, bei denen es einem auch mal die Sprache verschlagen kann. So hatte ich einmal in der Runde eine extrem konservative Buchhändlerin, einen anonymen Piraten, Leser und Kollegen. Das würde eskalieren, wenn ich nicht ähnlich wie in einer Talkshow zwischen den Beteiligten vermitteln würde. So sehe ich das Bloggen übrigens auch ein bißchen: wie eine gute Talkshow. Der Pirat kam zu Wort und wir haben alle davon profitiert.
Warum es nicht wirklich und oft genug zu kontroversen Debatten kommt, mache ich an folgenden Punkten fest:
– Wenn sich eine starke Meinungsmehrheit bildet, gibt die Minderheit schnell auf und geht. Viele Leute haben auch die Nase voll von der typischen Gruppendynamik im Web. Oder einfach keine Zeit.
– Diskussionen zerfleddern zunehmend. Die meisten spannenden Beiträge posten die Leute lieber bei FB oder Twitter, und die Leute, die nur im Blog lesen, halten diesen für verwaist und trauen sich nicht mehr. Leute, kommentiert mehr an Ort und Stelle!
– Bei kontroversen Themen in Sachen Buchbranche herrscht eine ungeheure Angst. So viele fürchten sich, sich mit einem Kommentar zu weit zu exponieren, sich unbeliebt zu machen, womöglich Kunden zu verlieren oder keine Verträge mehr zu bekommen. Und das schon bei völlig unproblematischen Äußerungen. Bei Autoren beobachte ich tw. eine regelrechte Angststarre. Ich bekomme die Kommentare dann immer privat, oft anonym, mit dem Zusatz „verrat mich nicht, sprich bloß nicht darüber“. Manchmal mache ich es dann auch mit Einwilligung der Betroffenen so, dass ich das journalistisch aufarbeite, indem ich den Fall unkenntlich mache und anonymisiere. Ich bekomme auch regelmäßig Zuschriften wie „hast du denn keine Angst?“. DAS ist es, was MIR Angst macht: diese Furcht!
– Viele nutzen das Bloggen und ihre Auftritte in der Öffentlichkeit – also auch das Kommentieren – als Selbstdarstellung, für PR-Zwecke. Sie meinen, sie müssten sich dann immer positiv und vor allem nett darstellen. Also kommentieren sie lieber nicht als gewagt. Ich glaube, es gehört Mut dazu, sich als Mensch mit dezidierter Meinung und Ecken und Kanten darzustellen, aber es lohnt sich weit mehr als die weichgespülte Tour 😉
Kann ich nur unterstreichen: Leute, kommentiert mehr an Ort und Stelle, d.h. bei Blogs, auch wenn das bisweilen aufwändiger sein kann als beispielsweise Statusmeldungen zu verfertigen. Ja, Petra, in unserer Branche ist viel Angst im Spiel. Bände dafür sprachen ja die Reaktionen auf das Gespräch mit Kathrin Passig: https://steglitzmind.wordpress.com/2012/05/11/wieso-kratzt-man-an-der-aura-buch-nicht/
Neben all dem, was du anführst, sollten wir uns stärker bewusst sein, dass die „Like it“-Unsitte, die ein gewisses soziales Netzwerk stark befördert, negative Folgen hat. Die Fähigkeit zum Diskurs schult man so nicht. – Man muss sich dem Button ja nicht gänzlich verweigern, wie ich das tue 😉
Ich mag den Like-Button sehr und habe lange vor FB in meinem Blog eine Taste für Applaus und Buhrufe eingeführt. Einfach weil man nicht immer die Zeit hat für einen Kommentar und auch nicht immer Substantielles zu sagen hat. Trotzdem will man den Autoren gern Zustimmung oder Anerkennung zukommen lassen. Oder einfach zeigen, dass man etwas gelesen hat. Ich freu mich drum über jeden Like und jeden Applaus – wir Künstler ernähren und von sowas 😉
so das Ding nicht so inflationär gebraucht werden würde wie bei Facebook, dann hätte ich nichts dagegen einzuwenden. Meine These: Nicht wenige klicken „gefällt mir“ ohne sich mit dem beschäftigt zu haben, was ihnen zu Gefallen zu sein scheint. (Sie wollen damit lediglich dem Verursacher der Statusmeldung einen Gefallen tun – und nicht zuletzt: sich selbst damit gefallen). Das kann man bei längeren Statusmeldungen oder Links, die zu ausführlicheren Blogbeiträgen führen, sehr schön beobachten. Kaum ist etwas gepostet, schon wird „gefällt mir“ geklickt, obwohl man das in der kurzen Zeitspanne, die zwischen Post und Klick vergangen ist, überhaupt nicht lesen bzw. verstanden haben kann. Das gilt übrigens für so manche RTs bei Twitter auch. So zollt man Urhebern keine Anerkennung. Nein, das zielt wohl eher deutlich in Richtung Mißachtung.
Der like – button ist wichtig, gerade auch in Zeiten, in denen ein gewisses Netzwerk, dessen Name nicht genannt werden darf (Voldebook), durch Algorithmen die Sichtbarkeit von Statusmeldungen und ganzen Teinehmern nach eigenem Gutdünken einschränkt (die Besucher von Profilen werden aus Prinzip eh nie angezeigt). Das Liken ist also einerseits ein Hinweis auf Kenntnisnahme, andererseits eben auch eine Gefallensbekundung. Das Kommentieren ist aber einer gewissen Anzahl von Freunden schlicht nicht immer durchführbar. Grundsätzlich aber bin ich außerdem der Meinung, wenn man eine Plattform nutzt, liegt es im eigenen Interesse, deren Instrumentarien zu nutzen, mitzuspielen. Genau deswegen nämlich bin ich in Social Networks – und nur so läßt sich ein Geben und Nehmen realistischerweise durchführen. wer sich dem verweigert, läuft Gefahr – und da ist Voldebook mit seinen Algorithmen recht rigoros – nicht mehr wahrgenommen zu werden. Natürlich nutzt mir Teilen, Retweeten mehr als ein like, ein Fave, dennoch kann und will ich das nicht einfordern. Als Schreibender muß ich zudem feststellen, daß eine Auseinandersetzung – und damit auch mal ernsthafte Kritik in Kommentaren fast gar nicht zu finden sind, weder im Blog, noch bei Voldebook. Die Kommentare laufen fast immer auf ein verbalisiertes „Gefällt“ heraus, das dann eine Antwort erheischt. Sorry, da ist ein „Like“ effektiver und ressourcensparender.
ich begrüße die differenzierte Diskussion, die sich hier rund um den „Like-Button“ entwickelt hat, sehr. Trotzdem bleibe ich meinem Standpunkt treu, ich verzichte aufs „gefällt mir“-Drücken. So ich tatsächlich keine Zeit, Muse oder Konzentration aufbringen kann, um mein Wohlgefallen zu bekunden, dann zolle ich dem Urheber zumindest dadurch Aufmerksamkeit, indem ich – statt den Button zu benutzen – einfach folgendes hinschreibe: gefällt mir – gefällt mir arg – gefällt mir gar arg sehr. – Ich denke, diese Marotte von mir kennt ihr inzwischen auch. Das bedarf nur wenig mehr Zeit und Anstrengung als ein Klick (und erfüllt seine Funktion im algorithmischen System genauso, wenn nicht, vielleicht, sogar besser.). – Sinn macht der Button für mich lediglich, wenn er bei Abstimmungen zum Einsatz kommt.
Das Problem bei Buch-Blogs ist aber, dass ich das Buch erst einmal kennen muss, um dazu etwas zu schreiben. Und ich kenne nicht mal 90% der Bücher, die besprochen werden.
Was soll ich denn schreiben? *Oh, das hast du aber toll geschrieben!*? Ich kenne ein Blog, in welchen unter jedem Artikel steht, wie toll dieser wieder war. Ich nenne das Blog für mich nur noch *den Affenstall*, weil das ungeachtet der wirklich hohen Qualität total übertrieben ist.
Wenn ich ein Buch kenne, kann ich einwerfen, dass ich bestimmte Punkte anders interpretiert habe, aber dazu ist der Markt zu vielfältig.
„Bei Autoren beobachte ich tw. eine regelrechte Angststarre.“
Wenn ich mich recht erinnere, war mal in einem Buch die Rede von
„German Angst“, vielleicht war es sogar Titel?
Höflichkeit ist mir im Zweifel lieber als die Unverschämtheiten, die man v. a. in technischen Foren zu lesen bekommt. (Da stellt z. B. jemand zaghaft eine Anfängerfrage und wird gleich als Volltrottel beschimpft.) Man kann ja auch deutlich Stellung beziehen, ohne unhöflich zu werden.
Ich gebe zu, die Überschrift führt in die Irre. Womöglich wäre der ursprünglich vorgesehene Titel „Schöne heile Blogger-Welt“ doch die bessere Alternative gewesen? Wohl erschien mir der dann doch zu platt …
Höflichkeit will auch gelernt sein !