Den Open House Verlag gibt es seit 2012. Könnten Sie uns und unseren Lesern diesen kurz vorstellen?
Wir, Christiane Lang und Rainer Höltschl, sind auf der Suche nach einem Verlagsstandort von Freiburg i. Br. nach Leipzig gezogen, weil wir die Stadt sofort mochten. Und die Nähe zum Deutschen Literaturinstitut, aus dem jedes Jahr neue eigenwillige, gute Schriftsteller kommen, und zu Hochschulen, die junge Leute für die Buchbranche ausbilden, besonders interessant fanden.

Unser Schwerpunkt ist deutschsprachige und internationale (Norwegen, USA) Gegenwartsliteratur, vor allem Prosa, meist mit jungen Autoren. Ost und West, Frauen und Männer sollen dabei ungefähr gleich zu Wort kommen. Dazu startet im Januar 2015 unsere Sachbuch-Reihe seismograph – mit dem Thema Digitalisierung, anhand von drei künstlerischen Skype-Performances in Asien, Afrika und Europa – und im Sommer soll dann unsere schon länger geplante Reihe mit Klassiker-Neuentdeckungen starten.
Welchen Herausforderungen mussten Sie sich anfangs stellen? Sind es dieselben wie heute?
Wir hatten zwar vorher Literatur studiert, Bücher herausgegeben, übersetzt, geschrieben, in einem Verlag gearbeitet, das künftige Verlagsprofil im Kopf, aber trotzdem in vielem das Gefühl, mit dem Verlag praktisch bei null anzufangen: also ein Jahr Vertrieb aufbauen und gute Autoren suchen. Wir hatten da viel Glück, und die große Herausforderung besteht jetzt, nachdem die Reihen langsam Kontur bekommen, weiter darin, innovative Schriftsteller zu finden und sie durch intensives Lektorat, kontinuierliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit und sorgfältige Buchgestaltung für unseren Verlag zu gewinnen.
Was schätzen Sie an der unabhängigen Kleinverlagswelt?
Unabhängigkeit gibt einem die Möglichkeit, ungewöhnliche, überraschende, widersprüchliche Projekte umzusetzen. Kleinheit ist oft nur ein nach außen gepflegtes, heimeliges Image-Accessoire. Nach innen jammert man dann über Selbstausbeutung. Man braucht schon eine gewisse Verlagsgröße von Mitarbeitern, Umsatz, PR, damit wenigstens ein Teil der Ideen, die man so zusammenspintisiert, zu Büchern wird. Und damit Autoren wie Verlagsleute ihrer Leidenschaft mit genügend Zeit und voller Energie nachgehen können.
Welche Entwicklungen auf dem Buchmarkt / im Literaturbetrieb beschäftigen Sie zurzeit besonders stark?
Welche Art von Literatur hat, was Qualität und Wirkung angeht, das größte Potential? Wie hängt das mit unserem veränderten Mediengebrauch zusammen? Wie verändert sich dadurch die Vorstellung vom guten und schönen Buch? Und wie können wir ein solches Buch – und danach noch viele weitere – produzieren?
Was wünschen Sie sich für die Zukunft, in welche Richtung sollte sich die Buch- und Verlagsbranche entwickeln?
Es braucht keine Appelle. E-Books und Self-Publishing zwingen Verlage ja förmlich dazu, schöne Bücher in neuen Formaten zu entwickeln und sich angemessen um ihre Autoren zu kümmern. Fernsehen und Computer haben das Buch als Leitmedium abgelöst. Gedruckte Bücher verlieren daher ein wenig ihren Charakter als Massenware, bewegen Menschen aber weiterhin dazu, sich in geschützten Räumen in fremde Welten vorzuwagen. Kein schlechtes Gegengewicht gegen die Angst vor allgegenwärtiger Ausspähung.
Zum Abschluss würden wir uns über eine Buchempfehlung freuen – aus Ihrem eigenen Programm oder dem eines anderen Indie-Verlages.
Von unserem eigenen Programm empfehlen wir die New Yorker Autorin Paula Bomer mit »Baby«, ihren witzig-bissigen Erzählungen über Paare, Familien und Kinder. Und sonst die immer vorzeigbaren Sachbücher unserer alten Freiburger Freunde von Orange Press: aktuelle Themen – originell, klug und verständlich vertieft.
Die Bücherliebhaberin stattete dem Verlag erst vor kurzem einen Besuch ab. Ihre Eindrücke schildert sie auf ihrem Blog glasperlenspiel13.