In loser Reihenfolge stellen wir gemeinsam mit einer Handvoll BloggerkollegInnen alle zehn Titel und Verlage vor, die auf der Hotlist 2015 stehen. Bereits im Juli hat Sophie den Roman Bodentiefe Fenster von Anke Stelling besprochen, heute kommt Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag zu Wort. Die Beiträge erscheinen auch auf dem Hotlistblog.
Der Verbrecher Verlag ist ein unabhängiger Verlag und wurde 1995 von Werner Labisch und Jörg Sundermeier gegründet. Zum Programm gehören Sach- und Kunstbücher sowie die Filmliteratur-Reihe »Filit«, doch der Schwerpunkt liegt auf der Belletristik. In diesem Bereich werden Bücher von renommierten SchriftstellerInnen wie David Wagner oder Wolfgang Müller ebenso veröffentlicht wie Debüts von jungen Talenten wie Nino Haratischwili oder Lisa Kränzler. Neben umfangreichen Werkschauen von zu Unrecht vergessenen AutorInnen sind die Edition der Tagebücher Erich Mühsams und die Übersetzung des siebenbändigen Kultromans Das Büro von J. J. Voskuil die Großprojekte des Verlags.

Warum haben Sie sich entschieden, Bodentiefe Fenster bei der Hotlist einzureichen? Was macht den Roman zu einem der besten Bücher aus unabhängigen Verlagen?
Wir glauben an Bodentiefe Fenster, finden, dass es ein guter Roman ist, der sich gut in die Liste der Titel einreiht, die die Hotlist repräsentiert. Im Grunde hätten wir aber auch nahezu jedes andere Buch aus unserem diesjährigen Programm vorschlagen können. Wir haben den Roman von Anke Stelling genommen, weil wir finden, dass neben dem guten Schreibstil und der guten Verarbeitung des Buches in diesem Text auch noch ein aktuelles Thema angestimmt wird – und auf diese Weise ragt er ein bisschen aus allen anderen Titeln heraus.
Was ist das Besondere an Ihrem Verlagsprogramm, an Ihrer Philosophie?
Wir achten auf gute Texte und gute Verarbeitung, das tun aber viele. Bei uns ist es so, dass wir bei der Auswahl der Bücher nicht zuerst an ihre Verkäuflichkeit denken, wir wollen sie selbst gern lesen. Das gilt auch abseits der Sonntagsreden. Dann versuchen wir, die Bücher, die wir selbst gut finden, auch mit möglichst viel Lärm allen anderen bekannt zu machen, denn wir wollen, dass gute Bücher gelesen werden. Und ich glaube, wir sind schon besonders laut, weil wir es damit wirklich ernst meinen.
Was bedeutet für Sie unabhängiges Verlegen? Darf es weitergehen wie bisher?
Es sollte ein bisschen mehr Geld in die Kassen kommen, aber dafür trommeln wir ja. Anfangs haben wir viele Fehler gemacht, doch ich habe gute Gründe anzunehmen, dass wir aus ihnen gelernt haben. Wäre im Jahr des 20. Verlagsgeburtstages auch schlimm, wenn es nicht so wäre. So darf’s dann auch gern weitergehen: lesend, lärmend und lernend.
Wir danken Jörg Sundermeier herzlich für Rede und Antwort und wünschen ihm und seinem Team alles Gute!
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