Kaffee, Zigarette.
Das Unmögliche ist eingetreten. Seraphe war bereits vor mir wach.
Sie befreite sich – so ihr Bericht – mit gekonnten Musenschlägen aus den Kerkern ihrer Träume, entwand sich den Umarmungen der Decke, um sich dann in die Küche zu flüchten, die Augen geweitet vor Entsetzen, weil noch ein Kuchen zu backen war. (Wir sind am Nachmittag bei Seraphes Schwester Igel geladen, der sie einen Kuchen versprach.)
Ich lag derweil benebelt und krank (weil mich eine Erkältung angesprungen hat) im Bett; gefangen in meinen Träumen aus Asche und Sprache. Es ist immer wieder derselbe Traum, der nur auf mich zu warten scheint, der mich, wenn ich die Augen schließe, wie ein hungriger Wolf anfällt.
(Ich hebe den Kopf, linse in meinen Kaffeebecher. Gähnende Leere. Ich werde mir Nachschub holen.)
Krankheitsbedingt lag ich gestern viel auf dem Sofa, dem Kissen das eine oder andere Geheimnis ablauschend. Die Welt kam mir weit entfernt vor, so als würde ich einen Helm tragen.
Wir sahen uns einen Film an. Dann später lief noch eine Mail von einem Autorenkollegen ein, der gerade „Blut ist ein Fluss“ liest und der einige „nette“ Momente darin entdeckte, aber auch viele „Posen“.
Der Vorwurf ist nicht neu. Trotzdem bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig die Leser scheinbar mit diesem Roman umgehen können; ich habe eigentlich auch gar keine Lust mehr, darauf hinzuweisen, dass es sich um einen Meta-Roman handelt, der natürlich mit Versatzstücken des Noir-Roman spielt.
Überhaupt, dieser Roman liegt hinter mir, will ich doch meinen neuen Roman bis Ende des Jahres genügend überarbeitet haben, damit er das Licht der Welt erblicken kann.
Ich schrieb es schon einmal anderer Stelle, aber es ist hervorzuheben: Literatur ist eine Religion.
Postmoderne Autoren haben es da schwer, weil sich die Gläubigen der jeweiligen Gattungen stets ans Bein gepinkelt fühlen.
Während ich dies tippte ist in der Küche Ruhe eingekehrt. Seraphe duscht. Ich werde jetzt noch eine Zigarette rauchen und dann …