22. Juli 2010, Schweiß, Asche, dann noch über Tilda Swinton, 5.51 Uhr

Kaffee, Zigarette.
Kein Regen, so sehr wir uns auch auf die Voraussagen verließen, sondern einzig nur Wärme, die inzwischen zu einer zweiten Haut geworden ist. Erst jetzt fallen einzelne Tropfen, die sich noch nicht recht entscheiden können, ob sie ein Regen oder nur ein kurzer Schauer sein wollen. Ich hebe den Kopf. Lausche. Wohl eher nur ein Schauer. Wie schade. Meine Finger kleben des Schweißes wegen an der Tastatur, ich muss sie regelrecht abziehen, als hätte ich zuvor Kleber an den Fingern angebracht. Die Tropfen haben ihr Trommeln ganz eingestellt. Die Vögel dringen wieder durch. Sie trällern aus vollen Schnäbeln.
Ja, ausgeruht fühle ich mich, schlief auch angenehm, vertieft in Träume, die mich wieder mal in ein von Asche übersätes Land katapultierten, nicht, weil ich Endzeitvisionen so betörend finde, sondern weil ich beim Einschlafen über eine Geschichte zum Thema grübelte. Ich denke, ich werde da etwas schreiben. Ich bin der Handlung näher gekommen, bin meinem „Held“ eine Weile gefolgt.
Seraphe schläft noch. Schön anzusehen. Betörend. Eine Muse, wie es keine mehr gibt.
Schrieb gestern etwas für die Parallelpathologie. Ich sollte mich korrigieren, schrieb es doch mein Mr. Hyde, der mir versprach, es gegen Nachmittag an bekannter Stelle zu veröffentlichen. Es ging wohl um eine Lesung, die er bestritt, man wird sehen und lesen.
Heute Nachmittag ist Sternchen bei uns, endlich wieder einmal. Wir werden zum Italiener gehen, der Tisch ist bereits reserviert. Danach noch in die Videothek, um sich Tim Burton und seine Version der „Alice im Wunderland“ auszuleihen. Ich werde mich heute also mit dem Schreiben zurück halten, nur ein paar Sätze hier und dort, denn ganz ohne die Kunst der Buchstabensetzerei kann man ja auch nicht leben.
Ein weiterer Schluck vom Kaffee, überhaupt, ich müsste ja eigentlich endlich einmal meine Lieblingsmarken erwähnen, aber diese Werbung wollen wir uns ersparen.
Ach, ich hätte es fast vergessen, wir sahen uns gestern Abend einen Film mit Tilda Swinton an. Der Film interessiert hier nicht, weil er zu viel wollte, und am Ende verlor. Nur über Tilda Swinton müssen noch einige Worte fallen, über diese Frau, die im herkömmlichen Sinne so überhaupt nicht hübsch ist (was wahrscheinlich sehr für sie spricht, wenn man sich die heutigen Geschmäcker so anschaut), die aber wie eine Skulptur die Leinwand beherrscht, die wirkt, als wäre sie aus Stein gemeißelt worden, oder einem ganz besonderen Porzellan gemacht, die kantig in eine Welt hinein blickt, die dem Kantigen inzwischen so abgeneigt ist.
Ich werde jetzt noch einen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen und dann …

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