Jacob Vollender hat viele Biografien. Welche nun stimmt? Wer weiß? Sein Geburtsjahr datiert sich auf 1943, 1962 und 1974. Er könnte in den Niederlanden, in den USA oder auch in Nordspanien geboren sein. Am Ende bleiben nur Vermutungen. Er ist der Mann der tausend Gesichter.
Sein erster Roman „Wollust“ wurde zu dem Skandal, den er sich vermutlich erhofft hatte. Das Buch erschien zuerst in Dänemark. Dort wurde es sofort beschlagnahmt. Es folgten Übersetzungen in verschiedenen Ländern. Der Roman wurde ein Erfolg. So oder so.
… Seine Hand wanderte wie ein aufgeregtes Insekt über ihren Bauch. Sie bog sich gleich einem Bogen. Plötzlich verharrte das Insekt. Sie hielt die Augen geschlossen und wartete ab. Da! Es hatte sich bewegt. Sie war sich sicher. Sie öffnete leicht ihre Lippen, sog Luft ein. Die Bauchdecke fiel und mit ihr stürzte das Insekt. Sie hatte es geweckt. Es krabbelte weiter, hoch zu ihren Brüsten und tastete sich mit einem der Vorderfüße den Hügel hinauf. Schließlich kam es oben an.
„Das ist ein verfluchter Berg“, keuchte Vincent.
„Pssst! Du kannst nicht sprechen. Du bist ein Insekt.“
„Ich kann alles sein“, sagte er.
Vincent presste leicht ihren Busen. „Das lebt alles“, sagte er.
„Manchmal“, erwiderte sie …
Nach „Wollust“ folgten die Romane „Kommando Lust“, „Geil“ und sein vielleicht bester Roman überhaupt: „Die lüsterne Gräfin“.
Es ist eine Geschichte angefüllt mit Mord, Habgier und natürlich nackten Tatsachen. Immerhin steckt zwischen den Buchdeckeln ein echter Vollender.
Jacob Vollender schickt in der „Lüsternen Gräfin“ einen verarmten amerikanischen Dichter in den Schoß einer rumänischen Gräfin, die inzwischen in London „residiert“. Sie unterhält dort einen „Club“ für zahlungskräftige Kunden aus Politik und Hochfinanz. Hier eine Szene aus dem vierten Kapitel, überschrieben mit „Der Käfig der Quallen“.
… Jones spürte ein Kratzen auf seinem Rücken. Dann spürte er dünne Rinnsale fließen. Er bewegte sich. Wollte aufstehen. Wollte fort von hier.
„Nicht“, zischte die Gräfin. „Bleib so.“
Er versuchte sich wieder zu entspannen.
Die Gräfin schlug ihn auf den Hintern. Dann beugte sie sich über ihn und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich will deinen Arsch!“
Jones drückte sich wieder leicht hoch. Die Neugier siegte.
Ihre Hand fuhr langsam an seinem Rücken entlang und schien etwas zu suchen. Und gerade in dem Augenblick, da er mit nichts rechnete, rammte sie ihm etwas in den Hintern.
Jones schrie auf und stieß die Gräfin von sich runter.
„Verfluchtes Miststück!“, fluchte er.
Sie sah ihn mit einem seltsam entstellten Gesicht an. „Wenn man Gott verhöhnen will, so wusste es schon der Marquis, dann muss es in den Anus.“
„Was?“, fragte er.
Sie hielt ihm ein Metallkruzifix unter die Nase. „Das da!“
Jones drehte sich weg.
Raus hier, dachte er. Ich muss raus hier. Sofort!
„Du bist verrückt“, schrie er sie an.
Sie lachte auf. „Unsinn. Ich bin nicht verrückt. Ich liefere nur, wonach diese Zeit verlangt.“
„Und das wäre?“
„Sünde!“ …
Die „Lüsterne Gräfin“ ist sein kernigster Roman. Er soll ihn in nur zwei Tagen geschrieben haben. Kann schon gut sein. Er liefert keine Hochliteratur ab, dafür aber einen schrägen Gothic-Roman mit viel Sex und einer gehörigen Portion skandalöser Thesen. Diese Mischung macht aus dem Roman ein ganz eigenes Kunstwerk, das weit über dem üblichen Thrash dieser Sorte thront.
Vielleicht ist Jacob Vollender kein großer Autor. Aber ein geiler Autor ist er allemal.
Einige Romane von Jacob Vollender:
Wollust (vergriffen)
Kommando Lust (vergriffen)
Geil (vergriffen)
Die lüsterne Gräfin (vergriffen)
Titten (vergriffen)
Spur auf dem Laken (vergriffen)
Die verruchten Baumeister (vergriffen)
Gesetze der Lust (vergriffen)