Kaffee, Zigarette.
Das Kind schläft, die Mutter des Kindes schläft, so hoffe ich, denn das Muttergesicht war verzerrt von Sorge um das kranke Kind, das sie gestern fiebernd von der Schule abholte; unser Sternchen stand auf wackligen Füßen mit Tränen vor dem Tor, die Mutter sprang aus dem Auto, fragte: „Was ist denn los?“
Also klärte Sternchen Seraphe auf, schilderte ihre Achs und Wehs, erzählte von der Lehrerin, die sie nicht aus dem Klassenraum ließ, weil man den Kindern misstraut, weil man sie unter den Generalverdacht der Lüge und des gekonnten Schauspiels stellt. Ja, das sind die kleinen Skandale des Alltags, die Mühlen, gegen die man gerne anreiten würde, die einen dann aber als „meckernde Eltern“ schimpfen, wenn man den angedrohten Ritt tatsächlich antritt. Die Schulen sind so verkommen wie eh und je, natürlich gibt es gute Lehrer, dann gibt es aber auch wieder jene, denen man die Liebe zur Macht bereits an den Augen ablesen kann, die immer drauf pochen: Ich steh hier oben und du dort unten. „Unterm Rad“ von Hermann Hesse hat seine Gültigkeit behalten.
Also schipperte Seraphe das kranke Sternchen nach Hause, führte sie in die Trutzburg hinauf, legte sie auf das Sofa, denn ins Bett wollte Sternchen nicht, und wickelte sie in eine Decke. Dort lag das kranke Kind, mit glasigen Augen, fiebernd, später sich in einen Eimer übergebend.
Ein wenig aß sie, dann brachten wir sie ins Bett, küssten sie auf Wange und Stirn, flüsterten ihr unsere Liebe ins Ohr.
Natürlich wird Seraphe heute mit ihr zum Arzt gehen. Ich hoffe, es geht dem armen Sternchen bald besser.
So sitze ich hier, meinen Kaffee schlürfend, während die Wohnung wie ein Kokon wirkt, dem in einigen Stunden die Körper Seraphes und Sternchens entschlüpfen werden.
Ich werde jetzt noch eine Zigarette rauchen und dann …
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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Guido Rohm, 36100 Petersberg E-Mail: HIERMeta
Gute Besserung!
Danke!
Von mir auch : Gute Besserung!
Danke sehr! Sternchen, der Ihr Name inzwischen schon geläufig ist, freut sich.