Kaum ist meine Geliebte vor den Zug nach München gesprungen, muss ich mich auch schon wieder an die Arbeit am neuen Roman machen, den ich, werte Leserinnen und Leser, nach zahlreichen Recherchen im Kongo nun endgültig planen werde.
Noch suche ich nach einem Titel, befragte auch oft die Geliebte deshalb, die nun aber nicht mehr Rede, auch nicht Antwort stehen kann, zog sie es doch vor einen Zug. Nun denn, wie mein Vater stets zu sagen pflegte: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Mein Roman wird den Titel „Titten wie Eisberge“ oder auch „Des Kardinals letzte Lüge“ tragen. So ganz habe ich mich da noch nicht entschieden.
Eben erst bemerkte ich den Notstand meines Kühlschranks, der nicht einmal mehr Frost aufzuweisen hat. Schon wollte ich die Geliebte rügen, bis mir einfiel … Aber lassen wir das jetzt!
Rasch also wieder an den Schreibtisch, um im Netz einige Runden zu kraulen. Ich traf im Informationsbecken auf eine gewisse Susi A. aus Koblenz, ihres Zeichens Mundartdichterin. Die Dame kam mir allerdings nicht ganz koscher vor. Ein Gedicht mit Gummi kostet 20 Euro. Ein Gedicht ohne Gummi 50 Euro. Ich wollte mich schon für einen Heine-Blow-Job mit Gummi entscheiden, als mir plötzlich in den Kopf schoss: Heine mit Gummi will ich nicht. Ich wimmelte betreffende Dame also ab und vertröstete sie auf die nächste Stunde. Dann hätte ich bestimmt eher Zeit.
Mit rotem Kopf wand ich mich wieder meinem Roman zu und überlegte und tippte nach einer bis zwei Stunden dann schließlich den ersten Buchstaben meines neuen Großwerks.
E lautet der Bursch, der zwar noch einsam im Dokument kauert, bald aber, da bin ich mir sicher, Besuch von einem i und einem m erhalten wird. Aber was soll EIM nur bedeuten? Dieses Rätsel sei den Lesern aufgetragen.
Ich bin kein voreiliger Schreiber. Ein Meisterwerk will in Ruhe und Bescheidenheit gezimmert werden.
Nach dem erschöpfenden Schöpfungsakt setzte ich mich aufs Dichterklo und schuf dort ein Lautgedicht.
Nun warte ich auf die Rückkehr der Geliebten. Ich tippe diese Zeilen in mein Notebook. Ich habe kein Toilettenpapier mehr. Ich schimpfe auf die Geliebte, bis mir einfällt …
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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